Retro Highway – TEST

Retro Highway fühlt sich wie ein Arcade-Spiel der frühen 1990er-Jahre an, das aber für ein neues Publikum mit freischaltbaren Inhalten aufbereitet wurde. Das kann sowohl motivieren als auch eine herausfordernde Aufgabe sein, wie wir schon kurz nach Spielbeginn feststellen.


Bei Retro Highway handelt es sich um ein Rennspiel, in dem wir auf einem Motorrad Platz nehmen und einer schier endlosen Straße folgen. Unsere Aufgabe besteht darin, möglichst lange durchzuhalten und Münzen einzusammeln, die über die gesamte Stage verteilt sind. Das klingt einfacher als es in der Praxis tatsächlich ist, denn wir sind nicht alleine auf dem titelgebenden Highway unterwegs. Wir müssen die Straße mit dutzenden, gar hunderten anderen Fahrzeugen teilen. Soll heißen, dass wir über den Asphalt brettern, indem wir uns fließend durch den Verkehr schlängeln und auch dem Gegenverkehr ausweichen, wenn wir aufgrund der Münzenjagd oder zu dichtem Verkehrsaufkommen auf die Gegenfahrbahn ausweichen müssen.

Wenn wir Beinahunfälle riskieren, wird das nicht nur über wildes Hupen seitens des jeweiligen Verkehrsteilnehmers symbolisiert. Auch die Nitro-Anzeige unseres Motorrads füllt sich langsam auf. Setzen wir den Nitro ein, können wir mit Affenzahn den Highway unsicher machen. Das erhöht zwar die Möglichkeit einer verheerenden Kollision, die in der Regel zum Neustart führt, doch erhalten wir auch die doppelte Anzahl von Münzen, wenn wir die vom Spiel vorgegebenen Challenges erfüllen. Diese sind der zweite große Aspekt von Retro Highway, denn nur so kommen wir (schneller) an neue Gameplay-Inhalte.

Anspruchsvolle Herausforderungen

Neue Stages schalten wir frei, indem wir eine bestimmte Anzahl an Herausforderungen absolvieren. Hierzu zählen zum Beispiel das Zurücklegen von einhundert Metern, ohne auch nur eine Münze einzusammeln, innerhalb von acht Sekunden eine Strecke ohne auch nur einen Stunt zurückzulegen oder das Bike zwischen 250 und 750 Metern zu schrotten. Das ist in den ersten dreißig bis sechzig Minuten noch überaus angenehm, wird aber Stück für Stück anspruchsvoller und je nach Stage auch komplizierter. So stellt sich der Highway in Emerald Hills mit seiner amerikanischen Landschaft und weißen Gartenzäunen und der einen oder anderen Scheune als einsteigerfreundliches Level heraus.

Schon bei der zweiten Stage wird jedoch klar, dass Retro Highway Nägel mit Köpfen macht. In der Great Desert genannten Stage stehen nicht nur Pylone auf der Straße, auch Ölflecken verkomplizieren das Rasen, da wir bei Berührung ins Schlittern kommen, was die Unfallgefahr erneut erhöht. Je nachdem wie schnell wir unterwegs sind, können diese Hindernisse aber umgangen werden. Das Design der zufällig zusammengesetzten Stage sollten wir schnell verinnerlichen. Es macht zwar Spaß, in Retro Highway Rampen als Sprunghilfe zu nehmen, doch im Tunnel holen wir uns nur eine Beule am Kopf und Straßenschilder oberhalb des Highways stoppen uns genauso.

Flüssiges Arcade-Gameplay

Um Unfälle zu vermeiden, können wir auch das Schild-Upgrade aufklauben. Power-ups sind aber rar gesät und können nicht einkalkuliert werden. So ist auch der Dreifachmultiplikator für Münzen eine zufällige Überraschung wie der Magnet, um entfernte Münzen automatisch einzusammeln. Die Münzen können wir im Hauptmenü in neue Motorräder investieren, die sich in den Punkten Geschwindigkeit, Handhabung und Haltbarkeit unterscheiden. Uns gefallen diese Unterschiede, da wir mit unseren ständig besser werdenden Fähigkeiten parallel dazu wachsen.

Bezüglich der Steuerung geht Retro Highway flüssig von der Hand. Zumindest über das Steuerkreuz des Pro Controllers manövrieren wir unseren Fahrer geschmeidig durch Autos und Lastwagen. Mit dem Analog-Stick fühlt sich die Steuerung etwas schwammig an. Positiv anzumerken ist, dass wir darüber hinaus nur einen Aktionsknopf zum Zünden des Nitros benötigen. Im Kern ist das Spiel eben immer noch ein Arcade-Titel und das ist auch an der Grafik zu sehen, die stark an den Sega-Klassiker Hang-On erinnert. Entsprechend flitzen wir aus der Verfolgerperspektive durch eine Pixel-Landschaft, in der links und rechts am Rand dreidimensionale Objekte suggeriert werden. Das sieht zwar schick aus, doch leider besteht der Soundtrack durchweg aus abwechslungsarmen Stücken. Gerade die repetitive Musik kann bei der Highscore-Jagd für die Online-Rangliste auf kurz oder lang ein großes Hindernis sein.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Retro Highway entpuppt sich als überaus spaßige Arcade-Raserei. Es macht mir richtig viel Laune, die mit Hindernissen und Gefahren gespickten Stages abzufahren, viele Münzen einzusammeln und dabei zahlreiche Challenges zu absolvieren. Durch die in angenehmen Intervallen freigeschalteten Inhalte motiviert Retro Highway mit seinem einfachen wie zugänglichen Gameplay. Auch in puncto Steuerung flutscht der Titel – zumindest wenn ich das Bike über das Steuerkreuz des Pro Controllers manövriere. Mit dem Analog-Stick fühlt sich die Kontrolle etwas schwammig an. Optisch macht der Titel seinem Namen alle Ehre. Die an 16-Bit-Spiele erinnernde Grafiken sind schick anzusehen, suggerieren dreidimensionale Objekte und warten mit klitzekleinen Details wie blinkenden Rücklichtern auf. Lediglich akustisch enttäuscht mich Retro Highway so wirklich, denn die wenigen Musikstücke hören sich in meinen Ohren viel zu gleich an. Vor allem unter dem Aspekt der Highscore-Jagd, bei der ich die einzelnen Stages immer wieder angehen muss, ist das für mich ein Dorn im Auge beziehungsweise im Ohr. Wer jedoch Retro- und Arcade-Spiele mag, darf bei Retro Highway sehr gerne nicht nur einen Blick riskieren!