SteamWorld Build – TEST

In SteamWorld Build errichten die SteamWorld-Bots eine Siedlung und erkunden auf der Suche nach technologischen Artefakten eine verlassene Mine. Nach Metroidvania, Rollenspiel, Taktik und Tower Defense, widmet sich das sechste Spiel der Reihe dem Aufbaustrategie-Genre. Dafür orientiert sich Entwicklerstudio The Station an der Anno-Reihe und dem Klassiker Dungeon Keeper.


Der Untergang der Welt steht kurz bevor. Um diesem zu entgehen, folgen Jack Clutchspocket, seine Tochter Astrid und ihre Begleiter den Hinweisen eines geheimnisvollen Kerns. Dieser verspricht ihnen einen Weg zur Flucht in einer verlassenen Mine. Um diese zu erkunden, ist es an uns, eine funktionierende Siedlung zu errichten und die Bedürfnisse der Bewohner zu erfüllen. Außerdem müssen wir die Tiefen der Mine erforschen, Lager errichten, Ressourcen abbauen und uns gegen Feinde wehren. Regelmäßig wird die kurzweilige Geschichte von SteamWorld Build in gelungenen Dialogen weitererzählt, so dass wir motiviert sind, weitere Artefakte zu finden.

Bot-Stadt

Bevor wir in die Mine aufbrechen, ist es unsere Aufgabe, eine Siedlung für unsere Bots zu errichten. Wie im Genre üblich errichten wir Wohngebäude, Produktionsstätten, Geschäfte und allerlei mehr, um funktionierende Warenkreisläufe zu erschaffen. So benötigen wir etwa einen Holzfäller und ein Sägewerk, um für Bauvorhaben dringend benötigte Bretter herzustellen. Gleichzeitig wollen unsere Bots Einkaufsmöglichkeiten in ihrer Nähe haben. Die Gebäude sollten zudem mit Straßen verbunden sein, um Warentransport zu sichern. Hier bleibt SteamWorld Build ein klassisches Aufbaustrategie-Spiel der Marke Anno und funktioniert dabei hervorragend. Es ist überaus motivierend, immer neue Gebäude zu bauen, Meilensteine zu erreichen und neue Baumöglichkeiten zu erhalten.

Gleichzeitig spüren wir die Herausforderung, wenn unsere Bevölkerung wächst und neue Schichten dazu kommen. So entwickeln wir unsere Arbeiter schon bald zu Ingenieuren weiter. Später schließen sich uns noch Aristobots und Forscher an. Jede der verschiedenen Einwohnerarten hat andere Ansprüche und erfordert entsprechende Gebäude und Produktionen, um für Zufriedenheit zu sorgen. Das kann gerade im späteren Spielverlauf knifflig werden, zumal wir bestimmte Ressourcen ausschließlich in der Mine erhalten. Das Bedürfnis nach Wasser oder Öl ist entsprechend schwer zu erfüllen, besonders weil wir die Ressourcen für verschiedene Produkte benötigen. Taktisches Planen und genaues Überlegen, wann wir unsere Bevölkerung vergrößern oder Wohngebäude aufwerten, ist erforderlich.

Düstere Mine

Abseits unserer Stadt können wir in die Tiefen der Mine vordringen, sobald wir deren Eingang mit einer Straße verbunden haben. In der Mine sind wir auf spezielle Bots angewiesen und müssen Lager für sie errichten. Arbeiter entfernen Gestein und schaffen damit mehr Bauplatz. Schürfer hingegen fördern Ressourcen, während Mechaniker Maschinen bauen und reparieren. Wächter wiederum dienen der Verteidigung, was ab der zweiten Tiefenebene notwendig wird, denn hier treffen wir erstmals auf Gegner. Aktiv kämpfen können wir nicht, stattdessen greifen unsere Wächter automatisch an. Unterstützen können wir sie mit Verteidigungsanlagen, die jedoch vergleichsweise teuer sind. Besonders Gold kann wertvoll sein, da wir das Edelmetall nur begrenzt in der Mine abbauen können und für fast alles benötigen, was wir dort bauen.

