Dragon Quest Builders 2 – TEST

Etwas mehr als ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung in Japan, lädt Square Enix wieder zum Bauen in die Dragon-Quest-Welt ein. In Zusammenarbeit mit dem Koei-Tecmo-Studio Omega Force ist Dragon Quest Builders 2 entstanden, das sich nicht nur als würdiger Nachfolger erweist.


Wie schon der Vorgänger verknüpft Dragon Quest Builders 2 das putzige Design von Akira Toriyama mit Minecraft ähnlichem Sandbox-Gameplay und Action-Rollenspiel-Anleihen. Dieses Mal greift die Geschichte den zweiten Serienteil auf und ist grob nach den Ereignissen von Dragon Quest 2 angesiedelt. Aus Rache, weil die Erben Erdricks ihre Meister bezwungen haben, konnten die Kinder Hargons die Menschheit unterwerfen und verbieten ihnen jegliches Erschaffen von Dingen. Selbst Kochen steht unter Strafe. Da ist es wenig verwunderlich, dass wir als Erbauerin oder Erbauer den Monstern ein Dorn im Auge sind. Deshalb finden wir uns zu Beginn von Dragon Quest Builders 2 in einer Gefängniszelle auf einem Schiff wieder. Allerdings benötigt der Kapitän dringend Hilfe und kurzerhand werden wir dazu auserkoren, uns nützlich zu machen und unsere Fähigkeiten für die Kinder Hargons einzusetzen. Zumindest bis zum obligatorischen Schiffbruch in einem wilden Sturm, der das Tutorial beendet.

Nicht mehr allein

Damit enden die Erklärungen jedoch nicht. Viel mehr werden im Laufe des Spiels immer wieder neue Elemente eingeführt und in kurzen Texten erläutert. Dadurch können wir immer wieder etwas Neues entdecken, manches kommt allerdings viel zu spät und gerade Kenner des Vorgängers oder anderer Genre-Vertreter könnten die entsprechenden Gameplay-Mechaniken zunächst vermissen. Dennoch tragen die stets neuen Möglichkeiten zur sowieso hohen Motivation von Dragon Quest Builders 2 bei. Zuvor erwachen wir jedoch alleine an einem Strand. Bereits kurz darauf treffen wir auf den unter Amnesie leidenden und etwas seltsamen Malroth, der von nun an immer an unserer Seite sein wird und sich als schlagkräftige, nützliche Unterstützung erweist. Gerade im Kampf gegen Monster ist Malroth überaus hilfreich und manchmal können wir die Gegner sogar ihm alleine überlassen.

Zusätzliche Bekanntschaften machen wir im Laufe des Spiels noch einige und ein paar unserer neuen Freunde können uns sogar während unseren Erkundungen begleiten und unterstützen. Vorwiegend dienen die Bewohner der verschiedenen Inseln aber für Geschichte, Quests und die wichtigen Dankbarkeitspunkte, die wir erhalten, wenn wir Aufgaben erfüllen oder neue Räume errichten. Dragon Quest Builders 2 punktet im Vergleich zum Vorgänger vor allem bei der strukturierteren, besseren Story. Statt gefühlt lose zusammenhängenden Kapiteln, ist die Handlung des zweiten Teils tatsächlich eine große Geschichte, der wir linear folgen. Zwar gibt es mit den großen Inseln noch immer in sich geschlossene Gebiete, aber wir verlieren nicht mehr unseren Fortschritt, wenn wir diese verlassen und können jederzeit dorthin zurückkehren. Unsere Handlungen auf den Inseln haben Einfluss auf unseren Ausgangspunkt, das Eiland des Erwachens, und mit der Zeit zieht die Geschichte spürbar etwas an. Auf diese Weise versteht es Dragon Quest Builders 2 trotz einer etwas langsamen, manchmal fast behäbigen Erzählweise stets zum Weiterspielen zu motivieren.

