Auf der Strecke geblieben: Ausstehende 3DS-Veröffentlichungen – SPECIAL

Zwischen den Jahren 2011 und 2019 wurden unglaublich viele Spiele auf dem Nintendo 3DS veröffentlicht. Mit Persona Q2: New Cinema Labyrinth erschien Mitte 2019 der letzte große Titel im Einzelhandel. 2020 sieht es für den 3DS düster aus, obwohl noch einige Spiele ausstehen.


Am 26. Februar 2011 erblickte der Nintendo 3DS in Japan das Licht der Welt. Einen ganzen Monat später war es am 25. März auch in Europa soweit. Obwohl der Launch-Zeitraum für Nintendos Handheld nicht mit Erfolgen glänzen konnte, entwickelte sich die portable Konsole nach einer Preissenkung und der Eröffnung des eShops zu einem Verkaufsschlager. Nicht gänzlich unschuldig daran sind auch hochkarätige Hits wie Super Mario 3D Land oder Fire Emblem: Awakening. Während diese Werke Geschichte schreiben konnten, war dieses Glück nicht allen Spielen vergönnt. In den letzten Jahren sind in Japan viele Titel erschienen, die nicht ihren Weg nach Europa geschafft haben.

Damit meinen wir keine Obskuritäten, die ohnehin nie ihren Weg über die japanischen Landesgrenzen hinweg schaffen würden, sondern vor allem Spiele, von denen es bereits auf Deutsch übersetzte Vorgänger gibt. Beispielsweise Yōkai Watch Blasters 2, dessen erster Teil 2015 in Japan und erst 2018 in Europa erschien. Da der zweite Teil mit Yōkai Watch 3, einem Ableger der Hauptreihe, kompatibel ist, fragen wir uns auch, warum Level-5 und Nintendo die zweite Episode des Spin-offs 2019 nicht im europäischen oder nordamerikanischen Raum veröffentlicht hat. Mit Mario & Luigi: Abenteuer Bowser + Bowser Jr.s Reise und Kirby und das extra magische Garn gab es 2019 schließlich nur zwei hauseigene Nintendo-Titel für den mehr als 75 Millionen mal verkauften Handheld.

Märchenstunde mit Nintendo

Natürlich könnte hier argumentiert werden, dass der Nintendo 3DS betagt ist und langsam, aber sicher ausrangiert wird, da sich die Nintendo Switch unverhältnismäßig gut verkauft. Allerdings hat erst im Juni 2019 Doug Bowser, Präsident von Nintendos Niederlassung in den USA, der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass die Konsole weiterhin von Nintendo unterstützt wird. Seitdem ist allerdings nicht viel passiert und wer jetzt an das berühmte Märchen von der Unterstützung des Game Boy Advance denkt, liegt wohl nicht ganz falsch.

Nur anderthalb Jahre nach der Markteinführung des Nintendo DS im November 2004, der ursprünglich als drittes Standbein von Nintendo dienen sollte, wurde die Unterstützung für den Game Boy Advance eingestellt. Mit Donkey Kong: King of Swing, Donkey Kong Country 3: Dixie’s Double Trouble, Mario Power Tennis, Polarium Advance und Pokémon: Mystery Dungeon – Team Rot erschienen gerade einmal fünf weitere Spiele von Nintendo. Wer großzügig ist, kann hier noch drei weitere Titel hinzuzählen, denn zum Glück übernahm Nintendo für Square Enix die Lokalisation und das Publishing für die Game-Boy-Advance-Portierungen von Final Fantasy IV, V und VI. Square Enix ist an dieser Stelle ein gutes Stichwort, denn der vor allem für seine Rollenspiele bekannte Großkonzern, steht mit drei Titeln immer noch in Zugzwang.

Noch ein paar Asse im Ärmel

Bereits im Mai 2012 veröffentlichte Square Enix in Japan Dragon Quest Monsters: Terry’s Wonderland 3D. Hierbei handelt es sich um das 3DS-Remake des ersten Serienteils, der im Januar 2000 auch in Europa für den Game Boy Color veröffentlicht wurde. Nachdem 2006 und 2010 mit Dragon Quest Monsters Joker und Dragon Quest Monsters Joker 2 gleich zwei weitere Teile des Franchises erschienen, die ein paar Jahre später auch ihren Weg nach Europa schafften, sieht es ähnlich wie beim Remake auch beim 2016 veröffentlichten Dragon Quest Monsters Joker 3 schlecht aus. Square Enix zeigt kein Interesse daran, das Rollenspiel außerhalb Japans zu veröffentlichen.

