Tales of Symphonia Remastered – TEST

Vor mittlerweile fast zwanzig Jahren, ist Tales of Symphonia erstmals für den GameCube in Japan erschienen. Bandai Namco hat dem Rollenspiel nach einer Veröffentlichung für die PlayStation 3 und den PC, nun ein weiteres Remaster spendiert. Tales of Symphonia Remastered zeigt unter anderem auf Nintendo Switch jedoch deutliche technische Probleme.


Als Tales of Symphonia im November 2004 erstmals in Deutschland erschienen ist, war das japanische Rollenspiel der erste Teil der Tales-of-Reihe, das den Weg nach Europa fand. Die spannend erzählte Fantasy-Geschichte über die Erneuerung der Welt hat trotz des Alters nichts von der ursprünglichen Faszination verloren. Zurecht gilt Tales of Symphonia unter Fans nicht nur als einer der besten Teile der Reihe, sondern auch als eines der besten Rollenspiele für den GameCube. Eine technisch aufgewertete Neuauflage hat Tales of Symphonia genauso verdient wie eine Veröffentlichung für die Switch. Diese hat Bandai Namco dem japanischen Rollenspiel Mitte Februar mit Tales of Symphonia Remastered spendiert. Inhaltlich hat sich dabei nichts geändert, dafür wurde zumindest die Auflösung an moderne Systeme angepasst und kleinere grafische Verbesserungen vorgenommen. Mehr als das Nötigste wurde dem Remaster jedoch nicht gewährt.

Weiterhin fantastisches Rollenspiel

Bevor wir uns aber den Remaster-Details widmen, wollen wir Tales of Symphonia die verdiente Aufmerksamkeit schenken. Das Rollenspiel ist auf der Welt Sylvarant angesiedelt. Diese wurde vor tausenden Jahren von Krieg überzogen, der das Mana der Welt zerstört hat. Als schließlich der Held Mithos aufopferungsvoll das Ende der Welt abgewendet hat, wurde seine Tat von der Göttin Martel mit Wohlwollen aufgenommen. Viertausend Jahre später gilt die junge Colette als Auserwählte, deren Aufgabe es sein wird, das Orakel der Engel zu empfangen und die Erneuerung der Welt durchzuführen. Wir schlüpfen in die Rolle von Colettes Kindheitsfreund Lloyd Irving und bleiben wenig überraschend an ihrer Seite. Allzu viel zur Geschichte wollen wir an dieser Stelle nicht verraten. Es sei aber noch erwähnt, dass sich die Heldengruppe auf eine Reise zu Tempeln begeben muss, um Siegel zu erneuern und so die Wiederherstellung des Manas von Sylvarant durch Colette durchzuführen. Die Geschichte ist spannend, wendungsreich, steckt voller Abwechslung und brilliert mit einer packenden Erzählweise sowie großartigen und genau auf den Punkt gebrachten Dialogen.

Zur hohen Qualität des Rollenspiels tragen außerdem die hervorragend geschriebenen Charaktere bei. Lloyd, Colette, Genis, Raine, Kratos und die anderen sind einfach großartig gestaltet, haben ihre eigene Persönlichkeit und sind absolut glaubhaft. Dank Skits genannter optionaler Gespräche, lernen wir die Figuren zudem besser kennen und schließen sie mit der Zeit mit all ihren Stärken und Schwächen ins Herz. Selten haben wir in japanischen Rollenspielen bessere Figuren auf ihrem Abenteuer begleitet und das gilt heute noch genauso wie damals. Umso motivierter sind wir natürlich, mit der Gruppe die Reise zu bestreiten und die zahlreichen Aufgaben zu meistern. Wir erkunden Dungeons, lösen kleinere Rätsel, finden Truhen, besuchen Städte, kaufen oder finden neue Ausrüstung, steigen im Level auf und werden stärker. Hier setzt Tales of Symphonia auf bekannte Genre-Stärken, die jedoch alle ausgezeichnet funktionieren.

Alte Stärken, alte Schwächen

Das gilt auch für die actionreichen Echtzeitkämpfe. Auf einer 2D-Ebene treten wir, sobald wir einen der jederzeit in der Spielwelt sichtbaren Gegner berührt haben, in 3D-Arenen gegen die Feinde an. Wir führen normale Angriffe aus, setzen Spezialfähigkeiten und Zauber ein, verwenden Gegenstände und genießen die effektreiche Action und die angenehme Komplexität der Kämpfe. Dabei verfügt jeder der insgesamt neun spielbaren Charaktere unserer Gruppe über eigene Besonderheiten und Kampfweisen, wodurch reichlich Abwechslung garantiert ist.

