Etrian Odyssey III HD – TEST

Nach der Veröffentlichung des zweiten Teils der Etrian-Odyssey-Reihe legte die Serie eine zweijährige Pause ein. Zum Glück folgte Etrian Odyssey III: The Drowned City für Nintendos DS im Jahr 2010. In Europa erschien das Spiel als Etrian Odyssey III HD erstmals 2023.


Ganz im Stile der ersten beiden Serienteile spielt auch Etrian Odyssey III in einer packenden Fantasy-Welt. Diesmal entführt uns die Geschichte in die südliche Stadt Amaurot, die mitten im Ozean auf einer Insel abgeschnitten von anderen Nationen liegt, was sogar spieltechnisch Relevanz hat. In der Nähe des Baumes Yggdrasil hat sich der Eingang zu einem Labyrinth aufgetan. Amaurots Regierung schickt Abenteurer aus, um das Labyrinth zu kartografieren und sein Geheimnis zu lüften. Es ist jedoch nicht nur die Story, die in ihren Grundfesten stark den beiden Vorgängern ähnelt. Zu Beginn des Spiels müssen wir erneut unsere eigene Gilde gründen und Charaktere für unsere Gruppe erstellen.

Frische Klassen wie Herrscher, welche die Lebensenergie unserer Recken passiv heilen können, Zodiacs, die mit kraftvoller Magie den Gegnern des Fürchten lehren oder kampferprobte Mönche, die nicht nur verarzten, sondern darüber hinaus auch ordentlich austeilen können, stehen zur Wahl. Allerdings bieten die Figuren keinerlei Persönlichkeiten. Wir wählen lediglich Charakterporträts und entscheiden jedes Mal unabhängig davon, ob die Klassen maskulin oder feminin dekliniert werden. Etrian Odyssey III gibt uns im restlichen Spielverlauf aber immerhin die Möglichkeit, mittels Fähigkeitspunkten die Charaktere in ihren Attributen, passiven und aktiven Fähigkeiten zu stärken.

Rigorose Fortsetzung des Gameplays

Wie die beiden Vorgänger spielt sich auch der dritte Serienteil sehr klassisch. Wir steigen mit jeder Spielstunde das Labyrinth weiter hinab und attackieren in rundenbasierten Kämpfen ein Monster nach dem anderen. Ebenfalls erbeuten wir Schätze und sammeln Ressourcen, die wir in den Läden veräußern können. Das Alleinstellungsmerkmal der Rollenspielserie wurde in Etrian Odyssey III selbstverständlich wieder übernommen. Soll heißen, dass wir unsere Umgebung im Labyrinth in unterschiedlichem Ausmaß selbst erstellen. Wir bewegen uns durch die schachbrettartig aufgebaute Welt und können uns in die vier Himmelsrichtungen drehen.

Parallel dazu dreht sich der Cursor auf der Minimap mit, sodass wir ständig wissen, in welchem Quadrat der gitternetzartigen Karte wie uns gerade befinden. Während wir in der Originalfassung auf dem DS mit dem Stylus die Karte bearbeiten, steht uns in der HD-Fassung auf der Switch eine reine Knöpfchensteuerung zur Verfügung. Diese funktioniert genauso wie in den ersten beiden Teilen und ist mit ein wenig Einarbeitungszeit schnell gemeistert. Puristen können natürlich auch hier wieder im Handheld-Modus und mit einem Touchpen die einzelnen Elemente auf der Karte einzeichnen. Wem das betagte Konzept zu anstrengend ist, kann in den Optionen erfreulicherweise jederzeit zur automatischen Kartenerstellung wechseln.

Erkundung zu Fuß und per Schiff

Nicht jeder Spielertyp hat die Zeit und die Muße, die Umgebungskarte vollständig selbst zu zeichnen. Daher wirkt die automatische Kartenerstellung sehr verlockend. Nichtsdestotrotz möchten wir auch beim dritten Teil empfehlen, das ungewöhnliche Konzept auszuprobieren. Ansonsten könntet ihr vielleicht Geheimnisse und diverse Ereignisse verpassen, die ebenso einen Teil der Spielerfahrung von Etrian Odyssey III ausmachen. Die Ereignisse sorgen für wohlige Erinnerungen an Pen-and-Paper-Rollenspiele. So erhalten wir in Textform zahlreiche Informationen von einem Erzähler vorgesetzt. Wir müssen dann zum Beispiel entscheiden, ob wir einem Tier aus einer Falle helfen oder uns in einer Waldlichtung ausruhen möchten.

In jedem Fall müssen wir mit den positiven oder negativen Konsequenzen rechnen. Der dritte Serienteil bietet neben dem Labyrinth auch noch das per Schiff zu erkundende Meer, das in ähnlicher Weise funktioniert und etwas Abwechslung ins Spielgeschehen bringt. Trotzdem sollten wir immer auf der Hut vor gefräßigen Monstern sein, denn schon auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad ist das Rollenspiel eine kleine Herausforderung. Gegner, die einen Charakter mit einem Schlag umhauen können, gibt es direkt zu Beginn. Die HD-Fassung bietet zum Glück für unerfahrene Spieler auch die Picknick-Stufe, die aber sehr stark unterfordert.

