World of Horror – VORSCHAU

Was lange währt wird hoffentlich gut! Nach knapp zwei Jahren im Early Access soll am 19. Oktober die Vollversion des innovativen Horror-Adventures World of Horror erscheinen, bei dem wir eine japanische Küstenstadt vor dem Einfluss dunkler Götter beschützen müssen. Dabei treffen von den Manga des Horror-Meisters Junji Ito inspirierte Schauergeschichten auf den kosmischen Horror von H. P. Lovecraft sowie die 1-Bit-Ästhetik alter Computerspiele.


World of Horror, oder Kyōfu no Sekai, wie es auf Japanisch heißt, ist das Ein-Mann-Projekt des polnischen Entwicklers Paweł Koźmiński alias Panstasz, der das Spiel über mehrere Jahre neben seiner Tätigkeit als Zahnarzt entwickelte. Eine Demo-Version war bereits 2017 auf der Indie-Plattform itch.io verfügbar, und 2020 kam das Spiel schließlich in den Early Access auf dem PC. Am 19. Oktober ist es soweit, und das ambitionierte Projekt soll endlich in einer Vollversion auf allen gängigen Plattformen erscheinen.

Cthulhu trifft auf Uzumaki


World of Horror entführt uns in das kleine japanische Küsten-Städchen Shiokawa, in dem unheimliche Phänomene und bizarre Vorkommnisse auf das Erwachen uralter Gottheiten hindeuten, welche das Ende der Welt einläuten. In dunklen Gassen, leeren Klassenzimmern, dunklen Wäldern und den verlassenen Fluren von Appartement-Blocks schleicht sich das kosmische Grauen in die Realität der Bewohner, während die Welt immer mehr in den Wahnsinn abrutscht. Wir übernehmen die Rolle eines von mehreren Ermittlerinnen und Ermittlern, die dem Spuk ein Ende bereiten und die drohende Apokalypse stoppen wollen. Dies sind die typischen Zutaten von Adaptionen der Werke von H. P. Lovecraft wie beispielsweise das Tabletop-Rollenspiel Call of Cthulhu oder dem Brettspiel Arkham Horror. Während diese meist in den 1920er Jahren in den USA spielen, verlegte Entwickler Paweł Koźmiński das Szenario in eine japanische Küstenstadt der Gegenwart und garnierte das Ganze mit Schauergeschichten, die an denen von Horror-Manga-Zeichner Junji Ito und dessen ganz besondere Art von verstörendem urbanen japanischen Horror angelehnt sind.

Der Schatten aus der Zeit


World of Horror spielt sich wie ein altes japanisches Computer-Adventure, weist dabei aber auch einige Einflüsse von dem bereits erwähnten Lovecraft-Brettspiel Arkham Horror auf. Zunächst wählen wir eine von mehreren Spielfiguren, wobei jeder Charakter seine eigenen Stärken und Schwächen hat und das Spiel mit unterschiedlichen Gegenständen beginnt. Danach können wir noch verschiedene Variabeln einstellen wie beispielsweise die Gottheit wählen, gegen die wir antreten. Wobei jede der tentakelbewehrten Monstrositäten andere Regeln für den Spielverlauf aufstellt. Wählen wir beispielsweise die Spinnengottheit Cthac-Atorasu, können wir nicht vor Kämpfen fliehen, während Ath-Yolazsth, das allsehende Auge (angelehnt an die Geschichte „Remina“ von Junji Ito) die Kosten für Zaubersprüche erhöht.

Haben wir alles eingestellt, finden wir uns in der Wohnung der Protagonistin oder des Protagonisten wieder, welche die Basis unserer Ermittlungen darstellt. Hier können wir einen von fünf unterschiedlichen Fällen auswählen, welche bei jedem neuen Spieldurchlauf zufällig ausgewählt werden. In der Early-Access-Version waren es insgesamt siebzehn unterschiedliche Fälle, laut dem Entwickler soll die Vollversion aber noch einige mehr beinhalten. Diese Fälle sind allesamt kurze Horrorgeschichten, welche direkt von Junji Itos Schauer-Mangas inspiriert wurden, oder aber von modernen japanischen urbanen Legenden wie die der Kuchisake Onna, der „Frau mit dem aufgeschnittenen Mund“ oder dem Aka Manto, dem „roten Mantel“. Zudem geht es um unheimliche Volksfeste in abgelegenen Dörfern, einer besonders makaberen Totenwache, Fischer, die seltsame Wesen aus dem Meer ziehen oder einen Hausmeister, der von Meerjungfrauen besessen ist. Insgesamt wird hier alles bedient, was die unheimliche Folklore des modernen Japans hergibt.

