La-Mulana 1 & 2 – TEST

Im Jahr 2011 hat das stark überarbeitete La-Mulana, das ursprünglich 2005 in Japan erschien, für offene Münder gesorgt. Nach all den Jahren kehrt das Spiel in La-Mulana 1 & 2 endlich auf eine Nintendo-Plattform zurück und bringt gleich den zweiten Teil aus dem Jahr 2019 mit.


Wer an Archäologen denkt, dem kommt wohl zu allererst Indiana Jones in den Sinn. Lemeza Kosugi war bis zum Release auf der Wii wohl nur japanischen Videospielern bekannt. Der virtuelle Archäologe macht keinen Hehl daraus, sich an seinem Vorbild zu orientieren. Zumindest besagt das die elektronische Bedienungsanleitung des heute nicht mehr zugänglichen WiiWare-Titels. Er möchte schlicht und einfach nicht Junior genannt werden und sein Vater ist ebenfalls an der Geschichte untergegangener Zivilisationen interessiert. Outfit und Peitsche haben er und seine im zweiten Teil spielbaren Tochter Lumisa wohl auch von Indiana Jones geliehen.

So steht dem Abenteuer nichts mehr im Wege, denn die Rätsel der Ruinen von La-Mulana und dessen Gegenstück Eg-Lana aus dem zweiten Teil wollen gelüftet werden! Wer zum ersten Mal in eines der beiden Spiele eintaucht, bekommt vermutlich sehr schnell Probleme, da zumindest der erste Teil von La-Mulana so gut wie gar nichts erklärt, weshalb zunächst einmal vieles ausprobiert werden muss. Jüngere oder unerfahrene Spieler wird das zunächst abschrecken, doch wer Experimente nicht scheut, gelangt schnell in den Genuss zweier atemberaubender Spiele, die in einem Lager mitten im Dschungel beginnen. Ausgerüstet mit Peitsche und Laptop respektive Tablet-PC beginnen wir, die Welt zu erkunden. So erhalten wir vom Eingeborenenhäuptling ein E-Mail-Programm, das wir im begrenzten Speicher der mobilen Endgeräte lagern. Damit bleibt er mit uns im ständigen, aber sehr nützlichen Kontakt.

Waffenarsenal eines Archäologen

Unser tragbarer Computer ist jedoch auch für andere Dinge zu gebrauchen, denn mit der Zeit gelangen wir immer wieder in den Besitz neuer Software, die wir aktivieren dürfen, um zum Beispiel die Schriften der Ureinwohner auf Felsen zu lesen oder Karten der Umgebung einzuscannen. Das Waffenarsenal steigt später ebenfalls an. So dürfen wir von dem in den Ruinen erbeuteten Geld bei den in der Spielwelt verstreuten Händlern neue Waffen kaufen. Dazu zählen beispielsweise eine Pistole oder sogar Wurfsterne. Das ist auch bitter nötig, denn in den Ruinen wimmelt es nur so von Untoten und anderem Getier, das uns am liebsten zum Frühstück verspeisen will.

Um in den Ruinen voranzukommen, gilt es oftmals einfache oder schwierige Schalterrätsel zu lösen. Meistens müssen wir einfach nur ein Gewicht auf einen Schalter stellen oder wie in The Legend of Zelda einen Block verschieben. Das macht durchaus Spaß, denn überall sind in der Spielwelt Schätze versteckt, die teilweise auch schon mal unsere Lebensenergie erweitern, doch Obacht: Nicht immer kann das Aktivieren eines Mechanismus Vorteile nach sich ziehen. Wer vergisst Hieroglyphen zu entziffern oder – so ulkig das auch klingen mag – die Toten zu befragen, erfährt oft nicht, dass mit einem Schalter eine Falle aktiviert wird. Das ist deshalb so wichtig, da die Regenerierung der Lebensenergie nur sehr selten möglich ist, wie etwa in der westlich von unserem Lager gelegenen heißen Quelle.

Verbeugung vor großen Serien

Gespielt wird dabei übrigens nicht aus der Vogelperspektive, sondern aus der zweidimensionalen Seitenansicht. Das System, um im Spiel erfolgreich zu sein, erinnert zudem ein wenig an Nintendos Metroid-Reihe. Nur mit bestimmter Ausrüstung ist es möglich, Türen zu öffnen, um so in neue Bereiche zu gelangen. La-Mulana lässt uns da aber wesentlich mehr Freiheiten, denn es gibt so viele Geheimnisse und auch Wege, um ans Ziel zu gelangen, dass wir uns zu Beginn von den Möglichkeiten erschlagen fühlen, auch wenn uns der zweite Teil etwas mehr an die Hand nimmt. Uns gefällt diese Freiheit jedoch sehr, da sie den Wiederspielwert drastisch erhöht.

