Various Daylife – TEST

Ein unerforschter Kontinent, eine junge Stadt und viele Abenteuer. In Square Enix’ und DokiDoki Groove Works’ Rollenspiel Various Daylife schlüpfen wir in die Rolle eines Siedlers und werden mit verschiedenen Berufen zum Entdecker unbekannter Länder.


Ursprünglich erschien Various Daylife von Entwicklerstudio DokiDoki Groove Works bereits im September 2019 exklusive als Launchtitel für Apple Arcade. Drei Jahre später hat Square Enix dem Rollenspiel eine Umsetzung für Nintendo Switch, PlayStation 4 und PC spendiert. Hinter dem Projekt stehen Game Designer und Produzent Tomoya Asano sowie weitere Entwickler der Bravely-Default- und Octopath-Traveler-Spiele. Dem Grafikstil von Various Daylife ist besonders die Nähe zu Bravely Default deutlich anzusehen.

Arbeiten eines Siedlers

Angesiedelt ist Various Daylife auf dem weitgehend unerkundeten Kontinent Antoecia, der im Jahr 211 der imperialen Ära entdeckt wurde. In Folge dessen wurde mit der Besiedlung des neuen Landes begonnen und die Stadt Erebia gegründet. Als Siedler der siebten Expeditionsgruppe schließen wir uns den bereits in Erebia lebenden Menschen an, um Antoecia zu erkunden und die Geheimnisse des Kontinents zu lüften. Allerdings müssen wir auch unseren Lebensunterhalt verdienen, unsere Freundschaften pflegen und auf unseren Gemütszustand sowie unsere Ausdauer achten. Damit mischt Various Daylife Rollenspiel mit etwas Lebenssimulation und kleinen Survival-Elementen, die jedoch ausschließlich bei den Expeditionen zum Tragen kommen.

Bevor wir loslegen wählen wir eines von drei Aussehen für unseren Siedler und dürfen einen Namen eingeben. Anschließend werden wir in die Grundlagen des Lebens in Erebia eingeführt. Dabei teilt sich unser Dasein als Siedler, Entdecker und Abenteurer vor allem in zwei Bereiche auf: die Zeit in der Stadt und Expeditionen. Auffällig ist, dass wir recht viel Zeit in Menüs verbringen und viele Tätigkeiten ohne direktes Gameplay ausfallen. So ist es essenziell, dass wir regelmäßig arbeiten gehen. Dafür wählen wir im Menü unseres Zuhauses den entsprechenden Punkt aus und dürfen uns anschließend für einen der zur Verfügung stehenden Jobs entscheiden. Welchen Arbeiten wir nachgehen können, hängt davon ab, welche Berufe wir bereits freigeschaltet haben – dazu später mehr. Haben wir uns für eine Arbeit entschieden, bestätigen wir diese einfach nur und Sekunden später erhalten wir die Ergebnisübersicht. Auf Minispiele oder dergleichen verzichtet Various Daylife. Dadurch ist es recht simpel schnell einige Jobs am Stück zu erledigen, sofern unsere Ausdauer ausreicht.

Jede Arbeit, die wir verrichten, beeinflusst unsere Charakterwerte. Beim Kellnern sinken unsere Magiepunkte und Geschicklichkeit dafür steigen Vitalität, Agilität und Chaisma. Es ist wichtig darauf zu achten, auf welche Attribute wir Wert legen. Besonders weil die jeweiligen Charakterwerte ebenfalls im Rang aufsteigen, wenn wir genug Punkte für sie gesammelt haben. Ob wir bei einer Arbeit erfolgreich sind, hängt übrigens von unserer Stimmung ab. Je niedriger diese ist, desto höher ist die Niederlagenrate. Die Unfallrate steigt hingegen mit abnehmender Ausdauer. Es ist deshalb wichtig, regelmäßig für Erholung zu sorgen. Legen wir uns jedoch schlafen, verlieren wir die bisher aufgebaute Arbeitskette, die uns Boni auf durch Jobs erlangte Erfahrungspunkte gewährt. Deshalb widmen wir uns lieber alternativen Erholungsmöglichkeiten wie einem Besuch im Badehaus oder Zoo. Ebenso können wir Zeit mit unseren Freunden, die wir im Laufe des Spiels kennenlernen und die als Gruppenmitglieder dienen, verbringen. Je nachdem was wir unternehmen, regenerieren sich Ausdauer und Stimmung ebenfalls. Zusätzlich verbessern wir die Beziehung zur jeweiligen Person, wodurch Spezialangriffe freigeschaltet und verstärkt werden.

