Capcom Fighting Collection – TEST

Videospielhersteller, die schon seit Jahrzehnten im Markt mitmischen, blicken in der Regel auf einen riesigen Fundus zurück. Mit der Capcom Fighting Collection will der titelgebende Publisher zehn seiner Spielhallentitel auf den Konsolen und dem PC ein neues Zuhause bieten.


Kollektionen von mehreren Spielen sind keine Seltenheit und besonders bei Sammlern beliebt, die gerne auf eine vollständige Datenbank mit ihren Lieblingstiteln zurückblicken. Vor allem wenn ein paar der enthaltenen Spiele noch nicht außerhalb Japans erschienen oder auf dem Gebrauchmarkt überaus selten und somit oftmals sehr teuer sind, steigt das Interesse an einer solchen Sammlungen. Nach der Capcom Beat ’em up Collection aus dem Jahr 2018 und dem Capcom Arcade Stadium von 2021 war es nur eine Frage der Zeit, bis der Konzern auch seine Fighting Games ins Rennen schickt.

Enthalten in der Sammlung sind die Fighting Games Darkstalkers: The Night Warriors, Night Warriors: Darkstalkers’ Revenge, Vampire Savior: The Lord of Vampire, Vampire Hunter 2: Darkstalkers’ Revenge, Vampire Savior 2: The Lord of Vampire, Super Puzzle Fighter II Turbo, Super Gem Fighter Mini Mix, Cyberbots: Full Metal Madness, Red Earth und Hyper Street Fighter II: The Anniversary Edition. Gut, ein wenig geflunkert hat Capcom schon, denn Super Puzzle Fighter II Turbo ist eigentlich ein Puzzlespiel. Erschienen sind die Titel zwischen 1994 und 2003 in japanischen und nordamerikanischen Spielhallen. Neun dieser zehn Spiele erhielten über die Zeit ein paar Konsolenportierungen. Nur Red Earth ist mit Erscheinen der Kollektion kein reiner Arcade-Titel mehr.

Vampire, Karateka und Puzzle-Steine

Wer sich schon einmal an ein Fighting Game im Stile von Street Fighter, Tekken, Dead or Alive und Co gewagt hat, dürfte wissen, was ihn in der Capcom Fighting Collection erwartet. Sobald wir einen der Titel gestartet haben, landen wir relativ schnell im Charakterauswahlmenü. Bei den fünf enthaltenen Spielen der Darkstalkers-Reihe schlüpfen wir beispielsweise in die Rolle von Figuren, die teilweise aus der Mythologie verschiedener Kulturen oder gar Romanen entspringen. Unter anderem können wir mit dem Golem Victor von Gerdenheim, der entfernt an Frankensteins Monster erinnert, ordentlich austeilen. Auch die an Rotkäppchen angelehnte Baby Bonnie Hood ist mit von der Partie und muss mit einer Maschinenpistole bewaffnet keinerlei Angst vor dem großen bösen Wolf haben.

Bei Hyper Street Fighter II bekommen wir es hingegen mit der typischen Riege an Kämpfern der langlebigen Reihe zu tun. Auf Fanlieblinge wie Ryū und Chūnlì müssen wir in der Capcom Fighting Collection also nicht verzichten. Bei Cyberbots kontrollieren wir hingegen Roboter, die sich gegenseitig ihre Prozessoreinheiten aus ihren metallenen Innereien reißen wollen. In Red Earth legen wir uns der Reihe nach mit Bossgegnern an und leveln unseren Helden auf. Super Gem Fighter Mini Mix bringt zu guter Letzt seichte Puzzle-Elemente ins Fighting-Game-Gameplay hinein.

Eingängige Steuerungsmethoden

Grundsätzlich ist die Steuerung von jedem Spiel schnell erlernt. Auf Knopfdruck können wir das Geschehen pausieren und in der Move-Liste nachsehen, welche Eingaben wir tätigen müssen, um verkettete Angriffe oder Spezialattacken zu starten. Ziel ist es stets, die Lebensenergie des Gegners zu leeren. Bis auf Cyberbots und Hyper Street Fighter II verzichten die Titel im Übrigen auf das Einteilen in Runden. Sobald die Energieleiste geleert ist, verliert die Figur einfach nur einen Versuch und es geht mit voller Kraft nahtlos weiter. Von dieser Spielidee könnten sich auch heutige Genre-Vertreter eine Scheibe abschneiden.

