Xenoblade Chronicles 3 (Erweiterungspass) [DLC] – TEST

Für Rollenspielfans ist Xenoblade Chronicles 3 womöglich eines der Topspiele des letzten Jahres. Direkt zum Release des Spiels im Juli 2022 erschien auch der Erweiterungspass, der aufgeteilt auf vier Pakete das Spiel fast ein ganzes Jahr lang frisch halten sollte.


Wer sich auf die Xenoblade-Chronicles-Reihe einlässt, kommt in den Genuss durchdachter Werke voller philosophischer Fragen. Xenoblade Chronicles 3 behandelt Themen wie Leben und Tod, Wahrheit und Lüge, Freund und Feind, höherer Zweck und niederes Verlangen und die Sinnlosigkeit des Krieges. All diese Aspekte werden im Erweiterungspass zweitrangig thematisiert. Vielmehr dient der Season Pass als eine Erweiterung des Rollenspiels, die aber vor allem in den ersten drei der vier Pakete schwächelt. Das erste Paket, das als Begrüßungsgeschenk fungiert, beinhaltet unter anderem schlichte Ausrüstungsgegenstände und ein paar seltene Objekte wie dreißig silberne Nopon-Münzen. Jeder, der das Werk von Monolith Soft gespielt hat, weiß, dass es in Xenoblade Chronicles 3 von allem zu viel gibt. Je später wir das Paket aktivieren, desto eher verschwinden die Objekte im Inventar auf Nimmerwiedersehen.

Interessanter sind da schon die neuen Farbvarianten für die Outfits der sechs Protagonisten Noah, Mio, Eunie, Taion, Lanz und Sena, wodurch etwas optische Vielfalt ins Spiel kommt. Gerade dieses erste Paket zeigt, wie schwachsinnig Erweiterungspässe sein können. Anstatt den Titel sinnvoll zu erweitern, werden Fans zum Release mit Inhalten abgespeist, die derart gleichgültig sind und in dieser Form eigentlich fester Bestandteil des Spiels hätten sein sollen.

Abweichendes Gameplay

Glücklicherweise änderte sich der Ersteindruck mit dem zweiten Paket etwas. Hier haben die Entwickler die Heldin Ino ins Abenteuer integriert. Sobald wir der selbsternannte Nopon-Hüterin an einer markierten Stelle der Spielwelt über den Weg laufen, beginnt der Rekrutierungsprozess. Sobald Ino fester Bestandteil der Truppe ist, tauchen überall in der Spielwelt Äthersphären auf, die mitunter von Gegnern bewacht werden. Nur mit Hilfe des Äthers, der aus diesen Sphären absorbiert wird, lässt sich die Nopon-Hüterin über die sogenannte Inofikation über das Menü stärken. Das ist eine gekonnte Abwechslung zum auf Dauer manchmal ganz schön trägen Aufstufen. Zudem hat dies den Nebeneffekt, dass wir die Fantasy-Welt Aionios bis in die letzten Winkel erkunden und so möglicherweise auf Geheimnisse stoßen, die wir verpasst haben.

Ebenfalls Teil des zweiten Pakets sind die Kampfprüfungen, in denen wir in einem separaten Bereich gegen allerlei Monster aus Xenoblade Chronicles 3 antreten. Je nachdem wie gut wir uns in den Prüfungen anstellen, desto bessere Belohnungen in Form von Ausrüstung und Outfits erhalten wir. Da anscheinend kein Rollenspiel ohne eine Arena auskommen darf, musste Monolith Soft hier offenbar ein wenig nachhelfen. Dieser Aspekt wirkt, zugegeben wie in vielen Rollenspielen, aber eher aufgesetzt und etwas langweilig.

