Star Wars: Episode I – Jedi Power Battles – TEST
Seit Jahren werden die digitalen Marktplätze von einer Remaster-Welle geplagt. Ein Name, der dabei immer wieder auftaucht, ist Aspyr Media. Diesmal haben sich die texanischen Entwickler an die actionreiche Lizenzgurke Star Wars: Episode I – Jedi Power Battles gewagt.
1999 war die Filmwelt in Aufruhr: Fast sechzehn Jahre nach dem 1997 in Star Wars: Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter umbenannten dritten Kinofilm des Franchises lief mit Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung der erste Teil der Vorgeschichte in den Lichtspielhäusern an. Zur Jahrtausendwende bewegen wir uns in einem Zeitraum, in dem etliche Filme mit Merchandise und auch Videospielen beworben wurden. Hierzu zählen große Namen wie Der Herr der Ringe, Harry Potter und auch Star Wars.
Zum Kinostart wie beim Begleitspiel Star Wars: Episode I – Racer hat es zwar nicht geklappt, doch das ursprünglich im April 2000 für die PlayStation veröffentlichte Star Wars: Episode I – Jedi Power Battles wurde immerhin schnellstmöglich fertiggestellt. Auch eine Dreamcast-Version, die für das im Januar 2025 veröffentlichte Remaster nicht unerheblich ist, reichten die Entwickler von LucasArts im Oktober 2000 nach. Sogar eine Game-Boy-Advance-Fassung, die wir wiederum als eigenständiges Spiel betrachten müssen, hat es 2001 zur Marktreife geschafft. Im Gegensatz zu anderen Videospielklassikern basierend auf der Star-Wars-Lizenz hat im letzten Vierteljahrhundert aber kaum jemand über Jedi Power Battles gesprochen. Dies dürfte nicht nur an der halbgaren Story liegen, sondern auch am schmalspurigen Gameplay und der nicht optimalen Bedienung.
Konfuse Story trotz Filmvorlage
Beim Spielstart haben wir die Möglichkeit zwischen verschiedenen Modi, von denen die als „Neues Spiel“ getarnte Kampagne wohl den Löwenanteil ausmacht. In diesem Modus können wir die Filmhandlung von Anfang bis Ende nachspielen. Zwar hält sich die Story weitgehend an die Ereignisse der ersten Star-Wars-Episode, führt die Geschichte bis auf das berühmtberüchtigte Opening der Hauptreihe jedoch nicht weiter aus. Zwar dürfte die Kernzielgruppe in erster Linie Kenner des Films ausmachen, doch wer ohne Vorwissen Hand an Jedi Power Battles legt, dürfte so gut wie gar nichts verstehen.
Am Anfang eines Levels, die im Remaster im Übrigen von Beginn an freigeschaltet und in beliebiger Reihenfolge absolvierbar sind, erfahren wir zwar kurz unser primäres Ziel wie das Beschützen von Nervensäge Jar Jar Binks, doch wer nicht weiß, um wen es sich dabei handelt, muss sich seinen Teil mit viel Fantasie dazu denken. Dieses Manko zieht sich durch sämtliche Spielabschnitte, die wir wahlweise alleine oder lokal mit einem Freund an unserer Seite angehen können. Letzteres dürfte vermutlich auch der einzige Grund sein, sich Jedi Power Battles einmal genauer anzuschauen, denn ähnlich wie in den GameCube-Klassikern Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs oder Harry Potter und der Feuerkelch entfacht der Action-Titel erst dann sein volles Potenzial.
Halbgare Genrestandardkost
Wer die beiden zuletzt genannten Spiele kennt, dürfte sehr wohl wissen, dass beide Werke in zwei verschiedenen Ligen spielen. Während Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs eine liebevolle Umsetzung der Filmvorlage ist, wirkt Harry Potter und der Feuerkelch eher wie ein unbeholfener Versuch, das Spiel näher an den Stil des Kinoabenteuers zu bringen. Jedi Power Battles unterbietet dies noch einmal und lässt uns abseits der müden Story auch in puncto Gameplay kalt.
