Loop 8: Summer of Gods – TEST

Zeit ist ein kostbares Gut. Sie steht jedem von uns nur begrenzt zur Verfügung. Jeder Tag ist wertvoll und jede Entscheidung sollte gut überlegt sein. Wird das Zeitkonzept in Videospielen aufgegriffen, spaltet das häufig die Gemüter. Loop 8: Summer of God ist da keine Ausnahme.


In der Welt von Loop 8: Summer of Gods liegt die Erde im Jahr 1983 fast vollständig in Trümmern. Kegai, übernatürliche wie bösartige Kreaturen, haben die Menschheit in die Knie gezwungen und in die Weiten des Weltalls getrieben. Der jugendliche Protagonist Nini ist auf einer Raumstation aufgewachsen, wird aber von den Kegai gezwungen, auf die Erde zurückzukehren. Genau hier setzt die Handlung des Spiels ein. Wir begleiten Nini bei seinen ersten Schritten im ländlichen Städtchen Ashihara. Begrüßt von seiner gleichaltrigen Nichte Konoha wird er ins städtische und ins schulische Leben von Ashihara eingeführt. Wer jetzt an die Persona-Reihe aus dem Hause Atlus denkt, darf genüsslich schweigen.

Tag für Tag lernen wir unsere Mitschüler in unzähligen Dialogen besser kennen. Dadurch verbessern sich die zwischenmenschlichen Beziehungen zueinander. Allerdings vertiefen sich diese Konstrukte nicht sonderlich beziehungsweise lässt das Spiel dazu nur bedingt Raum. Loop 8: Summer of Gods setzt nämlich auf einen ganz besonderen Kniff – und zwar Zeitschleifen. Diese werden durch besondere Ereignisse ausgelöst. Sobald Nini in eine Zeitschleife eintritt, beginnt er seine Reise mitsamt Gedächtnis- und teils Fortschrittsverlust von vorn. Die Coming-of-Age-Geschichte wird dadurch gewissermaßen einzigartig, macht in bestimmten Punkten aber so einiges falsch.

Temporäres und Permanentes

Um in Loop 8: Summer of Gods voranzukommen, müssen wir uns auf die bevorstehenden Kämpfe ständig aufs Neue vorbereiten. Der Titel baut zwar auf grundlegenden Rollenspielmechaniken auf, die jedoch sehr seicht und anders als gewohnt ausfallen. So verbessern Dialoge Werte wie Freundschaft, Zuneigung oder Hass, die im Kampf mitunter unsere Angriffsstärke bestimmen. Dann müssen wir immer wieder fleißig lernen oder Kraftübungen machen, damit wir uns über mehr Energie oder Ausdauer freuen dürfen. Erfahrungspunkte gibt es nicht, doch immerhin einen halbwegs äquivalenten Ersatz in Form von Segen. An kleinen Schreinen oder durch häufiges Ansprechen einer Spielfigur werden wir gesegnet, was permanente Erhöhungen der Attribute der Charaktere zur Folge hat.

Da bei jeder Zeitschleife neue Ereignisse passieren können und es reichlich unterschiedliche Dialoge gibt, die überwiegend gut ins Deutsche übersetzt worden sind, kann Loop 8: Summer of Gods mit seinen Inhalten durchaus bei Laune halten. Sobald es aber darum geht, Freundschaft, Zuneigung und Hass wieder auf ihren alten Wert zu steigern, bleibt es häufig bei Nonsens. Entsprechend repetitiv und ermüdend kann das Abenteuer sein. Auf Knopfdruck lassen sich Zwischensequenzen, die wir womöglich schon gesehen haben, aber überspringen. Hier wäre dennoch mehr machbar gewesen.

Lahmes Kampfsystem

Erschwerend kommt hinzu, dass die verschiedenen Erzählebenen weitgehend nur lose miteinander verknüpft sind. So fällt es uns häufig schwierig, das nächste Ziel zu identifizieren. Ein wenig merkwürdig ist außerdem, dass sich befreundete Charaktere unserer maximal dreiköpfigen Gruppe anschließen können, wenn wir mit ihnen quatschen. Sie können aber beim Betreten eines neuen Gebiets genauso schnell verschwinden. Eine bekloppte Idee, die von Akitoshi Kawazu für ein neues SaGa-Spiel stammen könnte! Wollen wir uns also in die Yomotsu Hirasaka genannte Parallelwelt, aus der die Kegai stammen, aufmachen, so hängt es häufig vom Glück ab, dass die Figuren bis zum Dimensionstor in der Gruppe bleiben.

