Dragon Quest III HD-2D Remake – TEST
Unter Dragon-Quest-Fans gehört der dritte Serienteil zu den besten Episoden des Franchises. Das hat wohl auch Square Enix erkannt und spendiert dem Spiel mit Dragon Quest III HD-2D Remake eine vollwertige Neuauflage, auf die auch die ersten beiden Teile noch folgen sollen.
Dragon Quest III HD-2D Remake ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich die Entwicklungszeit von Spielen in die Länge ziehen kann. Zwischen den ursprünglichen Veröffentlichungsterminen des Seriendebüts und Dragon Quest II: Luminaries of the Legendary Line lagen in den 1980er-Jahren gerade einmal sechs Monate. Für die dritte Episode haben sich die Entwickler ein ganzes Jahr genommen. Das Remake im HD-2D-Gewand wurde bereits im Mai 2021 mit einer Handvoll Spielszenen angekündigt. Davon ausgehend, dass zu diesem Zeitpunkt schon einige Bemühungen in die Entwicklung geflossen sind, war die optisch ansehnliche und inhaltlich erweiterte Neuauflage mindestens vier Jahre lang in der Produktion.
Dragon Quest III hebt sich sowohl im Original als auch in den verschiedenen Neuauflagen, die das Rollenspiel aus dem Hause Square Enix im Lauf der Jahrzehnte widerfuhr, spielerisch von den ersten beiden Serienteilen ab. Die Story blieb in jeglicher Ausgabe aber mehr oder weniger im Hintergrund. Sonderlich ausgeklügelt ist diese auch im HD-2D-Remake nicht, begeistert aber bereits zu Beginn mit aufwendigeren Zwischensequenzen, die das Geschehen unserer Meinung nach noch etwas glaubhafter in Szene setzen. Noch dazu handelt es sich bei Dragon Quest III HD-2D Remake um die erste Veröffentlichung des Spiels mit eingedeutschten Bildschirmtexten.
Helden von der Stange
Viele Jahre vor den Ereignissen des ersten Serienteils schlüpfen wir in die Haut eines Helden oder einer Heldin. Bereits vor Veröffentlichung sorgte diese Wahl für Diskussionen, denn die beiden Heldentypen heißen „Aussehen A“ und „Aussehen B“, wobei letzteres eine Spielfigur in unseren Augen mit eher weiblichen Geschlechtsmerkmalen darstellt. Würden die Entwickler bei Artdink und Team Asano somit eine geschlechterneutrale Charaktererstellung bezwecken, wäre daran auch nichts auszusetzen. Dennoch wird noch im Rahmen der Wahl des oder der Protagonistin von einem Helden oder einer Heldin gesprochen, womit der löbliche Ansatz wieder relativiert wird. Ob euch dieser Umstand besonders wichtig ist, müsst ihr im Endeffekt selbst entscheiden.
Wie dem auch sei treten wir im Spiel in die Fußstapfen unseres Vaters, dem Krieger Ortega. Dieser ist auf seiner Reise verschollen gegangen – ausgerechnet jetzt, wo der Teufel Baramos die Welt unterjochen will. Dies erfahren wir vom König unserer Heimat Aliahan, der uns zur Bekämpfung des Erzfeindes aussendet. Zuvor statten wir Hildas Heldenhort aber noch einen Besuch ab, denn dort stellen wir uns unsere Gruppe zusammen. Im Gegensatz zu fast allen anderen Episoden setzt Dragon Quest III nämlich nicht auf vordefinierte Charaktere. Stattdessen greifen wir auf erstellte Begleiter zurück oder kreieren sie selbst.
Intelligentes Klassensystem
Wir können nicht leugnen, dass uns Dragon Quest III HD-2D Remake genau wie die vorherigen Neuauflagen abseits des auch so schon kaum charakterisierten Protagonisten nur drei weitere seelenlose Figuren vorsetzt. Das mag zwar sicherlich nicht jedem Spielertypen gefallen, doch können wir sagen, dass wir uns schnell an Linus, Pierre und Dorothy gewöhnen, auch wenn sie keine tiefgründigen Gespräche mit der Hauptfigur oder gar mit den etlichen Nicht-Spieler-Charakteren führen.
