Project Zero: Die Maske der Mondfinsternis – TEST

Bereits 2008 erschien der Survival-Horror-Titel Zero: Tsukihami no Kamen in Japan für die Wii. Project Zero: Die Maske der Mondfinsternis, wie der Titel bei uns heißt, blieb außerhalb Japans lange Zeit unveröffentlicht. Dieser Umstand änderte sich aber am 9. März 2023.


Fast fünfzehn Jahre hat es gedauert, bis nicht-japanische Spieler offiziell in den Genuss des japanischen Survival-Horror-Spiels Project Zero: Die Maske der Mondfinsternis gekommen sind. Auch wenn die Veröffentlichung in Europa zum Bedauern der Fans rein digital ausfällt, kann der vierte Serienteil, der lange Zeit exklusiv auf einer Nintendo-Plattform verfügbar war, endlich nachgeholt werden. Wie die restlichen Ausgaben der Reihe beschäftigt sich auch der vierte Teil mit einer Geistergeschichte, die zum Gruseln anregt – in mehrerlei Hinsicht.

Auf der fiktiven Insel Rōgetsu findet alle zehn Jahre ein besonderer Tanz statt, der sich um die titelgebende Maske der Mondfinsternis dreht. In einem Jahr geht das ominöse Ereignis aber gehörig schief, sodass alle Bewohner der Insel entweder sterben, verschwinden oder noch rechtzeitig die Insel verlassen. Verwickelt in diesen Vorfall sind auch die drei Protagonisten des Spiels, in deren Rollen wir alternierend schlüpfen. Während der dreizehn Kapitel spielen wir zum einen die beiden Schülerinnen Asō Misaki und Tsukimori Madoka und zum anderen den Detektiv Kirishima Chōshirō. Alle drei Beteiligten haben ihre Erinnerungen von vor zehn Jahren verloren und versuchen diese mit einer Rückkehr auf die Insel wiederherzustellen. Langsam lüftet sich der Nebel und bringt dabei zahlreiche Geheimnisse zum Vorschein.

Dreifache Geistergeschichte

Durchweg sind wir in Project Zero: Die Maske der Mondfinsternis auf uns alleine gestellt, um verfallene und mysteriöse Orte wie eine Klinik, ein Sanatorium oder einen Höhlenkomplex zu erkunden. Da die jeweils anderen Akteure sich immer an einer anderen Stelle der sich peu à peu öffnenden Spielwelt befinden, deren Bereiche storybedingt zum Teil abgesperrt bleiben, laufen wir ihnen eigentlich auch so gut wie nie über den Weg. Unterdessen machen uns an allen Ecken und Enden so genannte Rachegeister das Leben schwer. Diese greifen uns so lange an, bis wir sie besiegt haben.

Damit wir uns gegen die Geister wehren können, stehen Misaki und Madoka jeweils eine, aber stets geheimnisvolle Camera Obscura zur Verfügung. Die Kamera fokussieren wir auf unsere Angreifer und knipsen dann munter Fotografien von den Gespenstern. Je nachdem welchen Film wir eingelegt haben, richten die Fotos auch in unterschiedlicher Intensität Schaden an. Diesen können wir erhöhen, indem wir spezielle Objektive nutzen oder die Camera Obscura aufrüsten, indem wir die überall in der Spielwelt verteilten blauen Kristalle verwenden. Objektive lassen sich mit roten Kristallen auf dieselbe Art und Weise verbessern. Unter diesen Aspekten können wir Geister mit der Zeit wesentlich effektiver zurückschleudern, verlangsamen oder auf alle Ewigkeit gleich ganz besiegen.

Eingeschränkte Bewegungsfreiheit

Spielen wir mit Chōshirō, nutzen wir hingegen die ähnlich aufgebaute Geistertaschenlampe, mit der wir unsere Gegner mit der Kraft des Mondlichts grillen und im Sinne des Gameplays sogar abfotografieren können. In der ersten Spielhälfte können diese Kämpfe ganz schön in Krämpfe ausarten. Dies liegt vor allem daran, dass die Räumlichkeiten der Spielwelt sehr eng ausfallen und in der Regel kaum Bewegungsspielraum lassen. Hinzu kommt die träge Steuerung der Spielfiguren. Insbesondere wenn wir mit Misaki oder Madoka spielen, fällt die Bewegungskontrolle äußerst negativ ins Gewicht, denn hier wechselt die Kameraperspektive aus der dritten in die erste Person. Das ergibt in Form der Camera Obscura zwar Sinn, dürfte aber vermutlich Einsteiger und Anfänger zur Weißglut treiben.

Wir können euch aber sehr wohl versichern, dass die Steuerung nach einigen Stunden in Fleisch und Blut übergeht und dem Spielspaß dann nicht mehr ganz so sehr im Wege steht. Wer durch die zunächst nicht ganz fair erscheinenden Kämpfe zu oft stirbt, kann zudem regelmäßig Fortschritte von einer Viertelstunde oder mehr einbüßen, da nur an den dafür vorgesehenen Laternen gespeichert werden kann. Durch die langsame Lauf- und noch langsamere Schrittgeschwindigkeit aller Protagonisten kann das je nach Spielstelle und Aufgabe ordentlich an den eigenen Nerven zerren.