Gelungene Verzahnung der Gameplay-Elemente

Solange wir uns in Amaurot aufhalten, können wir über das Menü den Schwierigkeitsgrad nach Belieben nach oben oder unten justieren. Es ist nicht notwendig, einen neuen Spieldurchlauf zu starten, wenn ein Gegner doch einmal zu stark sein sollte. So kann jeder Spielertyp das Abenteuer genau so erleben wie er oder sie möchte. Auf dem mittleren oder höchsten Schwierigkeitsgrad werdet ihr um Grind aber nicht herumkommen. Wir können euch jedoch versprechen, dass es unglaublich befriedigend ist, zu bemerken, dass wir stärker geworden sind und unsere Feinde regelrecht pulverisieren können.

Dies liegt nicht nur an einer höheren Stufe, denn auch die Fähigkeiten, von denen wir jeweils eine nach jedem Stufenaufstieg im Menü verbessern können, haben Auswirkungen auf die Schwierigkeit. Wie schon in beiden Vorgängern können wir in Amaurot neue Waffen und Rüstungen erwerben, mit deren Hilfe wir gegen noch stärkere Monster bestehen können. Welche Ausrüstung im Laden verfügbar ist, hängt davon ab, welche der gesammelten Ressourcen oder der von Gegnern erbeuteten Materialien wir vorab in eben jenem Laden verkauft haben. Damit fällt auch der dritte Teil in seinen eingängigen Gameplay-Mechaniken sehr verzahnt aus. Etrian Odyssey III spielt sich dank all dieser verzahnten Elemente richtig gut und sehr flott. Daran ist keinesfalls zu rütteln.

Originalgetreue Umsetzung

Nicht nur Profis, sondern auch Einsteiger werden sich in Etrian Odyssey III von der ersten Minute an zurechtfinden. Besonders die gelungenen Menüstrukturen sind leicht verständlich und beschränken sich aufs Nötigste. Die restliche Steuerung ist dabei mindestens genauso schnell verinnerlicht. Über die technische Seite des Spiels lässt sich aber streiten. Die Switch ist definitiv zu hübscheren Grafiken imstande. Trotzdem bleibt die Spielwelt atmosphärisch. Nur schwächeln wie bei den ersten beiden Teilen ein wenig die Charaktermodelle im Anime-Stil. Optisch mögen diese zwar ansehnlich sein, doch fehlt es ihnen an Bewegungsanimationen. In dieser Disziplin hätten die Entwickler nachbessern müssen.

Über alle Zweifel erhaben ist in unseren Ohren der Soundtrack von Komponist Yūzō Koshiro, der schon an etlichen Spielen mitgearbeitet und Legendenstatus erreicht hat. Die Melodien lassen sich meist mitsummen und sorgen für die richtige Stimmung. Befinden wir uns aber längere Zeit am Stück in einem Gebiet, so könnten die Musikstücke je nach Gehör aber auch etwas nerven. Überarbeitet wurde der Soundtrack gefühlt kaum bis gar nicht, sodass die Musik nahezu wie im Original wirkt. Wie schon bei den ersten beiden Serienteilen dürfte das aber auch die Intention von Entwicklerstudio Atlus gewesen sein, Etrian Odyssey III HD nahe am Original zu halten.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Etrian Odyssey legte im Jahr 2007 den Grundstein für eine ungewöhnliche wie spaßige Spielidee: Der Spieler soll neben dem Erkunden des Dungeons die Umgebungskarte selbst mitzeichnen. Wer ein wenig Zeit und Geduld mitbringt, kann sich wunderbar auf dieses Konzept einlassen. Etrian Odyssey III knüpft an diesem Gedankengut an, bietet aber nur bedingt Mehrwert zum Seriendebüt oder zweiten Serienteil. Beispielsweise gibt es im dritten Teil neben dem Labyrinth auch das Meer zum Erkunden. Dennoch bleiben die meisten Funktionen zumindest in der HD-Fassung auf der Switch identisch. Kenner stoßen auf die exakt gleichen Gameplay-Mechaniken. So gilt es nach wie vor das Labyrinth zu erklimmen, seine Geheimnisse zu lüften, gegen Monster zu kämpfen und die Gruppe zu verbessern. Mir macht das auch in der dritten Episode sehr viel Spaß. Nichtsdestotrotz bietet der Titel neben ein paar erfrischenden Änderungen wie neuen Klassen im Grunde nur mehr vom gleichen, was auf Dauer durchaus repetitiv werden kann. Wer auf Dungeon Crawler steht und in japanischen Rollenspielen gerne Charaktere auflevelt, dürfte an Etrian Odyssey III sehr viel Spaß haben. Anspruchsvolle Kämpfe, eine atmosphärische Spielwelt und tolle Musik machen das Abenteuer zu einem echten Erlebnis. Wer die ersten beiden Teile nicht gespielt hat, kann problemlos direkt zu Etrian Odyssey III greifen. Inhaltliche Verknüpfungen gibt es kaum.