The Manga Works – TEST

Manga-Zeichner zu sein, bedeutet zahllose Überstunden zu schieben und aus einem beständigen Fass an Kreativität zu schöpfen. In The Manga Works schlüpfen wir in die Rolle eines solchen aufstrebenden Künstlers und müssen uns mit diesen Problemen auseinandersetzen.


Hin und wieder dringen Informationen an die Öffentlichkeit, dass manch ein Manga-Zeichner aufgrund von Überarbeitung für mehrere Wochen ausfällt oder sich gar im Krankenhaus erholen muss. Dieses Abbild der Realität kann uns auch in The Manga Works vom japanischen Publisher Kairosoft widerfahren, wenn wir den Energiehaushalt unseres Künstlers nicht genau im Auge behalten. Vor allem der Spieleinstieg könnte schnell mit einem ungewollten Ausfall in der Klinik enden – schließlich wollen wir so schnell wie möglich kommerziell erfolgreiche Manga kreieren. Zu Beginn der Wirtschaftssimulation sind wir in der Szene noch ein ungeschriebenes Blatt.

Innerhalb von nur fünf In-Game-Jahren, in denen wir prinzipiell jeden einzelnen Tag erleben und quasi rund um die Uhr arbeiten, ist es unsere Aufgabe, zu einem erfolgreichen Mangaka – wie die Künstler im Japanischen genannt werden – aufzusteigen. Am Ende zählt zwar nur der Highscore für unser persönliches Ranking, doch motiviert bereits die erste Ablehnung von einem Verleger, mehr und mehr Zeit in das Spiel zu stecken. Zu Beginn müssen wir erst einmal den Fuß in einen Verlag setzen und da unsere ersten Werke für jedwedes Publikum zu langweilig wären, kommen wir um das Verbessern unserer Fähigkeiten nicht herum. Um unsere Skills zu verfeiern, müssen wir erst einmal viel Erfahrung sammeln.

Alle Hände voll zu tun

Immer dann, wenn wir in The Manga Works unseren frei benennbaren Protagonisten ein paar Werke zeichnen lassen, sammelt er Erfahrungspunkte. Diese dürfen wir dann mit ansteigender Spielzeit auf immer mehr Attribute verteilen. Beispielsweise können wir die Effizienz unseres Mangaka steigern, sprich wie viel Zeit er zum Zeichnen benötigt. Auch die Qualität der Bilder oder der Drang zur Narrativik unseres Künstlers lassen sich auf diesem Weg verbessern. Bei jedem weiteren Manga, den wir zeichnen lassen, bemerken wir, wie sich unsere Erfolgsaussichten erhöhen. Dabei sollten wir immer beachten, dass wir für die Manga interessante Genre und die passenden Szenen dazu auswählen, die dann fortlaufend in einem Magazin veröffentlicht werden.

Sind wir damit erfolgreich genug, lässt sich unser Verlag auch zu einem Einzelband überreden. Je mehr wir verdienen, desto größere Wohnungen und Arbeitsflächen stehen uns zur Verfügung. Dann dürfen wir auch Trophäen oder Equipment ausstellen, die sich positiv auf die Attribute unseres Künstlers auswirken. Später kommen auch noch Assistenten hinzu, weshalb das Gameplay stets frisch bleibt. Das liegt mitunter auch daran, dass wir zur Inspiration die Bibliothek und andere Örtlichkeiten aufsuchen, was auf Dauer aber an unserem Konto kratzt. Haben wir für unseren Manga erst einmal eine wöchentliche Deadline mit unserem Redakteur vereinbart, kann der Rubel rollen. Notfalls gehen wir noch in Teilzeit arbeiten.

Gut spielbare Wirtschaftssimulation

Bei jedweder Zusatzaktivität, sei es um durch unsere Umwelt inspiriert zu werden oder unsere Finanzen aufzustocken, ist ein Blick auf den Energiehaushalt unvermeidlich. Stecken wir zu viel Zeit in andere Aktivitäten und kümmern uns nicht um unsere Manga-Serie, wird der Verlag schnell den Stecker ziehen und wir werden in unserem Fortschritt zurückgeworfen. Es ist wirklich erstaunlich, wie sinnvoll alle Gameplay-Mechaniken in The Manga Works ineinandergreifen. Jeder Schritt ist logisch und verständlich, auch wenn das englischsprachige Tutorial an der einen oder anderen Stelle ruhig ein wenig umfangreicher hätte sein dürfen. Mit ein bisschen Einarbeitungszeit sind aber alle Funktionen schnell zu finden, denn auf sprachlicher Ebene ist der Titel mit einfachem Schulenglisch leicht zu verstehen.

Auch die Bedienung per Cursor ist kinderleicht, zumal wir uns sowieso hauptsächlich durch simple Menüs klicken. Unter technischen Gesichtspunkten ähnelt das Spiel frappierend allen anderen Titeln aus dem Hause Kairosoft, denn wenn unser Zeichengenie und seine Assistenten auf dem Bildschirm herumwuseln, zaubert das ein Grinsen auf unser Gesicht. Die liebevolle 16-Bit-Grafik trübt jedoch nicht über den schmalen Soundtrack hinweg. Dieser ist zwar passend, bietet aber viel zu wenig Abwechslung. The Manga Works ist eine angenehme Wirtschaftssimulation geworden, die aber mit häufigen Wartezeiten beim Zeichnen eines Mangas leicht negativ auffällt.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Der japanische Publisher Kairosoft schafft es immer wieder, sich für seine Spiele neue Settings und Szenarien auszudenken. The Manga Works beschäftigt sich mit dem Leben eines aufstrebenden Manga-Zeichners, der alle Höhen und Tiefen der beruflichen Karriere durchleben kann. Da ich selbst großer Bewunderer des Schaffens solcher Künstler bin, habe ich mich auch recht schnell im Spiel zurechtgefunden. Dies dürfte aber nicht bei jedem Spieler der Fall sein, denn dass ein Manga in Japan erst einmal in wöchentlichen Abständen in Magazinen erscheint, erklärt das Spiel nur beiläufig. An solch kleinen Details fällt auf, dass für das Publikum außerhalb Japans ein wenig mehr Erklärarbeit nötig gewesen wäre. Trotzdem spielt sich die charmant im Retro-Gewand präsentierte Wirtschaftssimulation richtig gut, was vor allem den abwechslungsreichen Tätigkeiten geschuldet ist, die sehr häufig parallel zueinander gemanagt werden müssen. Lediglich die oftmals recht langen Wartezeiten beim Erstellen eines Mangas und die dabei gerne mal eintönige Musik trüben das Gesamtbild. Hier zücke ich dann leider eher schnell mein Smartphone als konstant und konzentriert auf den Bildschirm zu blicken. Fans der Spiele von Kairosoft müssen hier trotzdem unbedingt zuschlagen, denn vor allem wenn eine Manga-Affinität vorliegt, ist The Manga Works ein unverzichtbarer Titel.