Allerdings zeigen sich auch einige Schwächen des GameCube-Originals in Tales of Symphonia Remastered. So ist die Kamera-Steuerung auf der Oberwelt veraltet und sorgt oft für kaum vorhandene Übesicht. Auch das nicht mehr zeitgemäße Leveldesign und die veraltete Inszenierung können dem Remaster angerechnet werden. Hat das alles 2004 noch funktioniert, hätte Bandai Namco hier zwingend Verbesserungen anbringen müssen. Diese sind jedoch ausgeblieben, woran sich bereits zeigt, dass Tales of Symphonia Remastered lediglich im geringst notwendigen Maße angepasst wurde. Wieso müssen wir etwa nach Kämpfen auf der Oberwelt jedes Mal mehrere Sekunden warten? Die langen Ladezeiten sind einfach unverständlich, zumal die grafischen Verbesserungen zwar auffällig, aber marginal sind. Im Kern ist Tales of Symphonia Remastered das Alter deutlich anzusehen. Daran ändern auch eine höhere Auflösung sowie aufgehübschte Charaktermodelle und Grafik wenig, zumal die Optik trotz der kräftigeren Farben manchmal etwas unscharf und verwaschen wirkt.

Deutliche Performance-Probleme

Die eher geringen grafischen Anpassungen wären noch in Ordnung, schließlich bleibt so der Charme des Originals erhalten, würde Tales of Symphonia Remastered auf der Switch flüssig laufen. Dem ist aber leider nicht so. Dabei setzt die Neuauflage bereits auf die lediglich dreißig Bilder pro Sekunde der PlayStation-2-Version, auf der alle späteren Neuauflagen basiert haben, anstatt auf die sechzig Bilder pro Sekunde der GameCube-Fassung. Damit könnten wir leben, doch immer wieder bricht die Performance spürbar ein und rutscht sogar in den einstelligen Bereich. Wenn das Geschehen auf Fernseher oder Switch-Bildschirm zur Diashow verkommt, während der Ton korrekt weiterläuft, stimmt etwas mit der Programmierung nicht. Hier muss Bandai Namco zwingend nachbessern. Immerhin wurden bereits Patchs versprochen, die die Performance-Probleme angehen sollen. Bleibt zu hoffen, dass wir darauf nicht zu lange warten müssen.

Im Gegensatz zur Technik überzeugt Tales of Symphonia Remastered wie schon das Original weiterhin mit schicken Anime-Zwischensequenzen und einem fantastischen Soundtrack. Letzterer gehört zu den besten des GameCubes und hat nichts von seiner Qualität verloren. Außerdem wissen die gut geschriebenen deutschen Texte, die nicht neu verfasst wurden, trotz einiger Eigenheiten noch immer zu überzeugen. Selbst die Abweichungen im Vergleich zur sehr guten englischen Sprachausgabe fallen dabei nicht störend auf. Alternativ können wir auch die japanischen Stimmen aktivieren. Hier sind sogar einige Szenen mehr vertont als im Englischen. Qualitativ wissen aber beide Sprachfassungen zu überzeugen und garantieren ein stimmungsvolles Rollenspiel-Erlebnis.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Tales of Symphonia gehört bis heute zu meinen absoluten GameCube- und JRPG-Favoriten. Als ich das Rollenspiel 2004 gekauft habe, haben mich Geschichte, Charaktere, Gameplay und Soundtrack sofort in ihren Bann gezogen und für über achtzig Stunden nicht mehr losgelassen. Von dieser Faszination hat Tales of Symphonia auch fast neunzehn Jahre später nichts verloren. Das japanische Rollenspiel überzeugt inhaltlich weiterhin und unterstreicht, weshalb es einen so guten Ruf unter Fans hat. Leider wird das Remaster diesem nicht gerecht. Die eher marginalen Anpassungen stören dabei nicht einmal. Dafür sorgen die spürbaren techischen Probleme und Performance-Schwierigkeiten für Ernüchterung. So hätte Tales of Symphonia Remastered nicht erscheinen dürfen, da der Spielspaß darunter leidet. Der Rollenspielklassiker hat einfach besseres verdient. Wenn entsprechende Patchs erschienen und die Fehler behoben sind, ist Tales of Symphonia Remastered aber eine klare Empfehlung für alle Genre-Fans.