Dragon Quest I & II HD-2D Remake – TEST
2024 veröffentlichte Square Enix das hochgelobte HD-2D-Remake von Dragon Quest III: The Seeds of Salvation. Eine ähnliche und vielleicht sogar noch liebevollere Behandlung haben im Oktober 2025 auch die beiden Rollenspiele in Dragon Quest I & II HD Remake erfahren.

Ursprünglich 1986 und 1987 für das Famicom in Japan erschienen, wurden die ersten beiden Serienteile der Dragon-Quest-Reihe über die Zeit für unzählige Plattformen umgesetzt. Unter anderem existieren Iterationen für das Super Famicom, den Game Boy Color und die Switch, wobei es sich bei der Switch-Umsetzung um schlichte Mobile-Portierungen handelt. Für europäische Fans der langlebigen Rollenspielreihe war dies im Jahr 2019 jedoch die erste offizielle Möglichkeit, die Klassiker ohne Importumweg zu spielen.
Wenige Jahre später wurde bekannt, dass Square Enix im Zuge des eigens definierten HD-2D-Begriffs an einem Remake des dritten Teils arbeitet. Noch bevor dieser veröffentlicht wurde, gab die Rollenspielschmiede mit Sitz in Tōkyō bekannt, dass auch die ersten beiden Episoden ein gebündeltes Remake erhalten sollen. Dieses Bundle, bestehend aus Dragon Quest und Dragon Quest II: Luminaries of the Legendary Line, erschien Ende Oktober 2025 schlussendlich für die Switch, die Switch 2, die PlayStation 5, die Xbox Series X und den PC. Damit kam es nur knapp ein Jahr nach dem dritten Serienteil, der ohnehin als Prequel zu den Geschehnissen der ersten beiden Rollenspiele fungiert. Mit Dragon Quest VII Reimagined im Blick, das schon Anfang 2026 erscheint, versetzt uns dieser schnelle Veröffentlichungszyklus wahrhaftig in nostalgische Erinnerungen.
Überarbeitung eines Rollenspielmeilensteins

Dragon Quest erzählte weder in der ursprünglichen noch in den darauffolgenden Versionen so etwas wie eine ausgefeilte Geschichte. Vielmehr ist das Werk dafür bekannt, den Grundstein für eine Vielzahl an Spielmechaniken von japanischen Rollenspielen gelegt zu haben. Grundsätzlich trifft dies zwar zum Großteil auch noch auf das HD-2D Remake zu, doch schon in der Eröffnungssequenz wird klar, dass die von Artdink und Team Asano entwickelte Neuauflage der Bezeichnung „Remake“ wirklich gerecht wird. So bekommt der namenlose Held ein paar Hintergründe spendiert, auf die auch in Dialogen Bezug genommen wird. Ebenfalls kommt es im Verlauf des Spiels zu Begegnungen mit Charakteren in Form von Feen und Räubern, die es im Original so nicht gegeben hat.
An der Ausgangslage ändert sich aber nichts. Generationen nachdem der einstige Held Erdrick das Reich Alefgard vor dem Untergang bewahrt hat, wird das Land von einer neuen Katastrophe bedroht. Einerseits wurde die Prinzessin entführt und andererseits will der gefürchtete Drachenfürst die Welt unterjochen. Als Nachfahre von Erdrick dürfen wir dies nicht zulassen und werden vom König höchstpersönlich zur Rettung des Landes auserkoren. Wir finden es großartig, dass das grundsätzlich recht kurze Abenteuer durch den neuen Anstrich eine vernünftige und zudem spannende Ausarbeitung erfahren hat.
Neuzugang in der Charakterriege

