Out of Line – TEST
Out of Line lässt uns in bilderbuchartiger Optik als wehrloser San, Puzzles lösen, um Erinnerungen zu finden und böse Maschinen zu bezwingen. Der Fokus des Puzzle-Adventures liegt dabei rein auf den Kopfnüssen und verzichtet neben Kämpfen auch auf Texte.
Auf den ersten Blick erinnert Out of Line an ein Bilderbuch für Kinder. Der Zeichenstil der Grafik ist eindeutig davon inspiriert, stellt aber eine trostlose, gefahrenvolle und beklemmende Welt dar. Dabei passen Optik und Geschichte gut zueinander. Als San ist es unsere Aufgabe, die verlorenen Erinnerungsstücke, die vom Baum der Erinnerungen abgefallen sind, wieder zu beschaffen. Allerdings ist das weitaus schwieriger, als es vielleicht klingt, da böse Maschinenwesen versuchen, alles Leben zu vernichten und uns natürlich auch daran hindern wollen, die Erinnerungen zurückzuholen. Wirklich erzählt wird die Handlung im Spiel allerdings nicht, da Out of Line komplett auf Texte verzichtet. Sämtliche Hinweise auf Sans Motivation, den Grund für seine Flucht vor den Maschinen oder die Verbindung zu seinen Freunden, müssen wir uns entweder aus der Umgebung selbst zusammenreimen oder eben in offiziellen Beschreibungen des Spiels nachlesen. Offensichtlich soll sich jeder selbst Gedanken über die Geschichte machen. Das gelingt aber nur bedingt, da Out of Line insgesamt zu oberflächlich bleibt und die Handlung dadurch nichtssagend oder oft auch kaum vorhanden wirkt.
Bilderbuchartige Puzzle
Die Storyschwächen wirken sich auch auf die Charaktere aus. San wirkt zu eindimensional, als dass wir wirklich eine Bindung zu ihm aufbauen könnten. Ähnliches gilt für die Gefährten, auf die San im Laufe des Puzzle-Adventures trifft. Weshalb helfen sie ihm? Was verbindet sie? Wieso tauchen sie immer dann auf, wenn San wirklich in Gefahr ist? Erklärungen bleiben aus und einige Momente wirken dadurch sogar etwas zu konstruiert. Immerhin ist Out of Line in eine wirklich schicke Optik verpackt und kann auch mit einer durchaus gelungenen Atmosphäre sowie einem passenden Soundtrack auftrumpfen.
Am wichtigsten ist aber natürlich das Gameplay. Dieses fällt relativ klassisch aus. In 2D-Seitenoptik rennen und springen wir mit San durch die Level, dürfen dabei aber keine so guten Mechaniken wie in einem Jump ’n’ Run erwarten. Der Fokus liegt eindeutig auf den Puzzles und diese setzen wiederum vorwiegend auf Sans Speer. Verteidigen kann er sich damit nicht, weshalb wir vor Feinden stets flüchten müssen. Da sich immer irgendeine Hilfe und Unterstützung in der Nähe befindet, ist das aber nicht negativ, allerdings auch nicht sonderlich nervenaufreibend. Wirkliche Gefahr verspüren wir nie. Auch für die Rästel, bei denen wir Schalter betätigen, Maschinen mit einem gezielten Speerwurf anhalten oder uns Treppenstufen zum Erklimmen von Wänden schaffen, haben wir meist ausreichend Zeit. Nur selten werden wir wirklich unter Zeitdruck gesetzt, dann aber sind die Lösungen meist weitaus offensichtlicher und es kommt nur auf schnelles Agieren an. Dank meist fair gesetzter Rücksetzpunkte bleibt selbst bei einem missglückten Sprung oder einer zu späten Reaktion auf einen Gegner Frust aus. Die Puzzles sind eindeutig die größte Stärke von Out of Line, mehr als kurzweilige Genre-Kost wird aber nicht geboten.
Geschrieben von Alexander Geisler
Fazit:
Out of Line sieht durchaus schick aus, erzeugt eine beklemmende Atmosphäre und weckt damit Neugier. Leider sorgt der Verzicht auf Texte für eine zu belanglose und oberflächliche Geschichte und blasse Charaktere. Immerhin können mich die immer schwerer werdenden Puzzles eine Zeit lang motivieren. Da meist kein Zeitdruck besteht, kann ich mich auf die Knobeleien einlassen, rumprobieren und neue Mechaniken entdecken. Um die Schwächen wirklich aufzuwiegen, ist das aber nur bedingt ausreichend. Deshalb ist Out of Line zwar durchaus ein ordentliches Puzzle-Adventure, das aber höchstens für zwischendurch geeignet ist.