Unnötige Accessoires

Beim dritten Paket kommt die neue Heldin Masha hinzu, durch die unsere Protagonisten die Klasse Bijoutière lernen können, sobald wir die Figur in unser Heldenrepertoire aufgenommen haben. Übrigens lassen sich sowohl Inos als auch Mashas Klasse ab einem bestimmten Zeitpunkt im Spiel aufsteigen, wodurch wir gerade zum Ende des Spiels ordentlich austeilen oder heilen können. Sobald wir mit Masha verbündet sind, können wir an Rastplätzen sogar Ausrüstungsgegenstände herstellen und in den neuen Horrortrips der Kampfprüfungen neue Materialien zum Erstellen dieser Accessoires verdienen.

Springt an dieser Stelle aber bitte einmal zurück in den ersten Absatz und ratet mal, von was es zu viel in Xenoblade Chronicles 3 gibt. Richtig, Ausrüstungsgegenstände gibt es immer noch wie Sand am Meer und gerade dann, wenn wir das im Februar 2023 veröffentlichte Paket erst wesentlich später öffnen, da das Spiel ohnehin viel zu lang ist und wir mit Ermüdungserscheinungen kämpfen, gehen diese Objekte sowieso wieder unter. Bis zu diesem Zeitpunkt ist der Erweiterungspass als mittelmäßig einzustufen. Es gibt tatsächlich nur einen einzigen richtigen Grund, warum dieser für euch interessant sein könnte – und damit ist das vierte Paket gemeint, das ursprünglich Ende 2023 erscheinen sollte, dann aber überraschend im April veröffentlicht wurde.

Ergänzender Handlungsstrang

Xenoblade Chronicles 3 – Die erlöste Zukunft, so der Name des Zusatzinhaltes aus dem vierten Paket, erzählt eine gänzlich neue Handlung, die weit vor den Geschehnissen des dritten Teils angesiedelt ist. Dennoch möchten wir eine Spoiler-Warnung vorweg geben: Habt ihr das Hauptspiel noch nicht ganz durchgespielt, könntet (!) ihr arg gespoilert werden. Außerdem ist es empfehlenswert, die ersten beiden Serienteile gespielt zu haben, um die Story und die Lore ganz verstehen zu können. Um nicht gespoilert zu werden, könnt ihr den nächsten Absatz überspringen.

Diesmal schlüpfen wir in die Rolle von Matthew, der ein Überlebender eines Angriffs auf seine Heimatstadt ist. Zusammen mit seiner Verbündeten A sucht er nach weiteren Überlebenden, insbesondere nach seiner Schwester Na’el. Unterwegs leisten sie Widerstand gegen die verfeindeten Kriegsnationen Agnus und Keves. Hierbei retten sie die jungen Krieger Nikol und Glimmer aus den Fängen des Feindes. Da dies jedoch den Zorn der Gegenspieler auf sie zieht, müssen sie sich bald einer noch viel größeren Gefahr stellen. Entsprechend eilen ihnen noch zwei weitere Kämpfer zur Stelle. Wer Xenoblade Chronicles und Xenoblade Chronicles 2 gespielt hat, freut sich über das Wiedersehen von erwachsenen Versionen von Shulk und Rex, die die Fusion der beiden Dimensionen anscheinend überstanden haben.

Dreißigstündiges Abenteuer

Unserer Meinung nach fügt sich dieser ergänzende Handlungsstrang akzeptabel ins Gesamtbild ein. Je mehr Serienteile ihr gespielt habt, desto eher werdet ihr das komplizierte Konstrukt durchschauen. An vielen Stellen bleibt Xenoblade Chronicles 3 kryptisch und erzählt die wichtigsten Punkte nach und nach über Rückblenden oder Dialoge zwischen den Akteuren. Alles gezeigt oder aufgeschlüsselt erzählt wird aber trotzdem nicht. Vieles müsst ihr selbst erschließen, was das Erlebnis ein wenig trüben kann. Das Gameplay, das sich im Kern am Hauptspiel orientiert, ist davon aber nur marginal betroffen. Da wir uns mit einer komplett neuen Gruppe ins Getümmel werfen, fühlt sich das Abenteuer aber erfreulich frisch an.

