Rocket League – TEST
Es ist ein Autospiel und ein Fußballspiel. Es ist eine Autosammlung mit Multiplattform-Multiplayer zum Mitnehmen. Rocket League ist all das auf Nintendos Switch und noch viel mehr!
Rocket League ist ein Phänomen. Ursprünglich 2015 für die PS4 und PC erschienen, wurde es quasi über Nacht zum Star. Das Konzept wirkt auf den ersten Blick ein bisschen bescheuert: Autos, die Fußball spielen. Wenn das eine gute Idee wäre, hätte das doch schon mal irgendjemand gemacht? Und siehe, es hat: Hersteller Psyonix verwendet dieses Konzept nicht zum ersten Mal.
Hier hat Psyonix übrigens ein nettes Easter-Egg eingebaut, denn wer auf dem Titelbildschirm von Rocket League den Konami-Code und + eingibt, der bekommt den Titel und die Titelmusik des Vorgängers gezeigt: Supersonic Acrobatic Rocket-Powered Battle-Cars. Dass das Spiel 2008 keine größeren Wellen schlug, hinderte Psyonix nicht daran, es einige Jahre mit dem deutlich knackigeren Titel Rocket League erneut zu versuchen. Dass es den ersten Monat lang für zahlende PS4-Online-Kunden kostenlos war, trug möglicherweise zu seinem Erfolg bei. Hilfreich war da sicher auch der kompetitive Multiplayer-Modus, der zwischen allen Plattformen außer der PS4 plattformübergreifend stattfindet. Wer also eine Freundin hat, die das Spiel begeistert unter Linux spielt, kann mit der Switch locker im Team gegen sie antreten. Toll!
Das Spielprinzip
Aber worum geht es eigentlich? Rocket League ist allem voran ein Fußballspiel, das standardmäßig in Mannschaften mit drei gegen drei Autos gespielt wird. Die Spiele finden in abgeschlossenen Arenen statt, die nach bestimmten Themen gestaltet wurden, unter anderem einem Fußballstadion. Der Ball ist dabei – je nach Fahrzeugtyp – zwei- bis viermal so groß wie die Autos. Das Ziel des Spiels ist es, mit dem eigenen Auto den Ball in das gegnerische Tor zu befördern. Welche Mannschaft am Ende der fünf Minuten dauernden Partien mehr Tore erzielt hat, gewinnt. Klingt einfach? Ist es auch. Jedenfalls vom Prinzip her. Dass die Physik und die anderen Spieler da eine ganze Menge mitzureden haben, wird uns bereits nach wenigen Sekunden im ersten Match klar. Dazu später mehr.
Wer das Spiel noch gar nicht kennt, ist gut damit beraten, sich erstmal das Tutorial unter dem Menüpunkt Training anzugucken. Darin werden die grundlegenden Bewegungen und Steuerungen erklärt. Es gibt Schub und Richtungstasten und eine Sprungtaste. Und einen Boost, der durch auf dem Spielfeld verteilte Aufladestationen beim Drüberfahren aufgeladen wird. Den ruhenden Ball auf dem Spielfeld zu treffen, ist nach einigen Versuchen ziemlich einfach. Dabei muss beachtet werden, ihn von der richten Seite zu treffen, um ihn in die gewünschteRichtung zu schießen. Dabei fliegt dieser dann ein bisschen nach oben, vor dem Tor treffen wir dann die Latte. Also müssen wir kurz vor dem Auftreffen abspringen, um ihn mittig zu treffen. Tor!
Genau der richtige Moment
Nun kommt jedoch die Ballphysik ins Spiel. Der Ball springt und prallt von allem ab, womit er in Berührung kommt, physikalisch nachvollziehbar. Das bedeutet, er befindet sich einen Großteil der Zeit, die ein echtes Match dauert, in der Luft. Und ihn da zu treffen, ist haarig. Wir haben nach einiger Zeit den Dreh raus, mit einem Doppelsprung den Ball in der Luft zu treffen. Aber das funktioniert nur bis zu einer bestimmten Höhe. Wenn der Ball höher fliegt, bleibt nur noch die Hilfe des Raketenantriebs. Also kurz hochspringen, den Wagen in der Luft drehen, damit er nach oben zeigt, dabei noch kurz die Richtung korrigieren. Dann den Raketenantrieb einsetzen, für den wir hoffentlich genug Treibstoff vorher eingesammelt haben. Die Dosierung ist hierbei höchst filigran, denn zuviel Schub würde uns genauso am Ball vorbei befördern wie zu wenig. Und hoffentlich stimmt die Richtung noch. Kurz, bevor wir den Ball jedoch treffen, fällt uns jedoch etwas auf. Wir waren nicht die einzigen mit dieser Idee und leider auch nicht die schnellsten. Und so trifft ein gegnerisches Fahrzeug den Ball direkt vor unseren Augen, wirft ihn dadurch hart aus seiner Flugbahn und wir fliegen mit hoher Geschwindigkeit am Ball vorbei.
