Discounty – TEST

Falls ihr schon immer mal einen Supermarkt managen und nebenher gesellschaftliche Verbindungen knüpfen wolltet, dann ist die Lebenssimulation Discounty definitiv das Spiel für euch. Mit seinem quasi leerlauffreien Gameplay kann es über etliche Stunden hinweg überzeugen.


Spätestens seit Stardew Valley stehen Wohlfühlspiele wieder hoch im Kurs. Sie sprießen nur so aus dem Boden, wobei nicht jeder Titel langfristig unterhalten kann. Discounty vom dänischen Entwicklerstudio Crinckle Cut Games zählt zum Glück nicht zu den Spielspaßgurken, sondern zu den Spielen, die uns stundenlang an den Bildschirm fesseln. In der Lebenssimulation übernehmen wir die Rolle einer nicht auf ein Geschlecht festgelegten Spielfigur, die in der Kleinstadt Blomkest den Supermarkt ihrer Tante übernehmen soll. Supermarkt ist zumindest zu Beginn des Spiels aber wohl etwas zu hoch gegriffen, denn bei dem Geschäft handelt es sich eher um einen kleinen Tante-Emma-Laden.

Blomkest ist zudem ein heruntergekommenes Städtchen, in dem der Hund begraben liegt. Die wenigen Bewohner der Stadt lassen sich selten auf der Straße blicken, sind aber sichtlich froh, dass wir das Lädchen wieder auf Vordermann bringen. Im Mittelpunkt der Handlung, die auf mehrere Kapitel aufgeteilt ist, steht also der Aufbau des Supermarkts. Wir ordern online beim Lieferhans Lebensmittel und Haushaltswaren, verkaufen sie im Laden und machen mit der Zeit ordentlich Gewinne. Das Konzept, einen Laden aufzubauen, ist aber definitiv nicht neu. Bereits 2013 versuchte Entwicklerlegende Wada Yasuhiro mit Hometown Story ein ähnliches Werk, doch die Kritiken fielen verhalten aus. Discounty, so können wir euch versichern, macht alles sehr viel besser!

Spielspaßbringender Stressfaktor

Aus der leicht versetzten Vogelperspektive bewegen wir unseren Protagonisten, dessen Aussehen und Geschlechtsmerkmale wir jederzeit verändern dürfen, durch Blomkest. Im Laden positionieren wir Regale und Kühltruhen, die wir mit Verkaufsgegenständen füllen müssen. Dazu haben wir täglich bis neun Uhr oder wahlweise nach unserer Schicht ab siebzehn Uhr Zeit. Während dies anfangs noch keine große Herausforderung darstellt, ist gutes Zeitmanagement nach ein paar Spielstunden obligatorisch. Je mehr Regale und Kühltruhen im Laden stehen, desto mehr können wir verkaufen – und desto mehr müssen wir auch immer wieder auffüllen.

Sobald die Kunden das titelgebende Geschäft Discounty betreten, sind sie auch schon auf der Suche nach den Waren, die ihre Bedürfnisse stillen. Ist ein Regal leer, können wir zwischendurch auch schnell ins Lager flitzen, um den Bestand auf der Verkaufsfläche aufzufüllen. Allzu oft können wir dies aber nicht machen, denn die Zeit vergeht im Laden deutlich schneller als außerhalb. Es bilden sich Warteschlangen an der Kasse, die wir zu allem Übel auch noch selbst bedienen müssen. Das heißt, dass wir am besten auch die Preise unserer Waren im Kopf haben, um Zeit zu sparen. Zwar können wir stets nachschauen, welchen Preis wir eintippen müssen, doch kostet dies unnötig Zeit. Auf die Multiplikationsfunktion des Taschenrechners sollten wir eh verzichten und bei mehreren gleichen Artikeln im Kopf rechnen.

Alle Hände voll zu tun

Obwohl wir in Discounty bis auf den Sonntag in der Woche keine Verschnaufpause haben, ist der hetzende Alltag durchaus spaßig. Es gibt so gut wie keinen Leerlauf. Jederzeit wissen wir, was als nächstes zu tun ist. Ständig geht es um das Optimieren der Verkaufsfläche, indem wir neue Regale und Kühltruhen in unterschiedlicher Qualität hinzukaufen. Den Supermarkt können wir im Verlauf der Handlung sogar erweitern, sofern wir das nötige Kleingeld erwirtschaftet haben. Ebenfalls beziehen wir unsere Waren mit der Zeit nicht mehr nur beim Lieferhans – wir schließen darüber hinaus Verträge mit regionalen Anbietern in Blomkest ab. Dazu ist es nicht selten erforderlich, kleinere Aufgaben zu erfüllen.

Dementsprechend ist auch der soziale Aspekt ein wichtiges Spielelement. Obwohl wir keine „richtigen“ Beziehungen wie in Story of Seasons und Co knüpfen, sind die Charaktere durchaus spannend geschrieben. Unsere Tante knabbert beispielsweise immer noch daran, dass ihr Ehemann sie einst ohne ein Wort verlassen hat. Dann gibt es noch den korrupten Herrn Stadtrat, der seine Zeit lieber im Park verbringt, als wirklich seiner Arbeit nachzugehen – und uns darum bittet, belastendes Material für ihn zu vernichten. Zusammen mit dem detaillierten Pixel-Look, der entspannenden Musik und dem motivierendem Gameplay ist Discounty ein Pflichtkauf für jeden Fan von Lebenssimulationen, die schon immer einmal den Alltag eines Supermarktbetreibers erleben wollten.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Wohlfühlspiele wie Story of Seasons, Stardew Valley, Potion Permit und nun auch Discounty sind auf meiner Switch stets gerngesehene Gäste. Discounty lässt mich insofern nicht so schnell los, weil es genau das Spiel geworden ist, was ich mir vor über zehn Jahren schon von Hometown Story erhofft hatte. Ich kann einen Supermarkt übernehmen, die Warenpräsentation optimieren und in Windeseile die Kaufverträge mit den Kunden abwickeln, sofern ich denn die Preise im Kopf habe. Auch die gut geschriebenen Dialoge mit den wenigen Bewohnern von Blomkest machen mir sehr viel Freude, da ich stets spüren kann, wie viel Liebe in die einzelnen Hintergrundgeschichten geflossen sind, die durchaus tragische Züge annehmen können. Beispielsweise reagieren die Städter enttäuscht, wenn ich den seit Jahren geschlossenen Teeladen zur Erweiterung der Verkaufsfläche meines Ladens umbaue. Das sind richtig starke Momente, die für das Spiel sprechen. Leerlauf gibt es in der Lebenssimulation von Crinckle Cut Games für mich eigentlich nie, da es ständig etwas zu tun gibt – und sei es nur Altpapier oder Styropor zum Recyclinghof zu schleppen, den verschmutzten Boden im Laden aufzuwischen, Werbeplakate für mehr Kunden aufzuhängen oder dem nächsten Story-Ziel näherzukommen. Beim Spielen von Discounty vergeht die Zeit wirklich wie im Flug. Fans des Genres sollten unbedingt zugreifen und die Supermarkterfahrung regelrecht inhalieren!