13 Sentinels: Aegis Rim – TEST

Zweieinhalb Jahre nach der Erstveröffentlichung in Japan und fast eineinhalb Jahre nach dem Europa-Release für PlayStation 4 haben Atlus und Vanillaware 13 Sentinels: Aegis Rim für Nintendo Swicht veröffentlicht. Der Visual-Novel-Echtzeitstrategie-Mix lässt uns mit dreizehn Charakteren eine wendungsreiche und verzweigte Science-Fiction-Geschichte erleben.


13 Sentinels: Aegis Rim gehört zu den wahrscheinlich besten Spielen der vergangenen Jahre, die zugleich viel zu wenig Aufmerksamkeit erhalten haben. Dennoch war der Visual-Novel-Echtzeitstrategie-Mix so erfolgreich, dass die physische PlayStation-4-Version nach der Veröffentlichung Ende September 2020 lange Zeit nicht erhältlich war. Schon damals herrschte die Meinung vor, dass sich 13 Sentinels: Aegis Rim perfekt für die Nintendo Switch eignen würde. Im April 2022 war es endlich soweit und die Science-Fiction-Geschichte, die zu den besten Videospielstorys aller Zeiten gehört, kann endlich auch auf der Hybrid-Konsole erlebt werden.

Dreizehn Geschichten, dreizehn Personen

Allzu detailliert wollen wir in diesem Test nicht auf die Geschichte eingehen, da jegliche Spoiler einen Teil der Faszination von 13 Sentinels: Aegis Rim rauben können. Die erzählte Science-Fiction-Geschichte ist in mehrere unchronologische Handlungsstränge eingeteilt. Wichtig dabei ist, dass sich 13 Sentinels: Aegis Rim auf klar voneinander getrennte Gameplay-Bereiche fokussiert. Neben einem Archiv, in dem wir im Laufe des Spiels immer neue Hintergrundinformationen freischalten, sind das Story und Kampf. Im Story-Bereich wählen wir nach dem Tutorial, das zugleich als Prolog dient, zwischen unterschiedlichen Charakteren aus. Insgesamt dreizehn Figuren sind in 13 Sentinels: Aegis Rim spielbar und jede von ihnen erlebt eine eigene Geschichte, die jedoch eng mit den Erlebnissen der anderen verknüpft ist und ihren Teil zur gesamten Handlung beiträgt. Grob lässt sich zusammenfassen, dass es um den Kampf einiger Schüler und Schülerinnen gegen eine Invasion von monströsen Kaiju geht. Dafür schwingen sich die Hauptfiguren in riesige Sentinels genannte Roboter.

Der Story-Bereich von 13 Sentinels: Aegis Rim ist in wunderschöner 2,5D-Optik gehalten und ermöglicht es uns in der Seitenansicht überschaubare Gebiete zu erkunden. Hier zeigt sich das erstklassige Talent von Vanillaware in der Schaffung einzigartiger und faszinierender Grafikstile. Die Switch-Version braucht sich hier nicht vor der PS4-Fassung zu verstecken und trumpft mit atmosphärischen Lichteffekten auf. Während wir uns in diesen optisch atemberaubenden Umgebungen umsehen, führen wir Gespräche, erhalten neue Hinweise und Gegenstände, können über diese nachdenken oder andere Personen darauf ansprechen. Allerdings sollte hier kein Adventure erwartet werden, da 13 Sentinels: Aegis Rim uns keinerlei Rätsel oder ähnliches anbietet. Stattdessen handelt es sich um eine Visual Novel, die als 2,5D-Side-Scroller präsentiert wird. Es liegt jedoch oft an uns, wie wir die jeweilige Episode fortsetzen. Mittels Buttondruck können wir jederzeit die Handlungsstrang-Übersicht öffnen. Hier sehen wir für jeden Charakter individuell die verschiedenen Abzweigungen, welchen wir bereits gefolgt sind und wie sich die Geschichte dadurch entwickelt hat.

Nur wenn wir allen Handlungssträngen jedes Charakters folgen, erschließt sich uns die gesamte Geschichte. Langsam aber sicher eröffnen sich uns neue Möglichkeiten und Wege. Fragen werden beantwortet, nur um noch größere Unklarheiten aufzuwerfen. Bis zum Ende bleibt die Geschichte hochspannend und versteht es uns zum Weiterspielen zu motivieren. Dabei ist es meist uns überlassen, welchem Charakter wir folgen. Allerdings kommt es immer wieder vor, dass die nächste Episode einer Figur gesperrt ist bis wir ein bestimmtes Ereignis erlebt oder einen festgelegten Kampf absolviert haben. Dadurch schafft es 13 Sentinels: Aegis Rim uns dazu zu verleiten auch alle anderen Figuren sowie die Echtzeitauseinandersetzungen nicht zu vergessen. Angesichts der faszinierenden Geschichte und gut geschriebenen Charaktere fällt es uns aber eher schwer zu entscheiden, wessen Erzählung wir als nächstes weiterspielen wollen.

