Wonder Boy Returns Remix – TEST
Wer heutzutage an den Begriff „Wonder Boy“ denkt, dem kommt wohl eher das Franchise in den Sinn, wie es sich ab dem zweiten Serienteil entwickelt hat. Bei Wonder Boy Returns Remix handelt es sich allerdings um ein originalgetreues Remake des Arcade-Seriendebüts aus dem Jahr 1986.
In Wonder Boy Returns Remix wird nicht lange gefackelt. Eine Geschichte suchen wir zunächst vergebens und werden stattdessen direkt ins Geschehen geworfen. Im auf ein bis drei Stunden ausgelegten Jump ’n’ Run schlüpfen wir in die Rolle von Höhlenmensch Tomtom, der auf der Suche nach seiner entschwundenen Tanya ist. An welchen Ort es Tanya womöglich verschlagen hat, erfahren wir nur, wenn wir das Spiel im einfachsten Modus durchspielen. Starten wir hingegen direkt auf dem mittleren oder gar höchsten der drei Schwierigkeitsgrade, werden wir nicht in das ominöse Geheimnis eingeweiht.
Das ist eine äußerst fragwürdige Entscheidung seitens der Entwickler, denn der unterste Schwierigkeitsgrad wird einen Großteil der Spieler sofort abschrecken. Hier spielen wir mit Tanya zwar die gesuchte Person aus der Handlung, doch zum einen spielt sich Tanya identisch wie Tomtom und zum anderen ist sie durchweg unverwundbar, weshalb wir nur darauf aufpassen müssen, dass sie in keinen Abgrund hüpft. Der Anspruch ist also eher gering, weshalb die Schwierigkeitsstufe tatsächlich nur zum Verinnerlichen der Levels gedacht ist. Bereits auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad ist Wonder Boy Returns Remix jedoch zum Teil eine so knifflige Angelegenheit, dass wir uns ernsthaft fragen, warum es nicht noch mehr Abstufungen in der Wahl der Schwierigkeit gibt.
Probieren geht über Studieren
Auf der mittleren Schwierigkeitsstufe stehen uns pro Level fünf Versuche zur Verfügung. Sind diese aufgebraucht, werden wir zur Level-Auswahl zurückgeworfen und müssen es noch einmal probieren. Entscheiden wir uns hingegen direkt für die höchste Schwierigkeitsstufe, hat Tomtom für das gesamte Spiel lediglich zehn Leben, was bei den ersten Gehversuchen in Wonder Boy Returns Remix nach einer unmöglichen Aufgabe klingt – und für viele Spieler vermutlich auch bleiben wird. Gepflastert sind die zweidimensionalen Levels allesamt mit zahlreichen Fallen wie Lagerfeuern, Steinen oder Abgründen. Jedes Hindernis wirkt sich unterschiedlich auf uns aus: Während wir beim Sturz in einen Abgrund sofort einen Versuch verlieren, rutschen wir beim Kontakt mit einem Felsen lediglich aus und verlieren ein wenig von unserer kontinuierlich sinkenden Lebensenergie.
Aus keinem anderen Grund sollten wir auch schleunigst jedes Obst und jede Süßigkeit aufnehmen, die vor und hinter uns aufpoppt. Hinzu kommen Gegner, die auf uns zu laufen, uns verfolgen, aus dem Wasser springen oder aus der Luft angreifen. Bei jedem Feindkontakt verlieren wir ebenfalls ein Leben, weshalb wir sie frühzeitig mit Steinhämmern zum Bekämpfen bewerfen sollten. In der Remix-Variante kann der Angriff bei gedrücktem Aktionsknopf auch aufgeladen werden, um einerseits mehr Schaden anzurichten und andererseits auch Gefahren wie Felsen aus dem Weg zu räumen.
Originalgetreue Umsetzung mit neuem Anstrich
Hin und wieder liegen auch Eier auf dem Weg herum, die bei Zerbrechen Überraschungen für uns parat halten. Unter anderem erlangen wir so kurzfristig Unverwundbarkeit oder sogar ein Skateboard, mit dem wir zwar an Tempo gewinnen, es aber nicht völlig abbremsen können. In genau solchen Momenten könnten wir das Spiel wahrhaftig verfluchen, denn die Steuerung ist dann und wann dermaßen schwammig, dass wir in einen Abgrund rasen, obwohl wir schwören könnten, von der Kante der Plattform abgesprungen zu sein. Besonders auf dem höchsten der drei Schwierigkeitsgrade ist das ein absolutes Ärgernis.
Ebenfalls ärgerlich ist das hohe Maß an sich wiederholenden Level-Bausteinen, denn je mehr Zeit wir in Wonder Boy Returns Remix verbringen, desto eher haben wir das Gefühl, ein Areal schon mal gesehen zu haben. Die am Ende jeder Welt erfolgte Wiederverwertung des Bossgegners nervt auf Dauer ebenso, die Entwickler haben dem anfänglichen Zyklopen schlicht immer und immer wieder eine andere Maske aufgesetzt. Immerhin ist das ebenso originalgetreu wie die teilweise ganz schön nervige Musikuntermalung, die mit wenigen Klängen auskommt. Wenigstens wurden bei der Grafik keine Kosten und Mühen gescheut, alle Umgebungen und Charaktermodelle erstrahlen in einem prächtigen Comic-Look, der trotz des abwechslungsarmen Gameplays bezaubert.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Grundsätzlich bin ich Arcade-Titeln niemals abgeneigt und spiele die meisten davon auch sehr gerne zwischendurch, um einfach mal abschalten zu können. Wonder Boy Returns Remix entpuppt sich leider als Spiel, bei dem ich im besten Fall alle zwei Minuten den Fernseher anschreien muss. Theoretisch funktioniert das Gameplay im Kern wirklich gut und das verhältnismäßig hohe Spieltempo gibt mir eigentlich auch genug Motivation, mich immer weiter durch die zweidimensionalen Levels zu kämpfen, mir mit Obst den Wanst vollzuschlagen und zu versuchen, das Ende des Spielabschnitts zu erreichen. In der Praxis scheint dieses Unterfangen allerdings zum Scheitern verurteilt, denn relativ schnell fallen repetitive Level-Bausteine, der ständig wiederverwertete Bossgegner und die gerne mal schwammige Steuerung bei einer stellenweise dermaßen nervigen Musik so negativ auf, dass mir der restliche Funken Spielspaß vergeht. Wer in den 1980er-Jahren mit dem Titel aufgewachsen ist oder ihn in einer portierten Form kennen oder vielleicht sogar lieben gelernt hat, wird über die Defizite sicherlich hinwegsehen können. Alle anderen sollten sich wohl eher nach spannenderen Jump-’n’-Run-Alternativen umsehen.