Super Mario 3D World + Bowser’s Fury – TEST

Nintendo hat das 2013 für Wii U erschienene Super Mario 3D World auf die Switch portiert. Allerdings kommt das etwas andere 3D-Mario-Jump-n-Run nicht alleine, sondern – wie der Titel Super Mario 3D World + Bowser’s Fury erahnen lässt – mit dem überraschend umfangreichen und eigenständigen Zusatzspiel Bowser’s Fury.


Schon seit einiger Zeit ist es üblich, dass Nintendo Spielen der gefloppten Wii U eine zweite Chance auf der Switch gewähren. Seit dem 12. Februar 2021 ist dies auch Super Mario 3D World, dem quasi Nachfolger des Nintendo-3DS-Titels Super Mario 3D Land vergönnt. Fast acht Jahre ist das Jump ’n‘ Run mittlerweile alt, hat aber nichts von seiner Qualität und seinem Charme verloren. Im Gegensatz zu anderen Switch-Portierungen von Wii-U-Spielen, spendiert Nintendo aber nicht nur eine höhere Auflösung und kleine Verbesserungen sowie Neuerungen, sondern direkt ein zweites Spiel als Bonus. Bowser’s Fury ist dabei keine simple Erweiterung von Super Mario 3D World oder nur ein Minispiel, sondern ein eigenständiges und durchaus umfangreiches Mario-Abenteuer.

Charmantes Abenteuer

Super Mario 3D World war schon 2013 ein großartiges Jump ’n‘ Run und hat auch fast acht Jahre nach der Veröffentlichung auf der Wii U nichts von seinem Charme verloren. Allerdings geht das Mario-Spiel ungewohnte Wege und unterscheidet sich dadurch von anderen 3D-Jump-n-Runs der Reihe. Das beginnt bereits bei der Geschichte, die zumindest eine kleine Abwandlung darstellt. Statt Prinzessin Peach entführt Bowser dieses Mal einige Feen-Prinzessinnen. Natürlich brechen Mario, Luigi, Peach und Toad sofort ins Feenland auf, um diese zu retten. Dafür stellen wir uns linearen Leveln, die wir über eine freibegehbare, mit allerlei Geheimnissen gespickten Oberwelt erreichen. Ziel in jedem der recht breitgebauten, abwechslungsreichen und vor kreativen Ideen und Witz nur so sprudelnden Level ist es die Fahne am Ende zu erreichen. Zusätzlich gilt es mit wenigen Ausnahmen stets drei grüne Sterne zu finden. Diese werden benötigt, um an bestimmten Stellen im Spiel voranzuschreiten. Allerdings reichen normalerweise die Sterne, die wir quasi im Vorbeigehen einsammeln aus, um Super Mario 3D World durchzuspielen. Dennoch gibt es ausreichend kniffliger zu erreichende Sterne, um uns zu motivieren jedes Level so oft zu spielen bis wir wirklich alles gefunden haben. Dazu zählt auch der jeweils zu findende Stempel.

Der Schwierigkeitsgrad fällt insgesamt eher moderat aus. Daran ändert auch das spürbare Anziehen nach etwa der Hälfte des Spiels nicht. Besonders erfahrene Jump-n-Run-Fans dürften sich teilweise unterfordert fühlen. Egal ob bei den schön gestalteten Leveln oder den gut inszenierten, aber eher simplen Bosskämpfen. Auf den Spielspaß wirkt sich das aber nicht negativ aus, da Super Mario 3D World einfach unglaublich charmant ist. Alleine die vielen Ideen bringen uns dazu jedes Level spielen zu wollen, um herauszufinden, was uns als nächstes erwartet. Dazu tragen auch die gut eingebundenen, wenn auch manchmal zu mächtigen, Items wie Feuerblume oder Katzen-Glocke, bei. Zusätzliche Abwechslung garantieren die vier Charaktere Mario, Luigi, Peach und Toad, die sich alle etwas anders spielen. So springt Luigi höher, während Toad besonders schnell ist oder Peach gleiten kann. Mario hingegen ist das gewohnte Allround-Talent. Zudem müssen wir das Abenteuer nicht alleine bestreiten. Das gesamte Spiel ist im vierer Koop-Modus spielbar. Fast immer kann jemand einsteigen und sich uns anschließen. Auf der Switch sogar Online.