Inhaltlich knüpft Dragon Quest II wiederum an die Geschichte des Vorgängers an und bringt die Erdrick-Trilogie, wie die ersten drei Serienteile gemeinhin bezeichnet werden, zu einem runden Abschluss. Bis es soweit ist, vergehen jedoch dutzende Spielstunden. Einhundert Jahre nach den Ereignissen des Seriendebüts bricht der Frieden in der Fantasy-Welt, denn der böse Zauberer Hargon greift mit seinen Monsterhorden an und sorgt dafür, dass sich alle friedvollen Lebewesen Sorgen um ihre Zukunft machen. Um dem Antagonisten das Handwerk zu legen, schlüpfen wir in die Rolle des Prinzen von Midenhall, der ebenfalls der Erblinie von Erdrick entspringt.
Im Gegensatz zum ersten Teil sind wir in Dragon Quest II aber nicht mehr alleine unterwegs, denn auch die Prinzessin von Mondbach sowie der Prinz von Cannock und seine Schwester unterstützen uns bei dem Unterfangen, die Welt zu retten. Die Prinzessin von Cannock stellt hierbei einen Neuzugang dar, denn sie wurde für das HD-2D-Remake erdacht, um aus dem einstigen Trio eine vierköpfige Gruppe zu machen. Auch hier müssen wir Artdink und Team Asano gratulieren, denn die Geschichte fühlt sich im Remake deutlich dichter erzählt an. Dragon Quest II wurde wie schon der erste Teil an den richtigen Stellen angefasst, um es auch für jüngere Rollenspieler moderner, aber nicht weniger traditionell zu machen.
Klassische Genrekost trotz modernem Anstrich

Nur weil die Geschichten beider Spiele sich nun deutlich besser entfalten können, heißt dieser Umstand aber noch lange nicht, dass sich die beiden Werke deutlich anders spielen. Im Kern handelt es sich bei Dragon Quest I & II HD-2D Remake immer noch um eine Zusammenstellung zweier Werke, die in den 1980er-Jahren mit dafür verantwortlich waren, wie wir japanische Rollenspiele heute definieren. Dementsprechend ziehen wir in beiden Titeln durchs Land, kämpfen in hunderten Zufallskämpfen rundenbasiert gegen Monsterhorden, plündern Schatztruhen, durchstöbern Fässer und Krüge nach neuen Items, werden durch die gewonnene Erfahrung stärker und geben das erbeutete Geld in Läden aus, um uns wiederum neue Rüstungen und Waffen zuzulegen. Klassischer geht es kaum!
Artdink und Team Asano haben es so geschafft, die Kernessenz beizubehalten. Wer also darauf gehofft hat, stets alle Monster auch in den verwinkelten Dungeons sehen zu können, wird wohl ein wenig enttäuscht sein. Für uns ist das aber nicht schlimm, denn gerade die Zufallskämpfe laufen in einem hohen Tempo ab und sorgen dafür, dass das nächste Level-up für die Helden nicht sehr lange auf sich warten lässt. Dadurch, dass auf dem Standardschwierigkeitsgrad die Bosskämpfe durchaus schon mal eine Herausforderung sein können, empfiehlt es sich, keinem Kampf aus dem Weg zu gehen.
Fragwürdige Designphilosophie im Detail

Wem die Spiele im Allgemeinen zu schwierig sein sollten, kann jederzeit den Schwierigkeitsgrad nach unten korrigieren. Eigentlich ein guter Ansatz, doch ist es auf dieser Stufe unmöglich zu sterben, weshalb das Gameplay zur Lachnummer verkommt. Ähnlich sieht es auf dem höheren Schwierigkeitsgrad aus. Dieser ist zwar fordernder, aber wir erhalten auf dieser Stufe sowohl weniger Geld als auch weniger Erfahrungspunkte. Entsprechend zeitintensiv kann das Doppelpack werden. Nachdem dies schon so ungünstig bei Dragon Quest III HD-2D Remake gewesen ist, haben wir zwar keine große Revolution erwartet, aber dennoch eine freiere Anpassungsmöglichkeit. So verspielt Dragon Quest I & II HD-2D Remake in dieser Disziplin sehr viel Potenzial. Wir empfehlen daher klar, auf dem normalen Schwierigkeitsgrad zu spielen, sofern es für euch keine triftigen Gründe dagegen geben sollte.
Verlaufen könnt ihr euch zudem in beiden Spielen eigentlich nicht, sofern ihr mit offenen Augen durch die Welt lauft oder schon eine andere Version der beiden Titel gespielt haben solltet. Habt ihr dennoch das Problem, ein bestimmtes Ziel zu finden, könnt ihr auch ganz einfach Zielmarkierungen hinzuschalten. Wir raten jedoch tunlichst davon ab, da es der Erkundung der Spielwelt teilweise arg entgegensteht und vielleicht dazu führt, dass ihr Geheimnisse nicht selbst entdecken könnt.
Eine Frage in Performance-Vorlieben

