Super Punch Patrol – TEST

Beat ’em ups erleben derzeit eine kleine Renaissance wie es an Titeln wie Streets of Rage 4 und Co zu erkennen ist. Super Punch Patrol von Hörberg Productions schlägt in dieselbe Kerbe und verbindet das Spektakel mit dem unverwechselbaren Grafikstil von Gunman Clive.


Wer einmal einen Titel des Genres gespielt hat, wird sehr wohl wissen, dass Beat ’em ups keine tiefgründige Geschichte erzählen. Super Punch Patrol geht sogar einen Schritt weiter und erzählt überhaupt keine Story. Vor Spielbeginn oder auch beim Nutzen eines Continues entscheiden wir uns, ob wir in die Haut von Straßenschläger Nils, der Kämpferin Selma oder des Muskelprotzes Anders schlüpfen wollen. Anschließend steigen wir ins Geschehen ein. Auf der Straße, in Hinterhöfen, in einer Bar, in der Kanalisation und in einem Wolkenkratzer stellen wir uns dann in zahlreichen Prügeleien ulkigen Fieslingen.

Hier versammelt sich alles, was schon in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre in Beat ’em ups Rang und Namen hatte. So bekämpfen wir typische Schlägertypen, adrett gekleidete Damen und tüchtige Putzkolonnen. Daneben gibt es immer mal wieder Ausreißer wie als schwertschwingende Ninja verkleidete Typen oder Kerle im Tyrannosaurus-rex-Kostüm. Ein Schlagabtausch dauert in der Regel nicht länger als ein paar Sekunden, sodass eine Auseinandersetzung auf die nächste folgt. Durchrennen können wir die überschaubaren Levels allerdings nicht, denn wie für das Genre üblich, bleibt die Kamera beim aus der zweidimensionalen Seitenansicht gezeigten Geschehen in regelmäßigen Abständen oft so lange stehen, bis wir alle Gegner im Gebiet besiegt haben.

Angriffs- und Ausweichmanöver

Super Punch Patrol macht grundsätzlich nicht besonders viel falsch und orientiert sich meist an der Vorarbeit, die Capcom, Sega und Co vor Jahrzehnten bereits geleistet haben. So greifen wir überwiegend mit einem Angriffsknopf an. Gehen wir geschickt vor, können wir einen Gegner auch packen und werfen. Zusätzlich können wir auch aus dem Sprung angreifen oder eine starke Spezialattacke entfesseln. Letzteres geht jedoch auf Kosten unserer Lebensenergie und sollte daher sparsam eingesetzt werden. Unsere Wunden heilen wir hingegen mit Torten, die in zerstörbaren Fässern versteckt sind. Der Videospiellogik entsprechend finden wir in den Tonnen auch leicht zerbrechliche Waffen wie Baseballschläger oder Messer, die wir in den Kämpfen verwenden können.

Im Gegensatz zu anderen Beat ’em ups gibt es in Super Punch Patrol allerdings keine Blockfunktion. Stattdessen müssen wir im richtigen Moment nach vorne oder hinten ausweichen. Allerdings scheint das Spiel nicht wirklich auf diese Methode ausgelegt zu sein, denn oftmals tummeln sich so viele Gegner auf dem Bildschirm, die sich gerne mal so ungünstig aufteilen, dass ihnen unser Ausweich-Move regelrecht in die Hände spielt. Vor allem in den letzten Spielabschnitten kurz vor dem Finale ist das mehr als ärgerlich, da wir so recht schnell merken, wie unsere Extraleben und Continues nur so verschwinden.

Lückenfüller für Genrefans

Je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad ist Super Punch Patrol entweder ein Spaziergang oder ein Himmelfahrtskommando. Während sich die niedrigste Stufe vor allem an Anfänger richtet, da sie die maximale Anzahl an Extraleben und Continues aufs Konto schreibt, ist der höchste Schwierigkeitsgrad tatsächlich nur für Profis geeignet. Wer hier einmal ins Gras beißt, sieht den Game-Over-Bildschirm schneller als ihm oder ihr lieb ist. Wir wollen an dieser Stelle nicht behaupten, dass das Spiel auf der höchsten Schwierigkeitsstufe nicht durchzuspielen ist, doch wollen wir selbst Experten vor Schnitzern im Spieldesign warnen.

Beispielsweise können sich Feinde, die sich außerhalb des Bildschirms befinden, plötzlich und unerwartet dazu entscheiden, ins Bild zu rollen. Ebenfalls ärgerlich ist, wenn wir von Gegnern umzingelt werden, uns irgendwie wehren müssen und dann ausgerechnet von einem weit entfernten Feind mit einem Wurfmesser so attackiert werden, dass seine Kumpanen im Anschluss leichtes Spiel mit uns haben. Da hilft auch der spartanische Comic-Stil nicht, der immerhin mit wenigen Farben auskommt und damit ähnlich für offene Münder sorgt wie Gunman Clive. Die Musik passt jederzeit zum Geschehen, reißt uns aber nicht sonderlich vom Hocker. Super Punch Patrol bleibt unterm Strich ein spaßiger, aber eben nicht weltbewegender Lückenfüller.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Super Punch Patrol ist ein spaßiges Beat ’em up, das sich in erster Linie an Genre-Konventionen hält und sich grundsätzlich wenig bis nichts Neues traut. Ich kämpfe mich durch eine Handvoll repetitiver Levels, die mir unterm Strich zu wenige Höhepunkte bieten. Immerhin gehen die Kämpfe flott von der Hand, sodass sich die Keilereien schnell spielen. Schade finde ich aber, dass es keine Blockfunktion gibt und das Ausweichen nur bedingt ins Spieldesign passt. Vor allem dann, wenn viele Gegner auf dem Bildschirm zu sehen sind und sich über das Areal verteilen, gibt es in meinen Augen zu wenige Möglichkeiten, die Ausweichfunktion tatsächlich effektiv zu nutzen. So nimmt mein Charakter am Ende doch nur unnötig Schaden, was mich viel zu häufig frustriert. Wer dringend Nachschub braucht, darf sich Super Punch Patrol gerne einmal genauer anschauen. Ihr solltet euch aber bewusst sein, dass in den Weiten des eShops der Nintendo Switch bessere Beat ’em ups auf euch warten.