Die gesamte Spielwelt ist wirklich detailreich und atmosphärisch aufgebaut. So erfahren wir von Dorfbewohnern und verschollenen Steintafeln Hintergründe über die Sagenwelt von La-Mulana, wobei ein Großteil der Atmosphäre jedoch Grafik und Soundtrack ausmachen. So erinnern uns die Grafiken des Spiels an die gute, alte Super-Nintendo-Zeit und der Soundtrack von seiner Qualität stark an Castlevania: Rondo of Blood vom TurboGrafx-16. Die Ohrwürmer des Soundtracks lassen uns in unseren Gedanken nicht mehr los. Das schafft nicht jedes Spiel! Da ist es leider sehr schade, dass das Bild in 4:3 wiedergegeben wird. Aufgrund des Gebietaufbaus ist das vielleicht nicht anders möglich, aber bei einem Remake wünschenswert gewesen. La-Mulana 2 geht immerhin ein wenig mehr ins 16:9-Format.

Unvergessliches Spielerlebnis

Ebenfalls etwas suboptimal fallen, insbesondere beim zweiten Serienteil, die Bildschirmanzeigen aus. Sie befinden sich für unseren Geschmack viel zu nahe am oberen Bildschirmrand und könnten etwas größer ausfallen. Die Menüstrukturen hingegen fallen positiv und übersichtlich aus, wobei der zweite Teil hier wieder unnötig Platz auf dem riesigen Bild einspart und alles ein wenig minimiert. Dafür fällt La-Mulana 2 mit seiner leicht verbesserten Steuerung positiv auf. So können wir im ersten Teil noch nicht von oder an Leitern springen, was im zweiten Teil kein Problem mehr darstellt. Hier hätte Entwicklerstudio Nigoro das Seriendebüt aber ruhig etwas optimieren dürfen.

Bis auf die angesprochenen kleinen technischen Mankos und der zu Beginn vielleicht existenten Unzugänglichkeit für den einen oder anderen Spieler, ist an La-Mulana 1 & 2 aber nichts auszusetzen. Es sei jedoch abschließend gesagt, dass sich beide Titel vorwiegend an Hardcore-Spieler richten, da es im Spiel keine Rücksetzpunkte gibt und der Game-Over-Screen schneller als gedacht auf dem Bildschirm erscheinen könnte. So muss unausweichlich ein frührer Spielstand geladen werden, aber das machen wir sehr gerne, denn so ein gelungenes Spielerlebnis haben wir schon seit sehr langer Zeit nicht mehr erlebt. Jeder einzelne Fan von Action-Adventures sollte bei La-Mulana 1 & 2 unbedingt zugreifen und sei es auch nur bei einem der beiden Titel, denn im Gegensatz zur Retail-Fassung werden die Spiele im eShop auch separat verkauft.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

La-Mulana und La-Mulana 2 sind die Paradebeispiele dafür, wie gute Action-Adventures auszusehen haben. In beiden Spielen komme ich in den Genuss einer großen Welt, die an allen Ecken und Enden mit Geheimnissen gespickt ist. Dazu motiviert mich das tolle Gameplay auch nach dem hundertsten Tod von Lemeza und Lumisa Kosugi, einen älteren Spielstand zu laden, nur um danach wieder in dieselbe Falle zu latschen oder gar eine Minute später einen völlig neuen Weg einzuschlagen. Das macht mir vor allem wegen der im ersten Teil verbauten Technik so viel Spaß, denn die Entwickler haben aus dem Code der PC-Fassung, die eine Hommage an alte Spielklassiker sein sollte, noch einmal eine ganz andere Interpretation geliefert. In beiden Spielen erinnern mich die Grafiken an das gute alte Super Nintendo und der geniale Soundtrack an Castlevania: Rondo of Blood vom TurboGrafx-16. La-Mulana 1 & 2 liefern ein ästhetisch anspruchsvolles Gesamtbild ab, das unbedingt jeder Fan von Action-Adventures einmal selbst gespielt haben muss. Wer La-Mulana 1 & 2 nicht spielt, verpasst zwei geniale Spiele!