Je mehr wir uns mit dem jeweiligen Charakter identifizieren beziehungsweise je schneller wir dessen Moves erlernen, desto flüssiger gehen auch die Bewegungsabläufe von der Hand. Sind wir irgendwann richtig gut, entwickelt sich der Zweikampf regelrecht zu einem Tanz, bei dem nicht nur Schläge und Tritte eingesteckt, sondern mindestens im gleichen Maße ausgeteilt werden. Lediglich die Regeln in Super Gem Fighter Mini Mix wollen sich uns nicht ganz erschließen. Dennoch gilt: Was in der Spielhalle gut funktioniert, klappt auch auf der Konsole und dem PC gut. Klar, mit einem Arcade-Stick gehen die Spiele der Capcom Fighting Collection am besten von der Hand, doch auch das Steuerkreuz des Pro Controllers auf der Switch ist ein ganz guter Ersatz..

Gelungene Kollektion mit tollen Features

Aufgrund dessen, dass die Switch, die PlayStation 4, die Xbox One und jeder halbwegs moderne PC die Technik der damaligen Arcade-Automaten weit hinter sich lassen, laufen die zehn Spiele auf jeder Plattform sehr flüssig. Für das Arcade-Hallen-Feeling haben die Entwickler natürlich auch an Scanlines gedacht, die sich jederzeit abschalten lassen. Ebenfalls enthalten sind verschiedene Rahmen, denn für die authentische Umsetzung steht lediglich ein Bereich, der ungefähr dem 4:3-Bildformat entspricht, bereit. Die Capcom Fighting Collection offeriert zwar auch die Möglichkeit, das Bild auf die volle Breite von HD-Fernsehern zu strecken, doch das will sich kein Mensch bei klarem Verstand antun.

Weitere tolle Features entdecken wir versteckt bei der Spielauswahl im Hauptmenü, denn je nach Titel können wir beispielsweise die Spielgeschwindigkeit oder den Schwierigkeitsgrad anpassen. Wer also irgendwo Probleme hat, kann mit einer kleinen Modifizierung noch mehr Spielspaß aus der Kollektion herausholen. Als besonderen Schmankerl finden wir im Bonusbereich auch noch hunderte Artworks und in einer Jukebox ähnlich viele Musikstücke, die sich anhören lassen. Ein integriertes Achievement-System in der Switch-Fassung und ein kompetitiver Zwei-Spieler-Modus, der offline als auch online funktioniert, sorgen darüber hinaus für Langzeitspaß.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Tatsächlich habe ich von den meisten hier enthaltenen Spielen vor der Ankündigung der Capcom Fighting Collection noch nie gehört. Das macht aber nichts, denn die zehn Titel lassen sich fast allesamt so eingängig spielen, dass auch ungeübte Spieler schnell in die Faszination der Sammlung eintauchen können. Vor allem das Charakterdesign der Darkstalkers-Reihe ist fantastisch. Wer schon einmal mit an Rotkäppchen oder Frankensteins Monster angelehnten Figuren Kreaturen wie Vampire und Co vernichten wollte, bekommt hier die Gelegenheit. Auch Titel wie Cyberbots, Red Earth oder der All-Time-Klassiker Hyper Street Fighter II machen Spaß und sorgen für Abwechslung. Lediglich die Regeln von Super Gem Fighter Mini Mix erschließen sich mir nicht und warum Super Puzzle Fighter II Turbo als Fighting Game durchgehen soll, ist ebenso fraglich. Da die Capcom Fighting Collection aber über anpassbare Spiele, einen gelungenen kompetitiven Zwei-Spieler-Modus, ein integriertes Achievement-System und massenweise Boni verfügt, sind die beiden „Ausreißer“ nur der kalte Tropfen auf den heißen Stein. Wer ein Faible für das Genre hat mit dem Monster-Setting und Robotern zurechtkommt, kann ohne zu zögern zuschlagen. Um ins Genre hineinzuschnuppern lohnen sich aber eher günstigere Einzeltitel. Eine spätere Besinnung auf die Capcom Fighting Collection ist nicht ausgeschlossen.