Bauen, bauen und noch mehr bauen

Natürlich dürfen wir bei Dragon Quest Builders 2 wieder viel bauen. Vielmehr müssen wir es sogar. Schließlich ist unser Dasein als Erbauer und die Bedeutung des Erschaffens das wohl wichtigste Kernelement der Geschichte und zugleich auch des Gameplays. Egal ob wir nun Räume errichten, Felder anlegen oder einfach nur kochen, die Möglichkeiten sind zahlreich und die Entwickler haben dem zweiten Teil deutlich mehr Rezepte und Baupläne spendiert. Allgemein fühlt sich Dragon Quest Builders 2 wesentlich freier und umfangreicher an als der Vorgänger. Obwohl wir zumindest in der Geschichte noch immer oft vorgefertigte Räume auf bestimmte Weise errichten müssen, erhalten wir auch oft genug die komplette Kontrolle. Besonders auf dem Eiland des Erwachens ist fast ausschließlich uns überlassen, was wir wie bauen. Im Grunde ist die uns gehörende Insel unser Spielplatz, auf dem wir machen können, was wir wollen. Da hier ebenfalls Monster anzutreffen sind, fühlt es sich zwar nicht ganz wie ein freier Modus an, kreativ werden können wir aber trotzdem.

Mit der Zeit siedeln sich außerdem weitere Bewohner auf unserer Insel an. Entsprechend ist es sinnvoll, ihnen die notwendigen Räumlichkeiten zum Leben zu bauen. Etwa Schlafzimmer, Bäder, Toiletten, Küchen oder auch Bars und Erholungszimmer. Die Vielfalt ist groß und manchmal werden wir sogar direkt um etwas gebeten. Dazu gesellen sich grobe Missionsvorgaben, die dabei helfen, unsere Siedlungen auf dem Eiland des Erwachens stets auszubauen. Sind die ersten verpflichtend für den Storyfortschritt, steht es uns anschließend frei, wie wir die Aufgaben erfüllen und welche Räume wir wie gestalten. Dank sinnvoller Belohnungen wie nützlichen Werkzeugen, sind wir auf jeden Fall motiviert, die Aufgaben zu erfüllen. Einige Aufgaben wie das Ernten werden mit der Zeit von den Bewohnern unserer Insel übernommen. Genauso können wir Baupläne platzieren, damit die Nicht-Spieler-Charaktere anfangen den Raum entsprechen zu errichten. Eine willkommene Erleichterung, die uns nervige Routinen abnimmt.

Oberflächliche Auseinandersetzungen

Vorteilhaft sind auch zahlreiche Verbesserungen und Neuerungen. So sind Werkzeuge wie der Hammer und Waffen wie unser Schwert nun strikt voneinander getrennt und liegen auf unterschiedlichen Buttons. Zudem fällt die Haltbarkeit weg. Vorbei die Zeit in der wir zahlreiche Knüppel, Schwerter und Hämmer mit uns herumgeschleppt haben. Mehr als sinnvoll. Zudem dürfen wir nun höher bauen, können Wasserfälle anlegen oder ab einem bestimmtem Punkt im Spiel mit Fahrzeugen über unsere Insel rasen. Dank unserem baldigen Verbündeten Wühlfried können wir verdorrte und verschmutzte Erde säubern. Es ist möglich, Felder anzulegen und zu bestimmen, was dort angepflanzt werden soll. Den kompletten Farm-Eindruck erhalten wir durch Tiere wie Kühe oder Hühner, zudem dürfen wir uns mit weiteren Vierbeinern wie Hunden anfreunden. Mit unserem Umhang können wir eine Zeit lang gleiten und Tauchen ist nun auch möglich. Schnellreisepunkte erleichtern das Vorankommen auf den Inseln.

Wenig verändert hat sich hingegen bei den Kämpfen. Noch immer fallen die Konfrontationen mit Monstern eher zweckmäßig aus. In Echtzeit stellen wir uns den Gegnern und schwingen unsere Waffe per Knopfdruck. Wenige Spezialfähigkeiten erweitern mit der Zeit unser Repertoire, wirklich anders fühlen sich die Kämpfe dadurch aber nicht an. Vielmehr hauen wir einfach auf die Taste und bezwingen so unsere Feinde. Ausweichen ist nicht wirklich möglich, stattdessen müssen wir einfach weglaufen, um Treffern zu entgehen. Immerhin unterstützt uns Malroth und zeigt sich dabei meist sehr nützlich. In den durchaus einfallsreichen, aber noch immer langatmigen Bosskämpfen erhalten wir zudem Unterstützung von einigen Bewohnern der Inseln. Sie greifen auch zur Waffe, wenn Monster versuchen, die Siedlungen zu überfallen. Wirklich motivierend ist das Kampfsystem nicht, aber es funktioniert zweckmäßig und die Auseinandersetzungen stören nicht. Stattdessen fügen sie sich recht ordentlich ein und unterstützen die seichten Rollenspiel-Elemente inklusive Levelaufstiegen.

