Bye-bye Boxboy! – TEST
Mit Boxboy! aus dem Jahr 2015 schuf Nintendo praktisch aus dem Nichts eine neue Marke und führte diese 2016 mit Boxboxboy! fort. In Bye-bye Boxboy! schickt Nintendo Held Qbby auf eine Reise voller kreativer Ideen und leider auch reichlich Anspruchslosigkeit.
In Bye-bye Boxboy! schlüpfen wir zum dritten Mal in die Haut von Qbby, der zusammen mit Freundin Qucy und Kumpel Qudy eine Reise in den Weltraum unternimmt. Der Reihe nach besuchen die drei Freunde mehrere Planeten, die in schwarzen Rauch getränkt sind. Um die Himmelskörper vom Dunst zu befreien, müssen sie die Schwachstelle auf jedem der Planeten finden und schließlich das Leck stopfen. Wie genau das passiert, möchten wir aus Spoiler-Gründen an dieser Stelle nicht verraten. Wer allerdings bereits die ersten beiden Serienteile gespielt hat, wird nicht sonderlich überrascht werden.
Überraschungen halten sich in Bye-bye Boxboy! allgemein in Grenzen, denn die Entwickler bei HAL Laboratory haben sich auf alte Tugenden besinnt und haben sich im dritten Teil der Reihe auf das bekannte Gameplay konzentriert. Das ist in erster Linie nichts schlechtes, da die zahlreichen Welten mit über 180 Levels und abwechslungsreichen Ideen punkten können. Bye-bye Boxboy! baut hier sogar noch mehr als der zweite Serienableger auf den Grundlagen des ersten Teils auf. Soll heißen, dass wir nicht nur würfelförmige Blöcke herbeizaubern dürfen, um sie aufeinander zu stapeln und so höhere Plattformen erreichen zu können. In bestimmten Spielabschnitten werden die Blöcke sogar mit Spezialfunktionen ausgestattet, die das Gameplay teils gehörig aufbohren.
Die Macht der Blöcke
Beispielsweise können wir mit Bombenblöcken Teile der Level-Architektur wegsprengen. So können wir leere Räume in den Wänden entsprechend nutzen, um uns mit der Hakentechnik in die Lücke zu manövrieren und von dort zum Beispiel einen Schalter aktivieren, um eine verschlossene Tür zu öffnen. Andere Blöcke funktionieren hingegen wie Raketen, an die wir uns klammern dürfen, um so Abgründe zu überwinden. Außerdem mit an Bord sind Blockschlangen, die wir (fast) beliebig durch den Raum steuern dürfen oder Teleportblöcke, mit denen wir uns unter anderem durch Laser-Schranken beamen können. Abwechslung wird in den einzelnen Levels wirklich groß geschrieben.
Allerdings müssen wir auch bei Bye-bye Boxboy! wieder einmal den Kopf schütteln, denn während die einzelnen Levels durchweg für sich genommen funktionieren, finden wir es sehr schade, dass all die kreativen Ideen so gut wie gar nicht miteinander kombiniert werden. Vor allem bei den verschiedenen Blockarten wäre es unserer Meinung nach doch grandios gewesen, ihre Funktionen allesamt miteinander zu verbinden. Mit einer Rakete auf eine erhöhte Plattform flitzen, dort mit einer Bombe eine Lücke in die Wand sprengen und dann die Teleportfunktion nutzen, um nicht von einer Laser-Schranke getroffen zu werden: Derlei mutige Experimente wagt Bye-bye Boxboy! leider nicht.
Fragwürdige Design-Entscheidungen
Zu den drei blockartigen Helden gesellen sich im dritten Teil auch noch die Qbabys, die von einem Ort zum anderen gelotst werden wollen. Obwohl derlei Gameplay-Elemente in vielen Videospielen zu den schlimmsten Aufgaben gehören, funktionieren sie in Bye-bye Boxboy! tadellos. Die künstliche Intelligenz der kleinen Quälgeister ist hervorragend, sie warten stets am Rand des Abgrunds und sammeln sogar fleißig Kronen für uns ein, die wir benötigen, um ein Level perfekt abzuschließen. Bezüglich der Kronen hätten sich die Entwickler aber ein wenig mehr Mühe geben können, denn die meisten sammeln wir quasi im Vorbeigehen ein und wirkliche Kopfnüsse sind eine Seltenheit.
