Ghost Trick: Phantom-Detektiv – TEST

Im Jahr 2010 hat Ace-Attorney-Schöpfer Shu Takumi gemeinsam mit seinem Team bei Capcom ein ungewöhnliches Adventure für den Nintendo DS erschaffen. Ghost Trick: Phantom-Detektiv gilt bis heute als Genre-Geheimtipp. Nun hat Capcom dem dreizehn Jahre alten Adventure eine längst überfällige Neuauflage unter anderem für die Nintendo Switch spendiert.


Spielstart und direkt tot. Ghost Trick: Phantom-Detektiv beginnt mit dem Ableben von Protagonist Sissel. Als unter Amnesie leidender Geist, der anfangs nicht einmal seinen Namen kennt, ist es unsere Aufgabe unseren eigenen Mord aufzuklären. Dabei stellen sich uns einige entscheidende Fragen: Wer sind wir? Weshalb wurden wir getötet? Und wieso waren wir auf einem abgelegenen Schrottplatz? Schon die ersten Kapitel zeigen, dass Ghost Trick: Phantom-Detektiv auf einen ähnlichen Humor setzt wie die ebenfalls von Shu Takumi erschaffene Ace-Attorney-Reihe. Skurrile Charaktere gehen Hand in Hand mit abgedrehten Situationen. Gleichzeitig erzählt das Adventure eine spannende und wendungsreiche Geschichte, die auch dreizehn Jahre nach der Erstveröffentlichung des Spiels für den Nintendo DS noch immer fesselt. Viel verraten wollen wir dazu nicht, da Spoiler bei Ghost Trick: Phantom-Detektiv schnell auftreten und viel von der Faszination des Adventures zerstören können. Stellt euch aber auf eine packende Achterbahnfahrt voller Morde, Verschwörungen und Geheimnisse ein.

Geisterhafte Todesvereitlung

Da wir in Ghost Trick: Phantom-Detektiv einen Geist spielen, müssen wir mit einigen Einschränkungen leben. Schließlich sind wir nur eine körperlose Seele, die sich nicht einfach frei bewegen kann. Stattdessen springen wir von Objekt zu Objekt und dürfen diese dank unserer besonderen Fähigkeiten beeinflussen. Auf diese Weise wechseln wir etwa von einer Lampe zu einer Liege, klappen diese zu, um einen Mixer zu erreichen. Das spielt sich heutzutage noch genauso frisch und flüssig wie auf dem Nintendo DS. Zudem sind unsere Geistertricks, wie unsere Fähigkeiten genannt werden, essenziell, um das Ableben der Personen in unserer Umgebung zu verhindern. Allen voran Lynne und einigen anderen, müssen wir regelmäßig zur Seite stehen. Sei es, um deren bereits erfolgten Tod rückgängig zu machen oder um jemand anderem zu helfen. Und ja, richtig gelesen: Wir können einen bereits gestorbenen Charakter trotzdem noch retten. Dafür dürfen wir die Zeit vier Minuten vor den Tod der jeweiligen Person zurückspulen und müssen in genau dieser Zeit verhindern, dass der Charakter stirbt.

Um die verschiedenen Personen zu retten, müssen wir unsere Geistertricks nutzen. Entsprechend springen wir von Objekt zu Objekt, beeinflussen diese und verändern so den zuvor einmal komplett gezeigten Ablauf eines Todes. So müssen wir etwa eine Gitarre spielen, um einen Mörder abzulenken oder eine Schranke heben, um einen Schuss umzuleiten. Später dürfen wir auch noch andere Fähigkeiten nutzen, um die Knobelaufgaben zu lösen. Die Rätsel werden im Lauf des etwa zwölf Stunden langen Adventures immer komplexer, so dass wir teilweise wirklich gut überleben müssen, um die Lösung zu finden. Leider können wir auch in Sackgassen geraten, wodurch es uns nicht mehr möglich ist, die Aufgabe erfolgreich zu absolvieren. Aber kein Problem, wir dürfen jederzeit von vorne oder von einem der gesetzten Checkpoints erneut starten. Dadurch kommt trotz mancher Trial-and-Error-Passage niemals zu viel Frust auf. Zumal die Rätsel stets dazu motivieren, sich erneut an einer kniffligen Aufgabe zu versuchen. Da Erfolgserlebnisse regelmäßig eintreten, bleibt der Spielspaß auch immer erhalten.