Allerdings hat dieses System einen nicht zu unterschätzenden Vorteil, denn so entscheiden wir auch über die Klassen unserer Gruppenmitglieder. Neben den obligatorischen Kriegern, Magiern und Heilern stehen uns auch untypische Berufe wie Kaufleute, Gaukler oder die im HD-2D-Remake eingeführten Monsterbändiger zur Verfügung. Ab einer bestimmten Stufe dürfen wir einem Helden auch gewissenhaft eine Umschulung spendieren. Nach der Umorientierung startet ein Held in Dragon Quest III zwar wieder auf dem ersten Level, behält aber einen Teil seiner Attribute und zudem alle Fähigkeiten. So entstehen regelrechte Mischklassen, wodurch das sehr tiefgründige Klassensystem zum Experimentieren einlädt. Schade ist nur, dass selbst im erneuten Remake nicht haargenau vermittelt wird, welche Vor- und Nachteile die einzelnen Jobs im Detail eigentlich mit sich bringen.
Flotte Spielbarkeit dank cleverer Charaktere
Spielentscheidend sind diese Elemente aber nicht, denn wer den zahlreichen rundenbasierten Kämpfen nicht aus dem Weg geht, dürfte bis auf die winzigen Lebens- und Magiepunkteanzeigen in den Konsolenfassungen des Remakes kaum verzweifeln. Alleine durch den Umstand, dass wir das Abenteuer mit vier Helden beginnen, ist der Auftakt von Dragon Quest III wie in kaum einem anderen Serienableger so einfach, intuitiv und schnell. Dies liegt auch an der Programmierbarkeit unserer Kollegen, denn bis auf die Hauptfigur lassen sich den anderen Recken Verhaltensmuster aufzwingen. So müssen wir nicht ständig aus dem verschachtelten Magiemenü den passenden Zauberspruch auswählen und können uns stattdessen nur auf unseren Helden konzentrieren.
Puristen dürfen natürlich allen Figuren direkte Befehle erteilen, doch bevorzugen wir weitgehend das automatisierte Konzept: Sollte während einer Runde eine Veränderung in der Auseinandersetzung eintreten, reagieren die Charaktere überraschend clever auf die neuen Kampfbedingungen. So heilt nämlich ein Kleriker plötzlich einen Mitstreiter, der in der laufenden Runde viele Treffer einstecken musste. Übernehmen wir stattdessen das Kommando, können wir solche Überraschungen nicht einplanen, da alle Befehle zu Beginn der Runde eingegeben werden müssen. Bis auf die letzten Kämpfe von Dragon Quest III, die besonders knackig sein können, lässt sich das Spiel so wunderbar durchspielen.
Wahlweise etwas mehr oder etwas weniger Komfort
Wem das Rollenspiel nichtsdestotrotz zu anspruchsvoll oder vielleicht sogar zu anspruchslos sein sollte, kann jederzeit zwischen drei Schwierigkeitsgraden wechseln. Diesbezüglich hebt sich das HD-2D-Remake von den bisherigen Versionen ab, um ein möglichst breites Publikum anzusprechen. Allerdings erhalten unsere Helden auf der höchsten der drei Schwierigkeitsstufen weniger Erfahrungspunkte, obwohl die zu bekämpfenden Monster allesamt stärker sind. Wir bevorzugen deshalb ganz klar den ausgewogenen mittleren Schwierigkeitsgrad und haben viel Freude daran.
Bereits der zweite Teil der Dragon-Quest-Reihe hat 1987 eine Entwicklung in puncto Umfang angestoßen, die in Dragon Quest III fortgeführt wird. Ein paar dutzend Stunden sind wir damit beschäftigt, die große Spielwelt, die geographisch an vielen Punkten unserer Erde angelehnt ist, zu erkunden. Das HD-2D-Remake verfügt allerdings über das Feature, Zielmarkierungen einzuschalten. Unerfahrene oder ungeduldige Spieler kommen so schneller ans Ziel. Wahlweise lässt sich das Feature ausstellen, um den Erkundungsdrang zu stärken. Wer sich außerdem auf den aktuellen Stand bringen möchte, kann in Dragon Quest III HD-2D Remake Erinnerungen an verschiedene Ereignisse auf Knopfdruck nachlesen. Zusammen mit zahlreichen Tutorials werden wir im Spiel gut an die Hand genommen.