Allerdings leidet die sowieso nicht immer perfekte Übersicht im Mehrspieler-Modus noch mehr und zeitweise wird es sogar regelrecht chaotisch. Dennoch sorgen gerade ungewollte Aktionen für viel Spaß. Doch auch alleine haben wir regelmäßig mit der nicht gut platzierten Kamera, die das Geschehen aus der isometrischen Draufsicht einfängt, zu kämpfen. Frei justieren lässt diese sich ebenfalls nicht. Höchstens in eingeschränkten Winkeln, können wir die Sicht auf das Geschehen verändern. Das kann mitunter für unnötige und nervige Bildschirmtode sorgen. Dem Spielspaß schadet das aber nur bedingt, da Super Mario 3D World sonst einfach zu hochwertige Jump-n-Run-Unterhaltung bietet.

Offene Inselwelt

Schon alleine ist Super Mario 3D World ein umfangreiches und großartiges Mario-Jump-n-Run, dass wir allein Genre-Fans wärmstens empfehlen können. Aber um die Portierung aufzuwerten, hat Nintendo das Zusatzspiel Bowser’s Fury beigelegt. Dieses ist wie schon Eingangs erwähnt keine bloße Erweiterung, sondern ein eigenständiges 3D-Super-Mario-Jump-n-Run. Als Mario landen wir am Schmusekatzensee. Dort wütet ein riesiger, von seltsamem schwarzen Schleim überzogener Bowser. Um seinen Vater wieder zur Vernunft zu bringen, bittet Bowser Jr. Mario um Hilfe bei der Suche nach den Katzen-Insignen. Nur diese können dem Wüten Bowsers Einhalt gebieten und den Schmusekatzensee vor der Bedrohung befreien.

Statt in sich geschlossener Level, präsentiert sich Bowser’s Fury als Open-World-Abenteuer. Frei können wir die Spielwelt, die sich mit der Zeit immer weiter öffnet, erkunden. Kleinere in der Welt vorhandene Areale dienen als Level und halten jeweils fünf Aufgaben für uns bereit. Das erinnert an andere 3D-Mario-Jump-n-Runs wie Super Mario Sunshine oder Super Mario Odyssey, an die wir beim Spielen von Bowser’s Fury allgemein oft erinnert wurden. Bei den Spielmechaniken basiert das neue Abenteuer jedoch auf Super Mario 3D World, dessen Engine Verwendung findet. Deshalb finden sich auch zahlreiche Elemente aus dem ursprünglich für Wii U erschienenen Jump ’n‘ Run in Bowser’s Fury. Vor allem natürlich die Katzenthematik, die noch weiter gedacht wurde. Jeder Gegner und sogar Bäume und Büsche wurden katzifiziert und erinnern an die beliebten Haustiere. Allgemein überzeugt Bowser’s Fury mit einer schön gestalteten, kreativen Inselwelt, die uns zum Erkunden einlädt. Bowser Jr. unterstützt uns dabei je nach Einstellung gar nicht, wenig oder viel, was gerade Einsteigern eine Hilfe sein dürfte. Wahlweise kann auch ein zweiter Spieler Bowser Jr. übernehmen. Allerdings fallen die Möglichkeiten hier recht eingeschränkt aus und erinnern eher an eine Unterstützungsfunktion als einen wirklichen Koop-Modus.