Expedition des Unbekannten

Wollen wir aber Erebia verlassen und lieber Antoecia erkunden, begeben wir uns zur Abenteurergilde. Zuvor sollten wir jedoch darauf achten, uns mit Ausrüstung und Gegenständen auszustatten und gegebenenfalls unsere Verbündeten in unserem Zuhause auszubilden, damit sie im Level steigen. Das dafür notwendige Geld verdienen wir uns mit den bereits erwähnten Arbeiten. Sind wir bereit, wählen wir in der Abenteurergilde eine Region und anschließend eine Quest, die wir erfüllen wollen. Neben den Hauptaufträgen, die der Geschichte dienen, warten ab einem bestimmten Punkt im Spiel auch Neben- und Jobquests auf uns. Während Haupt- und Nebenquests neben Storyfortschritten auch Geld einbringen, dürfen wir uns bei Jobaufträgen nicht nur auf einen möglichen Handlungsbogen mit unseren Freunden freuen, sondern erhalten auch einen neuen Beruf. Diese dienen als Klassen und bestimmen, welche Angriffe uns zur Verfügung stehen. Neben Krieger gibt es Professionen wie Sekretär, Bedienung oder Mönch. Da wir mit der Zeit auch unseren Verbündeten andere Berufe zuweisen dürfen und sogar bis zu zwei Nebenklassen möglich sind, haben wir hier ausreichend Individualisierungsmöglichkeiten, um unsere Gruppe den jeweiligen Anforderungen für die Quests anzupassen.

Das ist auch deshalb wichtig, weil nur drei unserer Freunde mit uns auf Expedition gehen können. Es ist also wichtig, zu überlegen, wen wir an unserer Seite haben wollen. Zudem müssen wir uns gut überlegen, welche Gegenstände wir mitnehmen. Da unser Gepäck begrenzt ist, können wir nur sehr wenig einpacken. Setzen wir lieber auf Heilgegenstände oder sind uns Essen und Räucherstäbchen wichtig? Letztere benötigen wir, um uns nachts auszuruhen, während Essen die mit der Zeit abnehmenden maximalen Lebens- und Magiepunkte wieder regeneriert. Entsprechend wichtig ist beides, wenn wir eine Expedition erfolgreich abschließen wollen. Planen wir schlecht und gehen unachtsam vor, kann eine Quest auch misslingen und wir sind gezwungen, uns zurückzuziehen oder verlieren gar einen Kampf gegen die zahlreichen Monster.

Kämpfen beim Erkunden

Erwartet aber keine freie Erkundung. Die Expeditionen in Various Daylife laufen automatisch ab. Das heißt, wir sehen unsere Gruppe aus der Seitenansicht wie sie langsam voranschreitet. Eine Anzeige rechts oben weist uns darauf hin, wie viel Prozent der aktuellen Quest wir bereits abgeschlossen haben. Selbst aktiv werden können wir nur mittels Menü. Hier können wir uns die Fertigkeiten unserer Gruppe ansehen, unser Lager aufschlagen um zu essen oder zu schlafen, Gegenstände einsetzen, den Rückzug veranlassen und jederzeit speichern. Außerdem greifen uns regelmäßig Monster an. In klassisch rundenbasierten Auseinandersetzungen versuchen wir uns dieser zu entledigen. Dabei setzt Various Daylife auf das sogenannte ÄKC-System. Das steht für Ändern, Kette und Chance. Mittels berufsabhängigen Spezialangriffen verändern wir als erstes die Beschaffenheit des Gegners. So setzen wir etwa einen Wasserzauber ein, um den Feind zu durchnässen. Anschließen ketten wir andere Angriffe mit Statuseffekt an diesen. Je länger wir mit unseren Charakteren auf diese Weise Angriffe verbinden können, desto höher ist schließlich der Schaden, den ein Chance-Angriff auslöst. Spielerisch ist das recht simpel und die meisten Gegner sind relativ leicht zu besiegen. Kurzweilig wissen die Kämpfe aber zu überzeugen.

