Layton’s Mystery Journey: Katrielle und die Verschwörung der Millionäre – TEST

Nach drei Jahren Pause kehrt die Layton-Reihe zurück auf den Nintendo 3DS. Statt des Rätsel und Mysterien lüftenden Professors, dürfen wir in Layton’s Mystery Journey: Katrielle und die Verschwörung der Millionäre erstmals mit dessen Tochter als Detektivin Fälle lösen. Der siebte Teil der Reihe zeigt dabei alte und neue Stärken, aber auch Schwächen.


Endlich ist es soweit, Level-5 lässt uns wieder rätseln und knobeln. Seit der Ankündigung des einstmals als Lady Layton bekannten Puzzle-Adventures Layton’s Mystery Journey: Katrielle und die Verschwörung der Millionäre ist die Vorfreude in Teilen der Redaktion groß. Allerdings stellt sich auch die Frage: Kann Katrielle, Tochter des legendären Professor Layton, an die Erfolge ihres Vaters anknüpfen und genauso gut wie er Rätsel und Mysterien auf den Grund gehen? Die Antwort geben wir euch vorab mit einem klaren „Ja!“. Ähnlich wie ihr Vater lösen wir gemeinsam mit Katrielle, ihren Begleitern und Freunden zahlreiche Knobelaufgaben, während wir allerlei seltsamen Fällen auf den Grund gehen. Der größte Unterschied ist die Aufteilung in zwölf Fälle und die sich daraus ergebende episodische Erzählweise. Das passt aber zu Katrielles Dasein als Detektivin.

Episodisch zusammenhängend

Zu Beginn von Layton’s Mystery Journey: Katrielle und die Verschwörung der Millionäre eröffnet die im Titel erwähnte Hauptfigur ihre eigene Detektei. Just erhält sie einen ersten Fall, der bereits äußerst skurril ist und zugleich viel über die offene und leichtherzige Katrielle verrät. Schließlich gilt es einem sprechenden Hund zu helfen. Dieses Mysterium gehört jedoch nicht zu den zwölf Fällen, sondern dient erst einmal nur dazu, Katrielle, ihren Assistenten Ernest und Hund Sherl einzuführen. Anschließend widmen wir uns dem ersten Fall, der bereits offenbart wie sich das Spiel zusammensetzt. Die einzelnen Episoden hängen zusammen, erzählen aber für sich genommen eigene kleine Geschichte rund um Probleme der Auftraggeber. Der Grund für den Verzicht auf eine große, zusammenhängend erzählte Handlung, wie es in den Vorgängern der Fall war, könnte in der Veröffentlichung des Spiels für Mobile-Geräte liegen. Dennoch wirkt es zu keiner Zeit so, als hätten die Entwickler deshalb Abstriche gemacht oder als wäre Layton’s Mystery Journey kein vollwertiger Teil der Reihe.

Im Gegenteil. Genauso wie in den Vorgängern untersuchen wir im Verlauf der zwölf Fälle verschiedene Schauplätze. Nicht selten ist es erforderlich mehrere Hinweise zu entdecken, bevor die Handlung weitergeht. Dabei führen wir regelmäßig und manchmal etwas ausartende Gespräche mit den teils recht skurrilen Figuren, in der Hoffnung so der Lösung des jeweiligen Falls näher zu kommen. Hier zeigt sich aber auch eine der Schwächen. In jeder Episode ist es notwendig sechs entscheidende Hinweise zu finden. Dies geschieht automatisch durch das Fortschreiten der Handlung. Abweichende Vorgehensweisen gibt es nicht. Layton’s Mystery Journey ist weitgehend linear angelegt. Das ist nicht störend, dafür ist es bedauerlich, dass wir die Hinweise nicht selbst kombinieren müssen, um auf die Lösung zu kommen. Statt uns ein Puzzle oder Multiple-Choice-Fragen zu bieten, ist es nach dem Auffinden aller Hinweise lediglich erforderlich auf den „Lösen“-Button zu drücken, um anschließend mitzuerleben wie Katrielle das Geheimnis hinter dem Fall präsentiert. Schade. Hier verschenkt Level-5 Potenzial, das sich aus der Detektiv-Thematik ergibt.

Sympathische Spannung

Dem allgemeinen Spielspaß schadet das jedoch nur wenig. Schließlich zeigt Layton’s Mystery Journey entscheidende Stärken. Diese beginnen bei der Geschichte. Zwar sind die Fälle episodisch aufgebaut und die kleinen Handlungsstränge wirken gelegentlich etwas banal, gerade bei ihrer Auflösung, trotzdem macht es Spaß Katrielle bei ihren Ermittlungen zu begleiten. Die Entwickler präsentieren gut geschriebene Dialoge und interessante Fälle, die spannend genug sind, um jederzeit wissen zu wollen, wie es ausgeht. Leider sind manche Auflösungen recht früh erkennbar, so dass wir am Ende nur noch in unseren Vermutungen bestätigt wurde.

Wett gemacht wird dieser Umstand durch die sympathischen, teils grandiosen und skurrilen Figuren mit denen wir es zu tun bekommen. Angefangen bei Katrielle selbst. Die Detektivin unterscheidet sich spürbar von Professor Layton und zeigt dennoch einige Gemeinsamkeiten. Mit ihr hat Level-5 eine erstklassige Nachfolgerin für ihren Vater erschaffen und nicht selten sorgt sie mit ihrer laxen, unbekümmerten Art für amüsante Situationen. Das liegt auch an ihrer Art Fälle zu lösen und wie leicht sie damit einige andere Figuren überrascht oder zur Weißglut bringt. Hier verbirgt sich eine andere Stärke: Das Zusammenspiel der Figuren ist exzellent und entlockt uns regelmäßig ein Schmunzeln. Gerade Katrielle und Sherl liefern sich gerne mal kleine Wortgefechte oder spitze Bemerkungen, die auf die Eigenheiten der jeweils anderen Person abzielen.