Das bezieht sich auch auf den allgemeinen Schwierigkeitsgrad des Titels. Viele Rätsel kennen wir entweder schon aus den Vorgängern oder wurden durch die kreativen Ideen so vereinfacht, dass Herausforderungen Mangelware sind. In diesem Zusammenhang müssen wir leider auch sagen, dass das fragliche Entfernen der Möglichkeit, einen zweiten Blockhaufen zu basteln, keine sonderlich gute Idee war. Der zweite Teil hat doch so eindrucksvoll bewiesen, dass diese Option nicht dafür sorgt, dass schier einfache Aufgaben in Vergessenheit geraten, sondern diese tatsächlich zum Grübeln anregen. Neulingen und Anfängern dürfte das freuen, Fortgeschrittene und Profis jedoch unterfordern.
Minimalismus pur
Bye-bye Boxboy! kann dafür mit einer sehr angenehmen Steuerung begeistern. Der Charakter lässt sich bequem per Steuerkreuz bewegen und die Aktionstasten sind nicht mit Funktionen überladen. Das passt hervorragend zum minimalistischen Grafikstil des Spiels. Details gibt es – wenn überhaupt – nur in den Hintergründen der Spielwelt zu entdecken. Die Figuren, die Level-Architektur und die meisten Objekte werden in den unbunten Farben Schwarz, Weiß und Grau dargestellt. Wichtige Elemente werden – sei es auch nur aus Stil-Gründen – farblich leicht markiert. Das ergibt ein hervorragendes Gesamtbild, sodass das Hauptaugenmerk voll und ganz auf den Rätseln liegt.
Puristen dürfen in den Optionen übrigens einen Schwarz-Weiß- oder einen Game-Boy-Filter aktivieren, um sich und das minimalistische Gameplay passend zum Soundtrack in die fast schon dafür bekannte Zeit zurückzuversetzen. Dadurch, dass die Levels allesamt sehr kurz ausfallen und wir mit den für gute Leistungen erbrachten Punkten im Laden neue Kleidungen kosmetischer Natur, kurze und lustige Comic-Strips, Stücke aus dem Soundtrack und sogar Bonuswelten kaufen können, bietet der Titel nicht nur für eine Bus- oder Bahnfahrt Ablenkung. Wer die ersten beiden Teile mochte, darf gerne erneut zuschlagen. Alle anderen sollten sich den Kauf anhand der klaren Defizite in puncto Gameplay gut überlegen.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Das Konzept der Boxboy!-Reihe hat mir seit dem ersten Teil zugesagt – schließlich mag ich Spiele, die mit minimalistischem Gameplay experimentieren und trotzdem sehr viel Spaß machen. Obwohl ich auch bedingt meine Freude mit allen drei Teilen hatte, muss ich an der Stelle einfach sagen, dass die Entwickler das Potenzial des Konzepts nie erkannt haben. Zwar kann so gut wie jede Spielwelt mit abwechslungsreichen Ideen punkten, doch werden diese einfach nie miteinander kombiniert. So bohren die neuen Blöcke das Gameplay zwar teilweise gehörig auf, doch verstehe ich beim besten Willen nicht, warum man die Funktion, einen zweiten Blockhaufen zu erstellen, wieder entfernt hat. Besonders Fortgeschrittene und Profis leiden unter dieser Design-Entscheidung. Bye-bye Boxboy! kann Fans der Vorgänger aber dennoch zufriedenstellen. Wer ein wirklich anspruchsvolles Geschicklichkeitsspiel mit kniffligen Rätseln sucht, wird jedoch auch bei Bye-bye Boxboy! nicht fündig und sollte sich lieber nach Alternativen umschauen.