Psycho Dream – TEST

Es gab eine Zeit, in der Entwickler einfach drauflos programmieren konnten, um ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Das kann gelingen oder gehörig nach hinten losgehen. Psycho Dream vom japanischen Entwicklerstudio Riot ist solch ein Spiel, das weder 1992 noch irgendwann danach jemand brauchte.


Wer sich auf den einstigen Super-Famicom-Klassiker einlassen und vor allem verstehen will, sollte unbedingt Japanischkenntnisse mitbringen. Das Spiel kommt nämlich ohne nachvollziehbare Story aus, sodass ein Blick in die rein japanischsprachige Anleitung notwendig ist. Wir fassen für euch einfach mal die wichtigsten Eckpunkte zusammen: In der Welt von Psycho Dream kam in den 1980er-Jahren, der damals gar nicht weit zurückliegenden Vergangenheit, ein neues Unterhaltungsmedium auf. Die sogenannten D-Filme sorgten dafür, dass sich der Zuschauer stimulierend in eine fremde Welt begeben und sich in dieser verlieren konnte. Dies führte dazu, dass Personen sich für immer in der Welt verloren und starben.

Die japanische Regierung erachtete es für notwendig, eine Institution einzurichten, welche sich um die Rettung dieser armen Seelen kümmern soll. Eines Tages geht die siebzehnjährige Sayaka Yūki verloren, weshalb ein Debugger sie in die reale Welt zurückholen soll. An dieser Stelle kommen wir ins Spiel. So haben wir in Psycho Dream die Wahl zwischen den beiden Hauptfiguren Ryō Shizuma und Maria Tobari, beide Debugger, wobei Maria aufgrund ihres Outfits auch glatt als Domina durchgehen könnte. Tja, Anfang der 1990er-Jahre mussten weibliche Spielfiguren, warum auch immer, in eine ganz bestimmte Richtung geschoben werden.

Frustreiches Actionspiel

Schlüpfen wir in die Rolle von Ryō, können wir in den zweidimensionalen Spielabschnitten das Schwert schwingen, nach dem Finden eines Power-ups eine Laserpistole abfeuern und ein paar Power-ups später sogar beide Waffentypen miteinander kombinieren. Maria ist hingegen passend zu Lack und Leder mit einer Peitsche ausgerüstet, kann aber durch ein Power-up auch zu Metallkrallen greifen. In den insgesamt sechs Stages des Actiontitels, der dadurch je nach Ausdauer und Geschick in seiner Einmalspielzeit von unter einer Stunde auch sehr kurz ausfällt, bekommen wir es mit allerhand Feinden zu tun. Klebrige Schleime, fliegende Schlangen und schwebende Augen sind nur ein Teil der Monster, die in Sayakas D-Film auftreten.

Dabei fällt uns auf, dass unsere Spielfigur ohne Power-ups sehr schwach ausfällt und durchaus sehr schnell das Zeitliche segnen kann. Hin und wieder lassen besiegte Gegner in Psycho Dream zwar Heilmittel fallen, doch ist dies eher die Ausnahme. Hinzu kommt, dass wir meist sehr langsam in den sechs Levels vorankommen. Wir können mit Maria und Ryō zwar rennen, doch ist dies aufgrund plötzlich auftauchender Gegner, die teilweise auch echt unfair platziert sind, keine gute Idee. Wir sollten ein ruhiges Händchen bewahren, um möglichst unbeschadet voranzukommen. Trotz ständiger Bemühungen und der eigentlich funktionalen Steuerung, die alle Eingaben direkt umsetzt, ist Frust aufgrund unfairer Stellen vorprogrammiert.

Vor- und Nachteile der Neuveröffentlichung

Im Gegensatz zur ursprünglichen Super-Famicom-Version von Psycho Dream, die es inzwischen auch ins Angebot von Nintendo Switch Online geschafft hat, gibt es in der „richtigen“ Switch-Version von Ratalaika Games ein paar Features, die wir aufgrund des hohen Schwierigkeitsgrades nicht missen wollen. So können wir zum Beispiel verschiedene Cheats aktivieren, um unbegrenzte Lebensenergie zu erhalten, damit die Gegner uns nichts mehr anhaben können. Dies nimmt zwar ein wenig den Sinn aus dem Spiel, dürfte aber gerade Einsteigern helfen, die späteren Levels überhaupt einmal sehen zu können. Alternativ gibt es auch eine Rückspulfunktion, um Fehler auszumerzen. Die Intervalldauer bis zum nächsten automatischen Speichervorgang lässt sich ebenfalls manipulieren.

Von den Grafikoptionen sind wir aber ein wenig enttäuscht. Zwar können wir ein wenig mit diversen Farbfiltern experimentieren, doch das 4:3-Bildformat an die oberen und unteren Seitenränder anzupassen ohne das Bild ins Breitbildformat zu übertragen, funktioniert nicht gut. Auch die Bonusinhalte wurden ein wenig stiefmütterlich behandelt. Eine Handvoll Artworks und eine Jukebox, in der nicht einmal der aktuelle Titel der Melodie angezeigt wird, ist ein Witz. In gewisser Weise passt dies aber zur auch sonst schon mau gestalteten Menüstruktur. Wer den psychedelischen 16-Bit-Trip aber trotz aller Defizite nachholen will, sieht über diesen Umstand bestimmt hinweg.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Eric Ebelt

Psycho Dream ist eines der Spiele, von denen sicherlich viele Fans von Nintendos 16-Bit-Konsole zumindest das Artwork samt Schriftzug auf dem Cover kennen. Gespielt dürften den Actiontitel aus dem Jahr 1992 aber nur die wenigsten. Verpasst haben diese aber ohnehin nicht viel, denn trotz einer interessanten Spielidee, vergeigt der Titel eine Chance nach der anderen. Beispielsweise kommt die Story des Spiels überhaupt nicht rüber, sodass der Spieler sich alle Informationen aus der rein auf Japanisch enthaltenen Spielanleitung ziehen muss. Im nächsten Schritt ist das Gameplay schlicht zu simpel: Laufen, springen, Gegner attackieren und Power-ups sammeln. Hinzu kommt, dass es im Verlauf des rund einstündigen Spiels zunehmend unfaire Stellen gibt, die auf fiese Gegnerpositionen oder herabfallende Felsbrocken über Abgründen zurückzuführen sind. Bei denen habe ich auch kein Problem, Cheats zu aktivieren oder die Rückspulfunktion zu nutzen. Dies kommt aber verhältnismäßig viel zu oft vor, sodass der Spielspaß in den Keller sinkt. Selbst für historisch interessierte Videospieler gibt es keine Gründe, sich intensiver mit der Neuveröffentlichung zu beschäftigen. Nur beinharte Actionfans, die über all diese Defizite hinwegsehen können, werden zumindest einen Funken Freude haben.