Strategische Kämpfe

Der zweite Gameplay-Aspekt von 13 Sentinels: Aegis Rim sind wie bereits erwähnt die Kämpfe. Diese finden als Echtzeitstrategie-Schlachten statt. Bevor wir uns in die Auseinandersetzungen mit den Kaiju begeben, wählen wir eine Mission aus und legen unser sechsköpfiges Angriffsteam fest. Die verbliebenen Charaktere fungieren als Verteidiger und agieren selbstständig. Ziel jeder Schlacht ist es in einem überschaubaren Bereich ein Terminal zu beschützen, das die Kaiju zerstören wollen. Dafür sehen wir den entsprechenden Stadtteil aus der leicht versetzen Draufsicht. Uns hat die Optik hier stark an holografische Kommandodarstellung aus diversen Science-Fiction-Filmen erinnert. Entsprechend minimalistisch und dennoch schick ist die Optik der Echtzeitstrategie-Parts. Allerdings bewegen wir unsere Charaktere nicht frei, sondern müssen warten bis sie an der Reihe sind, da ihre Sentinels entsprechende Kühlzeiten benötigen. Sobald wir im Befehlsmenü eines Charakters sind, pausiert das Geschehen und wir können in Ruhe zwischen den unterschiedlichen Aktionen wählen. Entweder bewegen wir die jeweilige Person an einen anderen Ort, führen einen Angriff aus, verteidigen uns oder regenerieren mittels Reparatur Lebenspunkte.

Entscheiden wir uns für einen Angriff, stehen uns unterschiedliche Attacken zur Verfügung. Mit gesammelten Meta-Punkten, die wir als Belohnung für eine Schlacht erhalten, können wir die Sentinels der Charaktere verbessern und neue Fähigkeiten erlernen, so dass sich unsere Möglichkeiten hier immer vergrößern. Welche Angriffe wir ausführen können, hängt auch von der Sentinel-Art ab. Unterschieden wird zwischen Nahkampf, Alleskönner, Fernkampf und Flugunterstützung. Es ist wichtig, dass wir überlegt vorgehen. Eine detaillierte Vorschau in welchem Bereich unser Angriff trifft und welche Feinde betroffen sind, erleichtert uns das Planen. Zusätzlich dürfen wir außerdem einmal pro Schlacht eine Terminal-Fähigkeit, von denen wir im Laufe des Spiels mit Meta-Punkten ebenfalls weitere freischalten, einsetzen. Diese sind mächtig und können uns in einer misslichen Lage zum Sieg verhelfen. Stadtzustand, Bonusziele, Erfahrungspunkte und Levelaufstiege runden die Schlachten ab. Außerdem müssen wir auf die Erschöpfung unserer Charaktere achten. Nehmen diese zu oft nacheinander als Angreifer an einer Schlacht teil, kommt es zum Burnout und sie müssen gänzlich pausieren. Zeit als Verteidiger bringt die notwendige Ruhe. Außerdem dürfen wir unsere gesamte Gruppe per Knopfdruck vollständig erholen. Das setzt allerdings auch unsere Siegeserie und somit unsere Punkteboni zurück. Ein Faktor, der noch mehr Spannung in die sowieso bereits spaßigen und je nach Schwierigkeitsgrad fordernden Schlachten bringt.

Brillante Präsentation

Wie bereits erwähnt, sieht 13 Sentinels: Aegis Rim einfach wunderschön aus. Während die Optik in den Kämpfen zweckmäßig aber schick ist, trumpft der Grafikstil in den Storybereichen erst recht auf. Schon in vergangenen Spielen wie Odin Sphere oder Muramasa: The Demon Blade bewies Vanillaware ein Händchen für wunderschöne Zeichenstile. Mit 13 Sentinels: Aegis Rim liefert das Studio das bisher wahrscheinlich hübscheste Spiel ab. Charakterdesign, Umgebungen und Effekte sind einfach nur faszinierend. Zugleich läuft der Visual-Novel-Echtzeitstrategie-Mix auf der Switch absolut flüssig. Begleitet wird das Geschehen zudem von einer stimmungs- und eindrucksvollen Sound- und Musikkulisse, die viel Anteil an der packenden Atmosphäre hat. Abgerundet wird das audiovisuelle herausragende Erlebnis von der ausgezeichneten Vertonung, die sowohl auf japanisch als auch englisch überzeugt und von sehr gut geschriebenen deutschen Texten begleitet wird. Das trägt viel zur großartigen Geschichte bei und unterstreicht noch einmal die Faszination und Motivation von 13 Sentinels: Aegis Rim, das eines der besten Spiele der letzten Jahre ist.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

 

Schon als die PS4-Version erschienen ist, wollte ich 13 Sentinels: Aegis Rim unbedingt spielen und fand, dass der Visual-Novel-Echtzeitstrategie-Mix auf die Switch gehört. Fast eineinhalb Jahre später kann ich die faszinierende, spannende und motivierende Science-Fiction-Geschichte endlich auf Nintendos Hybrid-Konsole erleben. Die Mischung aus Visual Novel und Echtzeitstrategie ist hervorragend gelungen und garantiert hohen Spielspaß. Doch noch viel besser ist die wendungsreiche Geschichte, die mit ihrer unchronologischen Erzählweise auftrumpft und schon nach kurzer Zeit nicht mehr loslässt. Dabei ist 13 Sentinels: Aegis Rim nicht nur audiovisuell beeindruckend, sondern auch das bisher beste Spiel von Vanillaware mit einer der herausragendsten Videospiel-Geschichten aller Zeiten. Genre-Fans und Anhänger packender Erzählungen sollten sich 13 Sentinels: Aegis Rim auf keinen Fall entgehen lassen.