Super Mario Party Jamboree – TEST

Nach Super Mario Party von 2018 und Mario Party Superstars aus dem Jahr 2021 kommen Mario und seine Freunde auf der Switch zum dritten Mal zusammen, um abermals zu klären, wer der Beste ist. Super Mario Party Jamboree versprüht dabei unerwartet sehr viel Charme.


Jamboree dürfte eines der englischen Wörter sein, die wohl selbst geübte Linguisten nicht auf Anhieb kennen dürften. Die für uns überraschende Tatsache, dass der Begriff über einen eigenen Eintrag im Duden verfügt, macht die Sache nicht besser. Laut Duden handelt es sich bei einem Jamboree um eine „Zusammenkunft zu einer Tanz- oder Unterhaltungsveranstaltung“. Gut, letzteres mag auf Super Mario Party Jamboree zutreffen – aber im Grunde auf sämtliche Ableger der Party-Minispielreihe auch. Nintendo spielt damit wohl eher auf das Aufeinandertreffen mit den neuen Jamboree-Partnern im Spiel an, obwohl die Bedeutung gar nicht so wirklich erklärt wird. Schlimm ist das aber keinesfalls, denn in erster Linie soll der Partyspaß zünden.

Falls ihr noch nie einen Serienteil der seit 1998 regelmäßig auf Nintendo stattfindenden Gaudi gespielt habt, dann bedürft ihr vielleicht einer klitzekleinen Einführung: Klempner Mario und seine Freunde wollen immer wieder aufs Neue herausfinden, wer der größte Superstar ist. Dies geschieht, indem sie auf lebensgroßen Brettspielfeldern per Würfelwurf über die Spielfelder ziehen. Sieger ist derjenige, der am Ende die meisten Sterne einkassiert hat. Um diese zu erhalten, benötigen wir in den meisten Fällen Goldmünzen. Wie gut, dass zwischen jeder Runde ein Minispiel ausgetragen wird, in dem wir das benötigte Geld kassieren.

Abwechslungsreiche Spielbretter

Kern von Super Mario Party Jamboree ist damit abermals der Party-Modus. Hier wählen wir zunächst ein Brett aus und legen dann bestimmte Regeln fest. Hierzu zählt beispielsweise, wie viele Runden eine Partie andauern soll. Auch ob wir oder einer unserer drei Kontrahenten aus dem Fundus an Super-Mario-Charakteren ein Handicap erhalten sollen, lässt sich so einstellen. Die Bretter selbst sind nicht nur visuell, sondern auch spielerisch abwechslungsreich. So sind die Pfade auf dem Brett Mega-Wigglers Leckerwald um eine Grube angeordnet. In der Grube schläft die riesige Raupe, über deren Rücken wir jedoch balancieren können, um gegebenenfalls unseren Weg abzukürzen.

Mehrere übers Spielfeld verteilte lärmende Glocken können Mega-Wigglers Position zu unserem Gunsten oder unserem Nachteil verändern, weshalb wir uns – gerade wenn wir oder ein Rivale auf dem Rücken der Raupe rasten müssen –, uns nicht zu früh freuen sollten. Ähnlich verhält es sich auch mit den anderen Spielbrettern von Super Mario Party Jamboree. Im Regenbogen-Kaufpalast erwarten uns beispielsweise Rabattaktionen und in der Gumba-Lagune müssen wir uns vor den Gezeiten in Acht nehmen. Regelmäßig ändern sich die Bedingungen. Gelangen wir bei Ebbe auf eine Insel und befinden uns bei Flut noch auf dem Eiland, müssen wir einen anderen Weg zum Stern einschlagen.

Glück und Unglück

Dennoch möchten wir euch an dieser Stelle empfehlen, eine Partie nicht auf zu viele Runden auszulegen. Insbesondere wenn ihr es alleine gegen Computergegner aufnehmt, können die Spielbretter dann doch etwas eintönig werden. Wechselt also lieber regelmäßig zwischen den Schauplätzen, um durchweg vom Abwechslungsreichtum zu profitieren. Das liegt vor allem daran, dass die Grundregeln auf jedem Brett gleich bleiben. Gelangen wir auf ein blaues Feld, gewinnen wir ein paar Münzen. Auf einem roten Feld verlieren wir hingegen welche. Abseits dessen gibt es noch Glücksfelder, bei denen wir abkassieren können.

Nicht zuletzt machen wir auf Bowser-Feldern mit Marios gleichnamigem Erzfeind Bekanntschaft, der uns am liebsten unser letztes Hemd ausziehen will. Noch dazu kommen Items, die wir in den Läden auf den Spielbrettern kaufen können. Unter anderem können wir uns in Super Mario Party Jamboree spezielle Würfel zulegen, mit denen wir weiter oder unsere Kontrahenten weniger weit kommen. Mit einer Trillerpfeife lässt sich hingegen die Position des Sterns verändern und mit einem Duellhandschuh einer unserer Rivalen zum Zweikampf herausfordern. Je nachdem welche Items wir in die Finger bekommen und wie lange die Partie noch andauert, kommt auch ein wenig Taktieren ins Spiel. Nach wie vor kommt es aber vor allem auf unser Glück an.

