Warhammer 40.000: Space Wolf – TEST

Basierend auf dem Tabletop Warhammer 40.000 von Games Workshop erscheint das 2014 erstmals für iOS und später für Android und PC portierte Warhammer 40.000: Space Wolf für Nintendo Switch. Als Anführer einer Space-Marine-Einheit treten wir in dem Rundenstrategie-Kartenspiel-Mix gegen unsere Feinde an.


Als ehemaliges Free2Play-Mobile-Spiel setzt Warhammer 40.000: Space Wolf auf überschaubare Karten, auf denen wir unseren Space-Marine-Trupp bewegen. Bis zu drei Einheiten dürfen wir den vier Storyakten und in den Herausforderungen aufs Feld führen. Die Geschichte folgt dabei Valgard und den ihm unterstehenden Space Wolves, deren Schiff auf dem Planeten Kanak abgestürzt ist. Dort stellen wir uns den Anhängern des Chaos. Trotz theoretisch kurzweiligem Spielprinzip können die Scharmützel jedoch bereits nach kurzer Zeit nur noch bedingt motivieren.

Einseitiger K(r)ampf

Warhammer 40.000: Space Wolf setzt auf eine ungewöhnliche Mischung aus Rundenstrategie und Kartenspiel. Abwechselnd mit den Gegnern dürfen wir unsere Einheiten über die in quadratische Felder eingeteilten Karten bewegen. Welche Aktionen uns zur Wahl stehen, hängt dabei von den Karten ab, die sich auf unserer Hand befinden. Während wir fast alle Karten einsetzen können, um eine festgelegte Zahl an Feldern zurückzulegen, hat jede auch spezielle Funktionen. Neben einfachen Bewegungskarten können das Angriffe, Verteidigungsboni und ähnliches sein. Pro Runde dürfen wir mit jeder Einheit bis zu zwei Karten ausspielen. Dadurch sammeln wir Anstrengung an, was wiederum Einfluss auf die Zugreihenfolge hat. Warten wir hingegen, sinkt unsere Anstrengung und wir sind schneller wieder an der Reihe.

Besonders die Mischung aus Rundenstrategie und Kartenspiel klingt prinzipiell überaus interessant und funktioniert im Kern auch. Leider erlaubt sich Warhammer 40.000: Space Wolf aber zu viele Designschnitzer und technische Fehler. Von den repetitiven Missionen, die trotz abweichender Ziele meist im Besiegen aller Gegner resultieren, abgesehen, fällt die Steuerung ungenau aus. Funktioniert die Auswahl der Karten meist noch fehlerfrei, kann es etwas dauern, bis wir das richtige Feld ausgewählt haben, zu dem wir uns bewegen wollen, oder auf dem der Feind steht, dem unser Angriff gilt. Das kann mit der Zeit überaus nervig sein.

Weitaus negativer ist uns jedoch der Glücksfaktor aufgefallen. Aus unserem Deck ziehen wir zufällig neue Karten, die wiederum unsere Möglichkeiten im Kampf bedeuten. Haben wir Pech, stehen uns die benötigten Aktionen also nicht zur Verfügung. Bestenfalls ärgerlich, schlimmstenfalls kann das aber die Schlachten zu Gunsten unserer Gegner beeinflussen. Außerdem mussten wir mehrmals Missionen neustarten, weil nach einem Zug unsere Kartenhand nicht mehr angezeigt wurde und wir somit keine Aktionen mehr durchführen konnten.

Verbesserungen & Zusammenspiel

Neue Karten für unsere klassenabhängigen Decks erhalten wir entweder in Kisten, durch das Abschließen von Missionshaupt- und nebenzielen, oder wir stellen Booster oder Karten in der Fabrik her. Für letzteres verwenden wir Ingame-Währung, müssen aber auf unser Glück vertrauen, dass etwas brauchbares herauskommt. Gezielt neue Karten herstellen oder erwerben können wir nicht. Dafür dürfen wir für Valgard vor jeder Mission zwischen den Klassen Servorüstung, Scout und Terminator wählen und damit die Ausrüstung und das zugehörige Kartendeck festlegen. Für jede der Klassen steht außerdem ein Fähigkeitenbaum zur Verfügung. Unseren Trupp dürfen wir ebenfalls in Skilltrees verbessern, sobald diese im Level aufgestiegen sind. Wie und wann das passiert, wird aber nicht erklärt.

Wahlweise können wir die Missionen und Herausforderungen auch im Koop mit einem Mitspieler absolvieren. Dabei übernimmt ein Spieler Valgard, während die beiden anderen Truppmitglieder vom zweiten Spieler gesteuert werden. Wirklichen Mehrwert oder zusätzlichen Spaß bringt das aufgrund der sowieso durchwachsenen Spielerfahrung allerdings nicht. Der in der PC-Version enthaltene Online-PvP-Modus wurde aus der Switch-Version gestrichen.

Grafisch bietet Warhammer 40.000: Space Wolf eine ordentliche Optik, die den Stil der Vorlage gut einfängt. Wirklich schick sind die Umgebungen mit matschigen Texturen allerdings auch nicht. Kleinere Fehler trüben den optischen Eindruck zusätzlich. Weitaus weniger verschmerzbar sind die bereits erwähnte ungenaue Steuerung, notwendige Missionsneustarts sowie der nicht einzuschätzende Glücksfaktor. Dazu gesellen sich eine gerade im Handheldmodus viel zu kleine Schrift und aufgrund ungenauer Anzeige erschwerte und manchmal fehlerbehaftete Auswahl von Menüpunkten. Die durchaus ordentliche Warhammer-40.000-Atmosphäre kann den Spielspaß leider nicht retten. Für den Preis von 17,99 Euro sind alle DLCs bereits enthalten. Mikrotransaktionen gab es zum Testzeitpunkt keine.

Geschrieben von Alexander Geisler

Fazit:

Obwohl ich eher das klassische Fantasy-Warhammer als Warhammer 40.000 gespielt habe, bin ich ein großer Anhänger der Spielwelt von Games Workshop Science-Fiction-Tabletop. Das düstere Universum ist faszinierend und bietet zahlreiche Möglichkeiten für spannende Geschichten und/oder Videospiel-Umsetzungen. Entsprechend gespannt war ich trotz der Mobile-Herkunft auf Warhammer 40.000: Space Wolf. Zumindest einen kurzweiligen Rundenstrategie-Kartenspiel-Mix habe ich mir erhofft. Das Spielprinzip gefällt mir auch jetzt noch, aber leider hat mich das Spiel selbst schnell nur noch bedingt motiviert. Repetitive Missionen, ein nicht zu missachtender Glücksfaktor mit Einfluss auf die taktischen Möglichkeiten, eine ungenaue Steuerung, Missionsneustarts aufgrund von Bugs und grafische Fehler sorgen dafür, dass jeglicher Spielspaß verloren geht. So überzeugt Warhammer 40.000: Space Wolf höchstens noch mit einer durchaus ordentlichen Atmosphäre und brauchbaren Geschichte. Das reicht jedoch nicht, um zu motivieren. Selbst Fans der Vorlage sollten beim Kauf vorsichtig sein.