Countdown zum Weltuntergang


Wählen wir nun eine der Geschichten aus, erforschen wir die verschiedenen Lokalitäten der Stadt, sprechen mit den Einwohnern, sammeln Hinweise und stellen uns in rundenbasierten Kämpfen abscheulichen Kreaturen. Dabei stehen wir allerdings unter Zeitdruck. Nach jeder Spielrunde und durch unterschiedliche Events steigt zudem das so genannte „Doom-Meter“, welches den Einfluss der alten Gottheit auf die Realität und die Küstenstadt anzeigt. Wird er zu hoch, schließen Geschäfte und andere Lokalitäten, die Monster werden stärker und zahlreicher oder diverse andere unschöne Ereignisse passieren. Ist das Doom-Meter schließlich bei 100% angelangt, erwacht die uralte Gottheit aus seinem tiefen Schlaf und das Spiel ist vorbei.

Schließen wir einen Fall ab, erhalten wir einen Schlüssel. Insgesamt benötigen wir fünf solcher Schlüssel, um den Leuchtturm am Rande der Stadt aufzuschließen und uns dem letzten Grauen zu stellen, wenn wir bis dahin überleben. World of Horror ist nämlich durch seine vielen zufälligen Variabeln und Ereignisse durchaus dem Rogue-lite-Genre zuzuordnen, und so kann es schon einmal mehrere Anläufe brauchen, bis wir ein Szenario abschließen können. Durch dieses modulare Spielsystem bietet das Spiel aber einiges an Wiederspielwert, denn beim ersten Durchlauf ist es unmöglich, alles zu sehen. Das Grundprinzip von World of Horror ist definitiv sehr süchtig machend, und wir sind schon sehr gespannt darauf, was das Spiel alles zu bieten hat.

1-Bit-Horror aus MS-Paint


Der ganz spezielle 1-Bit-Look des Spiels lehnt sich an die alten japanischen Adventure-Spiele der 1980er Jahre an und wurde komplett in Microsoft Paint gezeichnet. Das Interface, in dem wir das komplette Spiel steuern, strotzt nur so vor Details und wirkt auf den ersten Blick sehr überladen, schafft es aber, den Look und das Feeling dieser alten Spiele perfekt einzufangen. Zudem können wir auch einen von vielen verschiedenen Farb-Filtern wählen, was dem Ganzen in Verbindung mit und trotz des eigentlich recht simplen Grafikstils eine einzigartige und passende Atmosphäre verleiht. Die Musik tut dabei ihr Übriges. Die low-fi Chiptunes schaffen es wunderbar, eine angespannte und schaurige Stimmung aufzubauen. Allerdings wirkt das Interface auf den ersten Blick mit seinen vielen Feldern, Statistiken und Buttons etwas unübersichtlich und fordert von uns etwas an Eingewöhnungszeit.

Geschrieben von Markus Schoenenborn

Prognose:

Ich verfolge die Entwicklung von World of Horror nun schon eine ganze Weile, habe damals die erste Demo-Version auf itch.io gespielt und konnte mich auch in der Early-Access-Version auf dem PC austoben. Dass nun endlich nach so langer Zeit die Vollversion erscheint, erfreut mich aus diesem Grund natürlich umso mehr. Ganz besonders, da ich als großer Fan des kosmischen Horrors von H.P. Lovecraft und der Manga von Junji Ito genau die richtige Zielgruppe bin und es genau auf mich abgestimmt ist. Die unterschiedlichen, schaurigen Geschichten sind wirklich unglaublich atmosphärisch und gewinnen durch den ungewöhnlichen Grafikstil noch einiges dazu. Der Zufalls-Effekt, bedingt durch die Rogue-lite-Elemente, schafft zudem eine dauernde Spannung, da ich bei jedem Spiel andere Events und Monster sehe. Ich bin wirklich gespannt, was das fertige Spiel in dieser Hinsicht noch zu bieten hat. Lediglich das recht vollgestopfte und auf den ersten Blick recht unübersichtliche Interface bereitet mir manchmal noch Kopfzerbrechen. Mir ist bewusst, dass dies auch dem Grafikstil geschuldet ist und das Spiel damit auch die Vorbilder von damals perfekt nachahmt, aber bei den vielen Feldern weiß ich manchmal nicht, wo ich klicken soll. Ich bin gespannt, wie sich dies dann in der Switch-Version niederschlägt. Gerade die modulare Natur des Spiels sollte sich eigentlich perfekt für den Handheld-Modus eignen. Ich freue mich auf jeden Fall auf die fertige Version von World of Horror. Fans gepflegter Schauergeschichten und besonders solche von Lovecraft und Junji Ito können sich auf jeden Fall auf ein innovatives Horror-Adventure einstellen.