Gerngesehene Jamboree-Partner

Glück und Unglück liegen in Super Mario Party Jamboree entsprechend nahe beieinander. Es gibt jedoch auch Elemente, die für ausgleichende Gerechtigkeit sorgen können. Haben wir im Spiel also viel Pech gehabt, können wir am Ende der Partie unter den Gewinnern der zufällig ausgewählten Bonussterne sein. Einen dieser Bonussterne gibt es beispielsweise für die lahmste Schnecke auf dem Spielbrett, sprich den Spieler, der die geringste Distanz zurückgelegt hat. In den letzten Runden einer Partie kann sich die Dramatik auf dem Spielbrett zusätzlich zuspitzen. Dann gibt es zum Beispiel die doppelte Anzahl an Münzen zu gewinnen oder zu verlieren. All das kennen wir aber bereits aus den unzähligen Vorgängern.

Eine willkommene Neuerung von Super Mario Party Jamboree sind jedoch die eingangs angesprochenen Jamboree-Partner. Diese tauchen mitten in der Partie auf dem Spielbrett auf. Sobald ein Spieler einen Jamboree-Partner erreicht, startet ein Minispiel, wobei besagter Spieler einen kleinen Bonus erhält. Der Gewinner des Minispiels wird fortan vom Partner begleitet. Unser Jamboree-Partner sorgt dafür, dass einige Aktionen doppelt ausgeführt werden können. Selbst zwei Sterne lassen sich so für das entsprechende Entgelt erwerben, doch keine Sorge: Sobald wir einen Spieler mit einem Partner überholen, wechselt dieser Partner die Loyalität.

Bowser’s Castle

Für Entwicklerstudio Nintendo Cube (ehemals NDCube) war dies offenbar aber nicht genug. So haben die Entwickler abseits des Party-Modus noch weitere Inhalte in Super Mario Party Jamboree integriert, in die wir ähnlich viel Zeit buttern können. Vor allem der Bowserathlon sticht aus den zusätzlichen Modi heraus. Beim Bowserathlon müssen wir mehrere Runden überstehen, die jeweils aus drei Minispielen und einer Konfrontation mit Bowser bestehen. In den drei Minispielen, die pro Runde in der Geschwindigkeit steigen, sammeln wir unzählige Münzen. Diese erhalten wir unter anderem fürs Maulwurfschlagen oder Brötchenbacken. Für jede Münze dürfen wir ein Feld auf dem Spielfeld des Bowserathlons vorziehen.

Beim Kampf gegen Bowser müssen wir hingegen möglichst lange durchhalten. Sobald wir jedoch einen Fehler machen, werden wir um einige Felder nach hinten versetzt. Uns gefällt dieser Modus insbesondere deshalb so gut, da wir ihn online spielen können – und uns so gegen 19 Kontrahenten durchsetzen müssen. Entfernt erinnert dies an den japanischen Spielshowklassiker Takeshi’s Castle aus den späten 1980er-Jahren. Weniger gelungen ist unserer Meinung nach der Modus Bowser-Bomberteam. Hier sammeln wir im Team Bomben und feuern diese mit einer Kanone auf Bowser. Die Dynamik leidet aber sehr stark unter den Minispielunterbrechungen.

Party-Tour zum Kennenlernen

Eine weitere zeitintensive und spaßige Angelegenheit ist, Kamek bei der Vorbereitung der Party im Rahmen einer Tour zu helfen. Der Reihe nach lernen wir die Spielfelder kennen und dürfen uns auf diesen frei bewegen. Um das nächste Feld freizuschalten, ist es unsere Aufgabe, eine bestimmte Anzahl an Ministernen zu sammeln, die Serienkenner noch aus Mario Party 9 kennen. Diese gewinnen wir an vordefinierten Stellen für das Absolvieren von Minispielen oder erhalten sie als Geschenk, wenn wir Aufgaben für verschiedene Charaktere lösen. Bevor es aufs nächste Spielbrett geht, bewältigen wir in einem weiteren Minispiel einen Bosskampf. Haben wir uns auf dem Spielbrett zuvor Freunde gemacht, unterstützten diese uns im Gefecht.

In unseren Augen ist dies ein Modus, der sich vor allem an Einsteiger richtet. Dennoch können auch Profis die neuen Spielbretter von Super Mario Party Jamboree auf diese Art und Weise gut kennenlernen. Haben wir hingegen keine Lust auf Spielbretter, steuern wir einfach den Minispielhafen an. Hier können wir so ziemlich jedes Minispiel nach Lust und Laune spielen beziehungsweise üben. Letzteres ist besonders deshalb sinnvoll, wenn wir früh online spielen wollen. Um die Geduld von Mitspielern aus dem Internet nicht zu sehr zu strapazieren, gibt es online keine Probe mehr. Eine gelungene Verbesserung, wenn ihr uns fragt!