Allgemein ist „kurzweilig“ eine gute Beschreibung für Various Daylife. Sowohl die Expeditionen als auch das Leben in Erebia ist simpel gestaltet. Die Stadt erkunden wir auch aus der Seitenansicht. Spätestens wenn wir aber das Schnellreisesystem freigeschaltet haben, ist das nicht mehr erforderlich und meist gelangen wir mittels Menü an die gewünschten Orte. Hier fällt deutlich die Herkunft des Rollenspiels als ursprünglich exklusiver Apple-Arcade-Titel auf. Das ist nicht zwingend negativ. Gerade für zwischendurch eignet sich Various Daylife ziemlich gut. Tatsächlich hat es uns überrascht, wie oft wir deutlich mehr Zeit mit dem Rollenspiel verbracht haben als geplant. Da sich ein recht angenehmer Spielfluss entwickelt, passiert es leicht, dass wir uns im Spielablauf verlieren. Besonders, wenn wir sowieso eher nebenbei spielen, um etwas Zeit zu überbrücken. In solchen Situationen ist Various Daylife definitiv eine gute Wahl. Allerdings bleibt das Gameplay insgesamt ziemlich simpel und sobald wir alle Mechaniken kennengelernt haben, stellt sich auch ein repetitives Gefühl ein. Wirklich gestört hat uns das nicht. Dafür ist Various Daylife insgesamt zu charmant.

Zu verdanken ist das dem niedlichen, wenn auch sicherlich nicht übermäßig aufwendigen Grafikstil. Die Figuren sind schön gestaltet und die Umgebungen sind ausreichend detailreich. Zudem läuft das Rollenspiel technisch einwandfrei. Angesichts des grafischen Anspruches ist das zwar kein Wunder, aber leider auch keine Selbstverständlichkeit. Untermalt wird das Geschehen von einem angenehmen und stimmungsvollen Soundtrack. Auf eine Sprachausgabe wurde weitgehend verzichtet, aber auch das wirkt sich nicht negativ aus. Letztlich ist Various Daylife ein nettes, kleines Rollenspiel, das vielleicht nicht so viel Tiefe wie andere Genre-Vertreter bietet, dafür aber mit Charme und eigenen Ideen überzeugt.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Als Various Daylife im Zuge der September-Nintendo-Direct angekündigt und direkt für Nintendo Switch veröffentlicht wurde, kannte ich das Rollenspiel noch nicht. Erst im Nachhinein habe ich herausgefunden, dass es ursprünglich für Apple Arcade entwickelt wurde. Aufgrund des in vielen Punkten vereinfachten Gameplays hat mich das aber nicht überrascht. Immer wieder habe ich beim Spielen gedacht, dass sich Various Daylife gut als mobiles Spiel eignet. Entsprechend gut passt es auf die Switch. Zwar ist das Gameplay etwas eingeschränkt, wirklich gestört hat mich das aber nicht. Dafür hat mich der angenehme Spielfluss, der Charme des Spiels und das gelungene Kampfsystem zu sehr zum Weiterspielen motiviert. Dennoch kann ich keine eindeutige Empfehlung aussprechen. Various Daylife ist einfach in vielen Punkten zu simpel, um wirklich jedem Rollenspiel-Fan zu gefallen. Wer sich aber mit den Vereinfachungen anfreunden kann oder ein kurzweiliges Spiel für zwischendurch sucht, sollte sich Various Daylife unbedingt einmal anschauen.