Tiny Thor – TEST

Das deutsche Indie-Studio Asylum Square und Publisher Gameforge schicken den jungen Thor auf ein klassisches 16-Bit-Jump-’n’-Run-Abenteuer. Bewaffnet mit einem Hammer müssen knackige Sprungpassagen bewältigt und Gegner bezwungen werden.


Jump ’n’ Runs, die sich an den Klassikern der 1990er-Jahre orientieren, gibt es auf der Nintendo Switch einige. Tiny Thor versucht ebenfalls in diesem Segment mitzumischen und schafft es schon im Menü, nostalgische Gefühle zu wecken. Zu verdanken ist das neben dem animierten Titelbildschirm, der uns genauso wie das gesamte Spiel stärker an Titel für Segas Mega Drive als SNES-Spiele erinnert, die Musik. Diese stammt zwar zum größeren Teil von Fabian Del Priore, doch auch Chris Hülsbeck war maßgeblich am Soundtrack beteiligt. Beide Komponisten schaffen es direkt mit dem ersten Track, Erinnerungen an alte Zeiten zu wecken. Etwas, das auch im weiteren Spielverlauf erhalten bleibt. Zu verdanken ist das auch der schicken 16-Bit-Grafik sowie dem knackigen Jump-’n’-Run-Gameplay.

Kindlicher Donnergott

Ausgerechnet an seinem Geburtstag wird der junge Thor ausgetrickst und muss nun versuchen die Verbindung zwischen den Welten wiederherzustellen. Glücklicherweise hat er gerade erst von seinem Vater Odin den mächtigen Hammer Mjölnir geschenkt bekommen. Obwohl wir Tiny Thor nicht direkt mit Thors bekannter Waffe starten, erhalten wir den Hammer bereits im ersten Level. Das ist auch notwendig, da Mjölnir wichtig für den Spielablauf von Tiny Thor ist. Asylum Square schickt uns als junger Thor durch über dreißig Level in verschiedenen Umgebungen. Über eine Weltkarte, die wir nach Abschluss des ersten Levels erstmals sehen, schreiten wir linear voran. Abgesehen von gelegentlichen Herausforderungen oder Einkaufsmöglichkeiten gibt es keine Abzweigungen.

Tiny Thor setzt auf klassisches Jump-’n’-Run-Gameplay. Als Thor springen wir, um Abgründe zu überqueren, Hindernissen auszuweichen oder höher gelegene Plattformen zu erreichen. Hierbei stellt sich sehr früh das Leveldesign als eine große Stärke heraus. Allerdings bietet Tiny Thor einen knackigen Schwierigkeitsgrad. Nach einem etwas angenehmeren Einstieg zieht der Anspruch deutlich an. Tödliche Stacheln, lästige Gegner, komplizierte Sprünge und mehr verlangen unser gesamtes Können. Zumal Thor nicht viel aushält. Schon ein Treffer reicht, um uns zum letzten Checkpoint zurückzuschicken. Nur wenn wir unterwegs ein Herz sammeln, dürfen wir einen weiteren Treffer einstecken. Hier geht Tiny Thor einen besonderen Weg, da die Anzahl an Herzen nicht steigt, sondern die auf dem Herz angegebene Ziffer. Sobald wir Schaden nehmen, verlieren wir das Herz, können es aber noch einsammeln. Dabei sinkt die Zahl auf dem Herz kontinuierlich, gibt also an, wie viele Sekunden wir Zeit haben, bevor das Herz verschwindet.

