Nintendo Switch (Hardware) – VORSCHAU

Bereits am 20. Oktober 2016 durften wir durch einen recht kurzen Trailer einen ersten Blick auf Nintendos neue Heimkonsole riskieren. Weniger als drei Monate später hat Nintendo die Konsole live in und aus Japan präsentiert. Wir ziehen ein erstes Resümee von der Switch.


Zu einer unhumanen Stunde deutscher Ortszeit, stellte Nintendo die Switch am 13. Januar 2017 um fünf Uhr morgens ausgiebig vor. Das Hauptaugenmerk legte der Konzern dabei, wie wir es nicht anders erwartet haben, auf den innovativen Controller beziehungsweise die Steuerungsmöglichkeiten. So sind die so genannten Joy-Con-Controller nicht fest mit der Konsolen-Einheit verbunden, sondern können abgenommen werden. Entweder dürfen wir die beiden Joy-Con-Controller an der Joy-Con-Halterung befestigen und sie somit quasi als einzelnen Controller verwenden oder sie separat benutzen. Durch diese Option können wir noch entspannter auf dem Sofa liegen, aktiver mit den Steuerungseinheiten herumfuchteln oder sie spontan mit einem anderen Spieler bei Multiplayer-Titeln teilen. Nett!

Best-of der Nintendo-Controller

Schauen wir uns die Nintendo Switch einmal genauer an, wird schnell klar, dass das eine oder andere Merkmal der Wii und der Wii U in der Heimkonsole verbaut ist. Nintendo geht sogar soweit und erklärt, dass im Grunde fast alle Features aller bisherigen Steuerungsmethoden in das Konzept der Switch eingeflossen sind. Die Rumble-Funktion vom Nintendo 64 Rumble Pak, der Sinn des Haltegriffs vom GameCube, das mobile Spielen mit dem Game Boy, die Schultertasten vom Super-Nintendo-Controller und die Bewegungssteuerung von der Wii. Diese Symbiose verschiedener Elemente ergibt durchaus ein stimmiges Gesamtbild. Am Ende wird Nintendo jedoch beweisen müssen, dass das Zusammenspiel der Elemente funktioniert und einzelne Steuerungstechniken nicht zum reinen Gimmick verkommen.

Während die Bewegungssteuerung aufgrund von Infrarotkameras in den Steuerungseinheiten keine sonderlich große Revolution darstellen wird wie etwa die Wii-Fernbedienung im Jahr 2006 und sicherlich ähnlich tauglich sein wird, kann uns die HD-Rumble-Funktion schon etwas mehr begeistern. So sollen sich die Vibrationen in den Joy-Con-Controllern deutlich voneinander abgrenzen, je nachdem welches Gefühl uns vermittelt werden soll. In der Präsentation hat man dies anhand eines gefüllten Glases mit einer unterschiedlichen Anzahl an Eiswürfeln darin versucht zu erklären. Übertragen auf andere Spiele und vor allem Genres sind so sicherlich unterschiedliche Erlebnisse und Erfahrungen möglichen. Wir sind gespannt, wie sich das haptische Feedback in der Realität tatsächlich anfühlen wird.

Bildschirmfunktionen

Des Weiteren bietet die Switch einen Helligkeitssensor, der das Bild je nach Tageszeit oder besser gesagt je nach Lichtverhältnissen reguliert. Wer besonders nachts unter der Bettdecke spielen möchte, schont mit der Switch seine Augen. Praktisch! Hinzu kommt, dass der Bildschirm ein Touchscreen ist und darüber ebenfalls mehrere Eingaben gleichzeitig gemacht werden können. In wie weit die Touchscreen-Funktionen außerhalb der Navigation im Menü und somit in Spielen eingesetzt werden kann, ist aber noch fraglich. Schließlich ist das Gerät hauptsächlich als Heimkonsole, das stationär in einer Ladestation steckt, konzipiert. Trotzdem bietet die Switch damit die grundlegende Möglichkeit, auch Spiele für den rein mobilen Gebrauch anzubieten. Ob das aus Marketing-Sicht clever sei, ist eine andere Frage.

In puncto Bildschirm gibt es noch einen weiteren wichtigen Fakt zu beachten. Während auf dem großen Fernsehbildschirm Auflösungen bis zu 1080p möglich sind, beschränkt sich die Auflösung auf dem Switch-Bildschirm auf 720p. Nun könnte man argumentieren, dass selbst ältere Smartphones über wesentlich höhere Auflösungen verfügen, doch beansprucht die Switch sicherlich eine größere Rechenleistung. So ist es nicht verwunderlich, dass die Akku-Laufzeit von Nintendo mit drei bis sechs Stunden auch recht kurz ausfällt. Für den mobilen Betrieb kann das für den einen oder anderen Spieler zu wenig sein, doch für den häuslichen Gebrauch ist das, zumindest was die Akku-Laufzeit betrifft, unserer Meinung nach mehr als akzeptabel.

Kleine Problemkinder

Trotzdem ist beim Bildschirm schon jetzt leichte Vorsicht geboten. Bereits beim New 3DS XL verbaut Nintendo zwei unterschiedliche Display-Typen, die sich in der Qualität spürbar unterscheiden, und kommunizieren das in keiner Weise mit den Kunden. Dieses Debakel darf sich mit der Switch auf keinen Fall wiederholen und zwar insbesondere deshalb, weil man auch zu zweit vor einem Switch-Bildschirm sitzen und beim schrägen Blick auf den kleinen Bildschirm merkliche Qualitätseinbußen vernehmen kann. Hoffen wir also mal, dass der Konzern aus Kyōto keinen Twisted-Nematic-Bildschirm verbaut, sondern auf In-Plane-Switching-Technologie oder vergleichbare Technik bei der Flüssigkristallanzeige setzt, um unnötige Defizite zu vermeiden. Hier ist aber bei Weitem noch nichts in Stein gemeißelt.

