Super Chariot – TEST

Stirbt ein Monarch, wird oft ein heilloses Tohuwabohu angerichtet, um den Verstorbenen mit Prunk und Trompeten zu bestatten. In Super Chariot, das als Chariot 2014 bereits für die Wii U erschien, will sich der König aber nicht so leicht aus der Welt der Lebenden verabschieden.


Von einer traurigen Stimmung kann beim Begräbnis des verstorbenen Königs in Super Chariot keine Rede sein, denn kaum haben die Prinzessin und ihr Verlobter die leiblichen Überreste ihres Vaters in den Katakomben des Königreichs untergebracht, mault der Geist des ehemaligen Herrschers: Die einfache Gruft erfüllt nicht die adligen Ansprüche seiner Majestät und dass ein König natürlich mit reichlich Gold und Juwelen begraben wird, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Kaum hat der Geist des Königs seiner Tochter eine Ansprache gehalten, schlüpft der Spieler direkt in die Rolle der Prinzessin. Die Aufgabe der Adelstochter besteht darin, etwa 25 Levels nach verschiedenen Klunkern abzusuchen, um ihrem Vater den Übergang vom Diesseits ins Jenseits zu erleichtern.

Grundsätzlich mag dies nach einer sehr leichten Mission klingen; da der Sarg aber nicht in der anfänglichen Gruft verweilen darf, muss die Prinzessin die Totenlade den ganzen Weg durch die zweidimensionale Level-Architektur aus der Seitenperspektive schieben oder mithilfe eines Seils ziehen. Der Transport des mobilen Sarkophags greift zudem direkt ins Gameplay über, denn einerseits funktioniert er als Geldbörse für alle eingesammelten Juwelen und andererseits verlangen einige Spielabschnitte, ihn als Plattform, Schalterbeschwerer oder gar als Schlitten zu benutzen. Eine eigentlich gute Idee, die aber schon nach ein paar Stunden Spielzeit jeglichen Innovationsbonus ausgespielt hat.

Tolles Mehrspieler-Erlebnis

Erfreulich ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass viele Levels knifflige Stellen aufweisen, die nicht immer auf Anhieb zu meistern sind und der Spieler so gelegentlich zum Nachdenken angeregt wird. Ergänzend dazu gesellen sich Spezialfähigkeiten, die über Items aktiviert werden können, sofern sie vorher im Tausch gegen Goldmünzen und die zur Entwicklung nötigen Blaupausen im Laden erworben wurden. Unter anderem kann die Spielfigur dann temporär nicht mehr in Lava versinken oder Plünderer in die Flucht schlagen. Letztere sind kleine garstige Biester, die aus Böden und Wänden krabbeln, um den Sarg zu entleeren. Schade ist jedoch, dass sich das durch die Item-Verwendung abweichende Gameplay nur rudimentär vom restlichen Spielablauf unterscheidet.

Des Weiteren sei gesagt, dass es in sämtlichen Levels auch Bereiche gibt, die nicht alleine erkundet werden können. Um die letzten Winkel der vor allem akustisch angenehm wirkenden Spielwelt zu erkunden, ist es zwingend erforderlich, sich zu zweit ins comichafte Abenteuer zu stürzen. Besonders in den zweisamen Momenten wird die fast tadellose Physik des Spiels beim Transport des Sarkophags deutlich. Dies erfordert Absprache untereinander, sorgt aber für ein wunderbares Erfolgserlebnis beim Abschluss einer Passage, die als Solist lediglich als Geduldsprobe abgehakt wird. Schade ist lediglich, dass der jederzeit aktivierbare Mehrspielermodus nur offline, nicht jedoch online funktioniert.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Super Chariot ist ein gemütliches Geschicklichkeitsspiel für verregnete Nachmittage. Es macht Spaß, der verrückten Geschichte und den ulkigen (englischsprachigen) Kommentaren des verstorbenen Königs zu folgen und somit immer tiefer in die verwinkelten Level-Architekturen einzudringen. Leider wiederholt sich das Gameplay im Kern schon nach wenigen Spielstunden und bietet auch mit dem gelegentlichen Einsatz von Spezialfähigkeiten nicht genügend Abwechslung. Alleine kann Super Chariot deswegen zwar recht dröge werden, doch wer einen Freund zum Spielen animieren kann, wird durchaus viele tolle Erfahrungen mit dem Spiel machen, zumal erst dann sämtliche Levels bis in die letzten Winkel erkundet werden können. Da es keinen Online-Multiplayer-Modus gibt, funktioniert das Kooperieren außerdem nur lokal. Wer also keine Freunde im Umkreis hat, die das Videospielhobby teilen, kann Super Chariot getrost im Regal stehen lassen. Ebenfalls außer Acht gelassen kann der Titel von jenen Spielern, die schon die Grundversion für den PC oder ältere Plattformen besitzen, da Super Chariot mit einem neuen Charakter und wenigen Items kaum Neues bietet.