So und ähnlich passiert es in jedem Match dutzende Male. Wir bleiben jedoch motiviert. Unser Team ist vielleicht gerade ein bisschen im Rückstand, aber das Match ist noch nicht verloren. Und dann, es ist eine ähnliche Situation wie eben, schaffen wir es. Wir landen einen Treffer, der so unwahrscheinlich war, dass er eigentlich gar nicht hätte passieren dürfen. Er fliegt direkt in das Tor und die Explosion, die ein erfolgreiches Tor hervorruft, schleudert anrauschende Spieler mit euphorischer Genugtuung vom Tor weg, bevor wir auf unsere Startpositionen zurückgesetzt werden, um einen neuen Versuch zu starten. Unsere Begeisterung kennt keine Grenzen und wir freuen uns auf die nächste Chance.
Die Fahrzeuge
Um uns mit dem Spiel noch besser identifizieren zu können, dürfen wir unser Fahrzeug nicht nur frei wählen, sondern auch mit diversen Feinheiten optisch umgestalten. Alle Änderungen am Fahrzeug sind optischer Natur, nichts davon wirkt sich auf die Spielphysik aus. Die Auswahl an Autos ist so vielfältig wie in besseren Rennspielen. Es gibt von Sportwagen über Strandbuggy bis zum Geländewagen alles, was das Herz begehrt. Wer auf Phantasiewagen steht, bekommt auch die, und wer Geld ausgibt, der kann sich auch Lizenzfahrzeuge wie das Batmobil aus Batman vs. Superman oder den Dodge Charger aus Fast & Furious kaufen. Wir Switch-Spieler haben zudem das Glück, zwei exklusive Fahrzeuge zu bekommen: Ein knautschiges Auto, das für die orange Mannschaft einen Super-Mario-Stil hat, und für die blaue Mannschaft einen Luigi-Stil. Außerdem gibt es einen Sportflitzer mit Metroid-Design, der entweder orange-gelb oder blau daherkommt, dem Raumschiff von Samus nachempfunden.
Die optischen Anpassungen spielt ihr nach und nach frei. Nach jedem Match wird euch ein weiteres Accessoire, geschenkt. Das reicht von Aufklebern, Lackierungen, Rädern, Raketenspuren, Dachaufsätzen (also zB Mützen), Antennen, Spuren und Motorsounds bis zu Tor-Explosionen. All das ist für alle Fahrzeuge außer den Switch-exklusiven frei anpassbar. Zudem könnt ihr euch noch die Farben für die Lackierung aussuchen. Das lässt keine Wünsche offen. Habt ihr eine Wahl getroffen, die euch zusagt, könnt ihr daraus ein neues Pre-Set erstellen, dem ihr einen Titel geben könnt. Die Pre-Sets lassen sich anschließend beliebig laden, je nach Laune.
Spielmodi
Das Grundspiel mag zwar Fußball sein, aber es gibt da viele weitere Varianten. Für Singleplayer oder Leute, die erst ein bisschen üben wollen, bevor sie gegen echte Spieler antreten, gibt es einen lokalen Modus, hinter dem sich das Freundschaftsspiel und die Saison verbergen. Das Freundschaftsspiel ist hierbei ein einzelnes Match, während die Saison den Haupt-Singleplayer-Modus darstellt. Hier wird ein Turnier ausgetragen, deren Parameter ihr zu Beginn bestimmen könnt. Die Teamgröße ist von 1-vs-1-Matches bis zu 4-vs-4-Spielen frei wählbar. Es gibt drei Schwierigkeitsgrade, eine Wahlmöglichkeit über die Anzahl der Spieltage zwischen 9, 18, 27 und 36, und die Einstellung, ob vier oder sechs Teams in der Endrunde mitspielen sollen. Danach dürft ihr noch euer Team bestimmen: Logo, Farben und – sofern vorher gewählt – eure Teamkollegenfahrzeuge. Wer Fußball kennt, weiß, wie es weitergeht. Jede Mannschaft tritt wenigstens einmal gegen jede andere Mannschaft an und am Ende kämpfen die besten um den Titel.