Lineares Geisterabenteuer

Abseits der zeitbegrenzten Vergangenheits-Passagen, in denen wir Tode verhindern, müssen wir in den verschiedenen Umgebungen Wege finden, weiterzukommen. So gilt es etwa in die Wohnung einer Nachbarin zu gelangen, um deren Telefon für die Reise an einen anderen Ort nutzen zu können. Dafür müssen wir erst an unserem aktuellen Aufenthaltsort einige kleine Veränderungen vornehmen und anschließend auch in besagter Wohnung, die Gegebenheiten schaffen, um das Telefon zu erreichen. Viele Freiheiten genießen wir trotz der regelmäßigen Möglichkeit, bereits zuvor besuchte Orte erneut zu erkunden, nicht. Die Geschichte ist strikt linear. Begeben wir uns abseits der Handlung an einen Ort, erhalten wir allerdings manchmal kleinere zusätzliche Unterhaltungen, die uns weitere Einblicke in die Geschichte oder Persönlichkeiten der Figuren gewähren. Manchmal warten auch lediglich witzige und skurrile Situationen auf uns. Einen Blick sind diese jedoch definitiv wert. Dennoch folgen wir in Ghost Trick: Phantom-Detektiv vor allem einem klar vorgegebenen Pfad. Das ist angesichts der spannenden Geschichte mit all ihren toll geschriebenen Charakteren aber keineswegs negativ. Vielmehr werden wir so strikt durch das Adventure geleitet.

Einen ebenfalls großen Anteil an Ghost Trick: Phantom-Detektiv nehmen die teils langen Dialoge ein. Hier erinnert das Adventure an die Ace-Attorney-Reihe und andere Visual-Novel-Adventure. Da auf eine Sprachausgabe verzichtet wurde, warten zahlreiche sehr gut geschriebene deutsche Texte, die glücklicherweise nie zu sehr ausufern und gerade aufgrund des Humors immer unterhaltsam zu lesen sind. Zudem tragen sie viel zur Inszenierung des ausschließlich aus der 2D-Seitenansicht gehaltenen Adventures bei. Zusätzlich sorgt die sehr schicke Comic-Grafik, die hervorragend überarbeitet und modernisiert wurde, ohne den Charme des Originals zu verlieren, für genau die richtige Optik, um Geschichte und Humor zu vermitteln. Untermalt wird das Geschehen von einem fantastischen Soundtrack, der viel zur erstklassigen Atmosphäre des Krimi-Mystery-Adventures beiträgt und Ghost Trick: Phantom-Detektiv wunderbar abrundet. Dank der erstklassigen technischen Umsetzung läuft der Genre-Klassiker zudem absolut flüssig auf der Switch.

Kleine Extras

Als Bonus dürfen wir uns die Musik bereits absolvierter Kapitel jederzeit über das Hauptmenü anhören. Außerdem können wir drei Bilderschieberätsel in jeweils drei Schwierigkeitsgraden lösen und Illustrationen zum Spiel und die Entstehung betrachten. Letztere schalten wir jedoch teilweise erst frei, wenn wir die Herausforderungen, die Erfolgen oder Trophäen entsprechen, erreicht haben. Hier verbirgt sich auch der einzige wirkliche Wiederspielwert von Ghost Trick: Phantom-Detektiv. Doch auch das ist nur bedingt negativ, da alleine die Geschichte ein erneutes Erleben wert ist. Dazu tragen auch die tollen Charaktere bei. Ghost Trick: Phantom-Detektiv ist auch auf der Nintendo Switch noch ein fantastisches Adventure, das mehr als den Geheimtipp-Status verdient hat.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

 

Ghost Trick: Phantom-Detektiv ist eines meiner Lieblingsspiele für den Nintendo DS. Bereits bei der Erstveröffentlichung auf Deutsch hat mich die spannende Geschichte in ihren Bann gezogen und das Gameplay begeistert. Auch dreizehn Jahre nach der Veröffentlichung in Japan beziehungsweise zwölf Jahre nach erscheinen in Europa hat Ghost Trick nichts von seiner Faszination verloren. Die Geschichte ist noch genauso packend wie auf dem Nintendo DS, das Gameplay fühlt sich auch auf der Nintendo Switch frisch, unverbraucht und kreativ an und Rakete ist noch immer einer der besten Videospielhunde aller Zeiten. Damit beweist Ghost Trick in der Neuauflage, dass das Konzept des Adventures zeitlos ist und eine Neuveröffentlichung längst überflüssig war. Capcom ist es dabei gelungen, Grafik und Musik angemessen neu zu arrangieren, ohne dass der Charme des Originals verloren geht. Einfach fantastisch! Fans ungewöhnlicher Spielkonzepte, spannender Geschichte und skurriler Charaktere sollten zumindest die Demo von Ghost Trick ausprobieren!