Unter anderem schlüpfen wir in die Rolle der Jedi Obi-Wan Kenobi, Qui-Gon Jinn oder Mace Windu. Ebenfalls spielbar sind auch die ebenfalls von Beginn an spielbaren „Exoten“ wie Padmé Amidala oder der dathomirische Sith-Lord Darth Maul – obwohl dieser der Bösewicht von Film und Spiel ist. Wir laufen und hüpfen durch verschiedene Szenerien wie kühle Raumstationen, den dichten Dschungel von Naboo oder die Sanddünen von Tatooine. Mit Lichtschwertern oder Blastern bekämpfen wir anstürmende Droiden, springen über Abgründe, sammeln herumschwebende Objekte zum Heilen oder Werfen ein und versuchen möglichst unbeschadet bis zum nächsten Kontrollpunkt durchzukommen. All das sind Standardelemente des Genres – und dennoch funktionieren sie selbst in der Retrospektive nur halbgar. Jedi Power Battles ist anzumerken, dass es wirklich hastig programmiert wurde.
Technische Makel
Beispielsweise ist schon im ersten Level nicht immer zu erkennen, welche Plattformen wir mit einem Sprung erreichen können. Noch dazu treffen uns gerade zu Beginn des Spiels viele mit dem Lichtschwert zu reflektierende Geschosse, was vor allem daran liegt, dass der Soundeffekt minimal später aus den Lautsprechern ertönt als der Schuss visualisiert ist. Das irritiert sogar noch mehr im aus dem Hauptmenü wählbaren Trainingsmodus. Hier müssen wir unter Zeitdruck verschiedene Aufgaben wie einen Parkour absolvieren, was stellenweise fummelig sein kann und durch die nervige Latenzzeit zusätzlich erschwert wird. Komisch ist auch, dass im Versus-Modus der Computergegner nicht reagiert. Hier hilft nur ein menschlicher Kontrahent Abhilfe.
Versteht uns nicht falsch: Richtig schlecht ist Jedi Power Battles definitiv nicht, aber es ist derart durchschnittlich, das wir es einfach aus dem Gedächtnis löschen wollen. So kann nicht einmal die für damalige Verhältnisse schicke 3D-Grafik viel reißen, die uns stellenweise gut in den Film hineinversetzten lässt. Über alle Zweifel erhaben ist aber in jedem Falle der aus dem Film entnommene Soundtrack von John Towner Williams. Auch Jahrzehnte später weiß uns gerade das Stück Duel of the Fates wie kein zweites zu überzeugen und im Kampf gegen Darth Maul zu motivieren. Unterm Strich bleibt Jedi Power Battles ein absoluter Geheimtipp für Fans, die wirklich alle Spiele des Franchises einmal gespielt haben wollen.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Aufgrund dessen, dass ich um die Jahrtausendwende weder eine PlayStation noch eine Dreamcast mein Eigen nannte, habe ich Star Wars: Episode I – Jedi Power Battles nur in Fachzeitschriften bewundern können. In einer Zeit, in der Star Wars noch einen anderen Stellenwert für mich hatte als nach dem Verkauf der Marke an Disney, hätte ich das Spiel bestimmt verschlungen. Vielleicht hätte es mir damals auch deutlich besser gefallen als heute, denn übers Mittelmaß kommt Jedi Power Battles nicht hinaus. So bleibt in erster Linie die Story für alle Nichtkenner überaus konfus und lückenhaft. Auch das schmalspurige Gameplay, das nur aus Laufen, Hüpfen, Sammeln von Items und dem Verketten von einfachsten Angriffen besteht, ermüdet bereits nach ein paar Minuten. Hinzu kommen weitere Mankos wie nicht wirklich abschätzbare Sprünge, fummeliges Anvisieren von Gegnern, zeitversetzte Soundeffekte und eine nicht vorhandene künstliche Intelligenz im Versus-Modus. Lediglich die Möglichkeit, dass der Titel auch zu zweit spielbar ist, könnte für die allergrößten Star-Wars-Fans neben der tollen Filmmusik ein Kaufgrund sein. Zu zweit lässt sich der Enttäuschung einfach besser Luft machen.