Rainbow Moon – TEST

Ursprünglich ist Rainbow Moon bereits 2012 als Download-Titel für die PlayStation 3 erschienen. Ein Jahr später erhielt das Taktik-Rollenspiel der deutschen SideQuest Studios eine Portierung für die PlayStation Vita und 2016 eine erneute Veröffentlichung für die PlayStation 4. Mittlerweile hat es Rainbow Moon auch auf die Nintendo Switch geschafft.


In Rainbow Moon schlüpfen wir in die Rolle des Helden Baldren, dessen Namen wir auch ändern dürfen. Bei einem Kampf mit seinem Erzfeind wird Baldren durch ein Portal in eine andere Welt gezogen. Mit ihm erscheinen dort zahlreiche Monster, weshalb Baldren für deren Erscheinen verantwortlich gemacht wird. Es ist nun an uns, die Monster zu bekämpfen, hinter das Geheimnis ihres Auftauchens zu kommen und einen Weg zurück in unsere Welt zu finden. Dafür erkunden wir aus der isometrischen Perspektive eine offene Spielwelt, treten in taktischen Rundenkämpfen gegen Feinde an und unterstützen die Bewohner des titelgebenden Mondes.

Taktische Auseinandersetzungen

Auf den ersten Blick erinnert Rainbow Moon aufgrund der Perspektive und der Darstellung von Charakteren und Monstern an Action-Rollenspiele wie die Diablo-Reihe. Sobald wir aber kurz nach unserer Ankunft in der fremden Welt erstmals auf einen Gegner treffen, stellt sich schnell heraus, dass wir ein weitaus klassischeres Rollenspiel mit Taktik-Kampfsystem vor uns haben. Sobald wir während der recht typischen Erkundung der offenen Spielwelt einen Feind berühren oder eine der optionalen Zufallsbegegnungen aktivieren, wechselt das Geschehen in eine in Felder aufgeteilte Arena. Hier dürfen wir Baldren und den sich später anschließenden Begleitern rundenweise Befehle erteilen. Wie viele Aktionen wir pro Zug durchführen dürfen, hängt von unserem Level ab. Können Baldren und Co sich anfangs nur einmal bewegen, angreifen oder dergleichen, haben wir mit der Zeit immer mehr Aktionen, wodurch unsere taktischen Möglichkeiten steigen. Das ist auch essenziell, da wir uns häufig einer zahlenmäßigen Übermacht an Gegnern gegenübersehen.

In den Kämpfen platzieren wir unsere Charaktere gut überlegt und berücksichtigen dabei die jeweiligen Angriffsarten. Während Baldren auf Nahkampf setzt und deshalb auf dem Feld direkt neben einem Feind stehen muss, ist Trisha beispielsweise Bogenschützin und greift aus der Ferne an. Neben den normalen Attacken verfügen unsere Gruppenmitglieder über verschiedene Skills, die sie im Kampf ausführen können. Allerdings werden dabei ganz klassisch Magiepunkte verbraucht, weshalb wir gut überlegen sollten, wann wir unsere mächtigen Fähigkeiten verwenden und wann normale Angriffe ausreichen. Zusätzlich dürfen wir Gegenstände einsetzen oder uns verteidigen. Letzteres beendet jedoch unabhängig davon, wie viele Aktionen wir noch übrig haben, immer unseren Zug und sollte entsprechend bedacht verwendet werden.

Umfangreiche Erkundungen

Etwas gewöhungsbedürftig in den Kämpfen ist die Steuerung. Gerade wenn wir unsere Charaktere bewegen, sollten wir genau darauf achten, in welche Richtung wir drücken müssen, um das jeweilige Feld zu erreichen, da das gerade anfangs nicht eindeutig ist. Haben wir die etwas ungewohnten Eigenheiten jedoch verinnerlicht, spielt sich Rainbow Moon angenehm flüssig und wir können uns vollständig der taktischen Herausforderung stellen. Schnell zeigt sich, dass Rainbow Moon durchaus herausfordernd sein kann. Zumindest wenn wir gegen etwa gleichstarke oder stärkere Feinde antreten. Im Verlauf unseres Abenteuers ändert sich das jedoch aufgrund der Stufenaufstiege teilweise spürbar. So fallen einige Kämpfe bei zu hohem Level viel zu leicht aus. Darunter leidet der Spielspaß enorm, da die Auseinandersetzungen mit Feinden mit der Zeit langweilig werden können. Glücklerweise stellt uns Rainbow Moon aber stets angemessene Herausforderungen, sodass wir immer wieder unser volles taktisches Geschick einsetzen müssen.

Die offene Spielwelt wiederum bietet ausreichend Abwechslung, kleinere Rätsel, zahlreiche zu findende Schätze, Nicht-Spieler-Charaktere und Haupt- sowie Nebenquests. Immer haben wir das Gefühl, etwas Neues zu entdecken oder mehr über die fremde Welt zu erfahren. Wirklich viel Story- oder Charaktertiefe sollte zwar nicht erwartet werden, dafür versteht es Rainbow Moon aber angenehm kurzweilige Rollenspielkost zu bieten, zumal wir viele Aufträge erhalten. Fast jeder Bewohner der Welt braucht unsere Hilfe. Umso bedauerlicher ist es, dass viele Quests recht simpel ausfallen und sich lediglich mit dem Bekämpfen bestimmer Gegner oder dem Finden eines Gegenstands befassen. Zwar bleibt der Spielspaß trotzdem erhalten, etwas mehr Vielfalt wäre aber trotzdem wünschenswert. Unabhängig davon versteht es Rainbow Moon immer irgendwie zu motivieren und sei es nur, weil wir erfahren wollen, was uns noch in der Spielwelt erwartet. Dazu tragen auch verschiedene Städte, Biome und die sich langsam aufdeckende Karte bei. Schließlich verspüren wir irgendwann den Drang, wirklich alles entdecken zu wollen, wofür wir zahlreiche Stunden beschäftigt sind.

