Daemon X Machina – TEST
Brachiale Mecha-Action! Auf diese zwei Worte kann der Inhalt von Daemon X Machina reduziert werden. Obwohl es dem Actiontitel durchweg an Abwechslung mangelt, kann er aber mit einem tollen Spielgefühl wunderbar überzeugen und durchaus für Begeisterung sorgen.
Während des Nintendo-Auftritts auf der Electronic Entertainment Expo 2018 wurde Daemon X Machina der Öffentlichkeit vorgestellt. Besonders viel Anklang fand das Spiel weder auf der Videospielmesse in Los Angeles noch in den darauffolgenden Monaten, in denen es hin und wieder tröpfchenweise Informationen zum Actionwerk des Marvelous First Studios gab. In erster Linie dürfte dies an der überschaubaren Zielgruppe liegen, denn vor allem außerhalb Japans interessieren sich wohl nur die wenigstens für Mechs, sprich Laufroboter mit eingebautem Cockpit für Piloten. Es grenzt schon fast an ein Wunder, dass ein derartiger Nischentitel den Weg nach Europa und Nordamerika geschafft hat.
Anstatt jedoch den Spieleinstieg für alle, die sich nicht mit der Materie auskennen, so angenehm wie möglich zu gestalten, haben die Entwickler auf eine vernünftige Einleitung verzichtet. So schlüpfen wir in Daemon X Machina in die Haut eines noch unbekannten Outers, einem Söldner. Nachdem wir im anfänglichen Charaktereditor unter anderem mit Frisur, Augenfarbe und Gesichtsbehaarung das Aussehen unseres Outers bestimmt haben, erledigen wir in den darauffolgenden Spielstunden viele Aufträge, um unsere Kasse zu füllen. Damit fängt das Spiel das Söldnerleben zwar sehr gut ein, doch Universum und Szenario bleiben so zu Beginn des Abenteuers leider recht blass.
Ein Hauch von Leben
Missionen laufen in Daemon X Machina oftmals nach demselben Schema ab. Haben wir uns für einen Auftrag entschieden, werden wir von der künstlichen Intelligenz Four gebrieft. Im Grunde wäre das nicht nötig, da unsere Aufgabe meist darin besteht, auf alles zu schießen, das irgendwie ein Lebenszeichen von sich gibt. Nach Fours Mitteilungen lernen wir die anderen an der Mission beteiligten Söldner kennen, die entweder im Hangar herumalbern oder via Textmittelungen über die Sachlage diskutieren. Hier schafft es Daemon X Machina tatsächlich, der Spielwelt Charakter zu verleihen.
In den Dialogen erfahren wir zum Beispiel Einzelheiten über den ominösen Mondfall oder mehr über die Lebensläufe der Figuren. Dies ist stets ein langwieriger Prozess und wer den Titel nur alle paar Wochen spielt, wird wohl schnell den Überblick verlieren, welche Information er wie einzuordnen hat. Während einer laufenden Mission unterhalten sich die Charaktere ebenfalls miteinander. Damit sind Textnachrichten gemeint, für die auf der einen Seite das Geschehen kurz unterbrochen wird. Auf der anderen Seite tauchen derlei Einblendungen auch während des laufenden Spiels auf. Da die Dialoge wahlweise auf Englisch oder Japanisch vertont sind, können im Eifer des Gefechts mehr oder weniger wichtige Details verloren gehen. Hier ärgern sich vor allem die Puristen.
Drei entscheidende Energieleisten
Handlungstechnisch kommt das Spiel nur peu à peu zugange. Das ist aber nicht schlimm, da es in puncto Gameplay durchaus zu überzeugen weiß. Wir laufen und fliegen mit unserem Arsenal, der spielinternen Bezeichnung eines Mechs, und schießen auf roboterähnliche Gegner am Boden und in der Luft. Dabei müssen wir immer darauf achten, dass unsere drei Energieleisten im grünen Bereich bleiben. Die erste und wichtigste Energieleiste ist dabei unsere Verteidigung – ist diese aufgebraucht, ist unser Arsenal kampfunfähig und die Mission gleich für das ganze Team gescheitert.
Um das zu verhindern, sollten wir Vorratskisten zerstören, die daraufhin ein Energiefeld erzeugen, in dem sich alle verbündeten Einheiten heilen dürfen. Ist hingegen die Ausdauerleiste aufgebraucht, sind wir in unseren Bewegungen temporär eingeschränkt. Ein akustisches Signal weist aber stets darauf hin, wenn wir unseren Boost deaktivieren sollten. Bei der dritten und letzten Leiste handelt es sich um die Anzeige für die so genannte Femto-Energie, die an bestimmten Stellen im Missionsgebiet automatisch von unserem Arsenal aufgenommen wird. Mit ihrer Hilfe können wir beispielsweise Stärke oder Geschwindigkeit auf Kosten der Verteidigung erhöhen. Im Mehrspielermodus von Daemon X Machina dürfen wir mit Femto auch außer Gefecht gesetzte Mitstreiter wiederbeleben.
Mit Anzeigen überflutetet Bildschirm
Ein negativer Aspekt des aus der Third-Person-Perspektive dargestellten Spiels ist, dass derlei Anzeigen den Blick auf das eigentliche Spielgeschehen verschleiern. Unter den drei Energieleisten befinden sich noch die Kontrollanzeigen für die verbaute Ausrüstung des Arsenals. An der rechten Bildschirmseite sehen wir dann noch eine Minimap und alle aktuellen Missionsziele. Der Munitionsvorrat wurde sogar recht ungünstig rechts neben dem Fadenkreuz in der Mitte des Bildbereichs platziert. Insbesondere wenn viele kleinere Gegner durch die Ruinen, Städte und Wüstenabschnitte flitzen und dabei auch noch von unserem Arsenal visuell als Ziele erfasst werden, leidet die Übersichtlichkeit teils enorm.
