Ghoulboy – TEST

Wer schon immer einmal eine bunte Mischung aus Castlevania und Ghosts’n Goblins spielen wollte, wird bei Ghoulboy sicher voll auf seine Kosten kommen, auch wenn das Spiel aus dem Hause Dolores Entertainment in seiner Grundmechanik absoluter Durchschnitt ist.

 


Ghoulboy spielt im verwunschenen Land Gunzabar, das vom durchtriebenen Goblin-König in Angst und Schrecken versetzt wird. Die Legende besagt, dass einzig und allein Galdar, ein sagenhafter Held, dem Monarchen gefährlich werden kann. Aus keinem anderen Grund lässt ihn der Goblin-Herrscher in den Kerker werfen, um ihn langsam sterben zu lassen. Es kommt in Videospielen sicher nicht so oft vor, dass sich eine Legende irrt, in Ghoulboy ist dies aber zum Leidwesen des Königs der Fall. Um seinen Vater und Gunzabar zu retten, schreiten wir in der Haut des jungen Kriegers Thulgar zur Tat.

Unsere Reise führt uns durch finstere Wälder und unwirtliche Höhlen, alle Spielabschnitte werden dabei stets aus der zweidimensionalen Seitenansicht erkundet. Ähnlich wie in Castlevania oder Ghosts’n Goblins laufen wir in den Levels von links nach rechts, gelegentlich ist auch eine Erforschung der Spielabschnitte in der Vertikalen möglich. Dabei springen wir über weite Abgründe und müssen uns mit Skeletten, Geistern, Giftfröschen, Hexen, Goblins und anderen Unholden herumschlagen. Damit wir uns zur Wehr setzen können, steht uns zunächst ein Kurzschwert zur Verfügung. Später kommen noch ein Zweihänder und ein Morgenstern hinzu, mit denen wir den Gegnern das Fürchten lehren. Die Auswahl an Primärwaffen ist überschaubar und daher eher enttäuschend.

Actionreicher Genre-Standard

Neben den Schwertern und dem Morgenstern existieren in Ghoulboy aber noch zwei Sekundärwaffen. Auf der einen Seite gibt es Dolche, die geworfen werden können und ähnlich wie ein Bumerang durch die Luft sausen, ohne aber die Möglichkeit zu bieten, beim Einsatz wieder eingesammelt werden zu dürfen. Auf der anderen Seite gibt es Speere, die nicht nur Gegner verwunden können, sondern auch in der Level-Architektur stecken bleiben. Dieses Feature macht Ghoulboy in gewisser Weise besonders, da es das Gameplay an bestimmten Stellen wirklich bereichert. Ist ein Abgrund zu weit, müssen wir zunächst einen Speer in die Ferne werfen und nach dem Sprung auf diesem landen.

In genau der richtigen Dosis macht Ghoulboy Gebrauch von dieser Funktion und hebt sich damit leicht von den Vorbildern ab, die sich weitgehend auf Action fokussieren. Action ist zwar auch ein wichtiges Element im von Serkan Bakar entwickelten Ghoulboy, sein Spiel konzentriert sich aber vor allem auf diverse Geschicklichkeitspassagen. Beginnend mit zeitlich korrekt abgestimmten Angriffen, punktgenauen Sprüngen und genauem Ausweichen bei jedwedem Feindkontakt wird das actionreiche Gameplay wunderbar aufgelockert. Das klingt in der Theorie zwar alles sehr gut, in der Praxis fällt jedoch auf, dass sich der Titel durchweg am durchschnittlichen Genre-Standard orientiert.

Fairer Schwierigkeitsgrad trotz Kritikpunkte

An allen Ecken und Enden fühlen wir uns in Gunzabar in die späten 1980er-Jahre versetzt. Ghoulboy erreicht allerdings nicht die teils überragende Qualität von Castlevania und Co. So muss jeder Treffer bei den Gegnern genauestens sitzen, jeder Schlag ins Leere wird mit einem Konterangriff des Feindes bestraft. Hinzu kommt, dass der Schwierigkeitsgrad dadurch teilweise in die Höhe schnellt. Obwohl Kämpfe und Sprungeinlagen durchaus knifflig sind, bleibt Ghoulboy immer fair. Kontrollpunkte sind reichlich vorhanden und selbst wenn der Game-Over-Bildschirm erscheint, dürfen wir uns am Anfang der eher kleinen Levels erneut ins Geschehen stürzen.

Außerdem behalten wir selbst beim Verlust aller Leben unser gesammeltes Gold, das im Spiel fürs Lebensenergie und den Waffenvorrat ausgegeben werden darf. Permanente Verbesserungen dürfen ebenfalls gekauft werden, allerdings nur aus dem Hauptmenü heraus. Hier versteckt sich der Shop hinter dem zweideutigen Begriff „Laden“. Daran ist auch die weniger gute deutsche Übersetzung zu erkennen, die hier und da fehlerbehaftet ist. Optisch und akustisch wirkt das Spiel wie aus einem Guss, Nostalgiker werden genau wie Fans von Castlevania oder Ghosts’n Goblins auf ihre Kosten kommen. Alle anderen werden nicht viel mit dem Spiel anfangen können und sollten sich eher nach Alternativen umsehen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Ghoulboy ist ein durchschnittliches Action-Spiel mit vielen Geschicklichkeitseinlagen, das thematisch und spielerisch an Titel wie Castlevania oder Ghosts’n Goblins erinnern möchte. Die Story ist dabei Mittel zum Zweck, im Fokus steht definitiv das Gameplay. Kämpfe gegen Monster, Sprünge über weite Abgründe und leichte Schalterrätsel sind die Formel, nach der Ghoulboy funktioniert. Es lässt sich nicht leugnen, dass sich das Spiel stark an Genre-Klassikern orientiert und nur sehr wenig Neues bietet. Interessant ist vor allem die Möglichkeit, Speere zu werfen, die dann in den Wänden stecken bleiben und als Sprungbrett für höhere Plattformen missbraucht werden können. Unterm Strich ist das allerdings zu wenig, um jeden Action-Fan zu begeistern, weshalb neben Liebhabern von Pixelgrafik-Spielchen wohl am ehesten Kenner von Castlevania oder Ghosts’n Goblins die einzelnen Elemente wirklich zu schätzen wissen.