Individuelle Anpassungen

Eine Besonderheit verbirgt sich in der Charakterentwicklung. So sammeln wir zwar klassisch Erfahrungspunkte, wodurch unsere Gruppenmitglieder im Level aufsteigen, doch mindestens genauso bedeutsam sind die Rainbow Pearls. Diese benötigen wir, um in Städten und Dörfern beim Attirbute-Shop unsere Statuswerte anzupassen. Stufenaufstiege gewähren uns hierfür neue Maximalwerte, die wir jedoch mit ausreichend Rainbow Pearls erst erreichen müssen. Dabei kann die Anzahl der benötigten Rainbow Pearls je nach Attribut und Steigerung unterschiedlich ausfallen. Beachtet werden muss außerdem, dass lediglich der Charakter, der einen Feind im Kampf tötet, die entsprechenden Rainbow Pearls erhält. Das beeinflusst spürbar unsere Taktiken, wenn wir jedes Gruppenmitglied verbessern wollen. Zusätzlich sammeln nur am Kampf beteiligte Charaktere Erfahrungspunkte, weshalb wir gezwungen sind, unsere Gruppe zu variieren.

Bei der Charakterverbesserung greifen jedoch auch die optionalen Anpassungen. So haben wir die Möglichkeit, in den Optionen zahlreiche Einstellungen vorzunehmen, die direkten Einfluss auf das oben beschriebene System nehmen. So dürfen wir etwa festlegen, wie viele Erfahrungspunkte, Münzen, Skillerfahrung und Rainbow Pearls wir erhalten. Auch die Droprate für Gegenstände von Gegnern können wir erhöhen. Noch entscheidender ist jedoch, dass wir einstellen dürfen, wie Erfahrungspunkte und Rainbow Pearls verteilt werden. So ist es möglich, dass auch an Kämpfen nicht beteiligte Charaktere sämtliche Erfahrungspunkte erhalten. Bei den Rainbow Pearls dürfen wir hingegen neben der Standardvariante entscheiden, ob die gesamte aktive Gruppe oder sogar alle Charaktere die volle Anzahl erhalten. Es dürfte deutlich sein, dass diese Einstellungen massiven Einfluss haben. Allerdings wird dadurch die Grindlastigkeit des Originals spürbar reduziert. Wir sind wesentlich weniger gezwungen unsere Gruppe gezielt aufzuleveln, um in der Geschichte voranzukommen. Daraus ergibt sich ein spürbar angenehmerer Spielfluss und die Spielzeit fühlt sich weniger gestreckt an.

Gelungene Umsetzung

Natürlich dürfen wir in Rainbow Moon neue Ausrüstung und Waffen kaufen oder finden, um stärker zu werden. Bei Schmieden können wir diese auch verbessern. Dazu benötigen wir jedoch die richtigen Ressourcen, die wir etwa in Truhen oder von besiegten Gegnern erhalten. Zudem müssen wir bedenken, dass jede Waffe und jedes Ausrüstungsstück nur begrenzt aufgewertet werden kann. Wie sich die Werte verändern, hängt wiederum vom verwendeten Material ab, weshalb wir gut überlegen sollten, auf welche Weise wir unsere Waffen und Ausrüstung anpassen. Auch neue Skills dürfen wir bei entsprechenden Händlern kaufen.

Bei der Nintendo-Switch-Umsetzung von Rainbow Moon handelt es sich um die 2016 veröffentlichte PlayStation-4-Version des Taktik-Rollenspiels. Bereits diese hat den variablen Schwierigkeitsgrad und andere Verbesserungen enthalten. Entsprechend handelt es sich um eine reine Portierung, die auch grafisch keine Anpassungen spendiert bekommen hat. Das ist angesichts der sauberen und flüssigen Technik aber auch nicht notwendig. Rainbow Moon setzt auf eine eigenständige Optik, die vielleicht nicht jedem gefallen wird, aber durchaus hübsch und stimmungsvoll ist. Begleitet werden wir auf unserem Abenteuer von einem passenden wie schönen Soundtrack, der stets zur Atmosphäre beiträgt. Entsprechend bietet Rainbow Moon ein genauso gutes Taktik-Rollenspiel-Erlebnis wie in den bisherigen Versionen und kann Genrefans für zahlreiche Stunden an die Nintendo Switch fesseln, sofern die vorhandenen Schwächen verziehen werden können. Bedauerlich ist jedoch, dass auf eine deutsche Übersetzung verzichtet wurde und lediglich englische Texte vorliegen.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Rainbow Moon war bereits auf der PlayStation 3, der PlayStation Vita und der PlayStation 4 ein kleiner Taktik-Rollenspiel-Geheimtipp. Der Titel der SideQuest Studios ist vielleicht nicht der größte Genre-Hit, versteht es aber mit taktischen Kämpfen, einer großen Welt und viel Umfang zu unterhalten. Lediglich der manchmal etwas schwankende Schwierigkeitsgrad oder die zu gleichartigen Quests trüben den Gesamteindruck etwas. Das gleichen jedoch die vielschichtigen Anpassungsmöglichkeiten der Charaktere sowie die Erkundung der Welt wieder aus. Bedauerlich ist allerdings, dass die Geschichte wenig spektakulär bleibt. Als grundlegende Motivation für den Beginn des Abenteuers reicht sie allerdings aus. Taktik-Rollenspiel-Fans mit einer Vorliebe für rundenbasierte und strategische Kämpfe sollten Rainbow Moon eine Chance geben.