Nine Parchments – TEST

Nach dem Switch-Debüt mit gealterten Helden in Has-Been Heroes wendet sich Trine-Entwickler Frozenbyte der Magie zu. In Nine Parchments begibt sich eine Gruppe Magier-Lehrlinge auf die Suche nach neun verlorenen Schriftrollen.


Die Geschichte von Nine Parchments geht über die bereits erwähnte Suche kaum hinaus. Im Tutorial-Level dürfen wir noch Zeuge werden, welches Ereignis dazu führt, dass die Schriftrollen abhanden kommen. Außerdem erfahren wir, dass unsere Magier-Lehrlinge nicht unbedingt fleißige Schüler sind. Statt eines offiziellen Auftrags, schwänzt die Gruppe den Unterricht und beschließt selbstständig, sich auf die Suche nach den fehlenden Schriftrollen zu begeben. Viel mehr Story bietet Nine Parchments nicht. Zwar verfügen die acht spielbaren Charaktere, die es jeweils in vier freischaltbaren Varianten gibt, über kleinere eigene Hintergrundgeschichten, diese sind aber kaum der Rede wert. Im Mittelpunkt steht eher das actionorientierte Gameplay.

Reine Action

Wer aufgrund des Entwicklerstudios und der seichten Verbindung durch Trine, die etwa dank Grafikstil und Humor zu Tage tritt, gedacht hat, Nine Parchments würde spielerisch in eine ähnliche Richtung gehen, liegt falsch. Rätsel suchen wir im Laufe der etwa achtstündigen Kampagne vergebens. Stattdessen folgen wir in der isometrischen Draufsicht den strikt linearen Levels und bekämpfen an vorgegebenen Stellen zahlreiche Gegner. Dafür stehen uns unterschiedliche Zauber, zu Beginn lediglich drei, später mehr, zur Verfügung. Frei dürfen wir zwischen diesen wechseln. Ähnlich einem Twin-Stick-Shooter geben wir mit dem rechten Stick die Blick- und damit Angriffsrichtung an. Zusätzlich können wir noch mit Fäusten oder Stab zuschlagen und mit einem kurzen Teleport ausweichen. Das erinnert im weitesten Sinn an Magicka, nutzt sich aber schneller ab. Weder Humor noch Sammelgegenstände wie Zauberstäbe und Hüte können Nine Parchments davor bewahren. Charakteranpassung durch Zauberauswahl und Skill-Trees bringen zwar kleinere Rollenspiel-Elemente mit ein, sind im Endeffekt aber zu oberflächlich.

Motivationsschub

Dennoch kann Nine Parchments unter bestimmten Bedingungen motivieren. Zumindest wenn man den Willen hat alles freizuschalten, sich mit dem bereits auf normal anspruchsvoll Schwierigkeitsgrad auf den beiden noch höheren Stufen auseinanderzusetzen oder Mitspieler hat. Gerade letzteres kann in der richtigen Vierer-Gruppe den Spielspaß ordentlich steigern. Möglich ist das online und lokal, so dass ihr bei ausreichender Controllerausstattung mit euren Freunden auf die Suche nach den Schriftrollen gehen könnt. Für eine kurze Runde Fantasy-Action ist der Titel zumindest anfangs geeignet. Doch auch hier stellt sich irgendwann ein Sättigungsgefühl ein. Dieses hängt jedoch erneut von den persönlichen Präferenzen ab. Damit richtet sich Nine Parchments vor allem an Anhänger herausfordernder Hack’n’Slay-Action, im besten Fall zusammen mit Freunden. Dennoch bleiben die offensichtlichen Schwächen vorhanden und etwas mehr Gameplay-Abwechslung hätte Nine Parchments gut getan.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Trine 1 & 2 habe ich gerne gespielt, auch wenn ich nicht unbedingt sagen würde, ich wäre von den beiden Puzzle-Plattformern begeistert. Trotzdem habe ich mich genauso wie bei Has-Been Heroes ein wenig auf das neue Spiel von Frozenbytes gefreut. Leider schafft es das Entwicklerstudio erneut nicht, mich völlig zu überzeugen. Der hohe Schwierigkeitsgrad ermöglicht dank vier Stufen auch unerfahreneren Spielern einen guten Einstieg, zeigt aber, dass sich der Titel an Anhänger größerer Herausforderungen widmet. Weitaus schwerer wiegt, dass sich das Action-Gameplay mit der Zeit abnutzt und Ermüdungserscheinungen auftreten. Das ist bedauerlich, da bereits kleinere Rätsel und eine etwas ausgefeiltere Geschichte ausgereicht hätten, um Nine Parchments deutlich besser zu machen. So verfehlt das Spiel den Silber-Award, hat aber Potenzial und könnte Mehrspieler-Freunden gefallem, die vor einer Herausforderung nicht zurückschrecken.