Ninja Village – TEST

Strategiespiele auf einer Konsole statt auf dem PC zu veröffentlichen, ist oft eine heikle Angelegenheit und geht nicht immer gut aus. Ninja Village aus dem Hause Kairosoft ist ein auf die nötigsten Funktionen reduzierter Titel – und kann deswegen an vielen Stellen glänzen.

 


In Ninja Village kümmern wir uns um das titelgebende Ninja-Dorf Yukigakure und spielen aus der Sicht des Klans der Hattori. Auf Wunsch lassen sich zu Spielbeginn Dorf- und Familienname auch nach Belieben anpassen. Hauptsächlich besteht unsere Aufgabe darin, das Dorf florieren zu lassen. Dies geschieht, indem wir obdachlosen Bewohnern der Region ein Heim bieten und ihnen Arbeit verschaffen. Ähnlich wie die Siedler aus Blue Bytes gleichnamiger Strategiespielreihe wuseln die Dörfler kreuz und quer, ackern auf dem Feld, liefern Waren zu Teehäusern und verkaufen sie dort an Besucher.

Nach und nach erhalten wir mehr Goldmünzen, die wir auf vielfältige Art und Weise einsetzen können. Beispielsweise erwerben wir beim Händler neue Waffen und Ausrüstungsgegenstände für die überschaubare, aber stetig anwachsende Bewohnerzahl. Anfänglich erweitern wir mit neuer Stärke nur das Gebiet unseres Dorfes, später wollen auch umherziehende Banditen in den Regionen außerhalb der Örtlichkeit bekämpft werden. Im Hintergrund werkelt permanent eine charmante Geschichte um die Einigung des Landes unter einem Ashikaga-Shōgun während der Sengoku-Zeit, in die wir aktiv eingreifen dürfen. Bereits im ersten von insgesamt sechzehn Spieljahren erbittet der Shōgun unsere Hilfe beim Erobern von verschiedenen Burgen anderer berühmter Familien.

Bauherr und Militär

Sowohl der Aufbaupart als der militärische Ansatz ergänzen sich stets gegenseitig, denn mit erwirtschafteten Geldern dürfen wir Truppen anwerben, die wir wiederum in den Krieg schicken. Für eroberte Burgen erhalten wir nicht nur Geld, sondern auch neue Technologien, um weitere Gebäude aus dem Boden zu stampfen, neue Ausrüstung zu fertigen oder der Infanterie auch noch Schützen und Kavalleristen hinzuzufügen. Es entwickelt sich schnell eine äußerst motivierende Suchtspirale, die es erschwert, die Konsole auszuschalten. Dennoch sollten wir auch den zeitlichen Rahmen im Auge behalten, denn uns bleiben nur sechzehn Jahre, das Spiel zu beenden beziehungsweise einen Highscore aufzustellen, was im Grunde das Ziel des Spiels ist.

Vor allem der Angriff auf entfernte Burgen benötigt mehrere Wochen, sodass wir die gegnerische Truppenstärke niemals unterschätzen und lieber vorher eine große Armee aufstellen sollten. Andernfalls verlieren wir unnötigerweise Zeit und Geld; zwei Ressourcen, die an anderer Stelle deutlich besser investiert werden können. Sonderlich komplex ist Ninja Village aber nicht, alle Aktionen sind flott erlernt. Schade ist in diesem Zusammenhang, dass es kaum Informationen zum Spielablauf gibt. Die wenigen Hilfetexte sind zwar mit einfachem Schulenglisch leicht zu verstehen, eine wirkliche Hilfe sind sie im Notfall aber eher nicht.

Kompakt und verständlich

Oftmals geht Probieren über Studieren, beispielsweise auch bei der Kampfreihenfolge. Dass zunächst Schützen, dann Infanteristen und erst zum Schluss die Kavallerie an der Reihe ist, müssen wir wie viele andere Dinge selbst herausfinden. Im ersten Moment klingt das wesentlich schlimmer, als es in der Praxis ist. An vielen Stellen ersetzen Automatismen manuelle Eingaben und an anderen Stellen wird mit einer bestimmten Symbolik auf ein Problem hingewiesen, sodass die meisten Inhalte zum Glück selbsterklärend sind. Der weitgehend isometrischen Übersicht kommt die hübsche 16-Bit-Grafik zugute, bei der kein Detail in einem Texturenwirrwarr verschwindet.

Auch die Figurenmodelle und ihre Animationen im Kampf erinnern stark an Super-Nintendo-Klassiker wie Theme Park, Uncharted Waters: New Horizons oder an diverse Fire-Emblem-Episoden. Verbesserungswürdig ist hier und da nur das Menü, das zu sehr an die Mobile-Version von Ninja Village erinnern lässt. Die Akustik passt zwar zum wuseligen Charakter des Spiels, die Musikstücke können aber wie der spätere Spielablauf sehr schnell sehr repetitiv werden. Wem Spiele wie Total War: Shōgun 2 zu komplex oder zu unübersichtlich sind, findet in Ninja Village ein passendes und leicht erlernbares Pendant, das sich im Handheld-Modus auch ganz entspannt über den Touchscreen spielen lässt.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Bei Strategiespielen auf Konsolen bin ich immer sehr vorsichtig, da sich Entwickler mit der Komplexität gerne mal übernehmen. Bei Ninja Village ist das zum Glück aber bei Weitem nicht der Fall, da alle Elemente leicht verständlich und schnell erlernbar sind. Es fehlen hier und da zwar Hilfestellungen, durch Ausprobieren und Experimentieren sind diese Lücken jedoch schnell geschlossen. Sobald die grundlegenden Funktionen verinnerlicht sind, erzeugt das Spiel eine motivierende Suchtspirale, die mich immer tiefer in das Geschehen eintauchen lässt. Die Story könnte zwar vor allem aufgrund der einen oder anderen historischen Vorlage deutlich tiefgründiger sein, doch da es der Titel als Ziel ohnehin auf einen Highscore abgesehen hat, ist das nicht weiter schlimm. Strategen, die es gerne etwas komplexer haben möchten, werden mit Ninja Village sicherlich kaum Freude haben. Wem aber gerade Titel wie Total War: Shōgun 2 und Konsorten abschrecken, kann in Ninja Village voll und ganz aufgehen.