Monster Hunter Generations Ultimate – TEST

Monster Hunter Generations Ultimate ist der jüngste Teil der Monster-Hunter-Reihe, die schon viele in ihren Bann ziehen konnte. Das komplexeste Spiel der Reihe ist für Veteranen exzellent geeignet, bietet für Anfänger jedoch eine steile, aber machbare Lernkurve.


Wir begeben uns in das Gebiet, in dem sich unser Gegner aufhalten soll. Ein Questgeber hat uns den Auftrag gegeben, einen Groß-Maccaozu jagen. Die kleinen Versionen davon haben wir schon getroffen, an einem Lagerplatz im Questgebiet. Sie sehen aus wie Velociraptoren, haben aber einen roten Kopf. Wir haben uns als Waffe das Jagdhorn ausgesucht, das einem monströsen Hammer gleicht, der beim Schlagen Töne von sich gibt und so hilfreiche Melodien spielt. Schon erspähen wir unser Ziel auf einer Lichtung, noch hat uns der Groß-Maccao nicht entdeckt. Er gleicht seinen kleinen Gefährten in Optik und Taktik, überragt unsere Jägerin aber um das Anderthalbfache.


Wir greifen ihn an. Unsere beiden katzenartigen Begleiter stürmen links und rechts von uns auf ihn zu und beginnen, ihn mit ihren Stäben zu malträtieren. Unser Jagdhorn liefert uns gute Dienste, und wir weichen seinen Angriffen geschickt aus. Wenn er sich auf seinen Schwanz stellt, stürmt er gleich auf uns zu, wenn wir zu nah kommen, greift er mit dem Schwanz rundherum an. Nach einigen Minuten des Ausweichens und Kämpfens haben wir ihn besiegt und können uns eine seiner Schuppen greifen, bevor wir ins Lager zurückkehren müssen.

So oder so ähnlich sieht jede Begegnung mit einem Monster aus, später werden die Bestien jedoch noch erheblich größer und schwieriger zu besiegen. Zurück im Lager kümmern wir uns um den Rest, und das ist ein wichtiger Aspekt bei Monster Hunter Generations Ultimate.

Anfängerbonus? Fehlanzeige!
Monster Hunter bietet zwar einen enorm umfangreichen Trainingsbereich, aber der versteckt sich unscheinbar im Menü bei unserem Questgeber, dem Bherna-Mädel, über den ersten Quests, als Überschrift getarnt. Hier erfahren wir aber alles, von den Grundlagen der Steuerung, wie wir eine Angel oder Spitzhacke benutzen, wie wir Monster markieren, wie welche Waffe mit welchem Jagdstil funktioniert, und wie wir als Pirscher unseres Weges gehen – dazu später mehr. Wenn wir all diese Tutorials erledigen, sind wir schon an die zehn Stunden beschäftigt, was vor allem daran liegt, dass es im Spiel sehr viel erklärenden Text zu lesen gibt. Soviel sei gesagt: Wer sich durch die ersten Tutorials spielt und ein paar Waffen kennengelernt hat, der hat gute Voraussetzungen, mit den anfänglichen Quests klar zu kommen und auf den wartet die befriedigende, storyarme, monsterreiche Welt von Monster Hunter Generations Ultimate.

Das Phänomen Monster Hunter: Der Umfang
Was von außen aussieht wie ein Action-Adventure, entpuppt sich bei der ersten Begegnung mit einem der titelgebenden Monstern als komplexes Taktik-Kampfspiel. Und „komplex“ ist hier so tiefschichtig gemeint, wie es sein kann. Es gibt unglaublich viel zu wissen, zu organisieren, zu prüfen und vorzubereiten. Grundlagen schaffen ist hier das Schlagwort. Wer unvorbereitet in einen Kampf geht, hat keine Chance. Schon der Groß-Maccao, das erste ernstzunehmende Monster im Spiel, kann uns umbringen. Vorbereitungen zu treffen ist das Wichtigste in Monster Hunter, sonst sind uns die Viecher ohne Schwierigkeiten überlegen. Gerade das macht aber den Reiz aus, denn wir hoffen immer, diesmal so gut vorbereitet zu sein, das Monster erlegen zu können.


Es sind viele Dinge vor der Jagd zu erledigen. Wir essen vorher am Dorfplatz eine Mahlzeit, die unsere Werte verbessert, etwa unsere Fähigkeit, wegzulaufen. Aus den vierzehn Waffenarten suchen wir uns unseren Favoriten aus, von dem wir glauben, dass er uns beim nächsten Gegner am meisten Vorteile bringt. Unsere Rüstungen schmieden wir selbst – natürlich aus Zutaten, die wir von Monstern ergattert oder auf anderem Wege in der Welt selbst gesammelt haben. Wir kennen die ausgefeilte Steuerung unseres Jägers in- und auswendig. Hier dürfen keine Fehler passieren. Wir entscheiden uns für einen der sechs Jagdstile, die unsere Möglichkeiten in den Kämpfen grundsätzlich festlegen. Dieser bietet uns zusätzliche Fähigkeiten im Kampf, die wir kennen und festlegen müssen.

