Ender Lilies: Quietus of the Knights – TEST

Eine kleine, weiß leuchtende Figur hüpft und kämpft in der Seitenansicht durch düstere Gegenden, erkundet verschiedene Gebiete und bekommt neue Fähigkeiten. In diesem Fall ist die Figur ein Mädchen und das Spiel auf der Switch heißt Ender Lilies: Quietus of the Knights.


Ender Lilies hat es nicht leicht, denn es gibt eine breite Auswahl an Spielen, die in das gleiche Schema fallen. Ein zweidimensionales Hüpfspiel in einer Gothic-angehauchten Schloss-Grotten-Umgebung. Wir erkunden eine Welt, die durch verschiedene Abschnitte geht, manche von denen gefährlich, andere sicher. In den sicheren Abschnitten gibt es Speicherpunkte, an denen wir Fertigkeiten und Ausrüstung ändern können.

Eine Schnellreisefunktion gibt uns die Möglichkeit, die schon bereisten gefährlichen Gebiete zu überspringen, die sich nach jedem Speichern wieder neu mit Gegnern füllen. Zwischendurch treffen wir auf Bossgegner, die meist einzigartige Angriffsmuster haben, in ihrem Grundwesen aber einem der Standard-Gegner angepasst sind. Nach drei Phasen haben wir die Bosse besiegt und bekommen neue Kampf- oder Bewegungs-Fähigkeiten und somit Erkundungsmöglichkeiten.

Nicht alles genau wie anderswo

All das kommt so oder ähnlich in anderen Spielen auch vor: Hollow Knight, sämtliche Castlevania-Titel, Salt and Sanctuary, Blasphemous, um nur ein paar zu nennen. Was also macht Ender Lilies hier anders? Zum einen ist die Geschichte natürlich frei erfunden und höchstens an andere angelehnt. Ein Königreich ist untergegangen, wir spielen mit Lily die letzte verbliebene Priesterin. Unsere Aufgabe ist es, die Sicherheit des Landers wiederherzustellen, indem wir besessene andere Priesterinnen läutern.

Läuterung finden sie selbstverständlich nach ihrem ungewollten und durch uns herbeigeführten Ableben. Durch die Unreinheit, die das Land befallen hat, hatten sie sich allerdings auch in gruselige Monster verwandelt, wir sind also entschuldigt. Gleiches gilt zwar für die vielen normalen Gegner auch, doch die Bosse und optionalen Nebenbosse geben uns jeweils eine Geschichte und Hintergrundwissen mit auf den Weg. Meist sind die Einzelschicksale ziemlich traurig und nachvollziehbar ins Verderben gestürzt. Lesen können wir das in Briefen, von denen im Spiel nicht nur bei Bossen welche auftauchen. Überall liegen verstreut Schriftstücke herum, die uns die Begebenheiten erklären wollen. Das können wir natürlich alles ignorieren und uns dem Kampf widmen.

Lily kämpft nicht selbst

Damit das kleine Mädchen, das wir spielen, nicht selbst die Hand an Waffen legen muss, bekommen wir untote Geister an die Seite gestellt. Diese stellen unsere Fähigkeiten dar und erscheinen auf Knopfdruck, greifen an und verschwinden alsbald wieder. So kämpft Lily zwar nicht selbst, ist aber dennoch stets gewappnet. In mehreren Sets können wir je drei Kampffähigkeiten speichern und von den Ruheorten aus mitnehmen.

Wie in einem Metroidvania üblich, können uns sämtliche Gegner umbringen, wenn wir nicht aufpassen und uns ihre Bewegungsmuster einprägen. Glücklicherweise ist Lily nicht völlig untätig, sondern kann auf Tastendruck eine rasche Vorwärtsbewegung machen. Diese macht uns während der Ausführung immun gegen Geschosse und auch durch Gegner können wir auf diese Weise hindurchschlüpfen. Viele Gegner lassen sich nur durch geschickten Einsatz der Fähigkeiten vermöbeln.

Weltenbummlerin

Viel Abwechslung bietet uns die Welt Endland nicht, was zum einen am kohärenten Stil liegt. Unterwassergrotten und Schneelandschaften, Schlösser und Gruften wirken recht austauschbar. Zum anderen ist die Musik dafür verantwortlich. Klassisch angehauchte Klavier-Klänge von der japanischen Indie-Klassik-Band Mili sorgen für eine durchgehend angenehm düstere Atmosphäre. Dennoch ist es etwas anderes, die Eiswelten von Phendrana oder die Magmoor-Höhlen von Metroid zu durchforsten als das Reich Endland von Ender Lilies.

Den größten Unterschied zu vielen anderen Vertretern der Gattung macht hier allerdings die Bildwiederholfrequenz. Ender Lilies läuft leider nicht besonders gut auf der Switch. Vermutlich nicht dafür optimiert ruckelt das Spiel anfangs sporadisch, in späteren Gegenden allerdings spürbar. Das mindert den Spielspaß erheblich, denn das geschmeidige Gameplay können wir uns dadurch nur noch denken. Gerade in Bereichen mit vielen Gegnern bereitet uns das ein erhöhtes Vorkommen an Ableben, was wirklich schade ist.

Letztlich bleibt die Frage offen, ob Ender Lilies: Quietus of the Knights nun ein empfehlenswertes Spiel ist oder nicht. Wir würden sagen, ja. Es gibt andere Vertreter der Gattung düsteres Metroidvania, die ohne Zweifel besser laufen. Allerdings hat Ender Lilies einen eigenen Charme, der sich genug von anderen Vertretern unterscheidet. Es ist etwa nicht so einsam wie Hollow Knight, oder nicht so altbacken wie Castlevania. Dass es später ruckelt, heißt mitnichten, dass es unspielbar ist. Vielleicht tut sich hier ja durch Patches auch noch etwas, aber das ist ungewiss. Ender Lilies ist mit einem blinden Auge eine Empfehlung, wenn ihr vom Stil angetan seid.

Geschrieben von Arne Ruddat

Fazit:

Mich reizen Metroidvanias in finsteren Gegenden, mittelalterlich angehaucht mit Rittertum und Horror-Elementen. Ender Lilies: Quietus of the Knights passt genau in diese Schublade. Siehe da, es erfüllt auch genau meine Erwartungen an ein solches Spiel. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ich würde das jedem empfehlen, der Hollow Knight durchgespielt hat und sich mit Castlevania überfordert fühlt, denn das bleiben ohne Zweifel die besseren Vertreter ihrer Art.