Wir können euch jedoch sagen, dass dieses Manko mit ansteigender Spielzeit nicht mehr ganz so stark ins Gewicht fällt. Schon nach zwei, drei Spielstunden hatten wir uns an das Interface von Daemon X Machina gewöhnt. Sowohl auf dem großen Monitor als auch auf dem kleinen Bildschirm der Nintendo Switch können wir alle Bildschirmanzeigen mühelos erkennen. Inwiefern sich der etwas kleinere Bildschirm der Switch Lite auf das Spielvergnügen auswirkt, können wir – da uns der reine Handheld zum Test nicht zur Verfügung steht – an dieser Stelle nicht sagen. Wir könnten uns aber vorstellen, dass die Unübersichtlichkeit hier ein größeres Problem sein dürfte, weshalb Switch-Lite-Besitzer den Titel zunächst bei Freunden und Co ausprobieren sollten.
Spaßige Nonstop-Action
In Daemon X Machina sind Gameplay und Steuerung eng miteinander verknüpft. Das Spiel setzt auf eine sehr hohe Spielgeschwindigkeit, die uns an kaum einer Stelle verschnaufen lässt. Soeben haben wir eine Gruppe von Feinden vom Himmel geholt, fällt uns am Boden ein Geschütz auf, das uns aufs Korn nimmt. Mit verschiedenen Waffentypen wie Maschinengewehren oder Raketen ist das trotz der kaum vorhandenen künstlichen Intelligenz der Gegner eine wahre Freude. Leider fallen die Aufträge unglaublich repetitiv aus, denn auch wenn wir vor Missionsbeginn instruiert werden, keine Waffen in den Einsatz mitzunehmen, müssen wir vor Ort in Angesicht der Bedrohung erfinderisch werden und dennoch wieder unser Magazin leer feuern.
Missionen, in denen beispielsweise Gebäude beschützt werden müssen, sind die absolute Ausnahme. Hier verspielt Daemon X Machina an allen Ecken und Enden Potenzial, welches das Genre und vor allem das Mecha-Szenario hergeben. Selbst Musō-Spiele bieten trotz des sich arg wiederholenden Gameplays mehr Abwechslung. Mecha-Fans dürfte das aber nur wenig stören, denn die Bedienung geht dermaßen leicht von der Hand, dass flüssiges und flottes Spielen von der ersten Minute an möglich sind. Alle, die nur einmal in das Genre hineinschnuppern wollen, werden trotz überladener Anzeigen vor keine großen Probleme gestellt.
Flüssige Online-Kämpfe
Wem die Ballerorgie alleine – trotz zahlreicher Modifikationsmöglichkeiten des Arsenals und des Outers – auf Dauer zu dröge ist, darf sich auch im Mehrspielermodus lokal oder online mit Freunden und unbekannten Spielern vergnügen. Hierbei handelt es sich um Coop-Missionen, in denen wir gemeinsam Gegnerhorden oder große Bossgegner bekämpfen. Aufgrund dessen, dass das Gameplay leicht verständlich ist, sind Absprachen mit unseren Team-Kollegen obsolet. Dennoch dürfen wir ihnen leicht verständliche Anweisungen geben und auf Wunsch sogar bis zu zwanzig Zeichen zur Kommunikation selbst eintippen.
Online läuft Daemon X Machina flüssig: Zum Testzeitpunkt am 28. September 2019 haben wir genügend andere Mitspieler getroffen – Verbindungsabbrüche oder Lags können wir hier nicht beanstanden. In technischer Hinsicht können wir ebenfalls nicht meckern. Mit seinem verspielten Anime-Grafikstil überzeugt das Spiel insbesondere im Design des Arsenals, den comichaften Effekten und stellenweise ganz schön farbenfrohen Kampfgebieten. Akustisch wird das Geschehen vor allem mit Musik lauter Metal- und Rock-Elemente unterlegt, die hervorragend zum actionreichen Spektakel passen. Unterm Strich ist das für den durchschnittlichen Actionspiel-Fan jedoch zu wenig. Wer Mechs mag, sollte aber unbedingt einen Blick riskieren.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Daemon X Machina als Actionspiel uneingeschränkt zu empfehlen, ist mir leider nicht möglich. Zwar mag ich die flotte Ballerei sowohl zwischendurch als auch über mehrere Stunden überraschend gerne, doch mangelt es dem Titel an Abwechslung. Nahezu alle Missionen laufen nach demselben Prinzip ab. Obwohl die Kämpfe mit vielseitigen Manövern und Angriffsmöglichkeiten facettenreich sind, hätten alternative Missionsziele Wunder bewirkt. Die Entwickler nutzen das Potenzial des eigentlich sehr interessanten Settings vorne und hinten nicht aus. Auch dass sich die Geschichte lediglich über beiläufig in Dialogen erwähnten Informationen zusammensetzt und nur selten visualisiert dargestellt wird, ist in meinen Augen eine unkluge Designentscheidung. Immerhin läuft der Online-Modus flüssig und bietet so ein paar Stunden zusätzlichen Spielspaß, auch wenn hier ausschließlich Coop-Missionen auf mich warten. Durchweg überzeugt bin ich aber von der technischen Seite, denn stilistisch und akustisch gibt es am Spiel nichts auszusetzen. Lediglich die überladenen Bildschirmanzeigen dürften den einen oder anderen Spieler stören. Wer sich daran und ans Mecha-Szenario gewöhnen kann, wird mit Daemon X Machina dennoch seinen Spaß haben.