Über die restliche Hardware hat Nintendo nicht sehr viele Worte verloren. So hat der Konzern, wie es nicht anders zu erwarten war, keine Hardware-Angaben in puncto Rechenleistung und Co gemacht. Selbst ein Blick auf die offizielle Webseite hilft hier nicht weiter. Interessante Punkte lassen sich hier dennoch finden. So bietet die Konsole einen integrierten Speicherplatz von 32 Gigabytes und fällt damit ähnlich schwach aus wie das größte Speichervolumen der Wii U. Wer also größere Spiele herunterladen möchte, wird beim integrierten Speicher sehr schnell an seine Grenzen kommen. Erweiterbar ist das Gerät jedoch mit microSDXC-Karten. Sofern diese austauschbar sind, ist das Problem allerdings nicht ganz so kritisch zu betrachten. Sammler umgehen die heile Angelegenheit ohnehin durch den Kauf der Retail-Fassungen.

Online-Funktionen

Zum Betriebssystem hat sich Nintendo noch nicht geäußert. Wir nehmen an, dass wir mit einer ähnlichen Oberfläche wie bei der Wii U oder beim 3DS rechnen dürfen. Allerdings hat sich der Konzern ein klein wenig zum kommenden Online-Programm geäußert. Wir werden mit der Switch nach wie vor online spielen dürfen. Während zum Launch eine freie Testphase beginnt, bittet Nintendo ab Herbst 2017 zur Kasse. Wie hoch der monatliche Beitrag zum Online-Spielen ausfällt, ist noch nicht bekannt. Wer an diesem Programm jedoch teilnimmt, kommt laut der US-amerikanischen Nintendo-Webseite nicht nur in den Genuss von exklusiven Deals, sondern hat jeden Monat auch den kostenfreien Zugriff auf ein NES- oder ein Super-Nintendo-Spiel, das noch dazu mit neuen Online-Funktionen ausgestattet sein soll. Definitiv ein interessanter Ansatz, der an Sonys PlayStation-Plus-Programm erinnert. Fraglich bleibt, ob man das Spiel auch nach Ablauf des Abonnements behalten darf oder ob die Lizenz danach automatisch erlischt.

Wie genau das reine Online-Spielen ablaufen wird, hat Nintendo noch nicht eindeutig geklärt. Es wird in jedem Falle eine Online-Lobby mit Voice-Chat geben, die über mobile Endgeräte wie Tablet-PCs und nicht direkt über die Switch aufgerufen wird. Warum man uns hier das Leben erschwert und Nichtbesitzer von Smartphones und Co ausschließt, weiß wohl nur Nintendo selbst. Es bleibt also abzuwarten, wie gut das Zusammenspiel von Konsole und Mobilgerät funktionieren wird. Schon jetzt ist aber klar, dass Eltern eine Kindersicherung einrichten dürfen, die Minderjährigen etwa den Zugriff auf Erwachseneninhalte verwehrt oder eShop-Einkäufe einschränkt. So werden sicher auch Bilder (und später auch Videos) aus jugendgefährdenden Medien, die wir über den Aufnahmeknopf auf dem Controller in Alben speichern dürfen, nicht für Minderjährige angezeigt. Ob und wie die Alben mit dem Miiverse harmonieren, steht ebenfalls noch in den Sternen. Am Schluss bleiben viele Fragen, wie zum Beispiel die, ob Download-Software weiterhin an eine Konsole gebunden ist, unbefriedigend offen. Diese und weitere Fragen sollte Nintendo in den nächsten Wochen bis zum Release am 3. März 2017 peu á peu beantworten, um einen angenehmen Launch zu ermöglichen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Prognose:

Nach dieser Faktenflut kann man zu zwei verschiedenen Meinungen kommen. Entweder ist man von der Switch dermaßen begeistert und wartet sehnsüchtig darauf, dass man Nintendos neue Heimkonsole irgendwo vorbestellen kann, oder man zuckt nüchtern mit den Schultern. Bei mir ist es vermutlich eine Mischung aus beiden Ansichten, denn auf der einen Seite finde ich das Konzept mittlerweile etwas interessanter, als noch bei der Erstankündigung, doch auf der anderen Seite bin ich noch nicht gänzlich überzeugt. Nach wie vor denke ich nicht, dass in der Switch Hardware verbaut ist, die mit der PlayStation 4 konkurrieren kann und dann sehe ich es nicht ein, einen ähnlich hohen Preis für weitgehend veraltete Technik zu bezahlen. Viel wichtiger ist für mich jedoch das Videospielangebot. Dieses ist zwar für die nächsten Monate (und Jahre) vorhanden, doch wirkt der Launch-Zeitraum noch etwas dürftig. Ob die Dritthersteller durchgehend hier mitziehen werden, wird die Zeit zeigen. Ich bleibe skeptisch, würde mich aber sehr für Nintendo freuen, wenn sie es mit der Switch schaffen, sowohl die Dritthersteller, als auch viele Fans mit an Bord zu holen.