Haben wir es dann doch einmal nach Yomotsu Hirasaka geschafft, erwartet uns eines der lahmsten Kampfsysteme aller Zeiten. Wir können nur Nini Befehle erteilen – die anderen Charaktere agieren eigenständig. Mit der Dämonensicht, einem Blick in die Zukunft, können wir erkennen, was unsere Mitstreiter als nächstes sagen. Dies bleibt jedoch kryptisch und lässt kaum Schlüsse auf die tatsächliche Aktion zu. Zudem dürfen wir nur angreifen, einen Charakter schützen oder dessen Werte erhöhen. Fällt ein Verbündeter im Kampf, stirbt er. Wiederbelebungen gibt es nicht. Liegt auch Nini am Boden, so nimmt auch schon die nächste Zeitschleife ihren Lauf.

Spielbarer Anime

Außerdem muss erwähnt werden, dass die Kampfanimationen langatmig sind. So fühlt sich Loop 8: Summer of Gods auch in dieser Disziplin in die Länge gezogen an. Ähnliches gilt für die Bewegungsanimationen beim Erkunden, die etwas zu langsam sind und in begrenztem Maße stottern. Letzteres ist aber kein technischer Fehler, sondern ein klares Stilmittel. Das Abenteuer ist visuell durchaus ein Genuss, denn das Spiel wirkt wie ein Anime und weckt nicht nur aufgrund der sommerlichen Vibes Erinnerungen an Shin-chan: Meine Sommerferien mit dem Professor ~Die endlose Sieben-Tage-Reise~ von 2021. Auch die vielseitig gestalteten Charaktere sind ein echter Genuss. Abseits der Kämpfe läuft das Geschehen bei einer stabilen Bildwiederholrate.

Lediglich Ladezeiten, die selbst bei Beginn eines Dialogs und gelegentlich dazwischen auftreten, sind ein wenig nervig, womöglich aber nur ein Ärgernis der Switch-Fassung. Für wen dies ein Ausschlusskriterium ist, sollte sich den Titel lieber einmal näher auf dem PC, der PlayStation 4 oder der Xbox One anschauen. Unter akustischen Gesichtspunkten gibt es neben einer guten, aber nicht kompletten japanischen Vertonung angenehme Melodien auf die Ohren, die zum Anime-Charakter zwar richtig gut passen, doch auf Dauer genauso wie der ständig verlorene Fortschritt bei Zeitschleifen nerven kann. Schade!

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Von Loop 8: Summer of Gods habe ich mir sehr viel versprochen. So fasziniert mich die Spielwelt, die Story ist interessant und die Charaktere hier und da ganz lustig geschrieben. Leider verzahnen sich diese Inhalte für meinen Geschmack viel zu wenig, was bedauerlicherweise an der eigentlich packenden Zeitschleifenmechanik liegt. Während Spiele wie The Legend of Zelda: Majora’s Mask oder Shin-chan: Meine Sommerferien mit dem Professor ~Die endlose Sieben-Tage-Reise~ das Konzept fantastisch umsetzen, muss ich mir bei Loop 8: Summer of Gods zu häufig zu viel neu erarbeiten. Es gibt zwar permanente Verbesserungen, die bei jeder Zeitschleife erhalten bleiben, aber muss ich hierfür viel zu viele Dialoge mit Ladezeiten davor und dazwischen über mich ergehen lassen. Zu guter Letzt ist das Kampfsystem lahm und langatmig. Der Ansatz des Spiels ist wirklich gut, die Umsetzung aber nur mittelmäßig geglückt. Unterm Strich kann ich den Titel nur jenen Spielern empfehlen, die sich immer wieder aufs Neue in dasselbe Abenteuer stürzen und repetitive Aufgaben über sich ergehen lassen wollen. Alle anderen werden mit ähnlich strukturierten Spielen wie Persona 5 Royal deutlich glücklicher werden.