Retro City Rampage DX – TEST
Die 1980er Jahre muss man einfach lieben – zumindest wenn man den vollen Spielspaß mit Retro City Rampage DX erleben will. Wir haben uns in Doc Browns DeLorean geschnallt und uns in ein Jahrzehnt begeben, das mit seiner schrillen Populärkultur unvergessen bleibt.
Zu Beginn von Retro City Rampage DX erlebt unser Held, der vom Spiel einfach nur als der Spieler bezeichnet wird, den vermutlich wahnsinnigsten Tag seines Leben – gefolgt von vielen weiteren irren Begebenheiten, die sich durch die gesamte Handlung ziehen. Zusammen mit seiner Bande unternimmt der Spieler einen Bankraub, der – wie nicht anders zu erwarten war – missglückt und im Großen und Ganzen eigentlich gar nicht so sehr von Bedeutung ist. Das liegt tatsächlich daran, dass ein verrückter Wissenschaftler mit seiner Zeitmaschine aus dem Nichts auftaucht und das Leben des Spielers auf den Kopf stellt. Nach dem Zeitsprung ist die Zeitmaschine in Automobilform aber nicht mehr zu gebrauchen, weshalb Ersatzteile gefunden werden müssen, damit der Wissenschaftler zurück nach Hause reisen kann. Diese erhalten wir, indem wir Aufträge für wahnwitzige Charaktere in der fiktiven Stadt Theftpolis erledigen. Zwar sind diese Geschichten ähnlich wie in den früheren Grand-Theft-Auto-Teilen alles andere als filmreif, amüsieren uns jedoch mit ihrem ganz eigenen Charme. Da müssen wir in einer Mission auf einem Gorilla wie wild durch die Stadt reiten und in einer anderen Mission schwängern wir eine Dame, die später Bodybuilder auf uns hetzt, damit diese uns in die Kapelle zur Hochzeit tragen. Logisch, dass wir uns aus deren Fängen entreißen müssen!
Umfangreiches Beschäftigungsfeld
In anderen Belangen spielt sich der Titel wie das große Vorbild Grand Theft Auto. Aus der Vogelperspektive durchkämmen wir eine überschaubare, aber niemals zu klein wirkende Pixelstadt, in der reichlich Passanten umherstolzieren und verschiedene Fahrzeuge zum Stehlen bereitstehen. Kaum haben wir uns einen Wagen geschnappt, können wir reichlich Chaos in Theftpolis anstellen. Wir überfahren Fußgänger beziehungsweise legen sie wie in der elektronischen Bedienungsanleitung beschrieben schlafen und rammen andere Fahrzeuge. Haben wir unser Auto einmal zu Schrott gefahren, können wir auch zu Fuß durch die Gassen und Straßen der Spielwelt laufen und mit Pistolen, Gewehren oder Nahkampfwaffen wie Baseballschläger für Angst und Schrecken sorgen. Je mehr Chaos wir stiften, desto mehr Polizisten nehmen die Verfolgung auf und wenn die nichts mehr ausrichten können, greift auch das Militär ein. Sind uns zu viele Ordnungshüter auf den Fersen, können wir sie auch abschütteln, indem wir spezielle Münzen in der Stadt einsammeln. Wer keine Lust darauf hat, Amok zu laufen oder die Missionen abzuschließen, kann sich auch als Taxifahrer versuchen, in der Arcade-Halle vollwertige Minispielchen zocken, sich in der Boutique neu einkleiden oder sich beim Frisör für einen neuen Haarstil entscheiden. Ganz schön abwechslungsreich!
Atmosphäre der 1980er Jahre
Je mehr Missionen wir abschließen und je mehr Geheimnisse wir in der Spielwelt entdecken, desto mehr Boni schalten wir frei. Unter anderem erhalten wir neue Spielfiguren, die wir im freien Spiel statt dem Spieler kontrollieren können. Es ist wirklich erstaunlich, wie viel in Retro City Rampage steckt. So dürfen wir unter anderem Grafikfilter aktivieren, sodass der Titel plötzlich im Stil eines Virtual-Boy-Spiels erstrahlt. Klasse! Ebenso fantastisch fällt der Humor des Spiels aus, denn in erster Linie versteht sich der Titel als Parodie auf die 1980er Jahre. Duck Hunt, Frogger, Mega Man, Metal Gear, Skate or Die! und Super Mario Bros. sind nur ein paar der Themen, die zitiert werden. Neben Videospielen werden nämlich auch Filme wie Ghostbusters – Die Geisterjäger, Robocop oder Zurück in die Zukunft und Fernsehserien wie Das A-Team oder Knight Rider durch den Kakao gezogen. Wer mit der überwiegend US-amerikanischen Populärkultur dieser Zeit nicht aufgewachsen ist, wird viele Anspielungen in Retro City Rampage DX nicht verstehen, wodurch unverdient ein Großteil der Atmosphäre und des Charmes des Spiels verloren geht. Alle anderen werden mit dem Titel aufgrund der (teils sogar rein zufällig eingeschmissenen) Zitate ihre wahre Freude haben und genau für diese Action-Fans gehört Retro City Rampage DX zum Pflichtprogramm. Sofort zuschlagen!
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Nachdem ich Retro City Rampage DX bereits vor einigen Jahren meiner Bibliothek auf dem PC und dem 3DS hinzugefügt hatte, war es mir allerdings erst mit der Switch-Fassung vergönnt, den Titel intensiv zu spielen. Als großer Fan der US-amerikanischen Populärkultur der 1980er Jahre habe ich mich nach wenigen Minuten sofort heimisch im Spiel gefühlt, denn an allen Ecken und Enden wird auf Videospiele, Filme oder Serien jener Zeit hingewiesen. Da macht es mir auch nichts aus, dass das Gameplay durchgehend recht ähnlich bleibt und nur in seltenen Momenten mit besonderen Merkmalen auf sich aufmerksam machen möchte. Die Action funktioniert nämlich schnell und macht auch mehrere Stunden am Stück Spaß, da es in der fiktiven Stadt Theftpolis einfach viel zu entdecken und vor allem freizuschalten gibt. Wer wie ich ein Herz für die 1980er Jahre hat und nicht nur NES-Spiele, sondern auch Filme und Serien des Jahrzehnts mag, kommt um Retro City Rampage DX definitiv nicht herum.