Das Freundschaftsspiel lässt euch neben dem Standard-Modus Blechfußball auch die Varianten ‚Körbe‘, ‚Eis-Zeit‘, ‚Rumble‘ und ‚Dropshot‘ wählen. Körbe und Eis-Zeit sind Basketball und Hockey. Rumble ist Fußball, bei dem ihr nach zehn Sekunden eine zufällige Sonderfähigkeit bekommt, die weitere zehn Sekunden nach Benutzung aufgeladen wird; ein bisschen wie bei Mario Kart. Dropshot ist ein Spiel, bei dem ihr den Ball mit Wucht auf den gegnerischen Fußboden schießen müsst, was dort Löcher hineinreißt. Wenn ihr dann den Ball in die gegnerischen Löcher befördert, gibt es einen Punkt.
Umsetzung für die Switch
So weit, so gut. Der Umfang von Rocket League ist beeindruckend. Doch für die Switch-Umsetzung müssen wir der Firma Panic Button danken, die auch schon Doom grandios auf die portable Heimkonsole gebracht hat. Auch hier bei Rocket League haben sie ganze Arbeit geleistet. Die beiden neuen Fahrzeuge sind genial. Das Spiel läuft zudem ausgesprochen flüssig. Hier und da gibt es ein paar Einbrüche, aber nicht bei der Framerate, sondern bei der Auflösung. Das ist natürlich nicht schön, tritt aber vor allem im Handheldmodus auf und dauert nur wenige Sekunden an, in denen die Framerate beibehalten wird. Ihr verpasst also keine wichtigen Bilder, die den Unterschied zwischen Untergang und Sieg bedeuten können. Manche Szenen am anderen Ende des Spielfelds sind dadurch schlechter zu erkennen. Aber das nehmt ihr ohnehin in Kauf, wenn ihr auf dem niedriger aufgelösten Bildschirm der Switch im Handheld-Modus spielt. Das Spiel dafür in der Hand zu haben ist es jedoch wert. Ihr seid noch mehr ins Geschehen involviert, wenn ihr auf dem kleinen Bildschirm wenige Dezimeter vor euren Augen spielt.
Die Steuerung ist ebenfalls sehr gelungen. Gekonnt haben die Entwickler die Controllereinstellungen von den anderen Plattformen übernommen und lassen uns beinahe sämtliche Tastenbelegungen ändern, wenn wir wollen. Das Gleiche gilt auch für – für Konsolenspiele ungewöhnlich – äußerst viele andere Einstellungen, vom Kamera-Ausschnitt bis zu den Chat-Kurzvarianten. Ja, es gibt einen Chat. Und ihr könnt eine Gruppe mit euren Freunden erstellen und dann mit ihnen gemeinsam spielen. Davon können sich manche andere Spiele-Firmen eine Scheibe abschneiden. Umfangreiche Statistiken über euer Spielverhalten beantworten euch sogar Fragen wie ‚Mit welchem Autoaufkleber habe ich eigentlich am meisten Tore geschossen?‘. Ein Replay-Feature, in dem ihr eure besten Spiele erneut bewundern oder eure Niederlagen aufwendig aus jeder Kameraperspektive analysieren könnt, runden das ganze Paket ab.
Das allerbeste Feature, Switch-exklusiv, haben wir uns bis zum Schluss aufgehoben: Ihr könnt im mobilen Modusder Switch nicht nur allein spielen, sondern auch zu zweit. Dabei hält jeder Spieler einen Joy-Con in der Hand und ihr steuert auf einem senkrecht geteilten Bildschirm eure Autos zum Ball. Das ist ein Riesenspaß für sämtliche Situationen und Örtlichkeiten, wo ihr keinen Fernseher, aber einen Mitspieler und eine Weile Zeit habt. Eine tolle Umsetzung!
Geschrieben von Arne Ruddat
Fazit:
Rocket League lässt absolut keine Wünsche offen. Der Multiplayer ist großartig und wird euch, sofern ihr genug Ehrgeiz habt, lange unterhalten und viel abverlangen, um bis an die Spitze zu gelangen. Das Spiel ist inzwischen durch die Herkunft von den anderen Plattformen sehr ausgereift und weiß vorn und hinten zu begeistern. Gerade die Möglichkeit, eine lokale Spielrunde vor dem kleinen Screen der Switch zu starten, hat mich sehr begeistert. Ich war ein Neuanfänger in diesem Spiel und bin nun ‚Semi-Profi‘. Das wird sicher nicht mein letzter Status bleiben, denn das Spiel zieht mich immer wieder für ein paar Matches an die Konsole. Meine unbedingte Empfehlung für alle, die etwas mit Autos und Fußball anfangen können. Oder die nicht mal das mögen, so wie ich.