Vermeidbar gewesene Frustmomente

In Anbetracht dessen, dass es sich bei Project Zero: Die Maske der Mondfinsternis auf der Nintendo Switch und Co aber um ein Remaster eines 2008 zum ersten Mal veröffentlichten Wii-Spiels handelt, wäre von dieser Veröffentlichung deutlich mehr zu erwarten. Gerade eine leichte Erhöhung der Bewegungsgeschwindigkeit hätte hier Wunder bewirkt. Übrigens ist es nicht so, dass das Survival-Horror-Spiel über keine automatische Speicherfunktion verfügt. Das Spiel speichert aber nur dann automatisch, wenn wir an einer Laterne vorbei hasten, damit wir uns den Speichervorgang übers Menü sparen können. Vor dem Betreten von Räumen, in denen die nächsten Rachegeister auf uns warten, wäre das automatische Speichern in unseren Augen jedoch wesentlich sinnvoller gewesen, um Frustmomenten entgegen zu wirken.

Zu Beginn sind Heilgegenstände und stärkere Filme noch rar gesät. In der zweiten Spielhälfte, wenn wir auch schon genügend ungefährliche Wandergeister abgelichtet haben, können wir uns an den Laternen aber ausreichend mit Kräutermedizin und Filmen eindecken, die definitiv bis zum Finale und für weitere Spieldurchläufe ausreichen. Bei diesen können wir dann zum Beispiel auch Upgrades der Camera Obscura übernehmen, wodurch das Spiel definitiv leichter und den Frust des ersten Spieldurchgangs möglicherweise ein wenig vergessen lassen wird.

Durchschnittliches Remaster

Aufgelockert werden die repetitiven Kämpfe und das Absuchen nach Gegenständen mit kleineren Rätseln. Mal müssen wir einen Code eingeben, um eine Tür zu öffnen und mal müssen wir ein fehlendes Plättchen eines Schieberätsels aufspüren, um gleich darauf das Puzzle zu lösen. Auch Klavierspielen in Form eines Minispiels ist im Paket inbegriffen. Auch wenn die Rätsel ähnlich wie in Resident Evil nicht immer logisch in die Spielwelt eingebaut sind, stören sie doch nie. Ein Dorn im Auge ist jedoch die eher durchschnittliche Technik des Spiels, zumindest in der Switch-Fassung. Zwar läuft das Spiel weitgehend flüssig, doch an manchen Stellen gerät die Bildwiederholrate ins Stottern, was gerade bei den Kämpfen ein wenig anstrengend sein kann.

Ärgerlicher sind die Ladezeiten beim Betreten eines neuen Raums oder beim Übergang in eine Zwischensequenz. Hier bleiben die Protagonisten an Ort und Stelle ein bis zwei Sekunden stehen und das Bild friert ein, wodurch die Atmosphäre leidet. Das ist bei einem Remaster auf einer entsprechend potenten Konsole unverständlich. Wer über all die kleinen Defizite hinwegsehen kann, kommt mit Project Zero: Die Maske der Mondfinsternis in den Genuss eines immerhin soliden und circa zehn bis fünfzehn Stunden langen Survival-Horrors mit einer interessanten Story, die aber vor allem über sammelbare Dokumente erzählt wird. Aufgrund des Alters ist das dem Spiel von 2008 aber noch am ehesten zu verzeihen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Project Zero: Die Maske der Mondfinsternis ist in meinen Augen ein sehr atmosphärisches Spiel mit einem ganz leichten Gruselfaktor. Die Geschichte des Spiels kann aber nicht ganz mithalten, da vieles altbacken über zahlreiche Dokumente erzählt wird, die ich weitgehend auch finden, aufklauben und lesen muss, um das Wichtigste zu erfassen. Darüber kann ich aber aufgrund des Alters des Spiels hinwegsehen. Mich stören ganz andere Dinge, die über die eigentliche Spielmechanik hinausgehen. So lassen sich die Protagonisten für meinen Geschmack nur sehr schwerfällig bewegen. Auch dass das Spiel nur an Speicherstationen den Fortschritt sichert, ist einfach zu wenig und zumindest teilweise sinnbefreit. Das ständige und nicht zuletzt minutenlange Zurücklatschen nach dem Tod der Spielfigur ist ebenso nervig wie das wiederholte Laden von neuen Räumen oder Zwischensequenzen. Wäre das Spiel im Kern nicht so atmosphärisch, so hätte ich sicher nach zwei bis drei Stunden die Flinte ins Korn geworfen. Trotz der Defizite ist das Spiel für Genre-Fans einen Blick wert. Diese sollten dann aber eher auf einer anderen Plattform als der Switch zugreifen, um den kurzen, aber repetitiven Ladezeiten zu entgehen.