[Dragon Quest Builders 2 - Season Pass]
Bereits vor der Veröffentlichung hat Square Enix einen Season Pass für Dragon Quest Builders 2 angekündigt. Für 20,99 Euro sind vier DLC-Pakete, von denen eines einzeln kostenlos angeboten wird, erhältlich. Die vier Zusatzinhalte liefern zahlreiche neue Anleitungen für Gebäude, Einrichtungsmöglichkeiten und dergleichen. So können wir etwa Erholungsmöglichkeiten mit dem Onzenpaket errichten, ein Aquarium mit dem Aquarium-Pack oder erhalten schicke Frisuren, Outfits und Bauoptionen mit dem modernen Paket. Hinzu kommt das kostenlose Schnickschnackpaket für drei Anleitungen rund um das Neujahrsfest mit Hotto-Flair. Insgesamt bieten die vier DLCs mehr als 150 neue Anleitungen sowie neue kleine Inseln. Ob die Zusatzinhalte lohnen, lässt sich angesichts der vielen Möglichkeiten im Hauptspiel jedoch nur individuell entscheiden. Wer noch mehr Bauoptionen möchte, macht jedenfalls wenig falsch.

Gemeinsames Bauen

Viele Spieler haben bei Dragon Quest Builders die Möglichkeit, mit Freunden zu spielen, vermisst. Hier setzt Square Enix nun an und lässt uns bis zu drei Mitspieler auf unser Eiland des Erwachens einladen. Dort können wir dann gemeinsam Häuser errichten und allerlei andere Dinge erschaffen. Das macht durchaus Spaß, funktioniert aber online nicht immer einwandfrei. Im Gegensatz zur PlayStation-4-Version, können Switch-Spieler auch lokal zu viert bauen und sich auf dem Eiland des Erwachens austoben. Ein großer Vorteil.

Dafür offenbart die Switch-Fassung auf technischer Seite ein paar Macken. Die Ladezeiten fallen recht lang aus, gerade in viel bebauten Gebieten ruckelt das Spiel und manchmal poppt die Umgebung erst verspätet auf. Was bei Bäumen und anderen Pflanzen nicht stört, kann bei Gegnern zumindest ein wenig nervig werden. So schlimm, dass der Spielspaß beeinträchtigt wird, ist es jedoch zu keiner Zeit. Negativ fallen auch die teilweise viel zu kleinen Texte, die bereits am Fernseher schwer lesbar sein können, im Handheldmodus aber fast schon eine Lupe erfordern, auf. Dafür überzeugt Dragon Quest Builders 2 mit einer schönen, farbenfrohen Anime-Optik, die wunderbar das bekannte Akira-Toriyama-Design einfängt und mit allerlei niedlichen Monstern aufwartet. Dem schließt sich der erstklassige Dragon-Quest-Soundtrack an. Auf eine Sprachausgabe wurde wieder verzichtet, was die Aufmerksamkeit noch stärker auf die großartig geschriebenen Texte lenkt. Die Dialoge stecken voller Witz und haben uns oft zum Schmunzeln gebracht. Einfach großartig und gepaart mit der perfekten Dragon-Quest-Stimmung eine wunderbare Ergänzung, die das spaßige, motivierende Gameplay hervorragend unterstützt. Da fallen die kleineren Macken nicht mehr ins Gewicht.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

 

Dragon Quest Builders 2 macht fast alles richtig und deutlich besser als der Vorgänger. Das Sandbox-Rollenspiel fühlt sich im Vergleich zum ersten Teil viel runder an. Zu verdanken ist das nicht nur der strukturierteren, zusammenhängenderen Geschichte, sondern auch den vielen Gameplay-Verbesserungen, die für ein besseres Spielgefühl sorgen. Obwohl ich den ersten Teil wirklich gerne gespielt habe, hat mir Dragon Quest Builders 2 noch mal mehr Spaß gemacht und bereits jetzt habe ich mehr Zeit mit dem zweiten Teil verbracht als mit dessen Vorgänger. Egal ob die witzigen Dialoge, das wunderbare Dragon-Quest-Gefühl oder das motivierende Gameplay, Dragon Quest Builders 2 macht so viel richtig, dass die kleineren Macken wie zu spät kommende Spielfeatures oder technische Probleme kaum noch eine Rolle spielen. Wer bereits Dragon Quest Builders mochte, sollte unbedingt zugreifen. Das gilt auch für alle anderen, die an der Reihe interessiert sind. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, weshalb es nur wenige Gründe gibt nicht sofort zu Dragon Quest Builders 2 zu greifen.