Bowser wird wütend

Ein Kern-Element sind außerdem Bowsers Angriffe. Regelmäßig taucht der riesige Wut-Bowser aus dem Wasser auf und sorgt für Gefahr. Wir müssen herabregenenden Feuerbällen ausweichen und uns vorallem vor Bowsers Feueratem in Acht nehmen. Allerdings benötigen wir diesen ebenfalls, um einige Insignen zu erreichen. Nach einiger Zeit verschwindet Bowser wieder. Alternativ können wir ihn auch durch das Einsammeln einer Insigne vertreiben. Haben wir ausreichend Insignen, befreien wir außerdem die Giga-Katzen-Glocke und können uns in Giga-Katzen-Mario verwandeln. Damit beginnt der Kampf der Giganten. Wir treten in riesiger Gestalt gegen Wut-Bowser an. Diese Auseinandersetzungen sorgen für Nervenkitzel und werden mit der Zeit immer schwerer. Eine willkommene Herausforderung abseits des sonst eher moderaten Schwierigkeitsgrades. Negativ fällt allerdings auf, dass Wut-Bowser etwas zu oft auftaucht und deshalb mit der Zeit nerven kann. Besonders wenn wir gerade versuchen eine andere Aufgabe zu erfüllen, um eine Insigne einzusammeln, kann ein Angriff von Bowser einfach nur störend sein. Den Spielspaß zieht das aber nicht runter und die etwa acht Stunden bis wir Marios Erzfeind besiegt haben, fallen überaus unterhaltsam aus. Zudem bietet Bowser’s Fury noch mehr Umfang und einige Stunden mehr, wenn wir alle Insignen finden wollen.

So schön Bowser’s Fury aussieht und so atmosphärisch die Musik, die uns gemeinsam mit der Inselwelt und einigen Verweisen immer wieder an Super Mario Sunshine erinnert hat, ganz frei von technischen Fehlern ist das Jump ’n‘ Run nicht. Im Gegensatz zu Super Mario 3D World läuft Bowser’s Fury im Handheld-Modus nicht wie am Fernseher mit sechzig Bildern pro Sekunde, sondern nur mit dreißig. Außerdem fallen manchmal schwächere Texturen sowie die verwaschene Fernsicht auf. Zudem ruckelt das Spiel ab und an etwas. Besonders bei Bowsers Auftritten kann die Bildrate spürbar sinken. Die Ruckler fallen zwar negativ auf, aber genauso wie die restlichen technischen Schwächen, kann nichts davon den Spielspaß wirklich beeinträchtigen. Dafür sind die Macken zu gering und Bowser’s Fury zu unterhaltsam. Ähnliches gilt für Super Mario 3D World, das sich keine gröberen Schnitzer leistet, dafür aber Treppchenbildung zeigt. Hier fällt das Alter der Grafikengine doch ab und an auf. Dennoch sind sowohl Super Mario 3D World als auch Bowsers Fury einfach nur schön und überzeugen mit einer farbenfrohen Mario-typischen Optik sowie den Ohrwurm-Soundtracks, die das umfangreiche, kreative, abwechslungsreiche und charmante Mario-Abenteuer perfekt abrunden.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Seit der Ankündigung habe ich mich auf Super Mario 3D World + Bowser’s Fury gefreut und war gespannt, welche Neuerungen uns erwarten und wie gut das Jump ’n‘ Run nach fast acht Jahren ist. Die Umsetzung auf die Switch ist gelungen und das Wii-U-Jump-n-Run hat auch auf der Hybrid-Konsole nichts von seinem Charme verloren. Noch genauso wie 2013 kann Super Mario 3D World mit kreativen, abwechslungsreichen Leven, einer schick gestalteten, mit Geheimnissen gespickten Oberwelt und viel Witz überzeugen. Dass wir das Abenteuer nun auch Online zu viert erleben dürfen, ist eine sinnvolle Neuerung, die den Mehrspieler-Modus gut aufwertet. Lediglich der etwas moderate Schwierigkeitsgrad, könnte erfahrene Spieler unterfordern. Genügend Herausforderungen sind aber enthalten. Das gilt auch für Bowser’s Fury, das weit mehr ist als eine bloße Erweiterung, sondern ein komplett eigenständiges, unabhängiges 3D-Mario-Jump-n-Run, das ein wenig wie eine Mischung aus Super Mario 3D World, Super Mario Odyssey und Super Mario Sunshine wirkt. Die kleineren technischen und spielerischen Macken – etwa Bowsers zu häufiges Auftauchen – verzeihe ich angesichts der vielen Ideen und des enorm hohen Spielspaßes gerne. Egal ob ihr Super Mario 3D World bereits kennt oder nicht, die Switch-Portierung ist eine großartige Gelegenheit erneut oder erstmals in das Wii-U-Jump-n-Run einzutauchen und mit Bowser’s Fury erleben alle ein komplett neues, großartiges Mario-Abenteuer.