The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom – TEST
Am 26. September 2024 erschien mit The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom ein neuer Teil von Nintendos Vorzeige-Action-Adventure-Reihe, der die Serie nach den letzten beiden Open-World-Ausflügen nicht nur wieder in klassische Gefilde führt, sondern die namensgebende Prinzessin auch erstmals in einem offiziellen Spiel der Reihe zur Protagonistin macht.
Obwohl die Serie eigentlich „The Legend of Zelda“ heißt, spielte die blonde Prinzessin zu den Anfängen der Reihe eher die Rolle der „Damsel in Distress“, also der zu errettenden Dame. Im Gegensatz zu Prinzessin Peach, die diese Rolle nie wirklich los wurde, wurde Zelda in späteren Teilen wie „The Wind Waker“ oder „Twilight Princess“ dann schon größere Rollen zuteil und sie wurde zu einer Art gleichberechtigte Partnerin für den Protagonisten Link. In den letzten beiden Open-World-Serienteilen Breath of the Wild und Tears of the Kingdom zeichnete sich dann schon ab, dass die Zeit reif war, der hier als selbstbewusste Frau auftretende Prinzessin endlich auch einmal die Hauptrolle in einem Spiel der nach ihr benannten Reihe zu geben.
Gut, genau genommen hat Zelda schon zweimal die Hauptrolle in The-Legend-of-Zelda-Spielen gespielt, nämlich in Zelda: The Wand of Gamelon und in Zelda’s Adventure, die Anfang der 1990er-Jahre für Philips’ glücklose CD-i-Konsole erschienen, die von Fans und Nintendo selbst jedoch gerne ignoriert werden und auch nicht zur offiziellen Reihe mitgezählt werden. Zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert wurde The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom am 18. Juni 2024 während einer Nintendo-Direct-Präsentation und sorgte nicht nur aufgrund des Wechsels der Hauptfigur für Staunen, sondern auch wegen der Tatsache, dass es sich wieder um ein klassisches The-Legend-of-Zelda-Spiel aus der Top-down-Ansicht handelt. Zuvor befürchteten viele, dass die Serie fortan nur noch aus ausufernden Open-World-Epen bestehen würde. Für anfängliche Skepsis sorgte hingegen ein zentrales Spielelement, welches das klassische The-Legend-of-Zelda-Spielprinzip auf den Kopf stellt, nämlich die namensgebenden Echos, doch dazu später mehr.
Furchtlose Prinzessin auf der Suche nach Link
Das Spiel beginnt erst einmal sehr klassisch. Bei dem Versuch, Prinzessin Zelda aus den Klauen von Ganon zu befreien, wird Link in einen mysteriösen lila leuchtenden Dimensionsriss gezogen, der sich plötzlich auftut. Zelda, die in einem Kristall eingeschlossen war, kann entkommen und flüchtet zurück ins Schloss von Hyrule, wo sie jedoch feststellen muss, dass sich überall im Königreich diese Dimensionsrisse auftun. Ihr Vater, der König von Hyrule, und seine Berater wurden durch böse Duplikate ersetzt. Die Prinzessin weiß gar nicht wie ihr geschieht und wird kurzerhand ins Verlies geworfen. Dort macht sie Bekanntschaft mit der knuffigen Fee Tri, die ihr den sogenannten Tri-Stab, einen Zauberstab mit besonderen Fähigkeiten, in die Hand drückt und sie fortan auf ihrem Abenteuer begleitet. So macht sich die furchtlose Königstochter auf, ihren Vater und den verschollenen Link wiederzufinden und dabei auch die mysteriösen Dimensionsrisse zu schließen, die Hyrule komplett zu verschlingen drohen.
Wie bereits erwähnt handelt es sich bei The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom um einen klassischen Vertreter der Action-Adventure-Reihe und ähnelt von der Struktur her älteren Serienteilen wie A Link to the Past oder Link’s Awakening. Der niedliche Grafikstil im Miniatur-Look erinnert auch sofort an das 2019 auf der Switch erschienene Remake von Links Ausflug auf die Insel Cocolint. Auch wieder mit dabei sind diesmal wieder die in den letzten beiden Serienteilen so schmerzlich vermissten Dungeons. Anders als Link hat Zelda jedoch eine andere Herangehensweise an Probleme und verlässt sich dabei im Gegensatz zum Blondschopf mit der Zipfelmütze nicht auf Waffengewalt und diverse Hilfswerkzeuge, sondern auf ein anderes Utensil.
Tri-Stab und Echos statt Schwert und Schild
Im Gegensatz zu Link benutzt Zelda auf ihrem Abenteuer nämlich nicht Schwert, Schild, Bumerang oder Pfeil und Bogen, sondern sie verlässt sich auf ihren Tri-Stab. Mit diesem lassen sich bestimmte Objekte und Gegner mit einem Tastendruck speichern und dann als sogenannte Echos jederzeit erschaffen und einsetzen – daher auch der Name des Spiels. Diese Echos können Objekte wie Tische, Betten oder Kisten sein, aber auch Gegner wie Moblins oder Oktoroks. Je nach Situation bieten sich deshalb vollkommen unterschiedliche Herangehensweisen und Lösungsansätze. Wollen wir beispielsweise einen Fluss überqueren, erschaffen wir einfach mehrere Betten, die wir wie eine Brücke aneinanderreihen, um den reißenden Strom zu überqueren. Praktischerweise können wir uns in einem erschaffenen Bett jederzeit ausruhen, um Herzen zu regenerieren. Echos von Tischen lassen sich prima als Treppe in höher gelegene Ebenen nutzen, während Kisten Schalter betätigen oder als Sichtschutz vor Gegnern dienen können.