Mächtiger Hammer

Wie bereits erwähnt, erhalten wir früh im Spiel Thors bekannten Hammer Mjölnir. Dieser ist ein zentrales Gameplay-Element, da wir den Hammer jederzeit auf Knopfdruck werfen dürfen. Auf diese Weise besiegen wir Gegner, zerstören Hindernisse oder sammeln entfernte Kristalle ein. Letztere dienen als Währung um neue, meist passive Verbesserungen zu kaufen. Allerdings können wir den Hammer nicht nur nach links, rechts, oben und unten werfen, sondern mit Halten der Schultertaste frei zielen. Dabei sehen wir sogar einen Teil der Bahn, die der Hammer fliegt. Da dieser von Hindernissen wie Wänden, Decke oder Boden abprallt, kann es notwendig sein, dass wir genau planen, wohin unser Hammer fliegen soll. Sogar endlose Runden sind möglich und manchmal notwendig. Gerade bei den kleinen Rätseln kommt Mjölnir regelmäßig zum Einsatz. Wirkliche Kopfnüsse sollten hier aber nicht erwartet werden.

Mit der Zeit lernt Thor neue Fähigkeiten wie einen Doppelsprung oder einen Dash. Diese kaufen wir nicht, sondern erhalten sie beispielsweise nach dem Bezwingen eines (Mini-)Bosses. Da sich uns dadurch neue Wege in den Leveln öffnen, ist es teilweise sinnvoll in bereits abgeschlossene Bereiche zurückzukehren, um noch fehlende Kristalle oder Juwelen zu sammeln. Letztere benötigen wir, um die Herausforderungslevel freizuschalten. Wer Tiny Thor jedoch einfach nur beenden möchte, kann das Spiel auch Level für Level angehen und die versteckten Objekte ignorieren. Zusätzliche Motivation kann die Abschlusszeit von Leveln bieten. Dank einer optionalen Einstellung, die uns jederzeit die Spielzeit am unteren Bildschirmrand einblendet, haben wir die Zeit stets im Blick und können auf Bestzeit-Jagd gehen. Eine schöne Idee.

Präzise Herausforderung

Dank der meist präzisen Steuerung spielt sich Tiny Thor wirklich gut. Wir haben stets das Gefühl die volle Kontrolle über Thor zu haben. Nur selten bekommen wir den Eindruck, dass Sprünge nicht an einem eigenen Fehler gescheitert sind. Dennoch birgt Tiny Thor aufgrund des sehr hohen Schwierigkeitsgrades viel Frustpotential. Darauf weist das Jump ’n’ Run zu Beginn auch hin. Leider hat Asylum Square auf einen einstellbaren Schwierigkeitsgrad verzichtet. Dafür dürfen wir im Hilfsmodus einige nützliche Vereinfachungen aktivieren. Darunter etwa ein höherer Sprung, das automatische Zurückrufen des verlorenen Herzens oder Unverwundbarkeit. Definitiv hilfreich. Dennoch kann Tiny Thor teilweise zu schwer sein, da Sprünge zu Pixelgenau erfolgen müssen und Abschnitte sehr gute Geschicklichkeitsskills erfordern. Wer damit etwas anfangen kann, wird viel Spaß an Tiny Thor haben. Besonders Fans klassischer 16-Bit-Jump-’n’-Runs werden an alte Zeiten erinnert.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Tiny Thor bietet knackigen 16-Bit-Retro-Jump-’n’-Run-Spielspaß auf höchstem Niveau. Abgesehen vom manchmal zu knackigen Schwierigkeitsgrad und einigen gefühlt unfairen Levelabschnitten leistet sich das Indie-Spiel von Asylum Square keine größeren Patzer. Vor allem das klassische Jump-’n’-Run-Gameplay weiß zu überzeugen und bringt mit Thors Fähigkeiten, der tollen Hammer-Mechanik und sehr gutem Leveldesign viel Spielspaß. Ein einstellbarer Schwierigkeitsgrad, bei dem manche Sprungpassage durch zusätzliche Plattformen vereinfacht wären, wäre jedoch wünschenswert. Grafisch besticht Tiny Thor mit schöner 16-Bit-Grafik, die uns an alte Mega-Drive-Spiele erinnert hat und einem stimmungsvollen Soundtrack. Jump-’n’-Run-Fans, die sich am knackigen Schwierigkeitsgrad nicht stören und eine Vorliebe für Klassiker der 1990er-Jahre haben, sollten Tiny Thor unbedingt eine Chance geben.