Blasphemous II – VORSCHAU

Am 24. August soll mit Blasphemous II die Fortsetzung des grandiosen, im Jahr 2019 erschienenen Indie-Hits des spanischen Entwicklerstudios The Game Kitchen veröffentlicht werden. Das düstere Abenteuer mit viel religiöser Symbolik kombiniert das beliebte Genre des Metroidvania mit Souls-like-Elementen und führt uns erneut in der Rolle des namenlosen „Büßers“ in eine von einer geheimnisvollen, nur als „Mirakel“ bekannten Macht heimgesuchte Fantasy-Welt.


Blasphemous schlug nach seiner Veröffentlichung im September 2019 einige Wellen in Indie-Kreisen. Das Spiel begeisterte damals vor allem mit seinem einzigartigen Artsytyle, den vielen religiösen Anspielungen und der fantastischen Musikuntermalung von Carlos Viola. Die Entstehung des Spiels begann 2017 mit einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne, die insgesamt mehr als 300.000 US-Dollar einbrachte. Kurz nach dem Release gewann das Spiel auch kurzerhand die spanischen Titanium Awards für das „Indie-Spiel des Jahres“ und das „Beste spanische Spiel“ und war zudem in der Kategorie „Bester Artstyle“ nominiert. Viele positive Rezensionen, unter anderem auch hier beim NMag, sowie guter Mund-zu-Mund-Propaganda ließen Blasphemous berechtigterweise zu einem der beliebtesten Indie-Spiele der letzten Jahre werden, das sich laut Entwickler bis März 2021 insgesamt über eine Million Mal verkauft hat. Ausgeruht auf ihren Lorbeeren haben sich die kreativen Köpfe hinter dem Spiel aber definitiv nicht. Zwischen August 2020 und Dezember 2021 veröffentlichten die Spanier insgesamt drei umfangreiche und kostenlose Download-Erweiterungen zu ihrem Spiel, die neben vielen Verbesserungen bei der Steuerung und Spielbalance auch neue Endgegner, Gegenden und mit der letzten Episode zudem auch ein völlig neues Ende inklusive neuem letzten Boss bieten.

Der blutige Pilgerweg des Büßers

In Blasphemous II schlüpfen wir wie bereits beim Vorgänger in die Haut des gesichts- und namenlosen Protagonisten „The Pentinent One“, der auf Deutsch einfach nur „Der Büßer“ genannt wird. Die Geschichte knüpft dabei an das Ende der im Dezember 2021 erschienenen, dritten und letzten Download-Erweiterung „Wounds of Eventide“ an. Der Büßer erwacht, aus seiner letzten Ruhestätte vertrieben, in einem ihm unbekannten Land und soll die Geburt eines neuen Mirakels verhindern, die laut einer Prophezeiung kurz bevor steht. Unseren stummen Protagonisten erwarten auf seiner Reise durch die umfangreiche und nicht-lineare düster-atmosphärische Welt wieder eine ganze Reihe von grotesken Gegnern und Nicht-Spieler-Charakteren, wobei die kryptische Erzählstruktur an die eines Dark Souls oder Bloodborne erinnert und somit eher von Andeutungen denn typischen Erzählmustern lebt, was die verstörende Atmosphäre des Spiels zusätzlich verstärkt.

Dabei ist auch hier wie beim Vorgänger die grandiose und unglaublich detailverliebte Pixelgrafik, die Blasphemous II zu einem echter Hingucker macht. Die teilweise verstörende religiöse Bildsprache des Spiels, welche vor allem auf dem Konzept von Leid und Schmerz innerhalb des spanischen Katholizismus basiert, sorgen auch hier wieder für eine einzigartige düstere Atmosphäre. Laut Creative Director Enrique Cabeza waren die Inspirationsquellen dabei auch hier wieder die religöse Kunst und Ikonographie der spanischen Stadt Sevilla und der Region von Andalusien, der Heimat des Entwicklerstudios The Game Kitchen. Cabeza nannte zudem auch spanische Maler wie Bartolomé Esteban Murillo oder Francisco Goya als Vorbild. Vor allem Goyas „Eine Prozession der Flagellanten“ stand Pate für die auffällige Kopfbedeckung des Büßers. Wir sind auf jeden Fall wieder wahnsinnig gespannt darauf, welche bizarren und grotesken Gestalten uns auf unserer Reise erwarten. Die bereits gezeigten Screenshots und Artworks lassen aber schon jetzt darauf schließen, dass The Game Kitchen auch hier wieder aus den Vollen schöpft und uns eine faszinierende wie schaurige Welt präsentiert.

Verbesserte Steuerung und unterschiedliche Waffen

Auf den ersten Blick spielt sich Blasphemous II recht ähnlich wie der Vorgänger. Erneut erkunden wir eine umfangreiche und zusammenhängende Welt und schalten mit neuen Waffen und Spezialfähikeiten neue Wege innerhalb der Karte frei. Kritik erntete der Vorgänger nach seinem Release vor allem aufgrund der nicht immer ganz präzisen Steuerung, der unübersichtlichen Karte und den im späteren Spielabschnitten etwas großzügig vorhandenen bodenlosen Abgründen und mit Dornen gespickten Fallen. Alle drei Kritikpunkte haben sich die spanischen Entwickler von The Game Kitchen zu Herzen genommen und bügelten sie im Zuge der drei kostenlosen Erweiterungen aus. Aus diesem Grund sind wir guter Dinge, dass der zweite Teil aus den Fehlern des Vorgängers lernt und hoffen, dass die Spielbalance durchgehend fair ist.