Sobald wir unsere Jagd gestartet haben, beginnt der nächste Teil der Vorbereitungen, denn wir müssen das Monster kennen, sonst können wir es nicht besiegen oder gar fangen. In Monster Hunter Generations Ultimate gibt es an die einhundert verschiedene Kontrahenten, erheblich mehr als in allen anderen Teilen der Reihe, so dass uns noch viele weitere Bestien bevorstehen. Jedes dieser Monster versucht mit seinen eigenen Angriffen, Bewegungsmustern und Verhaltensweisen, uns ein schnelles Ende zu bereiten. In den aus mehreren verschiedenen Gebieten bestehenden Jagdgründen von Monster Hunter Generations Ultimate beginnt die Jagd mit der Suche nach dem Ziel unserer Aufgabe. Sobald das Monster gefunden ist, versehen wir es mit einem Farbball, um es bei seiner möglichen Flucht in ein anderes Gebiet wiederfinden zu können.

Dann stellen wir uns dem Fabelwesen und merken uns seine Angriffe, immer auf Ausweichen bedacht. Erst, wenn wir uns sicher sind, dass wir alle Arten von Angriffen im Nah-, Mittel- und Fernkampfbereich des fantastischen Gegners verstanden haben, greifen wir an, um Schaden auszuteilen. Wir lernen dadurch die Zeichen der Schwäche des Monsters kennen. Es gibt keinerlei Lebensbalken für unseren Gegner, für uns selbst und unsere Begleiter jedoch schon. Bestimmte Anzeichen hingegen verraten uns den Erschöpfungsstatus und das kommende Ableben. Wir müssen diese Anzeichen kennen und erkennen, um es an der Flucht zu hindern oder zu fangen.

Im Kampf haben wir nicht nur unsere Waffen, die uns helfen, sondern auch etliche andere Gegenstände, die wir vorher besorgt und mitgenommen haben müssen. Fassbomben und Zünder, Fallen aller Art, Getränke zum Wappnen gegen bestimmte Gebietseigenheiten, Munition für die vielen Schusswaffen und etliche Zutaten buhlen um einen Platz in unserem Inventar und unserer Gegenstandskiste im Lager. Manche dieser Gegenstände können wir zu neuen kombinieren, andere funktionieren für sich genommen. Ferner gibt es noch zufällig als Belohnung auftauchende Talismane, die eine Auswirkung auf unser gesamtes Können haben und unsere Ausrichtung komplett zu verändern mögen.

Im Spiel gibt es katzenartige Begleiter, die Katzmeraden genannten Palicos. Palicos anzuheuern ist ein komplettes Spiel für sich, denn es gibt verschiedenste Gepflogenheiten und Taktikvarianten bei den felligen Begleitern. Manche mögen gern auf große Monster losgehen, andere auf kleine, manche kämpfen lieber mit stumpfen, betäubenden Waffen, andere mit scharfen, mit denen sich Monsterschwänze abtrennen lassen. Das Aussehen und die Namen der Palicos sind hierbei noch gar nicht erwähnt, die sind – wie bei unserem Jäger selbst auch – ziemlich frei wählbar.

Wer Gefallen an den Katzen gefunden hat, kann sogar selbst eine spielen. Jeder der begleitenden Palicos lässt sich zum Pirscher machen, eine Bezeichnung für mehr oder minder selbstständige Jäger-Katzen. Wenn wir im Übersichtsbereich der Begleiter den Modus wechseln, können wir als der eben ausgewählte Pirscher weiterspielen und als solcher auf die Jagd gehen oder Sammelquests erledigen. Das erleichtert einiges, denn die Waffenwahl ist begrenzt auf zwei – und davon eignet sich nur eine für unsere ausgewählte Katzenart. Außerdem haben wir keinen Ausdauerbalken, der uns beim Jagen als Mensch durchaus manchmal zu kurz vorkommt.

Jägerlager für Rudelbildung
Neben den Palicos als Begleiter lassen sich auch online oder lokal im Multiplayer-Modus menschliche Mitstreiter finden. Das funktioniert am besten außerhalb des Spiels, aber es lassen sich auch im Online-Modus des Spiels Mitspieler rekrutieren. Mit mehreren Jägern ist der Wissensstand der einzelnen ausschlaggebend für Sieg oder Niederlage, daher bietet es sich an, einen Sprachchat neben dem Spiel zu benutzen – leider bieten hier weder Nintendo noch Capcom sinnvolle Lösungen. Discord hat sich zwar bewährt, erfordert aber ein weiteres Gerät zur Benutzung.

Im Mehrspielermodus bietet Monster Hunter Generations Ultimate den größten Spaß, denn mit mehreren Jägern auf eines der großen Monster loszugehen, ist erheblich befriedigender – wenn es funktioniert. Außerdem gibt es im Spiel genug Quests, die auf mehrere Kampfteilnehmer ausgelegt sind, sonst sind sie schlicht zu schwierig. Den meisten Spaß machen Kämpfe zu zweit oder dritt, denn mit vier fähigen menschlichen Mitstreitern ist das Spiel beinahe schon zu einfach.

