Shadow Corridor – TEST

Ursprünglich erschien Shadow Corridor im März 2019 in Japan für den PC. Im August 2019 folgte die Nintendo-Switch-Fassung. Diese wurde hierzulande verspätet im Oktober 2021 veröffentlicht. Anstatt mit Horror gruselt das Spiel jedoch vor allem mit seinem Spieldesign.


Halloween ist zwar vor allem ein US-amerikanisches Phänomen, das aber auch in Europa nicht ignoriert wird. Der ursprünglich irische Brauch versetzt nicht nur Filmliebhaber, sondern auch Videospieler in einen besonderen Zustand. So nutzt so mancher Spieler den Oktober, um das eine oder andere Survival-Horror-Spiel ins Laufwerk seiner Konsole zu pfeffern. Im Falle von Shadow Corridor wird dies zwar eher ein Download sein, den ihr euch aber getrost sparen könnt. Schon lange haben wir kein Spiel mehr gespielt, das derart lustlos und unfertig programmiert wirkt.

Sicherlich ist das Survival-Horror-Genre auch für Entwickler nicht leicht, denn schließlich muss der Spieler in irgendeiner Weise geschockt oder gegruselt werden. Hier gehen die Geschmäcker weit auseinander. Von subtilem Horror bis hin zu ausufernden Slasher-Orgien ist im Videospielsektor schließlich alles vertreten. Shadow Horror geht eher in die Richtung des subtilen Horrors und setzt Schockmomente eher bewusst ein. Blöd ist nur, dass all das nicht wirklich gut umgesetzt ist. Jedweder Jump-scare zaubert uns nur ein müdes Lächeln ins Gesicht und wenn wir schon mal Reißaus nehmen müssen, sind wir eher darauf bedacht, die Spielfigur ohne in eine Sackgasse zu laufen zum Ziel zu bringen als nicht vom Verfolger erwischt zu werden. Für ein Survival-Horror-Spiel ist das katastrophal!

Nebensächliche Story

Hinzu kommt, dass Shadow Corridor nur am Rande das eine oder andere Story-Element für die Erzählung nutzt. Zu Beginn des Spiels wählen wir aus einer Übersicht einfach das erste Kapitel aus, das zudem als halbgares Tutorial dient. Sobald wir einen Akt abschließen, steht uns bei der Kapitelwahl der nächste zur Auswahl. Vorangetrieben wird die Geschichte vor allem über Dokumente am Wegesrand. Beispielsweise erfahren wir Hintergründe über die Stadt, in der Shadow Corridor vermutlich spielt, wenn wir einen Zeitungsartikel lesen. An anderer Stelle hängt an einem Zaun eine Vermisstenanzeige.

Teilweise sind diese Informationen unglaublich wichtig, denn nur so erfahren wir, dass es Krähen in der näheren Umgebung auf glitzernde Gegenstände abgesehen haben. Also müssen wir mit ein paar Böllern eine Krähe so erschrecken, dass diese einen Schlüssel fallen lässt, mit dem wir anschließend die Tür zum nächsten Gebiet öffnen können. Alle Texte des Spiels sind übrigens vollständig auf Englisch. Es gibt in den Optionen zwar die Möglichkeit, die Sprache unter anderem auf Japanisch, Russisch oder Koreanisch umzustellen, doch Deutsch gehört leider nicht dazu. Wer keine zumindest mittelmäßigen Englischkenntnisse mitbringt, wird an der einen oder anderen Stelle vielleicht zu knabbern haben. Das liegt aber auch am restlichen und schwachen Spieldesign.

(Spiel)technisches Knockout

In Shadow Corridor können wir nur begrenzt oft sterben. Wenn wir ein Magatama finden, können wir einmalig wiederbelebt werden. Wirklich hilfreich ist das aber nicht, da wir nur eine begrenzte Anzahl dieser Krummjuwele finden können. Zudem schlendern in den Korridoren, die sich meist der japanischen Architektur bedienen, auch Gegner mit Nō-Masken herum, die uns bei Berührung sofort töten. Auch wenn die verschiedenen Levels nicht sonderlich groß sind, ist vor allem der Tod, der zum Neustart des ganzen Kapitels führt, ein sehr großes Ärgernis.

Es gibt zwar einen leichten Schwierigkeitsgrad, bei dem das Magatama-System wegfällt und der zudem eine Minimap hinzufügt, doch ändert dieser nichts an der Steuerung. Wir bewegen unsere Spielfigur aus der Egoperspektive durch die Levels, doch bewegen wir uns selbst beim Umsehen mit dem rechten Analog-Stick so langsam, dass wir stets das Gefühl haben, einen Panzer zu steuern. Beim Umsehen krümmt sich die Perspektive am linken und rechten Seitenrand zudem ein wenig, was für ein leichtes Unwohlsein sorgt. In technischer Hinsicht wirkt das Spiel auch eher wie ein frühes Nintendo-Wii-Spiel. Plötzliche Schwarzblenden beim Laden eines neuen Gebiets, schwache Lichteffekte, teilweise hell blinkende Fragmente und eher maue Texturen stehen darüber hinaus nicht gerade für Qualität. Höchstens die Akustik von Shadow Corridor sorgt für etwas Anspannung. Ein schwacher Trost!

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Auf Shadow Corridor habe ich mich sehr gefreut. Das japanische Setting und der auf den ersten Blick wohl vorhandene Retro-Charme haben mich neugierig gemacht. Allerdings hätte ich nie ahnen können, wie qualitativ minderwertig das Survival-Horror-Abenteuer ist. Es gibt so gut wie keine Szenen, die wirklich gruselig sind oder mich derart schocken, dass mein Puls in die Höhe schnellt. Auch dass ich nur begrenzt oft sterben kann und im schlimmsten Fall das ganze Kapitel von Vorne beginnen muss, ist absolut unnötig und in puncto Spieldesign veraltet und überholt. Shadow Corridor ist ein unglaublich langsames Spiel, was aber vor allem an der lahmen und manchmal sogar etwas hakeligen Steuerung liegt. Mein aus der Egoperspektive gespielter Charakter fühlt sich vor allem beim Umsehen wie ein Panzer an, was vor allem bei der Flucht vor Gegnern ein großes Ärgernis ist. Auch technisch enttäuscht der Titel. So setzen Ladezeiten zu plötzlich mit Schwarzblenden ein, manchmal flackern einzelne Elemente der Level-Architektur und mit den schwachen Lichteffekten und mauen Texturen kann Shadow Corridor auch nicht viel rausholen. Shadow Corridor ist ein Spiel, das selbst beinharte Genre-Fans getrost außer Acht lassen können. Es gibt selbst auf der Switch trotz vorhandener Mankos viel bessere Retro-Style-Alternativen wie zum Beispiel Yomawari: Night Alone oder Lamentum.