Senran Kagura: Peach Ball – TEST

Mit Senran Kagura: Reflexions wurde 2018 etwas veröffentlicht, was mehr Beschäftigungstherapie denn richtiges Spiel war. In Senran Kagura: Peach Ball versuchen die Entwickler hingegen, reichlich Fanservice mit möglichst viel Erotik in ein Pinball-Spiel zu stecken.

 


Verrückter könnte die Story von Senran Kagura: Peach Ball wirklich nicht sein: Während eines Videospielturniers kommen die Shinobi mit einer kuriosen Flüssigkeit in Berührung und verhalten sich anschließend merkwürdig. Beispielsweise laufen sie in knapp bekleideten Bikinis herum und tragen mit Tierohren bestückte Haarreifen. Damit sie sich wieder in die Personen, sprich Shinobi mit knapper Bekleidung und ohne mit Tierohren bestückte Haarreifen, zurückverwandeln, müssen wir sie auf einem Flippertisch lange genug mit dem Ball beschießen. Kein Scherz, das Spiel funktioniert wirklich so – und das auch noch in allen fünf Kampagnen mit jeweils fünf zu befreienden Damen.

Entsprechend repetitiv ist die Storyline. Hinzu kommt, dass das Spiel das Problem hat, die Geschichte einheitlich und vernünftig zu erzählen. Auf der einen Seite versucht es die Handlung mit einfachen Dialogen ohne Darstellung der Figuren und auf der anderen Seite mit etwas längeren Dialogen mit Darstellung der Figuren voranzutreiben. Es ist wirklich schade, dass sich die Entwickler hier nicht mehr Mühe gegeben haben, denn das Franchise gibt an Figuren, Erzählsträngen und Hintergründen wesentlich mehr her als es sich so manch in diesen Text verirrte Leser vorstellen mögen. Auch wenn die Story miserabel ist, ist es in puncto Gameplay und Umfang ähnlich schlecht bestellt.

Klassische Regeln trotz mauen Umfangs

In Senran Kagura: Peach Ball warten lediglich zwei Pinball-Tische auf uns, die wir dafür aber immerhin mit verschiedenen Skins ausstatten können. Es ist jedoch ab der ersten Minute zu merken, dass diese beiden Tische nicht sonderlich viele Raffinessen aufweisen. So sind zwar überall liebevoll platzierte Details zu erkennen, die das Flippern etwas unterhaltsamer machen, doch fällt sehr schnell auf, dass es nur wenige Möglichkeiten gibt, Bonusflächen zu markieren und diverse Events auszulösen. Dafür ist es spaßig anzusehen, wenn auf einmal kleine Bärchen oder Flugzeuge über das Spielfeld flitzen und mit dem Pinball abgeschossen werden wollen. Hinzu kommen wenige Secrets oder gar aktivierbare Zusatzbälle, womit auf dem Tisch wesentlich mehr Bewegung ins Spiel kommt.

Leider kann es auch sein, dass dann eine Lichtshow losgeht, über die sich wohl am wenigsten Epileptiker freuen werden. Spielspaßfördernd ist diese Show ebenfalls nicht, da der Anime-Grafikstil ohnehin schon knallbunt ist und es so nur noch verkompliziert wird, die einzelnen Bälle im Auge zu behalten. Die Regeln sind dabei den realen Flipperautomaten nachempfunden. Wird eine Kugel nicht rechtzeitig mit den Flipperhebeln zurückgeschossen, landet sie im Aus, wodurch uns ein Versuch abgezogen wird. Haben wir keinen Versuch mehr übrig, müssen wir uns wieder mit null Punkten beginnend erneut ins Getümmel stürzen und den knapp bekleideten Damen zur Rettung eilen.

Erotische Fantasien beim Pinball-Spiel

Apropos knapp bekleidete Damen: Diese befinden sich in der oberen Hälfte des Tisches und rekeln sich dort mit Armen und Beinen. Treffen wir sie, bekommen wir deutlich mehr Punkte gut geschrieben. Haben wir sie oft genug getroffen, beginnt sogar eine vom Pinball-Tisch losgelöste Bonusrunde. Hier müssen wir etwa einen Ballon, auf dem das Mädel sitzt, mit gezielten Schüssen auf eine Pumpe bis zum Bersten aufblasen oder einen herumfahrenden kleinen Eiswagen so lange treffen, bis die sich darin befindliche Kugel Eis in ihrem Dekolleté landet – da bleibt wirklich kein feuchtfröhlicher Fetischtraum unerfüllt!

Nichtsdestotrotz fühlt sich die Ballphysik weitgehend unrealistisch an – so flitzt der Ball meist nur in geraden Linien übers Feld und prallt auch noch oft dazu im Neunzig-Grad-Winkel ab. Da gab es in den letzten beiden Jahrzehnten wesentlich bessere Pinball-Spiele. Da das Spiel aber ohnehin mit viel Erotik auf sich aufmerksam machen möchte, sei noch erwähnt, dass wir das Outfit der Shinobi auch in der Umkleidekabine wechseln dürfen. Wer es sich gar nicht verkneifen kann, darf die Damen in der Kabine zudem ein wenig befummeln, die daraufhin auch noch leichte Stöhngeräusche von sich geben. Senran Kagura: Peach Ball ist ein perfektes Beispiel dafür, wie es Entwickler schaffen, sich nicht einmal auf simple Genre wie Pinball zu konzentrieren.

Geschrieben von Eric Ebelt

 

Fazit:

Es wird immer abstruser im Senran-Kagura-Franchise. Mit der Umsetzung eines Pinball-Spiels hat sich die Serie mittlerweile viel zu weit vom Ursprung bewegt und kann bei mir nur noch ein müdes Lächeln hervorrufen. Im Vorfeld habe ich mich tatsächlich einigermaßen auf das Spiel gefreut, doch dass die Entwickler ein so simples Genre wie Pinball nicht einmal halbwegs gut umsetzen können, hätte ich nicht gedacht. Es gibt gerade einmal zwei Pinball-Automaten, auf denen sich die Abläufe dank magerer Ballphysik viel zu wenig voneinander unterscheiden. Lediglich die Bonusrunden in separierten Spielbereichen lockern das Geschehen im wahrsten Sinne des Wortes auf. Schade, dass die Entwickler nicht genauso liebevoll mit Story, Gameplay und Prämisse umgegangen sind. In Senran Kagura: Peach Ball schlummert tatsächlich hier und da Potenzial, aber einfach nur mit erotischen Elementen auf sich aufmerksam machen zu wollen, stimmt auch Fans auf lange Sicht bestimmt nicht froh!