In der Mine erinnert uns SteamWorld Build immer wieder an den Strategie-Klassiker Dungeon Keeper. Ähnlich wie im Bullfrog-Spiel von 1997 errichten wir Niederlassungen für unsere Bots und weisen diese an, wo sie graben sollen. Neben den zu fördernden Ressourcen können wir in der Mine auch Truhen mit Belohnungen entdecken. Außerdem müssen wir Schalter suchen, um Türen zu öffnen, die uns meist den Zugang zu einem Artefakt oder dem Aufzug zur nächsten Ebene versperren. Dabei sind wir auf Fortschritte in unserer Stadt angewiesen, denn viele Maschinen können wir erst ab einer bestimmten Anzahl an Ingenieuren, Aristobots oder Forschern bauen. Auch die Produktion bestimmter Gegenstände wie beispielsweise Spitzhacken ist erforderlich, um tiefer in die Mine zu gelangen. Daraus ergibt sich ein motivierender Spielfluss, der uns ein ums andere Mal derart gefesselt hat, dass die Zeit wie im Flug vergangen ist. Nur noch dieses Gebäude bauen, nur noch diesen Punkt in der Mine erreichen oder nur noch den nächsten Meilenstein erreichen, haben wir oft zu uns gesagt und mussten anschließend feststellen, dass wir weitaus länger gespielt haben als geplant.

Zu verdanken ist der hohe Spielspaß auch den regelmäßigen Belohnungen in Form von neuen Gebäuden, Artefakten, Storyfortschritt oder Truhen. Zudem versteht es SteamWorld Build mit individuellen Einstellungsmöglichkeiten ausreichend Abwechslung zu bieten. So dürfen wir vor Spielbeginn zwischen fünf unterschiedlichen Gebieten wählen. Außerdem können wir den Schwierigkeitsgrad einstellen oder festlegen, ob wir die Geschichte spielen wollen oder ob die Mine zufällig generiert werden soll. Auch ein Sandbox-Modus mit unendlich Grund-Ressourcen und Geld steht zur Verfügung und ermöglicht uns freies Bauen. Allerdings können wir hier weder Erfolge freischalten noch die besonderen Wahrzeichen-Gebäude freischalten, die wir als Belohnung erhalten, wenn wir eine Karte erstmals abschließen. Die vielfältigen Modi gleichen den geringen Wiederspielwert der Geschichte angemessen aus.

Sinnvolle Abstriche

Großartig ist auch die wirklich gelungene Controller-Steuerung des Aufbaustrategie-Spiels. Jede Funktion ist sinnvoll auf die Buttons verteilt und von Anfang an hatten wir keine Probleme unsere Stadt zu errichten. Hier beweist The Station, wie gut sich das Genre für Konsolen umsetzen lässt. Kleinere Abstriche müssen auf der Nintendo Switch dafür bei der Grafik akzeptiert werden. Der schicke Comic-Stil kommt zwar gut zur Geltung und passt wunderbar zum Steampunk-Western-Szenario, die Auflösung ist jedoch erkennbar unter 1080p und damit kein Full HD. Das sorgt für ein gröberes Bild als bei den anderen Versionen. Zudem fällt der Detailgrad im Vergleich etwa zum PC geringer aus. Besonders nah herangezoomt fällt das deutlich auf. Das bedeutet jedoch nicht, dass SteamWorld Build auf der Switch hässlich wäre. Lediglich im direkten Vergleich fällt das auf, zumal das Aufbaustrategie-Spiel trotz verwaschener Texturen optisch schick genug ist.

Weitaus wichtiger ist außerdem die flüssige Bildrate. SteamWorld Build läuft auf der Switch komplett ohne Ruckler, kleine Mikrozucker beim Autospeichern zählen hier nicht. Es ist offensichtlich, dass der Fokus des Entwicklerstudios auf einer stabilen Performance lag und wir stimmen hierbei absolut zu. Die grafischen Abstriche nehmen wir gerne hin, wenn wir dafür ein rundes, spaßiges und motivierendes Spielerlebnis haben. Begleitet wird dieses von einem passenden, gelungenen Soundtrack.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

 

Als Fan von Aufbaustrategie-Spielen habe ich mich auf SteamWorld Build gefreut. Sowohl die Anno-Reihe als auch früher Dungeon Keeper, habe ich bisher immer sehr gerne gespielt. Die Mischung der beiden Spielprinzipien funktioniert hervorragend und schon nach wenigen Minuten hat mich SteamWorld Build überzeugt. Auch nach mehreren Stunden bleibt der Spielspaß dank regelmäßig neuer Gebäude und Herausforderungen erhalten. Lediglich zum Ende können die häufigen Gegnerwellen in der Mine etwas nerven. Am Spielspaß oder meiner Motivation, eine funktionierende Stadt zu errichten, ändert das aber nichts. Selbst nachdem ich die Geschichte nach etwa dreizehn bis fünfzehn Stunden beendet hatte, wollte ich noch weiterspielen, um auf den anderen Karten zu bauen oder mich im Sandbox-Modus auszutoben. Die grafischen Abstriche auf der Switch nehme ich angesichts der flüssigen Performance gerne in Kauf. Für Aufbaustrategie-Fans ist SteamWorld Build definitiv einen Blick wert.