Picross S+ – TEST

Wunder gibt es doch immer wieder! Picross e9 gilt als eines der letzten Nintendo-3DS-eShop-Spiele, die nur noch in Japan erschienen sind. Mit Picross S+ können die verbliebenen Rätsel seit Februar 2024 endlich auf der Switch nachgeholt werden, aber anders als zuerst angenommen.


Nach dem im April 2023 veröffentlichten Picross S9 schlägt Publisher und Entwicklerstudio Jupiter mit Picross S+ neue beziehungsweise alte Wege ein. Die Entwickler haben sämtliche Puzzles, die im Rahmen der Picross-e-Reihe auf dem 3DS veröffentlicht wurden, auf die Hybridkonsole gehievt. Vollständig ist das circa fünf Euro teure Spiel aber nicht, denn wenn ihr Picross S+ erwerbt, erhaltet ihr lediglich den Zugang zu den Nonogrammen genannten Gitternetzrätseln von Picross e aus dem Jahr 2012. Dieses enthält insgesamt 300 Puzzles, aufgeteilt auf 150 normale Picross-Rätsel und 150-Mega-Picross-Rätsel, doch dazu später mehr.

Bei den anderen acht Serienteilen, die bis 2018 im eShop des 3DS erschienen sind, handelt es sich um kostenpflichtige Zusatzinhalte, die ihr einzeln für jeweils fünf Euro hinzukaufen müsst. Jeder dieser Download-Inhalte umfasst für diesen Preis mindestens 300 Puzzles in der bereits erwähnten Aufteilung und zumeist auch eine variierende Anzahl an Bonusrätseln für den Clip-Picross- und Color-Picross-Modus. Obwohl uns persönlich ein Komplettpaket deutlich lieber gewesen wäre, dürfte die Struktur aber wohl nur die wenigsten stören. Immerhin könnt ihr so gezielt die Rätselpakete erwerben, die ihr wirklich benötigt. Wer keinen japanischen 3DS sein Eigen nannte, wird in Picross S+ vermutlich – ähnlich wie wir –, ganz heiß auf Picross e9 sein.

Verständliches Gameplay

Kennt ihr die Picross-S-Reihe, dürftet ihr euch auch in diesem Ableger sofort heimisch fühlen. Große Überraschungen gibt es im Spiel nicht und beim Gameplay bleibt ebenfalls alles wie gewohnt. Letzteres könnte aber vielleicht die alteingesessenen Picross-e-Veteranen stören, da die 3DS-Spiele Fehler mit Zeitstrafen anders gewertet haben. Spaß machen die Puzzles trotzdem. Einmal mehr müssen wir die angesprochenen Nonogramme lösen, um als Belohnung Bilder freizulegen. In den Gitternetzrätseln ist es unsere Aufgabe, die korrekten Felder zu finden und zu markieren. Gelöste Knobeleien legen Motive wie Äpfel, Roboter oder Blumen frei.

Damit uns dies auch in Picross S+ gelingt, müssen wir stets auf die Beschriftung am linken und oberen Rand der Nonogramme achten. Beispielsweise besteht bei einem zehn mal zehn Felder großen Gitternetz jede Zeile und jede Spalte aus zehn gleich großen Quadraten. Ist die gewählte Zeile mit einer Fünf und einer Drei in dieser Reihenfolge beschriftet, müssen wir als erstes fünf und im Anschluss drei aufeinanderfolgende Felder ausfüllen. Mindestens ein Feld müssen wir zwischen beiden Serien freilassen, damit die Abfolgen getrennt bleiben. Da ist es nur logisch, dass am Ende acht Felder dieser Zeile einen Teil des Bildes ausmachen. Häufig ist es jedoch nicht möglich, eine Reihe vollständig auf Anhieb zu bearbeiten. Entsprechend rechnen wir aus, welche Kästchen wir ausfüllen dürfen und wiederholen diesen Schritt so oft wie nur nötig.

Verschiedene Spielmodi

Damit in Picross S+ die Übersicht gewahrt bleibt, markieren wir die Felder, die wir keinesfalls ausfüllen dürfen, mit einem Kreuzchen. Für uns hat dies einerseits den Vorteil, dass wir der Lösung Stück für Stück näherkommen. Andererseits senken wir damit den Schwierigkeitsgrad, da wir ansonsten alle Abstände immer wieder neu berechnen müssten! Neben dem klassischen Konzept hat es ins Grundpaket die Variante Mega Picross geschafft. Grundsätzlich funktioniert diese wie das eigentliche Spielprinzip, doch liegen uns hier an verschiedenen Stellen Fälle vor, bei denen wir zwei nebeneinanderliegende Zeilen oder Spalten im Auge behalten müssen.