Auch Kämpfe laufen durch den Einsatz der Echos anders als gewohnt ab, da Zelda die Gegner durch das fehlende Schwert nicht direkt angreifen kann. Werden wir beispielsweise von einer Horde Moblins attackiert, können wir diesen einfach Echos ihrer Artgenossen auf den Hals hetzen, sie mit Stein- oder Kisten-Echos bewerfen oder lassen sie einfach in Seeigel-Echos laufen. Allerdings sollte hier noch erwähnt werden, dass die Anzahl der gleichzeitig erschaffenen Echos begrenzt ist. Anfangs sind drei Echos gleichzeitig möglich, später dann auch mehr.
Dies sorgt für unglaublich viel Raum zum Experimentieren und kreative Lösungsansätze, was uns von Anfang an sehr viel Spaß macht. Damit kombiniert The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom die schier endlose kreative Freiheit bei der Bewältigung von Rätseln und unterschiedlichen Spielsituationen, wie wir sie in den letzten beiden Serienteilen und ganz besonders in Tears of the Kingdom kennengelernt haben, mit klassischen The-Legend-of-Zelda-Tugenden. Allerdings sollte noch erwähnt werden, dass Zelda nicht komplett ohne Schwert auskommt. Relativ früh im Spiel finden wir Links magisches Schwert, mit dem wir uns kurzzeitig in eine mächtige Kriegerin verwandeln und einige Schwerthiebe austeilen können. Dies ist in den meisten Fällen als letzte Rettung gedacht und soll uns vor allem aus misslichen Lagen befreien.
Streifzug durch Hyrule und die technischen Grenzen der Switch
Von diesen neuen Spielmechaniken abgesehen präsentiert sich The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom wie bereits mehrfach erwähnt sehr klassisch. Die Karte von Hyrule erinnert von der Geografie her sehr an The Legend of Zelda: A Link to the Past, ist aber wesentlich größer und komplexer. Wie gewohnt gibt es für uns sehr viel zu entdecken, von versteckten Herzteilen über Schatztruhen und geheimen Kammern ist so ziemlich alles vorhanden, was das Herz eines Serienfans höher schlagen lässt. Auch zahlreiche Nebenaufgaben gibt es, die von den verschiedenen Einwohnern Hyrules an Zelda gestellt werden. Es macht einfach wahnsinnig viel Spaß, alle Ecken und Enden des Königreichs zu erkunden. Besonders mit wachsender Echo-Zahl tun sich neue Wege auf und wir entdecken immer neue Wege der Fortbewegung. Damit bekommt das Spiel trotz des klassischen respektive eher linearen Verlaufs eine Sandbox-Note, die uns immer wieder vor die Switch bannt.
Wie bereits erwähnt präsentiert sich Zeldas erstes offizielles Solo-Abenteuer aus einer etwas schrägen Draufsicht in einer knuffigen Miniatur- beziehungsweise Spielzeugoptik, wie wir sie aus dem Remake von The Legend of Zelda: Link’s Awakening kennen. Allerdings zeigt die Optik der betagten Hardware von Nintendos Hybridkonsole ab und an die Grenzen auf, denn während die Bildrate in den Dungeons meistens durchgehend stabil bleibt, kommt es in der Oberwelt immer mal wieder zu Rucklern und Performance-Einbrüchen. Auch einige der Bosskämpfe bringen die Switch schon einmal gehörig ins Schwitzen. Abgesehen davon ist die Präsentation aber rundum gelungen, und auch musikalisch werden unsere Ohren mit serientypischen Melodien verwöhnt, die sich gut in den Gehörgängen festsetzen und zum Mitsummen anregen.
Geschrieben von Markus Schoenenborn
Fazit:
The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom hat mich schon seit der Ankündigung begeistert und dem Release entgegenfiebern lassen. Zwar waren ein paar meiner NMag-Kollegen aufgrund der durch den Tri-Stab bedingten Echo-Spielmechanik eher skeptisch, aber ich war von vornherein sehr positiv gestimmt. Als ich das Spiel dann endlich in meinen Händen hielt und es umfassend spielen konnte, wurde ich bestätigt und war wirklich begeistert. Die Echo-Mechanik ist unverbraucht und es macht unglaublich viel Spaß, mit unterschiedlichen Echos zu experimentieren. Hier ist Nintendo und Entwicklerstudio Grezzo der Spagat zwischen den klassischen Spielmechaniken der Serie und den sehr freien Ansätzen aus den neueren Serienteilen hervorragend gelungen. Das Spiel wirkt trotz der eigentlich eher linearen Struktur oft wie eine große Sandbox, die zum Experimentieren einlädt, und das ganz ohne den Open-World-Ballast von Breath of the Wild oder Tears of the Kingdom. Hinzu kommt die knuffige Miniaturoptik, wie wir sie schon aus Grezzos Remake von The Legend of Zelda: Link’s Awakening kennen, die auch hier einfach unglaublich gut passt. Zu guter Letzt kann ich auch nicht oft genug betonen, wie toll es ist, dass Zelda endlich einmal ein offizielles Solo-Abenteuer spendiert bekommen hat und ich dafür nun nicht mehr die CD-i-Spiele anführen muss. Insgesamt ist The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom ein toller Serienteil geworden, der nicht nur zeigt, dass das klassische The-Legend-of-Zelda-Spielprinzip noch immer gut funktioniert und immer wieder mit innovativen Ideen überraschen kann. Von mir gibt es eine ganz klare Kaufempfehlung für alte und neue Serienfans und ich bin wahnsinnig gespannt, in welche Richtung Nintendo die Serie als nächstes führen wird.