Das ist ganz schön unverständlich, denn während Dragon Quest Monsters in Europa durchaus bekannt ist, setzt der Konzern lieber auf neue Spin-offs wie Dragon Quest Builders und Dragon Quest Heroes. Vor allem nachdem der elfte Serienteil – bei dem Square Enix uns übrigens auch noch die 3DS-Version schuldig bleibt – auf PlayStation 4 und Nintendo Switch auch außerhalb Japans ein voller Erfolg wurde, sollte diese Einstellung auf die alten Tage des 3DS gut überlegt werden. In der Vergangenheit hat Square Enix gezeigt, dass die Zusammenarbeit mit Nintendo gut funktioniert. Hier könnte Nintendo, wenn der Konzern selbst keine Spiele mehr entwickeln will, durchaus punkten.

Justice for All!

Wer nicht des Japanischen mächtig ist, wird sich unter Dai Gyakuten Saiban: Naruhodō Ryūnosuke no Bōken aus dem Jahr 2015 und dessen 2016 veröffentlichten Nachfolger Dai Gyakuten Saiban 2: Naruhodō Ryūnosuke no Kakugo eher nichts vorstellen können. Bei diesen Spielen handelt es sich um zwei Ableger der Ace-Attorney-Reihe, die zeitlich im späten 19. Jahrhundert angesiedelt sind. Weder das japanische Meiji-Zeit-Setting noch das realitätsferne Gameplay, das größtenteils dem der Vorgänger entspricht, sollte Capcom davon abhalten, diese beiden Adventures in Europa und Nordamerika zu veröffentlichen. Da haben schon ganz andere Kaliber die kulturellen Grenzen Japans überschritten.

Noch sehr viel mehr verwundert es, dass Level-5 immer noch nicht Inazuma Eleven Go 3: Galaxy – Big Bang & Supernova in Europa veröffentlicht hat. Bis auf die Spin-offs Inazuma Eleven Strikers 2012 Extreme und Inazuma Eleven Go Strikers 2013 sind alle Spiele des Franchises hierzulande erschienen. Es ist bekannt, dass es zwischen Level-5 und MSC Technologies Systems einen Rechtsstreit gab. Beide Unternehmen haben sich jedoch spätestens 2018 einigen können, denn in diesem Jahr hat Level-5 das Trademark in Europa offiziell angemeldet. Veröffentlicht hat das Unternehmen das Spiel bisher aber noch nicht, was wartende Fans wirklich sauer aufstößt.

Geschichte wiederholt sich

Ebenso auf der Anklagebank sitzt Konami. 2012 veröffentlichte der Konzern das Rollenspiel Beyond the Labyrinth. Da Konami in den letzten Jahren aber immer mehr in Verruf kam, was das Interesse an der Entwicklung von Videospielen angeht, ist dies wohl das Spiel auf dieser Liste, mit dem am allerwenigsten gerechnet werden kann. Im Grunde darf aber auch bei den anderen Spielen bezweifelt werden, dass diese noch nachgereicht werden. Ob sich ein Import lohnt, hängt in jedem Fall aufgrund der Textlastigkeit stark von den eigenen Japanisch-Skills ab.

Ebenfalls sollte beachtet werden, dass Nintendo beim 3DS immer noch auf einen Region Lock setzt und deshalb noch extra eine japanische Konsole erworben werden muss. Warum Nintendo den Region Lock per Update noch nicht entfernt hat, ist fraglich – schließlich hat das Unternehmen bei der Switch bewusst darauf verzichtet. Böse Zungen behaupten, dass mit den Aktualisierungen die von Doug Bowser erwähnte Unterstützung gemeint ist. Die letzten Updates haben aber nur gezeigt, dass Nintendo den 3DS sicherer als das Goldlager von Fort Knox machen möchte. Wenn eine Firma ankündigt, die hauseigene Konsole auch weiterhin zu unterstützen, dann darf es nicht bei leeren Versprechungen bleiben. Ansonsten würde sich die Geschichte wiederholen – und das würde Nintendo erneut in ein schlechtes Licht rücken.

Geschrieben von Eric Ebelt