In unserem Beispiel des zehn mal zehn Felder großen Nonogramms können theoretisch also bis zu zwanzig Kästchen miteinander verbunden werden. Wer keine Picross-Erfahrung hat, sollte sich am besten zunächst an den normalen Modus wagen. Dennoch sind auch die Mega-Picross-Rätsel mit etwas Einarbeitungszeit schnell durchschaut. Erst mit den Download-Paketen wird der Clip-Picross-Modus freigeschaltet. Dieser besteht aus normalen Nonogrammen, die durch das Lösen von Gitternetzrätseln in den anderen Modi erst erspielt werden müssen. Haben wir jedes einzelne der Clips genannten Teilbilderrätsel gelöst, setzen sich diese zu einem großen Bild zusammen. Trotz der ungewohnten Struktur von Picross S+ gefällt uns der verzahnte Aufbau der Modi, da er dazu motiviert, jedwedes Rätsel zu lösen.

Rundumschlag mit Lücken

Gerade wenn ihr euch sämtliche Download-Pakete zulegen wollt, werdet ihr merken, dass die Picross- und der Mega-Picross-Modi nicht sonderlich abwechslungsreich sind. In Picross S+ greifen die Entwickler daher erneut auf den seit Picross S3 vorhandenen Modus Color Picross zurück, sofern wir denn die nötigen Inhalte zuvor erworben haben. In Color Picross lösen wir die Nonogramme mit Farben. Das heißt, dass wir die einzelnen Quadrate in der vordefinierten Reihenfolge mit unterschiedlichen Farben ausfüllen. Hierbei ist es aber nicht zwingend erforderlich, Felder zwischen den verschiedenen Serien freizulassen. Somit können blaue und rote Bereiche direkt aufeinander folgen. Anhand der Beschriftungen an den Seitenrändern ist es uns möglich, abzuschätzen, in welcher Reihenfolge die Farben auftreten.

Anfängern mag dieser Modus kompliziert vorkommen, doch wer den Modus in den Vorgängern gemeistert hat, wird keine großen Probleme mehr haben. Wir können auch dieses Mal nur dazu raten, den Modus auszuprobieren. Puzzlespiele leben eben davon, entdeckt und durchschaut zu werden. Unter technischen Gesichtspunkten bietet der Rätselspaß eine zweckmäßige Grafik. Die Musik soll zwar für ein entspanntes Gefühl beim Rätsellösen sorgen, doch scheinen die Melodien zumindest bei Picross e unmittelbar aus dem Original zustammen. Das leichte Kratzen in den Lautsprechern können wir uns sonst nicht erklären. Ansonsten bietet Picross S+ alle Funktionen der Picross-S-Reihe. Soll heißen, ihr könnt den Titel auch kooperativ zu viert spielen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass Jupiter noch einmal die Picross-e-Ära in Form einer Aufnahme in die Picross-S-Reihe Revue passieren lässt. Für mich ist das gerade deshalb ein Grund zur Freude, da der letzten Serienteil, Picross e9 aus dem Jahr 2018, niemals außerhalb Japans veröffentlicht wurde. Jahre später kann ich mich in Picross S+ endlich ans Werk machen, sofern ich denn gewillt bin, neben dem Grundspiel für jede Erweiterung fünf Euro auf den virtuellen Ladentisch zu blättern. Das heißt, dass mir persönlich ein Komplettpaket deutlich lieber gewesen wäre, denn so muss ich gerade im Bonusbereich immer wieder aufs Neue nachschauen, was ich mit dem Grundpaket oder einem weiteren Download-Paket überhaupt freischalten kann. Trotzdem sorgt diese gewöhnungsbedürftige Struktur nicht für ein schlechteres Spielgefühl oder Gameplay. Picross S+ dürfte mitsamt den acht Download-Paketen monatelang unterhalten – und wer die Picross-S-Reihe kennt, profitiert auch von allen Neuerungen wie dem kooperativen Vier-Spieler-Modus. Schade ist jedoch, dass es keine Online-Modi mit Bestenlisten oder Ähnlichem gibt und das Bestrafungssystem aus der Picross-e-Reihe nicht übernommen wurde. Sollte die Reihe auf der Switch oder deren Nachfolger einmal fortgesetzt werden, muss Jupiter dem Spielkonzept unbedingt einen neuen Anstrich geben. Beinharte Picross-Fans werden mit Picross S+ bis zu diesem hoffentlich historischen Tag dennoch mehr als nur glücklich werden.