Nach und nach lernen wir die wichtigsten Funktionen. In den Kämpfen geht es genauso brachial daher wie im Hauptspiel. Lediglich die Fusionen der Ouroboroi fallen weg. An ihre Stelle treten besondere Angriffe, die nicht ansatzweise so übertrieben inszeniert werden, aber dennoch bei den Gegnern ihre Wirkung zeigen. Für gewonnene Kämpfe erhalten wir jede Menge Erfahrungspunkte und steigen innerhalb der circa dreißigstündigen Spielzeit, wenn wir denn möglichst alles sehen wollen, ungefähr sechzig Stufen auf. Dennoch gibt es noch ein paar stärkere Monster zu plätten, was zeitsparend aber erst nach dem Abspann möglich ist.

Empfehlenswerte Zukunft

Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass es (fast) keine unterstützenden Helden gibt und unsere Gruppenmitglieder ihre Klasse nicht wechseln können. Das schränkt das Experimentieren ein. Etwas anders fühlt sich Die erlöste Zukunft auch beim Erkunden an, denn für fast alle Aktionen werden wir mit Harmoniepunkten belohnt. Klauben wir genügend Gegenstände desselben Typs auf, ernten jeglichen Äther aus den Ätherkanälen, besiegen eine bestimmte Anzahl von Feinden oder schließen Nebenquests ab und lernen in dadurch möglichen Gesprächen dutzende Nicht-Spieler-Charaktere besser kennen, erhalten wir Punkte. Diese stecken wir wiederum in die Fähigkeiten der Charaktere, die so noch stärker werden.

In der einzigen betretbaren Kolonie können wir zudem bei einem Schmied unsere Waffen stärken. Ausrüstungsgegenstände gibt es erneut in Hülle und Fülle und auch Juwelen lassen sich, diesmal aber nur bis zur fünften Stufe, herstellen. Dadurch werden wir motiviert, die vollständig neuen Gebiete bis in den letzten Winkel zu erkunden. Monolith Soft zeigt trotz vereinzelter Defizite sehr gut, wie ein Zusatzinhalt aussehen sollte. Wer immer noch nicht genug vom Spiel hat, kann beim Erweiterungspass von Xenoblade Chronicles 3 bedenkenlos zugreifen. Schade nur, dass Die erlöste Zukunft nicht einzeln zu erwerben ist, denn der Rest ist eher belanglos.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Xenoblade Chronicles 3 ist in meinen Augen durchaus ein gutes Rollenspiel, das aber einige Längen hat. Über 173 Stunden war ich beschäftigt, bis der Abspann über den Bildschirm flimmerte. Dutzende Stunden habe ich mit repetitiven Aufgaben verbracht. Der Erweiterungspass oder zumindest das vierte Paket, das die zusätzliche Story Die erlöste Zukunft bietet, zeigt hervorragend, dass die Reihe in komprimierter Form noch sehr viel mehr Spaß macht. Schade ist, dass die Geschichte nur für jene voll und ganz verständlich ist, die auch die komplette Rollenspielserie gespielt haben. Da ich gerade den zweiten Teil nicht kenne und das Durchspielen des ersten Teils über ein Jahrzehnt zurückliegt, muss ich mir einzelne Aspekte hinzudenken und mir die Antwort selbst erschließen. Mich nervt das ein wenig, doch dafür kann die Spielwelt mit ihren Aufgaben motivieren. Dreißig Stunden meiner Zeit habe ich hier gut investiert. Die restlichen drei Pakete sind in meinen Augen nur mittelmäßig gelungen, bieten sie doch Inhalte, die so zum Release bereits hätten fertig sein können – oder es vielleicht waren. Zwei neue Charaktere und eine Arena sind zwar schön und gut, halten aber nicht langfristig bei Laune. Wer Xenoblade Chronicles 3 für den heiligen Gral der Rollenspiele hält, kommt um den Erweiterungspass definitiv nicht herum. Nur die Xenoblade-Chronicles-3-Vorgänger solltet ihr kennen, um den maximalen Spielspaß herauszuholen.