Yooka-Laylee and the Impossible Lair – TEST

Etwa zweieinhalb Jahre nach ihrem Debüt sind Yooka und Laylee zurück. Statt erneut auf den Spuren von Banjo-Kazooie zu wandeln, zeigt das Chamäleon-Fledermaus-Duo im 2,5D-Jump-’n’-Run Yooka-Laylee and the Impossible Lair, dass sie es besser können als in ihrem durchwachsenen ersten Abenteuer.


Königin Phoebee braucht Hilfe um ihr Bienenreich vor Capital B zu beschützen. Natürlich sind Yooka und Laylee nicht weit, um sich dem Fiesling erneut in den Weg zu stellen. Damit beginnt das zweite Abenteuer des Chamäleon-Fledermaus-Duos. Die Geschichte bleibt dabei genretypisch eher simpel. Direkt zum Spieleinstieg müssen wir Capital B verfolgen, erhalten dabei Unterstützung von Königin Phoebees Bientallion, das wie ein Schutzschild um uns fliegt und treten im Kampf direkt gegen unseren Widersacher an. Die Chancen, Capital B hier direkt zu besiegen, stehen allerdings quasi bei null. Allerdings sterben wir nicht, wenn wir besiegt werden, sondern werden lediglich aus dem Level geworfen. Hier verbirgt sich die große Besonderheit von Yooka-Laylee and the Impossible Lair: Das eigentlich „finale“ Level mit dem Bosskampf gegen Capital B können wir jederzeit betreten. Weshalb also die anderen Kapitel spielen? Um unsere Chancen zu erhöhen.

Klassisches Springen und Hüpfen

Um Capital B und sein unmögliches Versteck bezwingen zu können, benötigen wir die Hilfe des Bientaillons, das jedoch von dem Fiesling vertrieben wurde. Kurzerhand reißt Königin Phoebee die Seiten mit ihren Leibwachen aus dem Buch und diese verteilen sich in der gesamten Oberwelt. Diese beschreiten wir aus der leicht versetzten Draufsicht. Statt nur von Level zu Level zu laufen, lösen wir kleinere Rätsel, Herausforderungen und können Geheimnisse sowie hilfreiche Toniken finden. So gut sich die Oberwelt anfühlt, die Level sind das Kernstück von Yooka-Laylee and the Impossible Lair. Absolvieren wir eines erfolgreich, befreien wir ein Bientaillon-Mitglied und können im Unmöglichen Versteck einen weiteren Treffer einstecken. Dies ist überaus hilfreich für das bockschwere finale Level, das nur Genre-Profis ohne weiteres schaffen dürften.

Betreten wir ein Level, wechselt Yooka-Laylee and the Impossible Lair in die Seitenansicht und zeigt die Umgebung in bunter 2,5D-Grafik. Damit wandelt das zweite Spiel von Playtonic Games auf den Spuren von Nintendos New Super Mario Bros. oder den Donkey-Kong-Country-Titeln. Gerade an letztere erinnert das Jump ’n’ Run uns – im positiven Sinn. Das zweite Yooka-Laylee atmet die Essenz der Donkey-Kong-Country-Reihe, was nicht nur dem großartigen Soundtrack von Grant Kirkhope und David Wise zu verdanken ist. Überraschend ist das nicht, schließlich haben die beiden Komponisten unter anderem an Spielen wie Donkey Kong Country und Banjo-Kazooie mitgewirkt. Genauso wie bei der Atmosphäre erlaubt sich Yooka-Laylee and the Impossible Lair beim Gameplay keine wirkliche Blöße. Das Jump ’n’ Run spielt sich wirklich gut. Wir haben fast immer das Gefühl der Kontrolle und erfreuen uns an den abwechslungsreichen Herausforderungen, die die Level bieten.

Level wechsel dich

Insgesamt gilt es in zwanzig Leveln das Bientaillon zu retten. Zumindest theoretisch. Durch Beeinflussung der Umgebung in der Oberwelt können wir jedes Level verändern. Damit erhöht sich die Levelzahl auf vierzig. Zwar handelt es sich bei der Hälfte nur um abgewandelte Versionen, diese weichen aber teilweise so stark ab, dass wir komplett neue Bereiche beschreiten oder es sich anfühlt wie ein ganz anderes Level. Wir frieren Kapitel ein, überfluten sie, lassen zahlreiche Gegner hineinfallen, sorgen für mächtig Wind und allerlei mehr. Dadurch erhöht sich nicht nur die Spielzeit deutlich, sondern auch das Bientaillon wächst um weitere Leibwachen von Königin Phoebee. Wichtig sind auch die T.W.I.T.-Münzen, von denen wir jeweils fünf in einem Level finden können. Nur mit der teils gut versteckten Währung können wir Tore in der Oberwelt öffnen und somit den Weg zu neuen Abschnitten und Leveln öffnen.