Die affälligste Neuerung von Blasphemous II ist zunächst, dass wir das Spiel diesmal nicht nur mit einer einzigen Waffe bestreiten. Statt wie gehabt die grotesken Gegnerhorden mit dem Schwert „Mea Culpa“ zu zerschnetzeln, wählen wir diesemal direkt nach dem Intro eine von drei möglichen Starter-Waffen: ein großes Räuchergefäß namens Veredicto, welches wie ein Morgenstern fungiert, ein Duo aus Dolch und Degen namens Sarmiento und Centella, oder das Schwert „Ruego di Alba“. Während wir mit dem Morgenstern heftig Schaden austeilen können, ist er recht langsam. Dagegen ist das Dolch-und-Degen-Duo besonders schnell, richtet aber vergleichsweise wenig Schaden an. Das Schwert bildet dabei genau die Balance zwischen Schaden und Schnelligkeit. Interessanterweise scheint die Wahl der ersten Waffe auch den Weg vorzugeben, den wir durch die nicht-lineare Spielwelt gehen, denn wir benötigen bestimmte Waffen, um bestimmte Passagen und Wege innerhalb der Level zu öffnen. Nach und nach werden wir aber im Spiel alle drei Waffen erhalten und können dann auch auf die Skilltrees des jeweligen Mordinstruments zugreifen, wodurch wir neue Fähigkeiten und Attacken freischalten können. Insgesamt sollen die drei unterschiedlichen Waffen laut der Entwickler die Kämpfe deutlich dynamischer machen und die Spieler dazu anregen, kreativ mit den Kampfstilen zu experimentieren. Wir sind gespannt!

Mächtige Gebete und Musik mit Flamenco-Anleihen

Neben den neuen Waffen gibt es natürlich noch eine ganze Reihe von anderen spannenden Neuerungen. So wurde beispielsweise die Mechanik um die Gebete, welche in der Welt von Blasphemous den Ersatz für Zaubersprüche darstellen, erweitert. Dabei hoffen wir, dass hier noch ein paar zusätzliche Upgrade-Möglichkeiten hinzukommen und vielleicht auch die Rollenspiel-Elemente etwas ausgeweitet werden.

Neben dem Grafikstil ist es damals wie heute natürlich auch die fantastische Musik von Komponist Carlos Viola, die Blasphemous zu einem einzigartigen Erlebnis macht. Die unterschiedlichen Musikstücke, die unterschiedlichste Stilrichtungen wie religiöse Musik, Dark Ambient, volkstümliche Musik und sogar Flamenco miteinander kombinieren, sorgten schon 2019 für eine tolle Atmopshäre. Sie sind oftmals so eingängig, dass wir nicht anders können, als die Musikstücke mitzusummen. Umso mehr freut es uns, dass Carlos Viola auch beim zweiten Teil wieder mit an Bord ist und sind schon gespannt auf seine neuen Kompositionen.

Geschrieben von Markus Schoenenborn

Prognose:

Der erste Teil von Blasphemous hat mich vor nun knapp vier Jahren total umgehauen. Ich hatte damals sogar die Kickstarter-Kampagne unterstützt und bin deshalb schon mit recht großen Erwartungen an das Spiel gegangen. Nach dem Release und dem ersten großen DLC war mir dann aber schnell klar, dass ich mein Geld auf das richtige Pferd gesetzt hatte. Das Spiel ist genau das, was ich von einem 2D-Metroidvania beziehungsweise Souls-like erwarte. Die Welt von Blasphemous versprüht aufgrund ihres einzigartigen Artstyles und der tollen Musikuntermalung eine völlig einzigartige düstere Fantasy-Atmosphäre, die mich komplett einsaugt. Ebenso gefällt mir in diesem Zusammenhang auch die kryptische Erzählweise, welche den mystischen Charakter der Spielwelt noch unterstreicht. Ich habe auf jeden Fall großes Vertrauen in The Game Kitchen, dass sie mit dem zweiten Teil erneut ein großartiges Spiel abliefern. Gerade da die Entwickler sich die (berechtigten) Kritikpunkte zu Herzen nahmen und schon mit den drei großen Download-Erweiterungen viele der spielerischen Stolpersteine ausbügelten, bin ich mir sicher, dass wir es mit Blasphemous II mit einem potenziellen Hit zu tun haben. Die Neuerungen wie die drei unterschiedlichen Waffen und die überarbeiteten Spielsysteme machen schon Lust auf mehr. Ich hoffe nur, dass die Jungs und Mädels von The Game Kitchen die Spielbalance im Griff haben und auch die zweite Hälfte des Spiels nicht zu frustrierend wird. Auf jeden Fall bin ich wahnsinnig gespannt und werde die Tage bis zum Release zählen!