Herausragendes Rollenspiel trotz technischer Abstriche
Ansonsten deckt der Titel das typische Muster japanischer Rollenspiele ab, wozu er schon bei der Erstveröffentlichung beigetragen hat. So plündern wir Schatztruhen, bekämpfen für Gold und Erfahrung hunderte Gegner und erwerben mit erbeutetem Geld in den Läden neue Waffen und Rüstungen. Schon 1988 bot das Spiel eine noch motivierendere Aufwärtsspirale als seine Vorgänger, aus der es kein Entkommen gibt. Technisch überflügelt Dragon Quest III HD-2D Remake alle bisherigen Versionen. Ähnlich wie in Octopath Traveler II oder Live A Live bewegen wir die aus zweidimensionalen Pixel-Sprites bestehenden Charaktere durch eine hochauflösende und optisch vielfältige Welt.
Auf der Switch müssen wir aber mit geminderten Details leben. Auch in anderen Belangen haben die Versionen für die PlayStation 5, die Xbox Series X und den PC die Nase vorn. Zum Beispiel kommt die Framerate auf der Switch an manchen Stellen leicht ins Stottern, was gerade im Handheld-Modus auffällt. Dafür entschädigt das Design von Manga-Künstler Akira Toriyama inklusive hübscher Animationen. Den Kompositionen von Komponist Kōichi Sugiyama gelingt es mit fröhlich wie bedrohlich klingenden Musikstückchen jede Stimmungslage hervorragend einzufangen. Dragon Quest III HD-2D Remake mag auf der Switch leichte technische Probleme haben, doch gehört der Titel nach wie vor zu den besten Serienteilen und bleibt Pflichtprogramm für jeden Rollenspieler.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Dragon Quest III spielt zeitlich vor den ersten beiden Serienteilen. Wollt ihr die so genannte Erdrick-Trilogie also chronologisch erleben, bekommt ihr mit dem HD-2D-Remake eine einfache Gelegenheit dazu. Es ist eine Chance, die ihr meiner Meinung nach unbedingt ergreifen solltet! Ende der 1980er-Jahre half der dritte Serienteil dabei, das Genre der japanischen Rollenspiele zu definieren. Auch im Jahr 2024 gehört Dragon Quest III meiner Meinung nach immer noch zu den besten Serienteilen. Selbst beim wiederholten Spielen des Titels macht es mir nichts aus, mit weitgehend charakterlosen Helden durch die Lande zu ziehen. Das liegt daran, dass ich überall kleinere Geschichten in einer Welt erlebe, die bei genauerem Hinsehen tatsächlich atmet. Das motiviert mich ungemein, bei wunderschöner Grafik im HD-2D-Gewand und einer fantastischen Soundkulisse alle Königreiche zu besuchen und jeden noch so unscheinbaren Dungeon bis in die entlegensten Winkel zu erforschen. Hinzu kommen hunderte Zufallskämpfe, die durch die leichte Programmierbarkeit meiner Mitstreiter noch sehr viel schneller, actionreicher und spannender ablaufen, als wenn ich mich um alle Aktionen selbst kümmern würde. Im Remake kommen zudem wirklich tolle Komfortfunktionen wie Zielmarkierungen oder unterschiedliche Schwierigkeitsgrade hinzu, wodurch der Titel für alle Spielertypen gleichermaßen einladend sein dürfte. Lediglich dass der Titel auf der Switch nicht ganz optimal läuft, schmälert das positive Gesamtbild etwas. Wem die Technik wichtig ist, muss entsprechend zu einer der anderen Versionen greifen. Nichtsdestotrotz gehören Dragon Quest III HD-2D Remake wie die vorherigen Versionen unweigerlich zu den besten Rollenspielen aller Zeiten und sollte deshalb von jedem Fan des Genres oder allen, die es werden wollen, einmal gespielt werden.