Aufgesetzte Bewegungssteuerung

Weitere Spielmodi setzen im Gegensatz zum Großteil des Spiels auf die Bewegungssteuerung, für welche jedoch zwingend ein bis zwei Joy-Cons notwendig sind. Beispielsweise flattern wir mit unserer Spielfigur durch die Luft, indem wir uns vor dem Fernseher aufrecht hinstellen und Flügelschläge mit Joy-Cons in den Händen imitieren. In der Toad-Fabrik müssen wir hingegen einen Ball zum Ziel jonglieren. Hinzu kommen in Super Mario Party Jamboree ein paar Rhythmusaufgaben, die aber nicht der Rede wert sind. Übrigens warten auch bei den herkömmlichen Minispielen bewegungsintensive Aufgaben auf uns.

Zum Glück lassen diese sich auch deaktivieren, denn die Steuerung ist unserer Meinung nach mal wieder halbgar und wenig spaßig ausgefallen. Warum die Entwickler bei Nintendo Cube aber auf Gedeih und Verderb eine nicht mehr als durchschnittliche Bewegungssteuerungsfunktion für ein paar Minispiele in ein Spiel prügeln müssen, das sich ansonsten nahezu vollständig per Knöpfchensteuerung bedienen lässt, bleibt uns ein Rätsel. Zumindest eine alternative Bedienung über Analog-Sticks und Knöpfe erwarten wir im Jahr 2024 einfach, zumal es viele ähnliche Minispiele gibt, bei der wir zur Bewegungssteuerung auch nicht gezwungen werden. So würde Nintendo auch wirklich alle Spielertypen ansprechen, was dem Konzern wichtig sein sollte.

Langfristige Unterhaltung

Natürlich können wir den Ansatz mit der Bewegungssteuerung ignorieren und haben auch so noch ein mehr als gutes Spiel vor uns. Ein wenig schade ist es trotzdem, ist doch gerade dieser Aspekt der größte Makel des Spiels. In fast allen anderen Bereichen gelingt es Super Mario Jamboree nämlich, uns reichlich zu motivieren. Für alles und jedes erhalten wir nämlich Erfolge und Partypunkte. Erfolge, wozu beispielsweise das erstmalige Spielen des Party-Modus oder das Abschließen einer dreißig Runden umfassenden Partie gehören, schalten neue Waren in den Shops auf der Party-Plaza frei. Dazu gehören Musikstücke für die Jukebox, Sticker für die Online-Partykarte oder Emotes zum Verständigen im Online-Modus. Hierfür sind wiederum die Partypunkte verantwortlich, die als Währung dienen.

Noch dazu verdienen wir uns bei der Party-Tour kosmetische Items, mit denen wir die Plaza umgestalten können. Apropos Kosmetik: Das Spiel sieht mit seinem typischen Super-Mario-Grafikstil und den knallbunten Farben zuckersüß aus. Auch passt die verspielte Musik jederzeit zum Geschehen. Unterm Strich ist Super Mario Party Jamboree nicht perfekt, aber dennoch ein sehr guter Vertreter der Party-Videospielreihe geworden. Es ist ein tolles Gute-Laune-Paket, das nicht jeden Solisten, aber definitiv alle Mehrspielerfreunde viele Nachmittage fantastisch unterhalten dürfte.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Ehrlich muss ich gestehen, dass mich Super Mario Party Jamboree überrascht hat. Gerade in den letzten Jahren hat mich mehr und mehr das Gefühl erreicht, dass die Luft aus der Videospielreihe so langsam raus ist – obwohl ich durchaus noch Gefallen an dem einen oder anderen Ableger gefunden habe. Super Mario Party Jamboree gefällt mir aufgrund seiner liebevoll gestalteten Spielbretter und seiner kunterbunten Präsentation schon mal gut. Bonuspunkte gibt es von mir für den Jamboree-Partner, der noch einmal ein wenig mehr Nervenkitzel ins Spiel bringt. Auch die Party-Tour als Einführungsveranstaltung begrüße ich, da sie sowohl Neulingen als auch Profis einen guten Eindruck von den Spielbrettern verleiht. Im Bowserathlon versenke ich ebenfalls viel Zeit, da mich das Streben nach Bestleistungen auch in anderen Videospielen anspornt. Da kommt die Frage auf, warum Nintendo eigentlich noch nicht an Mario Party 99 gedacht hat. Zwinkersmiley! Auch erhöhen die anderen Modi sowohl Abwechslungsreichtum als auch Umfang. Schade finde ich, dass Entwickler und Publisher bei einem kleinen, aber nicht zu vernachlässigenden Teil der Minispiele darauf pochen, dass ich die Joy-Cons in die Hand nehme. Auf der Switch habe ich persönlich noch kein Spiel erlebt, bei dem die Bewegungssteuerung verlässlich funktioniert. Einer von wenigen kleinen Dämpfern bei einem sonst gelungenen Spiel für alle Mehrspieler-Enthusiasten.