Harvestella – VORSCHAU

Anfang November veröffentlichen Publisher Square Enix und Entwicklerstudio Live Wire mit Harvestella ein neues Farming-Simulator-Rollenspiel. Dabei erinnert der Genre-Mix beim ersten Anspielen an eine Mischung aus Final Fantasy und Rune Factory.


Dank der kürzlich im eShop der Nintendo Switch erschienenen Demo hatten wir erstmals die Gelegenheit, das für den 4. November 2022 angekündigte Harvestella anzuspielen. Dabei ist die Test-Version des Farming-Simulator-Rollenspiels auf den Prolog und die ersten beiden Kapitel oder fünfzehn In-Game-Tage begrenzt. Bevor wir loslegen, erstellen wir uns mit wenigen Möglichkeiten unseren Charakter. Geschlecht, Aussehen, Haar- und Augenfarbe sowie Stimme und Name dürfen wir festlegen. Wir haben uns in der Demo für eine weibliche Protagonistin mit dem vorgeschlagenen Namen Ein entschieden. Was uns erwartet und was Harvestella abseits der Demo verspricht, fassen wir nachfolgend für euch zusammen.

Erinnerungslose Heldin

Eine große Besonderheit von Harvestella ist die Silentium genannte Jahreszeit des Todes. Diese droht am Ende jeder Jahreszeit einzusetzen und sorgt mit einem tödlichen Staub dafür, dass Feldfrüchte verdorren und niemand das Haus verlassen kann. Genau zu dieser Zeit beginnt Harvestella und wir werden den gefährlichen Auswirkungen des Silentium ausgesetzt. Was genau passiert, wollen wir hier aber nicht verraten, nur so viel: Im Anschluss erwachen wir ohne Erinnerungen, werden von der Dorfärztin Crea behandelt und sind Zeuge, als sich eine Katastrophe ereignet. Letztlich werden wir gemeinsam mit einer geheimnisvollen Gestalt in einem leerstehenden Farmhaus untergebracht und dürfen dort die Felder bestellen. Damit ist die Grundlage für unseren Lebensunterhalt geschaffen.

Gewohntes Farmleben

Während wir der durchaus interessanten Geschichte, die uns bisher wesentlich mehr an japanische Rollenspiele als an Farming-Simulatoren erinnert hat folgen, widmen wir uns tagtäglich dem Anbauen, Pflegen und Ernten unserer Erzeugnisse. Dabei bleibt Harvestella scheinbar den üblichen Genre-Standards treu. Mit einer Harke graben wir den Boden um, pflanzen anschließend Samen ein und wässern diese täglich. Je nachdem was wir gepflanzt haben, dauert es ein paar Tage bis wir die Ergebnisse unserer Arbeit ernten und mittels praktisch platzierter Truhe verkaufen dürfen. Wie im Genre üblich erhalten wir das Geld für unsere veräußerten Waren zum Tageswechsel. Große Neuheiten haben wir bei Harvestella hinsichtlich des Farming-Simulator-Gameplays noch nicht entdeckt. Weder die Demo noch bisher veröffentlichte Informationen, Trailer oder Screenshots deuten hier auf große Abweichungen hin.

Entsprechend dürfen wir später nicht nur mehrere Felder bestellen, sondern auch Zäune um sie errichten, Tiere halten und unsere Farm mit Ställen und anderen Gebäuden erweitern. Angesichts der gelungenen Umsetzung und funktionierenden Steuerung hat uns das Pflanzen und Ernten in der Harvestella-Demo bereits viel Spaß gemacht. Wollen wir noch anderen Aktivitäten nachgehen, sollten wir allerdings auf unsere Ausdauer und die Zeit achten. Beides ist nur begrenzt vorhanden und muss deshalb mit Bedacht eingesetzt werden. Während wir Ausdauer bei verschiedenen Tätigkeiten wie Harken, Gießen oder in Kämpfen verlieren, schreitet die Zeit meist unablässig voran. Besonders Reisen auf der Weltkarte lassen je nach Entfernung, die wir zurücklegen, die Minuten und Stunden schnell verrinnen.

Kämpfe mit Schwächen

Natürlich führt uns Harvestella als Genre-Mix aus Farming-Simulator und Action-Rollenspiel auch in Gebiete mit Gegnern. Für den Fortschritt in der Geschichte ist es sogar zwingend erforderlich, irgendwann einen der nahe Lethe liegenden anderen Orte zu besuchen. So brechen wir schon bald auf, um eine bestimmte Person zu suchen. Alleine bleiben wir dabei nicht, sondern erhalten einen Mitstreiter, der an unserer Seite kämpft. Wenn wir das Menü richtig einschätzen, können bis zu zwei weitere Charaktere aktiv an den Echtzeitkämpfen teilnehmen. Diese agieren selbstständig und ordentlich. Dafür zeichnen sich beim Kampfsystem Probleme ab. Dieses funktioniert direkt. Heißt, mittels Knopfdrück führen wir einen Angriff aus. Gegner dürfen wir zwar anvisieren, die Kamera folgt ihnen aber nicht wirklich. Außerdem ist die Steuerung etwas schwammig, wodurch wir in den meisten Kämpfen einfach nur draufhauen und den teils massiven Schaden den wir einstecken leicht genervt hinnehmen. Spätestens beim ersten Boss funktioniert diese Taktik nicht mehr. Entsprechend frustig kann die Konfrontation werden. Vollkommen misslungen sind die Kämpfe jedoch nicht. Schon eine richtig funktionierende Anvisier-Funktion und etwas bessere Ausweichmöglichkeiten können viel ändern. Hier hoffen wir darauf, dass vor Veröffentlichung von Harvestella entsprechende Anpassungen vorgenommen werden.