Generationen von Jägern
Die großen Monster sind ebenfalls ein gutes Stichwort, denn es gibt in Monster Hunter Generations Ultimate etliche der Gegner aus den bisherigen Spielen. In der langen Reihe von Monster-Hunter-Titeln ist Monster Hunter Generations Ultimate der jüngste Spross. Jedes der Spiele aus der Reihe ist eine konsequente Weiterentwicklung der Vorgänger. Einzig das zuletzt veröffentlichte Monster Hunter World hatte zwar einiges am Spielprinzip geändert, mit einer offenen Welt und weit weniger Komplexität, doch ist es damit bislang ein Ausreißer.

Als direkter Nachfolger von Monster Hunter Generations (Monster Hunter X in Japan) auf dem 3DS und als Remaster des bereits 2017 nur in Japan erschienenen Monster Hunter XX tut sich Monster Hunter Generations Ultimate durch einige Neuerungen hervor. Das ist zum einen der Release außerhalb Japans, sodass das Spiel dadurch auch den Grafik-Sprung vom 3DS zur Switch erleben kann. Es gibt die beiden neuen Flaggschiff-Monster Valstrax und Bloodbath Diablos, die neben den aus den vier Vorgängern bekannten Vorzeige-Gegnern Glavenus, Astalos, Gammoth und Mizutsune auftreten. Die SP-Techniken sind neu und erleichtern uns den Mehrspielermodus durch am Jagdstil hängende Aktions-Boni. Des Weiteren bietet Monster Hunter Generations Ultimate zwei neue Jagdstile, nämlich den Alchemie-Stil, der uns leichter Alchemie-Objekte herstellen lässt und den Wagemut-Stil, der für besonders starke Angriffe ein zeitweiliges Wegstecken der Waffe erfordert. Der unser Können wiederspiegelnde Jägerrang reicht in Monster Hunter Generations Ultimate bis zu Stufe G, in der die Monster besonders zäh sind und der sich im Mehrspielermodus erheblich besser machen lässt.

Unterhaltung nebenbei
Es gibt in Monster Hunter zwar nicht viel Story, aber wir können einiges nebenher machen, zum Beispiel die Schafen nicht unähnlichenMoofahs streicheln und sogar eines adoptieren. Unsere Begleiter zu optimieren, nimmt ebenfalls einen Teil unserer Zeit in Anspruch, wenn wir uns darauf einlassen. In unserer Hütte können wir uns zudem diverse Filme ansehen, von der cineastischen Start-Sequenz dieses Titels bis hin zu Werbefilmen, etwa dem zu Monster Hunter Stories.

Schon die Musik bei der Charakter-Erstellung schreit Heroik, und so tun es auch etliche andere musikalische Untermalungen des Spiels. Viele der Monster haben eigene Kampfmelodien, die uns in die richtige Stimmung versetzen und darauf unterschwellig verraten, welch ein Monster wir vor uns haben.


Die Umsetzung auf der Switch lässt wenig vermissen. Die Textboxen, die vorher viel Platz auf dem unteren Bildschirm des 3DS hatten, finden in der Ecke des Bildschirms der Switch ebenso Platz wie die Anzeigen für unsere Jagdtechniken oder die Karte am Bildschirmrand. Das Spiel läuft zu jeder Zeit flüssig und auch der Multiplayer-Modus ist dahingehend gelungen. Zwar sehen die Texturen gut aus, bei den Polygonen lässt sich aber die Herkunft vom 3DS nicht leugnen. Dennoch macht Monster Hunter Generations Ultimate auf der Switch optisch Spaß, denn die Farben sind knackig und sowohl am Fernseher als auch im Handheld-Modus sind die Monster überwältigend scharf und detailreich.

Geschrieben von Arne Ruddat

Fazit:

Es bringt unglaublich viel Erleichterung und ein großes Glücksgefühl, nach einem dutzende Minuten dauernden Kampf endlich ein großes Monster zu besiegen. Die großen Monster überragen meine Jägerin schließlich um Längen und ich hab mich sehr lange darauf vorbereitet, genau dieses umzuhauen. Das macht all die Vorbereitung und die vielen anfänglichen Stunden der Unwissenheit wieder wett. Ich fühle mich unsterblich und hab vielleicht sogar das Rüstungsteil ergattert, das ich für meine nächste Rüstung benötige. Damit holt Monster Hunter Generations Ultimate all seine Fans immer wieder ins Spiel zurück. Es ist zwar mühsam, aber die harte Arbeit zahlt sich aus. Durch den schieren Umfang des Titels bietet er für jeden den meisten Spaß – jedenfalls für den, der sich anfangs durch große Mengen von Text gequält und Steuerungsmethoden, Waffen und Jagdtechniken sowie Gegenstände gebüffelt hat. Veteranen schätzen den G-Rang und die neuen Monster, Anfänger die Vielfalt und Vielzahl an Möglichkeiten und die Tatsache, dass in diesem Spiel alle wichtigen Monster der Vorgänger enthalten sind. Somit ist dieser Titel für alle geeignet, die einen schwierigen Einstieg nicht scheuen und Lust auf etliche große Erfolgserlebnisse haben.