Taxi Chaos – TEST

Mit dem Dreamcast-Klassiker Crazy Taxi haben Sega und Hitmaker den Grundstein für ein ganzes Franchise gelegt, das seit vielen Jahren aber in Vergessenheit geraten ist. Taxi Chaos von Lion Castle Entertainment versucht das Spielgefühl zurückzubringen. Dies gelingt dem Spiel aber nur halbwegs.


Taxi Chaos bietet einen sehr knappen Umfang von gerade einmal drei Spielmodi. Zunächst einmal wäre hier der Arcade-Modus genannt, in dem wir uns zu Beginn zwischen den beiden Taxifahrern Vinny und Cleo entscheiden müssen. Außerdem stehen uns hier mehrere Vehikel mit verschiedenen Attributen zur Wahl, die wir jedoch zuallererst freischalten müssen. Unser Ziel ist, in der Stadt, die an New York City angelehnt ist, nach Fahrgästen zu suchen. Haben wir einen Fahrgast aufgeladen, müssen wir diesen zu seinem Ziel kutschieren und dabei Stunts vollführen, die das Trinkgeld in die Höhe schnellen lassen. Je schneller wie ihn an seinem Ziel abladen, desto höher fällt zudem unser ganzer Verdienst aus.

Taxi Chaos weist im Spiel stolz darauf hin, dass es auch besondere Fahrgäste gibt, die ihre eigene Geschichte erzählen. Diese heben sich in unseren Augen jedoch nicht wirklich von anderen Fahrgästen ab, die ebenfalls kaum verständlichen Nonsens während der Fahrt erzählen. Letzteres liegt aber vor allem an dem Umstand, dass Taxi Chaos ein sehr schnelles Arcade-Rennspiel ist, in dem es auf jede Sekunde ankommt und nicht jeder Dialog während der Fahrt wahrgenommen werden kann. So sehen wir im Arcade-Modus in der oberen linken Bildschirmecke, wie viel Zeit uns noch insgesamt zur Verfügung steht. Hinzu kommt eine Zeitangabe, die über dem Taxi selbst positioniert ist und uns zeigt, wann der Fahrgast ohne zu bezahlen aussteigen wird.

Abgefahren und abgebrannt

In Taxi Chaos ist die Zeit äußerst knapp bemessen. Ständig haben wir das Gefühl, gehetzt zu sein, da wir nicht selten zwei bis drei Sekunden zu spät am Ziel ankommen, weil der Weg im Verhältnis mal wieder zu weit war oder der Verkehr uns aufgehalten hat. Wir können zwar wie ein Irrer durch die Stadt hechten, den Turbo zünden oder auch zu einem Sprung ansetzen, aber selbst für Experten dürfte das auf Dauer zu anstrengend sein. Nicht unschuldig an den Verspätungen ist auch der rote Pfeil, der uns den Weg zum nächsten Ziel anzeigt. Während dieser Pfeil an Kreuzungen wunderbar funktioniert und uns echt gut um die nächste Ecke lenkt, ist er vor allem beim Aufladen der Fahrgäste mehr als verwirrend.

Da wir meistens noch auf die Straße zurücksetzen müssen, dreht sich der Pfeil dabei gleich mit und zeigt ständig in eine andere Richtung. Kaum wollen wir losfahren, müssen wir auch schon wieder umkehren. Das passiert uns in Taxi Chaos einfach zu häufig, sodass wir trotz der abgefahrenen Tricks wie dem Springen oder dem Boost einfach nur frustriert sind, wenn der Arcade-Modus auf einmal seine Pforten schließt, weil unsere Zeit abgelaufen ist. Da es auch kein Tutorial gibt, in dem das Spiel uns alle Manöver der Reihe nach erklärt, haben wir selten das Gefühl, dazu zu lernen und Fortschritte zu erzielen. Hier wäre einfach so viel mehr möglich gewesen!

Taxifahrten mit Tücken und Hindernissen

Haben wir uns im Arcade-Modus gut genug angestellt, schalten wir den Profi-Modus frei, in dem es natürlich noch härter zur Sache geht. Ist uns das zu viel, können wir uns auch in der freien Fahrt austoben. Hier gibt es das Zeitlimit nur noch bei den einzelnen Fahrgästen. Für Motivation sorgen aber vor allem die Online-Ranglisten, über die wir uns mit anderen Spielern vergleichen können. Sammelobjekte und als Leistungen bezeichnete Achievements bringen noch ein wenig mehr Abwechslung ins Spiel. Auf Dauer ist uns aber auch das zu wenig, da sich das Gameplay niemals weiterentwickelt oder großartig verändert. Wem das aber nichts ausmacht und auch schon mit Crazy Taxi auf der Dreamcast seinen Spaß hatte, wird das dem Spiel aber kaum negativ ankreiden können.

Anders sieht es wiederum bei der technischen Umsetzung von Taxi Chaos aus. Mit satten zwanzig Sekunden Ladezeit fällt der Wiedereinstieg in den Arcade-Modus happig aus, zumal besonders Anfänger darunter zu leiden haben. Außerdem verwirren gerne mal Texturen und Schattierungen, die zu spät nachladen und damit auch zu plötzlich auf dem Bildschirm auftauchen. Auch die etwas schwammige Steuerung und der nicht ganz nachvollziehbare Bremsweg sorgen für Ernüchterung. Unterm Strich ist es aber die maue Musikuntermalung, die dem adrenalingeladenen Spielgefühl von Taxi Chaos endgültig das Genick bricht.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Crazy Taxi habe ich seit dem Release bis heute in guter Erinnerung, weil es eben so irrwitzig ist, mit einem Taxi Fahrgäste wie ein Irrer durch die Stadt zu kutschieren. Das Gameplay ist aus heutiger Sicht aber schon arg angestaubt, da es sich selbst innerhalb der Reihe nie wirklich weiterentwickelt hat. Selbiges lässt sich auch über den spirituellen Nachfolger Taxi Chaos sagen. Unter Zeitdruck unterschiedliche Fahrgäste mit sehr lahmen Hintergrundgeschichten von einem Ort zum anderen zu transportieren ist eigentlich alles, was das Spiel bietet. Zwar kann ich noch überall in der Stadt Sammelgegenstände einsacken, Achievements freischalten und mich auf der Online-Rangliste mit anderen Spielern messen, aber das ist mir in puncto Umfang einfach viel zu wenig. Hinzu kommen eine leicht schwammige Steuerung, technische Macken wie zu plötzlich nachladende Texturen und Schattierungen und ein sich im Kreis drehender Wegweiser. Zudem ist die uninspiriert wirkende Musikuntermalung ein großer Fehler für ein Spiel, das so sehr auf Tempo und Action setzt. Da krame ich lieber noch einmal das wesentlich stimmungsvollere Original aus dem Jahr 1999 hervor.