Resident Evil Zero – TEST

Wer Resident Evil Zero 2002 auf dem Gamecube verpasste, kam erst 2008 mit einer Portierung für die Wii erneut in den Genuss des Gruselabenteuers. Zusätzlich wurde dem Horror-Titel 2016 eine HD-Neuauflage spendiert, die im Mai 2019 endlich auf der Switch angelangt ist.

 


An der Handlung von Resident Evil hat sich seit 2002 glücklicherweise nichts geändert. Nach wie vor schlüpfen wir in die Rollen der 18-jährigen Sanitäterin Rebecca Chambers und des zum Tod verurteilten ehemaligen Leutnant Billy Coen. Beim Aufklären mysteriöser Mordfälle im Raccoon Forest stößt Chambers über einen leeren Gefangenentransporter, mehrere tote Soldaten und die Gerichtsakte über Coen. Dieser soll angeblich während eines Militäreinsatzes unschuldige Zivilisten auf eigenes Geheiß ermordet haben lassen und ist jetzt anscheinend auf der Flucht. Chambers entdeckt den in den Wäldern liegengebliebenen Eclipse Express und beginnt damit, den Zug nach Coen abzusuchen. Obwohl sie schon sehr bald auf ihn trifft, scheinen sich auch Zombies im Vehikel zu befinden, das sich plötzlich in Bewegung setzt und damit die Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes ins Rollen bringt.

Um Coen zu verhaften, bleibt keine Zeit. Stattdessen müssen beide Protagonisten zusammen arbeiten, um den Horror zu überleben. Ein wenig ulkig ist es schon, dass die Charaktere die einsetzende Zombie-Apokalypse einfach so hinnehmen – schließlich setzt die Geschichte einen Tag vor dem aus dem ersten Serienteil bekannten Vorfall in Raccoon City ein. Dort war das zwar auch nicht sehr viel besser gelöst, doch bleibt so zumindest der typische Seriencharme behalten, der auf derlei Nichtigkeiten pfeift und uns direkt ins ganz schön makabere Vergnügen wirft.

Aus der Isolation befreiter Survival-Horror

Während die meisten anderen Resident-Evil-Episoden auf die Isolation der Spielfigur setzen, stehen uns in Resident Evil Zero nahezu von Beginn an zwei Charaktere zur Verfügung, die wir auf Knopfdruck abwechselnd oder hin und wieder gleichzeitig kontrollieren können respektive müssen. Dieser Kniff sorgt auf der einen Seite wunderbar dafür, dass wir an unterschiedlichen Stellen sowohl im durch die Nacht düsenden Zug als auch in den drei darauffolgenden Schauplätzen des Spiels unabhängig voneinander und doch irgendwie miteinander verzahnte Rätsel lösen können. Wie gehabt sind diese mal mehr und mal weniger logisch in den Kontext eingewebt. Auf der anderen Seite dürfen wir die Magazine unseres Waffenarsenals in hitzigen Gefechten auch Rücken an Rücken auf die meist überschaubare Gegneranzahl entladen.

Dann und wann entpuppt sich dieses Gameplay-Element zwar als ganz schön fummelige Angelegenheit, doch wer die Mechanik einmal verinnerlicht hat, wird sich schnell zurechtfinden und auch den einen oder anderen Aussetzer der künstlichen Intelligenz akzeptieren. Dennoch ist es schade, dass Capcom bei der HD-Umsetzung neben vielen optischen Verbesserungen kaum etwas an der inhaltlichen Struktur des Spiels geändert hat. Selbstständigeres Denken der nicht gerade von uns kontrollierten Spielfigur wäre hier ein guter Ansatz gewesen, aber auch an anderen Stellen hätte Resident Evil Zero eine Verjüngung gut getan.

Bekanntes Spielgefühl eines Gamecube-Klassikers

So gibt es beispielsweise nicht wie in jüngeren Ablegern des Franchises ein miteinander verbundenes Vorratskistensystem. Jeder Gegenstand, den wir aus unserem äußerst begrenzten Inventar entfernen, verharrt an dem Ort, an dem wir ihn abgelegt haben. Das ist zwar logisch, führt jedoch teilweise zu vermeidbaren Laufwegen. Immerhin verrät uns ein Blick auf die Karte ganz komfortabel den Standort des aufzulesenden Objekts. Freies Speichern ist in Resident Evil Zero zudem nicht möglich, hier werden wie in den ersten Serienablegern Farbbänder an Schreibmaschinen verbraucht, die noch dazu arg limitiert sind. Auch wenn sich an diesem Konzept bereits 2002 auf dem Gamecube die Meinungen spalteten, trägt es immerhin zum beklemmenden Spielgefühl bei.

Wer mag, kann in den Optionen zudem die träge Panzersteuerung des Originals aktivieren. Hier hat Capcom mit der HD-Neuauflage ähnlich wie bei Onimusha: Warlords mitgedacht und eine standardmäßig eingestellte Direktsteuerung programmiert. Akustisch untermalt das Spiel die düstere Atmosphäre immer noch so gut wie auf Gamecube und Wii, die wirklich umwerfende Präsentation in HD erfolgt wahlweise im vollen 4:3- oder im leicht an Informationen beschnittenen 16:9-Format. Nur in den vorgerenderten Videosequenzen fällt das Alter des Titels negativ auf. Wenn das aber alles ist, was an dem sehr gut auf die Switch portierten Klassiker ist, ist das sehr leicht zu verschmerzen!

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Resident Evil Zero hat mir bereits auf dem Gamecube sehr gut gefallen und überzeugt mich auch auf der Switch wieder in vollem Maße. Es ist echt erstaunlich, wie gut Capcom das Spiel optisch und akustisch an die technischen Möglichkeiten der Switch angepasst hat. Auch die direkte Steuerung der beiden Spielfiguren ist ein willkommener Bonus, den die Entwickler bei der Wii-Version aus dem Jahr 2008 versäumt haben. Inhaltlich hat sich abseits dessen aber nur sehr, sehr wenig verändert, weshalb sich Resident Evil Zero wie ein aufpolierter Klassiker anfühlt. Natürlich können die fummelige Bedienung der beiden Charaktere, die limitierte Anzahl an Speichervorgängen oder die Laufwege zu abgelegten Items gelegentlich schlichtweg nerven, doch sind das aufgrund der atmosphärischen Gruselkulisse inklusive des typischen Seriencharmes Elemente, die ich gerne in Kauf nehme und somit immer noch ein sehr gutes Spiel erlebe.