Ganz fehlerfrei ist Yooka-Laylee and the Impossible Lair aber nicht. Selten fallen uns gefühlt unfaire Stellen auf oder eine zu ungenaue Reaktion von Yooka. Das liegt aber meist nicht am Spiel, sondern an den Analog-Sticks von Joy-Cons und Pro Controller. Häufig erwischen wir uns dabei, doch das Steuerkreuz bezieungsweise die Richtungstasten zu nutzen – obwohl auch diese nicht perfekt sind. Allerdings ist das bereits Meckern auf gehobenem Niveau, schließlich haben wir die längste Zeit einfach nur ein gutes Gefühl, wenn wir mit Yooka und Laylee durch die Level rennen, rollen und springen und dabei allerlei Gegner besiegen oder umgehen. Unsere Feinde dienen wie in vielen Genre-Vertretern aber vorwiegend dazu, die Herausforderung zu erhöhen – und das durchaus erfolgreich. Yooka-Laylee and the Impossible Lair hat einen gut anziehenden Schwierigkeitsgrad und macht es uns nicht immer leicht, die Level erfolgreich zu absolvieren. Sterben wir in einem Abschnitt zu oft, bietet uns der Checkpoint an, einen Teil des Levels zu überspringen. Das erinnert an Nintendos Hilfsassistent und dürfte manchen Spieler vor Frustmomenten bewahren. Alle anderen ignorieren das Feature einfach.

Ein wenig Anpassung

Beim Erkunden der Oberwelt entdecken wir schnell erste Toniken, die teilweise recht schwer zu erreichen oder zu finden sind. Dabei handelt es sich um unterstützende Boni, die das Abenteuer von Yooka Laylee um mehr oder weniger hilfreiche oder verändernde Weise anpassen. So können wir etwa die Zeit, die wir haben, um Laylee nach einem eingesteckten Treffer wieder einzusammeln, verlängern, die Zahl der Kontrollpunkte erhöhen oder einen dreifach Drehsprung in der Luft aktivieren. Für solch hilfreiche Boni müssen wir allerdings einen Abzug auf unseren Feder-Bonus hinnehmen. Um das auszugleichen oder uns die Herausforderung zu erschweren, können wir die Sache aber auch umkehren. Gegner mit Glubschaugen halten mehr Treffer aus, bedeuten aber ein Plus beim Feder-Multiplikator. Insgesamt drei Toniken können wir, nachdem wir diese gefunden und mit Federn anschließend gekauft haben, ausrüsten. Allerdings finden sich unter den zahlreichen Toniken recht viele, die nur einen bedingten Sinn haben. Andere Filter, ein riesiger Kopf für Yooka oder Feinde, die beim Besiegen Blumen hinterlassen, haben keinen spielerischen Wert, können aber ganz witzig sein. Um etwas mehr Tiefe ins Spiel zu bringen, reichen die Toniken aber aus.

Wie bereits erwähnt, ist der Soundtrack phantastisch. Genauso überzeugen kann die bunte, putzige Grafik, die sehr gut zum Spiel passt und Yooka-Laylee and the Impossible Lair zu einem audiovisuellen Vergnügen macht. Zugleich läuft das Spiel sowohl am Fernseher als auch im Handheld-Modus absolut flüssig. Die deutschen Texte, die vom üblichen Gebrabbel begleitet werden, sprühen vor Witz und scheuen nicht vor Anspielungen auf andere Spiele, den Vorgänger oder allerlei andere Themen zurück. Das verstärkt nur noch den Charme des Jump ’n’ Runs, das angesichts des hohen Spielspaßes hervorragende Genre-Unterhaltung bietet und deutlich am Genre-Thron kratzt. Viel fehlt nicht, um an Titel wie Donkey Kong Country: Tropical Freeze oder New Super Mario Bros. U Deluxe heranzukommen. Yooka-Laylee and the Impossible Lair ist eine klare Empfehlung für alle Genre-Fans.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Yooka-Laylee war 2017 eine sympathische Hommage an Banjo-Kazooie, konnte aber nicht vollends überzeugen. Mit dem Nachfolger Yooka-Laylee and the Impossible Lair gehen die Entwickler von Playtonic Games andere Wege und haben mich damit positiv überrascht. Das 2,5D-Jump-’n’-Run braucht sich nicht vor Nintendos großen Titeln Donkey Kong Country: Tropical Freeze oder New Super Mario Bros. U Deluxe verstecken. Toll gestaltete Level, ein wunderbarer Soundtrack und die bunte Grafik haben mich gemeinsam sehr gut unterhalten. Dass manche Sprungpassage fast schon etwas frustrierend ist, ist nicht dem Spiel geschuldet und der optionale Hilfsassistent lässt auch weniger erfahrene Spieler voranschreiten. Profis dürfen sich sogar direkt am letzten, besonders schweren Level versuchen. Eine interessante Idee, die dem Spiel etwas Eigenständigkeit verleiht. Genre-Fans sollten sich Yooka-Laylee and the Impossible Lair unbedingt ansehen.