Doch auch trotz der Probleme bei den Kämpfen hatten wir viel Spaß mit der Demo von Harvestella. Tatsächlich haben wir uns sogar in dem Farming-Simulator-Rollenspiel verloren. Stets wollten wir wissen, wie die Geschichte weitergeht und waren ausreichend motiviert uns den Gegnern zu stellen sowie uns um unsere Farm zu kümmern. Gerade bei ersterem zeigt sich, dass ein nicht perfektes Kampfsystem nicht immer zwingend den Spielspaß komplett zunichtemacht. Vor allem Geschichte, Charaktere und Szenario sind interessant genug, um uns zu motivieren und unsere Neugier auf die Vollversion von Harvestella zu wecken. Zumal sich bereits jetzt weitere interessante Mechaniken abzeichnen. So verbessern wir nach Abschluss des zweiten Kapitels und somit zum Ende der Demo unsere Beziehung zu einem Charakter. Ob dies nur automatisch an bestimmten Punkten der Geschichte passiert oder ob wir auch anderweitig unsere Bindung zu anderen Figuren steigern können, bleibt abzuwarten. Außerdem ist bereits bekannt, dass wir im Laufe unseres Abenteuers weitere Personen treffen, an ihrer Seite kämpfen und potenziell fantastische Orte besuchen werden. Hier deuten Trailer und Screenshots JRPG-typische-Elemente an, die aber deshalb nicht weniger interessant sind.

Stimmungsvoll, aber einfach

Technisch gesehen funktioniert Harvestella in der Demo bereits gut. Der Genre-Mix läuft durchgehend flüssig und überzeugt mit einem durchaus gelungenen Grafikstil. Gerade die Charakterdesigns haben uns gefallen, doch auch die Umgebungen bietet fantastische Orte. Da stört es uns dann nicht, dass Harvestella bei der grafischen Qualität hinter anderen Spielen zurückbleibt. Weder die manchmal matschigen Texturen noch die wie in vielen japanischen Rollenspielen etwas einfach gehaltenen, aber detailreichen Figuren haben uns gestört. Allerdings bleibt hier abzuwarten, wie viel Abwechslung in der Vollversion geboten wird. Ein grafisches Highlight erwarten wir nicht. Auch bei der Musikuntermalung ist Harvestella bisher gelungen, ohne Maßstäbe zu setzen. Etwas verwundert waren wir, dass wir neben der Textsprache, die unter anderem auf Deutsch zur Verfügung steht, zwar eine englische oder japanische Vertonung wählen durften, die Dialoge aber komplett stumm bleiben. Lediglich gelegentliche Sprachsamples zeigen, für welche Sprachausgabe wir uns entschieden haben. Am Spaß, den wir mit Harvestella in der Demo hatten, ändert das aber nichts und wir sind bereits gespannt darauf, was uns in der Vollversion des Farming-Simulator-Rollenspiels erwartet.

Geschrieben von Alexander Geisler

Prognose:

Schon seit der Ankündigung hat Harvestella mein Interesse geweckt. Dank der Demo hatte ich nun erstmals Gelegenheit das Farming-Simulator-Rollenspiel anzuspielen. Schnell habe ich festgestellt, dass es mich weitaus mehr an ein Final Fantasy mit Bauernhof-Mechanik als an Rune Factory, Stardew Valley oder Story of Seasons erinnert. Und das liegt nicht am Grafikstil, sondern an der Geschichte. Diese hat früh mein Interesse geweckt und nach dem Ende der Demo würde ich am liebsten sofort weiterspielen, um zu erfahren, was mich als nächstes erwartet. Gleichzeitig hatte ich Spaß am kurzweiligen Pflanzen und Ernten. Lediglich das Kampfsystem hat mich zeitweise genervt und frustriert, aber niemals so sehr, dass ich die Lust am Weiterspielen verloren hätte. Sollte Harvestella dem eingeschlagenen Weg weiter folgen und mit der Geschichte überzeugen können, dann erwartet uns im November vielleicht kein neuer Genre-Meilenstein, aber zumindest ein kurzweiliger Mix aus Farming-Simulator und japanischem Action-Rollenspiel. Für mich genug, um neugierig auf Harvestella zu sein.