Bedientechnisch ist Dragon Quest I & II HD-2D Remake neben diesen beiden fragwürdigen Aspekten aber über alle Zweifel erhaben. Jedweder Befehl geht leicht von der Hand. Dabei ist es egal, ob wir gerade die Spielwelt erkunden oder uns durch Menüstrukturen in- und außerhalb von Kämpfen klicken. Auch in audiovisueller Hinsicht gibt es am Rollenspieldoppelpack je nach Version nicht viel zu meckern. In puncto Performance können beide Spiele vor allem auf den stationären Konsolen und dem PC aufgrund stabiler sechzig Bilder pro Sekunde und einer hohen Auflösung punkten.
Auf der Switch 2 können wir beispielsweise den Qualitätsmodus wählen, in dem die Grafik deutlich schärfer aussieht, das Spiel aber nur mit stotternden dreißig Bildern pro Sekunde läuft. Im Performance-Modus läuft das Spiel hingegen mit sechzig Bildern pro Sekunde sehr flüssig. Die Grafik wirkt dafür aber leicht verwaschen – ein fauler Kompromiss, den wir aber eher empfehlen würden. Besitzer der ersten Switch haben diese Wahl nicht. Sie müssen mit dreißig Bildern pro Sekunde vorliebnehmen. Auditiv gibt es jedoch einen orchestralen Soundtrack vom 2021 verstorbenen Komponisten Kōichi Sugiyama auf die Ohren, der beide Abenteuer atmosphärisch macht. Trotz aller Unkenrufe handelt es sich bei Dragon Quest I & II HD-2D Remake um die definitiven Versionen der beiden Klassiker.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Dragon Quest mag nüchtern betrachtet zwar ein rudimentäres Rollenspiel sein, und das trifft wohl auf viele Fassungen dieses Klassikers zu, doch gerade in der HD-2D-Remake-Ausgabe ist das japanische Rollenspiel eine Wucht. Selbiges betrifft den zweiten Teil, der mit dem Seriendebüt in Dragon Quest I & II HD-2D Remake eine Einheit bildet. Beide Rollenspiele wurden in puncto Story behutsam angefasst und um neue Elemente ergänzt. Ebenfalls gibt es neue Spielinhalte wie zusätzliche Dungeons oder eine weitere Möglichkeit, die Spielwelt im zweiten Teil zu erkunden. Damit eignet sich das Rollenspieldoppelpack selbst für Fans, die beide Spiele in- und auswendig kennen. Wer bislang noch nie Dragon Quest gespielt hat, bekommt ebenfalls eine mehr als gute Gelegenheit, in das Franchise einzusteigen. Dabei solltet ihr aber im Hinterkopf behalten, dass die beiden enthaltenen Spiele trotz ihres modernen Anstrichs immer noch klassische Rollenspiele sind, die an Traditionen wie rundenbasierten Zufallskämpfen hängen. Es gibt zwar ein paar Komfortfunktionen wie Zielmarkierungen, doch möchte ich davon dringend abraten, da diese das Spielgefühl teilweise stark verwässern. Schade finde ich, dass die Spiele nur auf den stationären Konsolen und dem PC so richtig glänzen können. Wer das Spiel auf der Switch (2) spielt, muss mit technischen Einschränkungen leben. Könnt ihr über diese Defizite hinwegsehen, ist Dragon Quest I & II HD-2D Remake aber auch auf Nintendos Hybridkonsole durchaus empfehlenswert.