Rätseln bis zum Umfallen

Wie könnte es bei einem Layton-Spiel anders sein? Natürlich stehen auch in Layton’s Mystery Journey wieder zahlreiche Rätsel im Mittelpunkt des Spielgeschehens. So wenig wir direkt in den Ablauf der Geschichte oder die Auflösung der Fälle eingreifen können, so sehr sind wir bei den häufig auftauchenden Rätseln gefragt. Einige davon müssen wir im Laufe der Geschichte lösen, um voranzuschreiten, andere wiederum lassen sich beim Erkunden der Umgebungen finden, manche sogar erst nach Abschluss eines Falls. Dafür können wir ab einem bestimmten Zeitpunkt im Spiel jederzeit in die Detektei Layton zurückkehren und zwischen den Fällen wechseln, um etwa bei noch nicht abgeschlossenen ungelöste Rätsel zu suchen. Später im Spiel stehen uns sogar mehrere neue Fälle gleichzeitig zur Verfügung. Die Qualität der Rätsel steht denen der Vorgänger insgesamt in nichts nach. Lediglich die hohe Anzahl an Mathematik-Aufgaben und Fangfragen ist uns im Verlauf des Tests deutlich aufgefallen. Störend ist das jedoch nicht, da trotzdem ausreichend Abwechslung und in manchen Fällen auch thematisch zur Episode und Situation passende Rätsel geboten werden.

Abseits von Geschichte und Rätseln bietet Layton’s Mystery Journey einige kleine Nebenbeschäftigungen. In drei Minispielen dürfen wir uns etwa beim Zusammenstellen eines perfekten Dinners, beim Einrichten von Schmuckgeschäften oder bei der Flucht von Sherl aus dem Zwinger versuchen. Ähnliche Aufgaben kennen wir bereits aus den Vorgängern und wieder bieten sie eine willkommene Abwechslung. Zusätzlich gilt es wie gewohnt Hinweismünzen in den Umgebungen zu finden. Diese können gegen Tipps bei der Lösung der Rätsel eingetauscht werden. Ebenfalls wieder dabei sind die Kuriositäten, die wir finden können und kleine Sammelgegenstände darstellen. Neu sind die Modemünzen mit denen wir für Katrielle neue Outfits kaufen dürfen. Außerdem erhalten wir für jeweils fünf gelöste Rätsel ein Interieurticket mit dessen Hilfe wir neue Skins für die Einrichtung unseres Büros freischalten können. Für Rätselfreunde, die das Spiel bereits beendet haben, wird wie schon bei den Vorgängern ein Jahr lang täglich ein neues Rätsel zum Download angeboten.

Beim Stil bleibt Level-5 den 3DS-Vorgängern treu. Die in Sachen Charakterdesign überzeugenden Figuren agieren als 3D-Modelle vor schönen, gezeichneten Hintergründen, die allerdings auch kleinere Animationen aufweisen. Besonders in den Gesprächen kann die Darstellung der Charaktere durch gelungene Gestik und eine erstklassige Mimik überzeugen. Katrielles Gesichtsausdrücke sind in manchen Situationen absolut herrlich und tragen maßgeblich zum Humor des Spiels bei. Abgerundet wird das Ganze von den gewohnt hochwertigen Anime-Zwischensequenzen, die vom bekannten Studio A1-Pictures (u.a. Sword Art Online, Ace Attorney) stammen. Beim Soundtrack hat Level-5 ebenfalls wieder gute Arbeit geleistet. Das Spiel wird von schönen Musikstücken begleitet. Als kleines Manko stellt sich überraschenderweise die Lokalisierung dar. Allerdings nicht wegen der deutschen Synchronisation, diese ist hervorragend und erlaubt sich keine Schwächen. Dafür weichen die geschriebenen und gesprochenen Dialoge in Details voneinander ab, manche Rätsel erfordern zumindest grundlegendste Englischkenntnisse und in die Texte haben sich kleine, kaum relevante Fehler geschlichen. Ihr merkt sicher schon, das ist Meckern auf sehr hohem Niveau, soll aber an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Der überaus positive Gesamteindruck wird dadurch nicht geschmälert.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

 

Layton’s Mystery Journey: Katrielle und die Verschwörung der Millionäre mag durch die episodische Erzählweise der Fälle, kleinere Logiklücken und den geringen Einfluss auf die Lösung der Fälle Schwächen aufweisen, konnte mich aber dennoch ausgezeichnet unterhalten. Schon nach wenigen Minuten war das alte Layton-Gefühl zurück und mit großer Begeisterung habe ich die Dialoge verfolgt, Umgebungen erkundet und Rätsel gelöst. Das alles macht noch genauso viel Spaß wie in den sechs Vorgängern mit Professor Layton. Natürlich ist auch die Geschichte, die sich durch alle Fälle zieht, spannend genug, um an den 3DS zu fesseln und den Wunsch zu wecken, jedem Mysterium auf den Grund zu gehen. Katrielles erstes Abenteuer ist eine unterhaltsame Fortsetzung der Reihe und bleibt hoffentlich nicht ihr einziger Auftritt.